Die Fakten
Titel: Normale Menschen
Autorin: Sally Rooney
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
(17. August 2020)
Genre:
Roman
Seitenzahl: 320 Seiten
Originaltitel: Normal
People (übersetzt
von: Zoe Beck)
Link:
Hier klicken!
Der Inhalt
Die Eindrücke
Handlung: Meine Erwartungen waren trotz der vielen begeisterten Empfehlungen nicht besonders hoch, dennoch hat "Normale Menschen" sie katastrophal verfehlt. Ein erster Grund dafür ist, dass schlicht und einfach keinerlei Spannungsbogen vorhanden ist. Sally Rooneys Roman ist voll von Belanglosem und ihre Erzählung als "ruhig" zu bezeichnen, wäre nur eine extreme Beschönigung der Tatsache, dass kein einziges spannungsgebendes Element vorhanden ist. Zusätzlich zum Fehlen jeglicher Anreize zum Weiterlesen machten es mir auch die großen und unregelmäßigen Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln sehr schwer, der Handlung zu folgen. Vieles passiert hier zwischen den einzelnen Abschnitten - ganze Beziehungen, depressive Phasen, Jobs und Auslandsaufenthalte beginnen und enden im Nichts zwischen den Kapiteln, alle möglichen, wichtigen Entwicklungsschritte finden im Off statt, ohne dass sie mit mehr als einem Nebensatz nachgeholt werden. Bald stellte sich mir also die Frage, was uns die Autorin überhaupt mit den ausgewählten schnappschussartigen Szenen sagen möchte, wenn sie so vieles anreißt, aber nichts wirklich ausführt. Die größte Enttäuschung kam aber dann zum Schluss. Über 320 Seiten hinweg habe ich verzweifelt auf eine Pointe gewartet, die die Geschichte und deren zielloses Dahinplätschern legitimiert hätte. Als das die Geschichte dann genauso langsam und uninspiriert ins Ziel stolperte, wie sie angefangen hat, habe ich mich ernsthaft gefragt, warum ich den Roman überhaupt gelesen habe.
Schreibstil: Addiert man zu der verwirrenden, bruchstückhaften und spannungslosen Handlung noch den distanzierten, monotonen und fast sachlichen Erzählton Sally Rooneys entsteht endgültig ein für mich gänzlich nicht ansprechendes Endprodukt. Die nicht als solche gekennzeichnete wörtliche Rede, die meinen Lesefluss regelmäßig störte, war dabei noch gar nicht mein größtes Problem. Weitaus gravierender fand ich, dass Sally Rooney sich zwar darin gefällt, kaltherzig ihre Figuren zu analysieren und den Finger in die Wunde zu legen, dabei aber verpasst, Emotionen, Gedanken und Beweggründe der Handlungen an die LeserInnen zu vermitteln. Insgesamt entsteht so eine kalte, düstere, pessimistische Atmosphäre, die dafür gesorgt hat, dass es mich trotz des recht geringen Umfangs des Romans und der einfachen Sprache große Mühe gekostet hat, die Geschichte zu Ende zu lesen. Zwischendurch blitzten zwar auch einige interessanten Gedanken auf, diese wurden aber nie weiter ausgeführt, sodass die Handlung letztendlich konturlos und bedeutungslos an mir vorüberzog, ich weder das Lesen genossen noch einen inhaltlichen Mehrwert davon bezogen habe.
Figuren: Was die Figuren angeht muss ich vorab betonen, dass ich grundsätzlich charakterfokussierte Erzählungen sehr schätze und in die Idee verliebt bin hier einfach ganz unspektakulär die Geschichte zweier "normaler Menschen" zu erzählen, bei denen nicht die üblichen überzogenen Liebesdramen, sondern das Leben dazwischenkommt. Leider scheitert diese vielversprechende Idee für mich aber schon daran, dass Marianne und Connell alles andere als "normale Menschen" sind. Anders als Klapptext und Titel versprechen sind die beiden keine durchschnittlichen Identifikationsfiguren, in denen man sich wiedererkennt. Statt sensibel auf die Persönlichkeitsentwicklung der beiden einzugehen und zu problematisieren, was sie sich in ihrer Angst vor Ablehnung gegenseitig antun, dreht die Geschichte sich jahrelang ständig im Kreis und uns LeserInnen bleibt nichts anderes übrig, als dieselben Motive immer und immer wieder durchzukauen. Aufgrund ihres zerstörerischen, destruktiven Verhaltens, ihrer Unsicherheit und ihrer Unfähigkeit, offensichtliche Probleme anzusprechen und anzugehen, ist mein Verständnis für die beiden mit jedem Kapitel mehr in sich zusammengefallen und gegen Ende sogar beinahe Verachtung gewichen. Ich kann also kaum glauben, dass der Roman als Liebesgeschichte verkauft und vermarktet wird. "Normale Menschen" ist eher eine langgezogene Auseinandersetzung mit dem Entstehen einer Depression, die ausführlich beleuchtet, was in Beziehungen alles falsch laufen kann.
Die Zitate
Das Urteil
"Normale Menschen" war für mich leider eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Der hochgelobte Roman von Sally Rooney konnte mich weder inhaltlich noch sprachlich und schon gar nicht emotional erreichen, sodass ich definitiv keine Leseempfehlung aussprechen kann. Den einen Stern gibt es gnädigerweise für die Grundidee und die einzelnen interessanten Gedanken, die mir über die letzten 100 Seiten hinweggeholfen haben.PS: Falls Du diese Geschichte geliebt haben solltest, wäre ich Dir sehr verbunden, wenn Du versuchen könntest, die Faszination dieses Romans in einem Kommentar kurz zu erklären. Ich habe sie nämlich nicht verstanden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich, wenn Du einen Kommentar dalässt.
Egal ob Kritik, Verbesserungsvorschläge, Lob, Anmerkungen, Fragen oder eigene Meinung - das ist der richtige Ort dafür ;-)