Montag, 14. November 2022

Montagsfrage #46 - Liebste Erzählart?

Hallöchen,

heute beschäftigen wir uns damit, wie Bücher erzählt werden und welche Parameter dabei abseits von Handlung und Schreibstil entscheidend sind. Mir sind da die Erzählperspektive, die Zeitform, die Gestaltung von Erzählsträngen und die Kapitellänge eingefallen. Vielleicht kommt Ihr ja noch auf ein paar weitere Punkte, die hier relevant sind, ich bin auf jeden Fall schonmal gespannt auf Eure Vorlieben:


Habt Ihr eine bevorzugte Erzählart (Perspektive, Zeit, Erzählstränge, Kapitellänge etc.)?


Für mich gilt grundsätzlich, dass ich für alle Arten von Erzählungen erstmal offen bin und die Ausgestaltung der Parameter des Buches zur Geschichte selbst passen muss. Insgeheim habe ich aber natürlich trotzdem ein paar Vorlieben zu einzelnen Punkten.

Zuerst zur Erzählperspektive: Ich habe von auktorialen (allwissenden) Erzählern über die typischen personalen Erzählformen (Ich, Du, Er/Sie) bis hin zu ganz neutralen Erzählern schon alles gelesen, bin aber ein großer Fan von personalen Ich-Erzählern, da dort für mich die größte Intimität zwischen mir und der Figur erzeugt wird. Lese ich "er/sie macht dies oder das", ist klar, dass die Handlung wirklich zu der dargestellten Figur gehört, bei "ich mache xy" ist die Distanz zwischen mir als Leserin und der handelnden Figur deutlich geringer und ich bin emotional stärker an der Handlung beteiligt statt sie nur zu beobachten. Natürlich wünscht man sich bei manchen Geschichten etwas mehr Distanz oder die Erzählung macht erforderlich, dass wir durch einen allwissenden Erzähler zusätzlich Informationen und Vorausdeutungen erfahren, in den meisten Fällen bin ich aber für eine Ich-Perspektive. Besonders in komplexen Geschichten mit mehreren Handlungssträngen oder in Liebesgeschichten, die von unterschiedlichen Perspektiven leben, mag ich auch multiple PoVs sehr. So hat man Abwechslung, bekommt einen Einblick in verschiedene Figuren und kann die Handlung von verschiedenen Standpunkten aus bewerten.

Auch was die Erzählzeit angeht bin ich grundsätzlich flexibel, bevorzuge aber das Präteritum. Ich habe schon mit vielen Leuten darüber diskutiert, die als Argument ins Feld führen, dass bei Präsens die Unmittelbarkeit der Handlung stärker im Vordergrund steht, mich irritiert das aber immer ein wenig beim Lesen. Womit ich ganz schlecht umgehen kann sind Wechsel in der Erzählzeit, da ich da so unsensibel dafür bin, dass ich diese häufig überlese und dann verpasse, dass es sich um unterschiedliche Zeitebenen handelt. 

Und da wären wir schon beim nächsten Punkt: Erzählsträngen. Wie bereits gesagt LIEBE ich es, wenn es mehrere Erzählstränge gibt, die sich mit der Zeit finden, ergänzen und überschneiden. Wenn diese auf verschiedenen Zeitebenen und an unterschiedlichen Orten stattfinden, mag ich ebenfalls sehr gerne, in diesem Fall möchte ich aber zur Beibehaltung der Übersichtlichkeit gerne eine klare Kennzeichnung. Genau so verhält es sich auch, wenn die Geschichte nicht chronologisch erzählt ist. Je nach Genre und Inhalt kann es von Vorteil für den Spannungsbogen sein, wenn die Erzählung keinem linearen Zeitstrang folgt, sondern szenisch erzählt ist. Auch das kann seinen Reiz haben, leider aber auch schnell unübersichtlich werden. Hier gilt für mich: wenn ich eine Mindmap erstellen muss, um den Plot zu verstehen, ist etwas schief gegangen.

Was die perfekte Kapitellänge angeht, bin ich weitaus sicherer in meiner Aussage als bei den Erzählsträngen. Als passionierte Kapitelleserin bin ich ein Fan von kurzen Kapiteln, die nicht über sieben Seiten hinausgehen. Sind die Kapitel viel länger (ich habe schon Bücher mit 20-40seitigen Kapiteln gelesen), möchte ich wenigstens regelmäßige Sinnabschnitte, die das Pausieren zu halbwegs abgeschlossenen Szenen ermöglichen.


Welche Erzählarten bevorzugt Ihr? Oder seid Ihr da komplett frei? 

Liebe Grüße
Sophia
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Wortmagieblog
Aequiats et Veritas
Andrea
Büchernarr
Lesewelle
Kiras kleine Leseecke

16 Kommentare:

  1. Hallo Sophia und in die Runde,

    ich habe keine Vorlieben hinsichtlich der Erzählart, weil ich solche technisch-strukturellen Aspekte, wie sie heute gefragt sind, stets im Kontext bewerte. Mit einer interessanteren Antwort kann ich leider nicht dienen. 😅

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße und eine schöne Woche für alle,
    Elli

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    1. Hey Elli,

      du hast natürlich recht, dass das heute in der Frage nur Werkzeuge sind, die eben besser oder schlechter zum Buch passen können. Ich habe ja auch in meine Antwort geschrieben, dass ich für alle Arten von Erzählungen erstmal offen bin und die Ausgestaltung der Parameter des Buches zur Geschichte selbst passen muss. Die einzelnen Werkzeuge bringen für mich aber schon gewisse Vor- oder Nachteile mit sich, die generell definierbar sind (z.B. größere sprachliche Nähe bei einer Ich-Perspektive), sodass ich da für mich persönlich schon Vorlieben definieren kann.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Guten Morgen! Ich habe mich heute mit der Frage in wenig schwer getan – und bin vermutlich keine große Hilfe:

    >>> Montagsfrage: Meine liebsten Stilmittel. Oder auch nicht.

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    1. Hey,

      da scheine ich mit meiner bestimmten Vorliebe für gewisse Erzählelemente wohl echt allein zu sein ;-)
      Ich dachte, das wäre ein verbreitetes Thema, über das man gut sprechen kann, aber wohl nicht.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  3. Hallo Sophia :)

    Länger verfolge ich die Montagsfrage schon und lese auch aufmerksam deine Beiträge. Zeitlich schaffe ich es nur leider unter der Woche nicht, auch einen Beitrag zu machen. Ist es denn möglich, die Themen vorab schon zu bekommen, damit ich die Beiträge vorschreiben könnte?

    Zur heutigen Frage ... eigentlich bin ich relativ offen, uneigentlich hab ich natürlich wie alle meine Vorlieben^^

    Erzählperspektive... da bin ich relativ offen und lese eigentlich alles gerne. Nur die Du-Form ist mir ein bisschen suspekt, aber bisher hab ich dazu auch nur sehr wenige Bücher in der Hand gehabt. Ich mag es tendenziell, wenn man mehrere Sichten hat, da man die Handlung so umfassender erzählen kann. Perspektive ist mir hier auch egal, kann auch je nach Charakter wechseln (einer in Ich-Form, Rest in Er/Sie-Form). Was mir aber grundsätzlich wichtig bei sowas ist, sind klare erkennbare Wechsel der Sichtweise. Und nicht mitten im Absatz ohne Vorwarnung, weil es einfach nur durcheinander bringt.

    Erzählzeit ... mir auch egal^^ wobei ich manchmal feststelle, dass ich bei Büchern, die im Präsenz geschrieben sind, die Worte als Präteritum lese. Aber das stört ja im Regelfall nicht.

    Erzählstränge.. da bin ich auch offen für vieles, aber das ist immer auch abhängig von der Handlung, die man hat. Bei manchen bietet es sich an, bei anderen finde ich es unnötig. Auf jeden Fall sollten die Stränge eine Notwendigkeit für die Handlung besitzen und nicht einfach nur ohne Mehrheit dasein. MindMaps möchte ich zum Plott auch nicht erstellen wollen ... dann ist wirklich was schief gelaufen.

    Kapitellänge ... nicht zu lang und nicht zu kurz^^ also 20-30 Seiten finde ich ein gutes Mittelmaß. Manchmal erfordert es aber die Handlung, dass sie mal länger oder kürzer sind, das finde ich dann auch in Ordnung. Mit permanenten 10 Seiten Kapiteln kann ich nichts anfangen. Genauso hatte ich schon mal ein Buch, da hatte ein Kapitel 100 Seiten ... ähm nein, da wusste man gar nicht, wo man eine Lesepause einlegen sollte.

    Lieben Gruß
    Andrea

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    1. Hey Andrea,

      dir früher die Fragen zukommen zu lassen wäre glaube ich schwierig. Ich plane in den allermeisten Fällen zwar schon frühzeitig meine Beiträge vor, aber da bin ich manchmal auch ein bisschen später dran und müsste dann immer drandenken... Aber du hast ja bis zum kommenden Sonntag Zeit, die Fragen zu beantworten. Wenn es dir unter der Woche nicht reicht und du Lust auf die Frage hast, kannst du sehr gerne auch als Nachzüglerin noch teilnehmen ;-)

      Die Du-Perspektive finde ich auch ein wenig befremdlich, da kann ich mich aber auch nur an Einzelfälle erinnern, bei denen die mal eingesetzt worden war. Und ja, man muss definitiv erkennen können, aus welcher Sicht was verfasst ist, das ist für mich auch ganz wichtig!!!

      Der Punkt mit dem Präsens ist interessant, das passiert mir tatsächlich auch ab und zu, dass mein Kopf aus Formulierungen in der Gegenwart die Vergangenheitsform macht und ich erst beim Posten von Zitaten bemerke, dass die Geschichte in Präsens verfasst war, ups ;-)

      Was Kapitel angeht mag ich Kapitellängen zwischen 10-20 Seiten am liebsten.

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Ich könnte dich auch erinnern, das würde mich nicht stören ;) vom Prinzip her würde es mich als Nachzüglerin auch nicht stören, ich hab nur bei verschiedenen Aktionen bisher die Erfahrung machen müssen, dass sich die Beiträge von Nachzüglern kaum jemand mehr anschaut. Und das finde ich dann schon schade.

      Beim Zitate posten/aufschreiben fällt mir das dann meistens auch auf^^ witzig, dass es nicht nur mir so geht. Aber im Prinzip ist es ja nichts Schlimmes.

      Die Kapitellänge ist mir tatsächlich zu kurz. Da hab ich ja nicht viel zum Blättern gehabt. Vor allem bei Büchern, die mich nicht ganz so catchen können, sind kurze Kapitel eher tödlich, weil ich dann viel öfter ne Begründung habe, das Buch wegzulesen^^

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    3. Das stimmt, wenn man später dazustößt, schauen natürlich leider weniger Menschen den Beitrag an. Ich glaube aber trotzdem nicht, dass ich die Frage schon früher an dich schicken möchte, da ich mir ja dann auch noch Änderungen und so verbaue. Manchmal schiebe ich auch noch Last-Minute vorgeplante Beiträge eine Woche auf, weil mir aus aktuellem Anlass für die aktuelle Woche eine bessere Idee gekommen ist. Tut mir wirklich leid.

      Das ist ja interessant, dass du da eine ganz andere Kapitellänge anstrebst als ich. Ich hasse es, mitten im Kapitel pausieren zu müssen und da ich oft nebenbei im Alltag in kurzen Zeitabschnitten zum Buch greife, werde ich doch oft unterbrochen und mag es dann, wenn ich kurze Kapitel als Pausen nutzen kann. Wenn das Buch mich nicht catcht finde ich kürzere Kapitel tatsächlich ebenfalls motivierender, da man sich dann nicht durch lange Abschnitte "durchkämpfen" muss und das Gefühl hat, besser voranzukommen. Ist das Buch so wenig mitreißend, dass ich es nach einem kurzen Kapitel wieder weglegen möchte, muss ich mir sowieso ganz grundsätzlich überlegen, ob ich es zuende lesen möchte.

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    4. Alles gut. Ich verstehe das :) mal schauen. Vielleicht kommentiere ich vorerst einfach nur mit :)

      Ich mag Pausen im Kapitel auch nicht so, aber tatsächlich störts mich inzwischen auch nicht so sehr, dass ich keine machen würde. Durch lange Abschnitte durchkämpfen macht mir auch kein Spaß, aber ich empfinde 20 Seiten nicht als lang. So unterschiedlich kann das sein.

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    5. In Ordnung. Ich freue mich auf jeden Fall immer, wenn du dabei bist!
      Ja das ist interessant, wie unterschiedlich man das empfinden kann😊

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  4. Antworten
    1. Hey Frank,

      wie interessant, dass das bei dir vom Genre abhängt. Das mit den längeren Kapiteln bei längeren Büchern kann ich verstehen und auch, dass man ab und zu gerne verpasst, wenn sich die Zeitform ändert, würde ich so unterschreiben ;-)

      Liebe Grüße
      Sophia

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  5. Hallo Sophia,
    interessante Frage, weil ich zwar Dinge in der Erzählart bevorzuge, aber mir doch weniger Gedanken darum mache, wenn alles zusammen passt. Einzig bin ich einfach ein Fan davon, wenn Kapitel nicht so ewig lang sind. Ich muss abends einen guten Abschluss machen können, bevor ich schlafen gehe. :D

    Hier ist mein Beitrag: https://www.lese-welle.de/aktion-montagsfrage-9/

    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Hey Diana,

      da sind wir heute ja fast bei allen Punkten einer Meinung ;-)
      Ich hatte mir echt schon Sorgen gemacht, dass außer mir niemand Vorlieben hat.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  6. Hallo^^

    Über solche Dinge mache ich mir normal nicht so viele Gedanken, aber ich habe trotzdem ein bisschen was in meinem Kopf dazu zusammenkratzen können :-)
    https://blog.kiranear.moe/2022/11/montagsfrage-245-erzahlarten.html

    Liebe Grüße,
    Kira

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    1. Hey Kira,

      ja, der Worst Case wäre für mich auch eine Geschichte ohne Kapitel, die zusätzlich auch noch zwischen den Erzählperspektiven und Zeitebenen springt, ohne das anzuzeigen. Da wäre ich dann tatsächlich sofort raus.

      Liebe Grüße
      Sophia

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