Allgemeines
Titel: Wenn Schildkröten den
Schild durchbrechen
Autorin: Maria Keim
Verlag: Piper (1. Dezember 2022)
Genre: Kinderbuch, Klimawandel
ISBN: 978-3-492-50645-8
Seitenzahl: 400 Seiten
Preis: 12,99€ (Kindle-Edition)
19€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Was Schildkröten im
Schild führen (Band 1)
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Inhalt
Bewertung
Teil 1 der Klimaschutz-Reihe von Maria Keim, "Was Schildkröten im Schilde führen", war eine persönliche Empfehlung von Elisa vom Piper-Bloggerteam, die mir als großer Fan der Känguru-Reihe von Marc-Uwe Kling diese Neuerscheinung aus ihrem Programm besonders ans Herz gelegt hat. Wer das kommunistische Känguru mochte, wird auch die umweltaktivistische Schildkröte feiern, hat sie prophezeit. Und sie hatte absolut recht: Maria Keims Erstlingsroman war mindestens genauso witzig und gesellschaftskritisch wie Marc-Uwe Klings Känguru-Reihe und wurde schon nach wenigen Seiten zum Herzensbuch! Dementsprechend gespannt war ich auch auf das zweite Abenteuer von Marlin und der Schildkröte, welches in "Wenn Schildkröten den Schild durchbrechen" erzählt wurde. Auch hier erzählt Maria Keim wieder eine liebenswerte Geschichte über Familie, Freundschaft, Verantwortung, Klimakrise und die Wichtigkeit von kleinen Schritten!
Schon die äußere Gestaltung des Romans ist ein Volltreffer. Auf dem Cover zu sehen ist eine grüne Schildkröte mit roter Strickmütze, auf der der Slogan "There is no planet B" schon einen Hinweis auf den Lebensplan des Panzertiers gibt. Der Star der Geschichte ist auch zu Beginn von jedem zweiten der insgesamt 45 Kapiteln abgedruckt. Passend zur wichtigen Botschaft des umweltaktivistischen Reptils ist der Roman übrigens klimaneutral produziert. Etwas schade finde ich, dass es Band 2 nur als Taschenbuch gibt, während Band 1 als gebundene Ausgabe in meinem Schrank steht. Auch mit dem Titel von Band 2 bin ich nicht zu 100% glücklich. Ansonsten sehen die beiden Bände nebeneinander im Regal aber großartig aus und ergänzen sich farblich wunderbar.
Ich hole mein Handy hervor, um zu antworten: "Sind wir?"
"Wir schwimmen in unserem kleinen Becken, in das wir hineingesetzt werden, in dem Glauben, es sei das echte Meer." Seine Finger bearbeiten die veraltete Tastatur in einem Wahnsinnstempo. "Wir halten die gemalten Algen an den Wänden und die Riffattrappen für die Fundamente unserer Welt. Nur wenige können höchstens erahnen, dass jenseits der Schatten, die hinter den Wänden aus Glas lauern, ein gewaltiger Ozean auf uns wartet."
Nichtsdestotrotz erzählt Maria Keim hier abermals eine liebenswerte wie unterhaltsame Geschichte, die man einfach lieben muss. Dabei setzt sie wie schon in Band 1 vor allem auf drei magische Komponenten, die "Wenn Schildkröten den Schild durchbrechen" zu einem besonderen Erlebnis machen: Humor, Herz und Inhalte. Egal ob durch witzige Schlagabtäusche mit der vorlauten Schildkröte, verrückte Aktionen von Marlins vom Dusel geplagten Oma, die die Schildkröte gerne mal mit dem Salzstreuer verwechselt oder wahnsinnig schlecht geplante Protestaktionen, die in Desastern enden - der Roman lädt regelmäßig zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln ein und setzt dabei auch auf gewitzte Wortwitze und Insidergags. Der offensichtliche Star der Geschichte ist dabei natürlich die Schildkröte. Das vorlaute Reptil das es "entwürdigend" findet, Schildi genannt zu werden, gerne im lauwarmen Tee herumpaddelt und gerne mal gigantische Muskelprotze auf dem Polizeirevier in Grund und Boden diskutiert muss man einfach ins Herz schließen.
"Du klingst, als hättest du zu lange in einer Dose mit Glückskeksen gepennt", sage ich. "Und es gibt definitiv mehr als zwei Arten von Menschen."
Die zweite Zutat neben dem grandiosen Humor ist die regelmäßig ans Herz gehenden Situationen, die Maria Keim im Miteinander der Figuren entstehen lässt. Marlin erzählt in den 45 kurzen, aber dennoch sehr wichtigen Kapiteln aus der Ich-Perspektive nämlich nicht nur, wie die Begegnung mit einer Schildkröte ihr Leben umkrempelt, sondern auch, weshalb sie es nicht ganz leicht hat. In Band 1 haben wir ja schon erfahren, dass durch ihren Vater als vielbeschäftigter Arzt und ihre abgehauene Mutter fast alle Hausarbeit an ihr hängen bleibt. Sie kauft also ein, kocht, wäscht und passt zusätzlich noch auf ihre Großmutter auf, deren immer schlimmer werdende Demenzerkrankung sie liebevoll "den Dusel" nennt. Auch in der Schule hatte sie nicht besonders viel Unterstützung und ist mit ihren Strickmützen, der Latzhose und den versteckten Ohrstöpseln eine viel ignorierte Einzelkämpferin gewesen. Das hat sich erst geändert, als sie durch die Schildkröte zusammen mit dem beliebten Mitschüler Tim die Umwelt AG gegründet hat. Nun steht sie abermals vor dem Abitur, ist zum ersten Mal alleine weit weg von zuhause, muss in einer fremden Stadt zurechtkommen, überlegen, was sie nach ihrem Schulabschluss mit ihrem Leben anfangen will, und dann verliebt sie sich zu allem Übel auch noch. Auf den knapp 400 Seiten ist also einiges bei ihr los und sie macht hier wieder eine starke Entwicklung durch. Am Ende der Geschichte verlassen wir sie an einem Punkt, an dem wir sie ohne Probleme sich selbst überlassen könnten, aber auch viele Anknüpfungspunkte für eine weitere Fortsetzung bestehen (über die ich mich sehr freuen würde!!!)
Die dritte Zutat, die "Wenn Schildkröten das Schild durchbrechen" komplett macht, sind die Inhalte. Der Roman ist nämlich zwischen den Zeilen angefüllt mit vielen wichtigen Informationen, Zusammenhängen und Anregungen. Hier geht es ganz nebenbei um den Treibhauseffekt, Rohstoffe, Massentierhaltung, erneuerbare Energien, den ökologischen Fußabdruck, die Abholzung des Regenwaldes, Globalisierung, Artensterben, Zootierhaltung, persönlicher Nahverkehr und vieles mehr. Durch kleine Analogien, Erklärungen und anschauliche Beispiele werden diese komplexen Themen einfach erklärt, sodass auch jüngere LeserInnen sie verstehen können, aber dabei so konkret, dass auch Erwachsene von der Perspektive profitieren können. Neben den Informationen ist es aber vor allem die Message des Buches, das meine Anerkennung gewonnen hat und mit der ich auch meine Rezension beenden möchte: "Man kann die Welt nicht von jetzt auf gleich retten, auch wenn die Klimaaktivisten sich das so wünschen. Das funktioniert nur Schritt für Schritt. Das Wichtigste ist: Aufhören zu reden und anfangen zu handeln, verstehst du? Langsam sein ist okay, solange du niemals stehen bleibst."
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