Allgemeines
Titel: King of Scars - Thron aus Asche und Gold
Autor:
Leigh Bardugo
Verlag: Knaur (20. August 2019)
Genre:
High Fantasy
ISBN-10: 3426227002
ISBN-13:
978-3426227008
Seitenzahl: 512 Seiten
Originaltitel:
King of Scars
Weitere Bände: Grisha - Goldene Flammen
Grisha
- Eisige Wellen
Grisha - Lodernde Schwingen
Das Lied der Krähen
Das Gold der Krähen
Die Sprache der Dornen
Preis: 14,99€ (Kindle-Edition)16,99€ (Broschiert)
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Inhalt
Bewertung
"King of Scars" war vor drei Jahren mein erster Ausflug ins Grisha-Verse und auch wenn ich die Geschichte wundervoll fand, habe ich es damals sehr bereut, dass Buch gelesen zu habe. Ich hatte mir das Buch angefragt da ich meine Chance sah, auch ein wenig Bardugo-Zauber erhaschen und mir die fünf Bände zuvor sparen zu können. Nach Aussagen des Verlags hätte man dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen können. Das habe ich aber ganz anders empfunden: so ganz ohne das Vorwissen aus den beiden ersten Reihen der Autorin ist die Geschichte nicht nur schwer zugänglich, sondern entfaltet einfach nicht dieselbe Magie. Wenn ihr also weder die "Grisha"-Trilogie noch die "Krähen-Dilogie" gelesen habt - Finger weg von diesem Buch! Anlässlich des Erscheinungstermin des zweiten Teil, "Rule of Wolves" habe ich mich deshalb entschlossen, nachdem ich sowohl die Grisha-Trilogie, als auch die Krähen-Dilogie gelesen habe, "King of Scars" mit meinem neuen Vorwissen nochmal zu lesen. Und was soll ich sagen: bei dieser zweiten Chance habe ich mich Hals über Kopf in die Geschichte verliebt und schreibe nun deshalb diese Ergänzungsrezension...
"Ich bin das Monster, und das Monster ist ich."
Ich will es gar nicht leugnen - ich bin beim Bestellen dieser Geschichte vor
drei Jahren vor allem der wunderschönen Gestaltung erlegen. Schaut euch dieses
goldene Prachtstück doch nur mal an: auf schmutzig-goldenem Hintergrund sind
fühlbare Prägungen aufgesetzt, die kleine Details der Handlung zeigen. Groß in
der Mitte ist das Wappen von Zar Nikolai Lantsov zu sehen. Der majestätische
Doppeladler mit der strahlenden Krone fasst den heller hervorgehobenen Titel
wundervoll ein und wird durch Krallenspuren, die ebenfalls eine Verbindung zum
Titel haben, durchtrennt. Im linken unteren Eck sind die Türme des
Zarenpalastes in Os Alta zu sehen, rechts unten weist das Segelschiff auf
einen weiteren Handlungsstrang und Nikolais Vergangenheit hin. Interessant
sind aber vor allem die Motive rechts und links oben: die Rosen und der
Drache, die beide versteckte Hinweise auf spannende Entwicklungen sind, die
man sich als ahnungsloser Betrachter des Covers niemals vorstellen könnte.
Abgerundet wird das liebevoll ausgearbeitete Coverbild durch den schwarzen
Buchschnitt und die Karte in der vorderen Leselasche. Auf dem Bild seht ihr,
dass mein Exemplar doch tatsächlich sogar signiert ist (*Fangirl-Moment*).

Während mich beim ersten Lesen die Geschichte im mittleren Drittel packen
konnte, war ich nun von der ersten Seite mitgerissen und habe mich riesig
gefreut, Nikolai, Zoya, Nina und all die anderen liebgewonnenen Figuren
wiederzusehen. Insgesamt wird vor allem aus drei, gegen Ende sogar aus vier
Perspektiven erzählt, die sich im Wesentlichen auf zwei Handlungsstränge
konzentrieren. Der erste Handlungsstrang fokussiert auf den Zarenpalast in
Os Alta, in dem Nikolai, seine Oberbefehlshaberin Zoya, die Zwillinge Tolya
und Tamar sowie die Bildnerin Genya, und ihr Mann David am Frieden und der
Sicherheit Ravkas arbeiten. Wie wahrscheinlich fast alle Fans des
Grisha-Verse habe ich mich schon in den vorherigen Reihen halsüberkopf in
Nikolai Lantsov verliebt, der zuerst als Freibeuter, dann als Erfinder,
Kriegsheld und nun als Zar mein Herz erobert. Hier bekommt er endlich die
Aufmerksamkeit, die er verdient und seine Rolle wird vom spannenden
Nebencharakter zum starken und ambivalenten Hauptprotagonisten ausgebaut.
Zugegebenermaßen verlässt sich die Autorin gerade bei ihm etwas zu sehr
darauf, dass ihre Leser Nikolai schon aus den vorherigen Teilen schon liebt,
weshalb ich als unvorbereitete Leserin ihn beim ersten Durchgang mehr
verwirrend als liebenswürdig fand.
Anders verhält es sich mit Zoya Nazyalensky, die mir beim ersten Lesen sehr sympathisch war, die sich meine Sympathie nun, da ich ihre Vorgeschichte und ihre Rivalität mit Alina kannte, beim zweiten Lesen erstmal wieder erarbeiten musste. Die mächtige Stürmerin hat sich nicht gerade für ihren Sanftmut und ihre Nettigkeit einen Ruf gemacht - in der Grisha-Trilogie wirkte sie kalt und grausam -, hier erfahren wir aber Stück für Stück, was sie zu dieser Person gemacht hat. Hinter ihrem beißenden Sarkasmus, verbirgt sich in ihrem Inneren eine schmerzhafte Unsicherheit und Hilflosigkeit und als sie ihre Geschichte erzählt, musste ich sie einfach lieben. Ihre Loyalität, ihre Stärke, ihre Gabe immer wieder über sich hinauszuwachsen haben mich inspiriert, auch wenn ich sie immer noch nicht unbedingt als sympathisch einstufen würde. Dadurch dass sowohl sie als auch Nikolai aus ihrer Perspektive erzählen, können wir auch deren Beziehung wunderbar verfolgen. Die beiden scheinen auf den ersten Blick eine distanzierte, geschäftsmäßige Verbindung zu pflegen, ganz nach Leigh Bardugo Manier wird aber bald offensichtlich, dass unter der Oberfläche viel mehr Gefühle vorhanden sind, als sich die beiden eingestehen. Zwischen Politik, Intrigen, Mordanschlägen, Monsterjagden und einer Reise in die Überreste der Schattenflur, die einige verrückte Überraschungen beinhaltet, bleibt noch nicht soooo viel Zeit für die Annäherung der beiden, das wird dann aber hoffentlich im zweiten Teil noch vorangetrieben. Denn wenn Zoya und Nikolai trotz der ganzen Hindernisse nicht Endgame sind, falle ich vom Glauben ab.
Der zweite Handlungsstrang spielt sich im eiskalten, frauenfeindlichen
Fjerda ab, wo Nina Zenik auf einer Geheimmission im Auftrag von Zar
Nikolai verfolgte Grisha rettet. Als sie zusammen mit Andrik und Leoni,
zwei weiteren Grisha des Geheimnetzwerks in Fjerda, auf ein
unglaubliches Geheimnis stößt, das die Zukunft der Grisha, aber auch
ganz Ravkas gefährdet, muss sie einige schwierige Entscheidungen
treffen.... Die Entherzerin aus Ravka hat sich ja schon durch einige
Widrigkeiten gekämpft. Erst der Bürgerkrieg, dann die Gefangennahme
durch die Fjerdan, ein Schiffbruch, due ein oder andere gefährliche
Mission der Krähen in Ketterdam, eine Dosis der tödlichen Droge Jurda
Parem, die ihre Macht für immer verändert hat und schlussendlich (der
absolute Heart-Break-Moment der Krähen-Reihe) den Tod ihres geliebten
Drüskelle Matthias... Beim ersten Lesen konnte ich Ninas Trauer nicht so
gut nachvollziehen, nachdem ich Ninas Verlust hautnah miterlebt habe,
haben mir ihre Passagen regelmäßig das Herz gebrochen. Doch es wäre
nicht Nina, wenn sie sich komplett in die Trübseligkeit stürzen würde
und so war auch beim ersten Lesedurchgang für mich klar: die
rundliche Nina mit dem riesigen Appetit auf Waffeln, der tödlichen
Knochensplitter-Rüstung und dem unschuldigen Lächeln muss man einfach
lieben.
Da ihr Abenteuer am geradlinigsten verläuft (Nikolais Heiligen-Eskapade
sind einfach ein bisschen abgedreht), war mir ihr Handlungsstrang
irgendwann der liebste. Ein großer Grund dafür ist auch die junge
Novizin Hanne, die Nina auf ihrer Mission über den Weg läuft. Aufsässig,
voll Kampfgeist, wunderschön und mit einer versteckten Gabe erweckt sie
sofort Ninas Aufmerksamkeit, da sie genau wie Nina nicht so recht in die
patriarchale Welt der Fjerdan hineinpasst. Auch die Beziehung zwischen
Nina und Hanne bleibt von der Autorin sehr zart angedeutet. Eine
mögliche Liebesgeschichte wird nur vorsichtig vorbereitet, Hanne wurde
aber schon bald zu einem neuen Lieblingscharakter, den ich sehr gerne an
Ninas Seite sehen würde, ohne dass es das Andenken von Matthias
beschmutzen würde. Die Art und Weise, wie Leigh Bardugo sie gleichzeitig
zerbrechlich und stark wirken lässt ist wundervoll!
Neben den feministischen Zügen, die sich immer wieder abzeichnen, ist
auch die Diversität der Protagonisten positiv zu vermerken. Ob bi-,
pan-, hetero-, oder homosexuell spielt ebenso wie die Hautfarbe keine
Rolle und wird nur nebenbei erwähnt - ebenso wie es im echten Leben auch
sein sollte: keine große Sache. So fügen sich auch die Protagonisten gut
in die wundervolle, eigensinnige, kunterbunte, authentische, magische
Welt - das Grisha-Verse. Dass ich trotz meiner massiven
Anfangsschwierigkeiten auch beim ersten Lesen in diese osteuropäisch
angehauchte Fantasywelt eintauchen konnte, garantierte der wundervolle
Schreibstil der Autorin. Düster, magisch und spannend webt sie ihre
Geschichte, nimmt uns mit an schillernde Schauplätze und schockt uns mit
Überraschungen. Dabei tragen nie Kämpfe, Intrigen, Brutalität und
Irrglaube den Sieg davon, sondern immer Mitgefühl, Freundschaft und
Liebe, sodass sich die Geschichte liest wie ein Märchen: mal düster und
bedrohlich, mal leuchtend bunt und immer wunderschön!
Fazit
Ein gelungener Auftakt voller Schmerz, Macht, Freundschaft, Mitgefühl, Liebe, Kraft, Mut und natürlich viel Magie. Leigh Bardugo erzählt auch hier wieder ein wundervolle Märchen: mal düster und bedrohlich, mal leuchtend bunt und immer wunderschön!Aber Achtung: Lest unbedingt die Grischa-Trilogie und die Krähen-Dilogie vor diesem Spin-Off, sonst ist es nur das halbe Vergnügen!

Danke für deine einleitenden Worte!
AntwortenLöschenEs gibt immer noch genug, die anderen sagen sie bräuchten die vorherigen Bände hierfür nicht! Das finde ich wirklich doof, denn das stimmt einfach nicht!
Freut mich jedenfalls, dass es dir jetzt beim zweiten Lesen umso besser gefallen hat :)
Liebste Grüße, Aleshanee
Ja, das kann ich gar nicht verstehen. Ohne Ravkas Vorgeschichte mit dem Bürgerkrieg, dem Dunklen etc zu kennen, über Ninas Abenteuer mit den Krähen und ihren Verlust bescheid zu wissen und Nikolai, Zoya und die anderen schonmal kennengelernt zu haben, versteht man ja nur die Hälfte. Vor allem, dass das vom Verlag so falsch kommuniziert wird, finde ich echt schade!
LöschenLiebe Grüße
Sophia
Das scheint ja leider allgemein bei den Verlagen so zu sein, dass ältere Bücher (und wenns nur 3-4 Jahre sind) oder Reihenanfänge gar nicht mehr so in den Fokus gerückt werden, sondern nur "das Neue".
LöschenKlar brauchen die Neuerscheinungen Werbung, aber bevor man enttäuschte Leser hat, sollte man doch so kommunizieren, dass man selber entscheiden kann.
Da bin ich absolut deine Meinung! Es geht ja nicht nur um kurzfristige Verkäufe, es ist doch auch wichtig, dass die LeserInnen zufrieden sind und sich nicht ärgern, wenn sie durch das Marketing in eine irreführende Richtung gedrängt wurden. 🙄
LöschenDu hast eine SIGNATUR von Queen Leigh?! :O *neid*
AntwortenLöschenJAAAAAA, oder? Glbh, ahuawpd aaahh, ich freue mich jedes Mal so sehr, wenn ich daran denke 😍😎
Löschen"Glbh, ahuawpd aaahh" <- das fühl ich
LöschenMir fehlte die adäquate Ausdrucksmöglichkeit meiner Begeisterung über den schriftlichen Kommentar, deshalb musste ich zu besonderen Mitteln greifen 😂😂
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