Als Prequelserie zum weltbekannten Fantasyepos "Game of Thrones" ist "House of the Dragon" schon nach der Drehankündigung auf meiner Watchlist gelandet. Die von HBO produzierte Serie spielt 200 Jahre vor der Originalserie und basiert auf einigen Kapiteln aus George R. R. Martins Buch "Feuer und Blut - Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen von Westeros". Am 21. August 2022 ist die erste Staffel veröffentlicht worden, die zehn einstündige Folgen umfasst. Ab dem 29. August 2024 folgte eine zweite Staffel mit weiteren acht Folgen.
Darum geht´s:
Westeros 172 Jahre vor der Geburt von Daenerys Targaryen: Als die erste Frau König Viserys Targaryen (Paddy Considine) im Kindbett stirbt, bevor sie einen Sohn und Thronerben geboren hat, bricht eine erbitterte Debatte über seine Nachfolge an, die über mehrere Generationen bestehen bleibt und schließlich zu einem Krieg führt. Wer bekommt den eisernen Thron: Viserys´ erstgeborene Tochter und von ihm ernannten Erbin Rhaenyra (zuerst: Milly Alcock; dann: Emma D’Arcy), oder die Kinder seiner zweiten Frau Königin Alicent Hohenturm (zuerst: Emily Carey; dann: Olivia Cooke)...?
Das denke ich über die Serie:
Schon nach dem Intro mit der bekannten Filmmusik und der ersten Folge hatte ich ein gutes Bauchgefühl und große Hoffnungen, dass die Spin-Off Serie großartig werden würde. Leider wurde meiner Begeisterung im Laufe der ersten Staffel immer wieder einen Dämpfer versetzt, sodass ich ebenso wie nach "Die Ringe der Macht" ein mittelmäßiges Fazit ziehen und mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Serie blicken muss.
Der Hauptgrund für diesen ambivalenten Eindruck ist die Erzählweise der Serie. Die Serienmacher haben sich dafür entschieden, ihre Handlung zwar chronologisch, aber durch viele Zeitsprünge zerstückelt zu erzählen. Zwischen den einzelnen Folgen sind zum Teil zeitliche Abstände von mehreren Jahren oder Jahrzehnten und nach Folge 5 werden sogar einige HauptdarstellerInnen ausgetauscht. Anders als in "Game of Thrones" haben wir also nicht verschiedene Handlungsstränge an unterschiedlichen Orten, die die Komplexität ausmachen, sondern die Variable der zeitlichen Entwicklung. In Kombination mit dem gewohnt komplexen Setting und den vielen ähnlichen Namen (Laena und Laenor, Baelon 1 und Baelon 2, Viserys 1 und Viserys 2, Rhaenyra, Rhae und Rhaenys, Aegon 1 und Aegon 2, Jaehaerys und Jacaerys, Alysanne und Alicent - wer soll da noch den Überblick behalten?) kann das bei unaufmerksamen ZuschauerInnen schonmal zu Verwirrung führen. Der große Vorteil dieser Herangehensweise ist, dass wir die Figuren über Jahre hinweg begleiten und deren Entwicklung, Motive und Beziehungen damit sehr intensiv explorieren können. Leider entsteht auf der anderen Seite aber auch nie ein wirklicher Flow und die erste Staffel wirkte für mich wie ein zielloser Auftakt statt einer vollwertigen Erzählung.
Das hängt unter anderem vielleicht auch damit zusammen, dass die erste Staffel von "House of the Dragon" tatsächlich im Zeitraffer eine Vorgeschichte erzählt und über Generationen hinweg auf den aufkommenden Erbfolgekrieg innerhalb des Herrscherhauses Targaryen hinführt der später als sogenannter „Tanz der Drachen“ in die Geschichtsbücher einging. Wer das im Hinterkopf behält, weiß also schon recht genau, wohin das stundenlange Wirrwarr an Intrigen uns führen wird. Wer ohne diese Hintergrundinformation an die Geschichte herantritt, wird sich nach wenigen Folgen allerdings fragen: wozu das Ganze? Statt strukturierende Handlungselemente wie Bedrohungen von außen oder zeitliche Meilensteine einzuflechten und einen konsequenten roten Faden zu erschaffen, konzentriert sich die Serie ganz auf die Machtspielchen innerhalb eines mächtigen Herrscherhauses, das sich durch Intrigen, Verrat und Neid langsam spaltet und von innen zerfleischt.
Das hängt unter anderem vielleicht auch damit zusammen, dass die erste Staffel von "House of the Dragon" tatsächlich im Zeitraffer eine Vorgeschichte erzählt und über Generationen hinweg auf den aufkommenden Erbfolgekrieg innerhalb des Herrscherhauses Targaryen hinführt der später als sogenannter „Tanz der Drachen“ in die Geschichtsbücher einging. Wer das im Hinterkopf behält, weiß also schon recht genau, wohin das stundenlange Wirrwarr an Intrigen uns führen wird. Wer ohne diese Hintergrundinformation an die Geschichte herantritt, wird sich nach wenigen Folgen allerdings fragen: wozu das Ganze? Statt strukturierende Handlungselemente wie Bedrohungen von außen oder zeitliche Meilensteine einzuflechten und einen konsequenten roten Faden zu erschaffen, konzentriert sich die Serie ganz auf die Machtspielchen innerhalb eines mächtigen Herrscherhauses, das sich durch Intrigen, Verrat und Neid langsam spaltet und von innen zerfleischt.
Wir sehen den Hauptfiguren über die 10 Folgen also dabei zu, wie sie sich langsam immer mehr voneinander entfremden, ihre eigenen Lager ausbauen, Kinder bekommen und auf der Suche nach Macht heiraten. Das beste Sinnbild der Entfremdung ist dabei die Beziehung zwischen Rhaenyra und deren Kindheitsfreundin Alicent, welche von engen Vertrauten zu Feindinnen werden. Mit den beiden stehen zum ersten Mal zu Beginn gleich zwei starke Frauen im Fokus der Handlung. Auch neben den beiden erhalten wir hier wieder ein ganzes Heer an interessanten Protagonisten - einige hassenswert, andere bewundernswert, manche strahlende Helden, andere düstere Antihelden, manche auf der Suche nach Liebe, andere auf der Suche nach Rache. Doch was auch immer sie tun und egal was sie antreibt, eines haben sie alle gemeinsam: sie sind vielschichtig und ambivalent aufgebaut. Die allerwenigstens sind nur gut oder böse, viele sind auf dem weiten Spektrum dazwischen zu platzieren und entwickeln sich, machen Fehler, bereuen und kehren um. Es entstehen hier keine Überhelden, wir haben es aber auch nicht mit Super-Bösewichten zu tun. Man schließt am Ende fast jede Figur ins Herz und beobachtet mit bangem Herz, wie sie sich über die Jahre hinweg entwickelt. Mit bangem Herz deshalb, weil die Produzenten abermals nicht davor zurückschrecken, immer wieder ordentlich mit ihren Charakteren aufzuräumen und man sich nie sicher sein kann, dass der Hauptprotagonist in der nächsten Folge nicht niedergemetzelt wird. Ich habe selten eine Geschichte erlebt, in der sich Protagonisten über einen so großen Zeitraum so authentisch und tiefgreifend entwickeln, ohne ihre Identität zu verlieren.
Neben der Darstellung der Figuren kann "House of the Dragon" auch was die Qualität der Produktion angeht, ohne Probleme mit der Hauptserie mithalten. Beeindruckende visuelle Effekte (vor allem die CGI der Drachen), authentische Kostüme, aufwändige Masken, eigens produzierte, epische Filmmusik und wundervolle SchauspielerInnen - es ersteht hier abermals eine originelle, lebendige Welt vom Bildschirm auf, die wir in Teilen schon kennen, aber auch viel Neues bringt. Durch die wundervolle Mischung aus Action, Politik und Abenteuer wird gewährleistet, dass es nie langweilig wird. Mal stehen Verträge und Abkommen im Vordergrund, mal Armeen, mal fantastische Wesen aus fernen Zeiten. Politik und Machtkämpfe, Gesellschaftsverhältnisse, Kriege und Religionen - alles wird zu spannende Handlungssträngen verarbeitet, die zu komplexen Handlungsgefüge in fantastischem Setting ausgebaut werden.
Mit den Stärken der Hauptserie kommt jedoch auch eine ihrer größten Schwächen: die erneute Beiläufigkeit der Darstellungen von Gewalt, Blut und Tod, welche sehr zermürbend auf die Zuschauenden wirkt. Wo andere Filmproduktionen gekonnt ausblenden, hält "House of the Dragon" voll drauf und zeigt inzestuöse Vergewaltigungen, tödliche Fehlgeburten oder abgeschlagene Köpfe mit extra Zoom - sehr zu Leiden meines Magens. In fast jeder Folge werden neue Tabus gebrochen und schon bald stumpft man gegenüber spritzendem Blut, fieser Folter, halbierten Köpfen oder ausgestochenen Augen ab. Das wäre einfach nicht nötig gewesen, um diese Serie besonders zu machen, sondern ist eher ein Grund, die Finger davon zu lassen. Natürlich ist die Omnipräsenz von Gewalt realistisch in diesem Kontext, doch warum muss man sie so provokant und aufdringlich zeigen? Für mich bleibt so unterm Strich wieder ein bitterer Beigeschmack zurück.
Mit den Stärken der Hauptserie kommt jedoch auch eine ihrer größten Schwächen: die erneute Beiläufigkeit der Darstellungen von Gewalt, Blut und Tod, welche sehr zermürbend auf die Zuschauenden wirkt. Wo andere Filmproduktionen gekonnt ausblenden, hält "House of the Dragon" voll drauf und zeigt inzestuöse Vergewaltigungen, tödliche Fehlgeburten oder abgeschlagene Köpfe mit extra Zoom - sehr zu Leiden meines Magens. In fast jeder Folge werden neue Tabus gebrochen und schon bald stumpft man gegenüber spritzendem Blut, fieser Folter, halbierten Köpfen oder ausgestochenen Augen ab. Das wäre einfach nicht nötig gewesen, um diese Serie besonders zu machen, sondern ist eher ein Grund, die Finger davon zu lassen. Natürlich ist die Omnipräsenz von Gewalt realistisch in diesem Kontext, doch warum muss man sie so provokant und aufdringlich zeigen? Für mich bleibt so unterm Strich wieder ein bitterer Beigeschmack zurück.
Ergänzung zu Staffel 2: Nach zwei Jahren Wartezeit war die Vorfreude auf Staffel 2 trotz des gemischten Eindrucks zu Staffel 1 enorm. Umso erfreulicher war es für mich, dass Staffel 2 nun vieles bot, was ich in der ersten Staffel vermisst habe: Epos, Stringenz und eine klare Richtung. Das liegt vor allem daran, dass die acht neuen Folgen mit einem Erzählzeitraum von wenigen Monaten statt Jahrzehnten deutlich kompakter erzählt sind. Die von der Game-of-Thrones-Welt bekannte Komplexität der Handlung kommt hier durch gut verflochtene Nebenplots an verschiedenen Orten statt wirren zeitlichen Sprünge zustanden. Dabei sind manche Nebenhandlungsstränge zwar etwas einfach gestrickt, während andere erst spät ihren Sinn offenbaren (beispielsweise der seltsame Daemon-Subplot mit seinen Halluzinationen in Harrenhal), insgesamt bietet die Handlung aber eine abwechslungsreiche Mischung aus Abenteuer, Intrigen, Kampf und Politik, die großartig darüber hinwegtäuscht, dass sich an der politischen Ausgangslage zwischen der ersten und letzten Folge kaum etwas ändert. Gut gefallen hat mir auch, dass die zweite Staffel sich weiterhin viel Zeit für die beiden weiblichen Hauptfiguren Rhaenyra und Alicent nimmt und beide ihre Rolle, ihre Entscheidungen sowie ihre Beziehung zueinander reflektieren lassen. Zwar fehlt es mir nach wie vor an klaren Sympathieträgern unter den Figuren, Rhaenyra ist allerdings auf dem besten Weg ist, eine zu werden (nach wie vor großartig gespielt von Emma D´Darcy). Besonders in den letzten vier Folgen nimmt die Serie richtig an Fahrt auf und bekam für mich die fieberhafte Sogwirkung der Hauptserie, sodass ich hyped und gespannt auf die nächste Staffel zurückgelassen wurde (auf die wir aber leider wieder mindestens 2 Jahre warten müssen...)!
Mein Urteil:
"House of the Dragon" kann was Optik und Figurenentwicklung angeht, an die Stärken der Hauptserie anknüpfen. Leider ist die Handlung durch die zerstückelte Erzählweise mit den vielen Zeitsprüngen und dem teilweise dünnen roten Faden allerdings deutlich einseitiger und weniger abwechslungsreich als "Game of Thrones", sodass ein gemischter Eindruck zurückbleibt.
Hallo Sophia,
AntwortenLöschendu hast deine Gedanken zu der Serie wieder sehr schön in Worte gefasst! Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen. Was mich in der Serie etwas gestört hat, war vor allem der Schaupielerwechsel. Das hat mich anfänglich sehr irritiert und man musste sich erstmal wieder an die neuen Gesichter gewöhnen. Auch wenn ich verstehe, dass das evtl. notwendig war durch die großen Zeitsprünge. Auch diese fand ich etwas gewöhnungsbedürftig, da man sich immer erstmal wieder zurecht finden musste, wieviel Zeit eigentlich vergangen war und was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Insgesamt gefiel mir die Serie sonst aber trotzdem ganz gut und ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
Ganz liebe Grüße, Steffi von
https://steffi-liest.blogspot.com/
Hey Steffi,
Löschenvielen Dank, das freut mich sehr. Den Schauspielerwechsel fand ich auch sowohl unpassend als auch unnötig, Ich denke, man hätte da mit Makeup und Effekten sehr viel besser arbeiten können (wie man ja auch an Viserys gesehen hat). Außerdem fand ich seltsam, dass sie manche SchauspielerInnen ausgetauscht, andere stark altern haben lassen, während wieder andere (z.B. Sir Kriston, Otto Hohenturm, Daemon etc.) über Jahre hinweg 1:1 gleich blieben.
Durch die Zeitsprünge begann jede Folge für mich mit einer gewissen Verwirrung und einer Eingewöhnungszeit, bis man wieder verstanden hat, wie groß der Zeitsprung war, was in der Zwischenzeit passiert ist und wie der Stand nun ist. Dadurch ging für mich wie gesagt der Flow beim Schauen verloren. Aber sonst kann ich dir nur zustimmen: ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung und fand vieles auch sehr gut gelöst.
Liebe Grüße
Sophia
Huhu!
AntwortenLöschenIch muss diese Serie noch gucken, deshalb habe ich deinen Beitrag mal nur überflogen. Aber viele Zeitsprünge und unnötig detaillierte Gewalt- und Inzestszenen finde ich ja schon wieder sehr stressig :'D
Und mal eine wichtige Frage: Verstehst du den Hype um Matt Smith als Daemon? Ich finde ihn gar nicht sexy!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!11
Also ich kann dir nur empfehlen, dir selbst ein Bild davon zu machen. Ich würde die Serie unterm Strich schon auch empfehlen, nur eben nicht uneingeschränkt...
LöschenHaha gut dass du fragst: ich glaube, um die Ausstrahlung von der Figur zu verstehen, muss man die Serie gesehen haben. Ich fühle den Hype aber auch gar nicht und finde den auch gar nicht sexy. 😂
Das mache ich auf jeden Fall! Vielleicht lade ich mir für den Flug am Sonntag ja ein paar Folgen runter, dann vergehen die 4 1/2 Stunden wenigstens *wie im Flug* hahahahahahaha
LöschenHaha, bester Wortwitz! Damit wirst du auf jeden Fall gut unterhalten auf deinem Flug (und deine Oma gleich mit, wenn sie sieht, was du da guckst😂). Sag mir dann unbedingt bescheid, was du dazu denkst und ob sich deine Einschätzung zu Daemon ändert...
LöschenIch glaube, meine Oma wird das nicht begeistern können xD
LöschenAber mache ich!
Das bezweifle ich auch stark 😂 Aber vielleicht führt das zu der ein oder anderen witzigen Unterhaltung. Ich müsste mir mal nur vorstellen, was meine Omas für Kommentare zur Serie abgeben würden, wenn sie sie sehen würden...
LöschenSchönen guten Morgen!
AntwortenLöschenIch bin bisher leider noch nicht dazu gekommen, die Serie zu schauen - ich hab nur mal in die erste Folge kurz reingeschaut... aber ich finde deine Zusammenfassung und deine Einblicke wie immer toll und ich bin echt sehr gespannt, wie es mir gefallen wird!
Deinen Beitrag hab ich heute auch gerne in meiner Stöberrunde verlinkt :)
Liebste Grüße, Aleshanee
Hey Aleshanee,
Löschenvielen Dank mal wieder für die Verlinkung in deiner Stöberrunde! Ich freue mich jedes Mal total und bin gleich schon gespannt darauf, die anderen Beiträge dort durchzustöbern.
Was "House of the Dragon" angeht, bin ich gespannt darauf, was du davon halten wirst.
Liebe Grüße
Sophia