Allgemeines
Titel: Dark Cinderella
Autorin: Anya Omah
Verlag: KYSS (28. Januar 2025)
Genre: New Adult
ISBN: 9783644016156
Seitenzahl: 448 Seiten
Weitere Bände: Broken Prince (Band 2, ET: August 2025)
Link:
Hier klicken!
Inhalt
Bewertung
Von Anya Omah habe ich bereits ihre "Sturm-Trilogie" gelesen und sehr gemocht. Als ich gesehen habe, dass sie mit einer neuen Romantic Suspense Dilogie an einen fiktiven skandinavischen Königshof führt und ihre eigene Version des Cinderella-Märchens inklusive Krimiplot zum Leben erweckt, war ich natürlich sofort Feuer und Flamme - und das noch bevor ich das traumhafte Cover gesehen habe...
Denn wie schön ist bitte das Cover mit der Silhouette im rosafarbenen Kleid und den goldenen Farbtupfern? Auch sonst sieht man der Gestaltung sofort an, dass es eines der Top-Titel des Verlags ist. Denn für das farbige Page Inlay, den hübschen Farbschnitt und die schönen Illustrationen zu Beginn jedes Kapitels hat der KYSS Verlag keine Kosten und Mühen gescheut. Übrigens habe ich die ersten 13% als Hörbuch gehört und kann euch trotz der tollen Gestaltung auch dieses sehr ans Herz legen. Denn die beiden SprecherInnen - Chantal Busse und Vincent Fallow - sind einfach ganz wunderbar ausgewählt und erwecken die zwei Hauptfiguren sehr charmant zum Leben.
Schon nach dem ersten Satz wurde ich hellhörig und machte mich auf eine spannende Geschichte gefasst. Mitreißend war sie dann allemal, aber leider nicht ganz so handlungsstark wie erwartet. Zwar gibt es einen Krimi-Subplot über die Suche nach Sofias verschwundener Freundin Alva, dieser bleibt hier aber dauerhaft stark im Hintergrund, was mich angesichts des Klapptextes eher überrascht hat. Auch das Cinderella-Thema bleibt nur grob angerissen. Bis auf die Tatsache, dass sich hier eine Bürgerliche und ein Prinz verlieben und Sofias Eltern tot sind, gibt es keine Parallelen zum Märchen, weshalb ich "Dark Cinderella" auch nicht unbedingt als Märchenadaption sehen würde. Dass es sich bei der Geschichte außerdem nicht um Dark Romance heißt (auch auf diese fälschliche Idee könnte man aufgrund des Titels gelangen) macht auch gleich ein vorangestellter Brief von Maximillian deutlich - die beiden begegnen sich ganz wunderbar auf Augenhöhe. Kein Krimi, keine Märchenadaption, keine Dark Romance - was ist "Dark Cinderella" dann und wieso hat es für mich so gut funktioniert?
Ganz einfach: Anya Omah erzählt hier eine wunderschöne, träumerische, aber trotzdem authentische Liebesgeschichte vor royalem Hintergrund. Eigentlich bin ich kein großer Fan von royalen Liebesgeschichten, da diese ohne Kitsch und Klischees selten auskommen, aber diese konnte mich wirklich überzeugen. Das liegt vor allem daran, dass das Tempo der Annäherung von Sofia und Maximilian einfach stimmt, sodass sich eine grandiose Chemie zwischen den beiden entwickelt. Außerdem versteht es Anya Omah meisterhaft, ihre Leser:innen von der ersten Seite an in ihre Welt hineinzuziehen. Ihr Schreibstil wirkt auf den ersten Blick gar nicht mal spektakulär und fällt nicht durch Besonderheiten, sprachliche Kniffe oder andere Auffälligkeiten des Ausdrucks aus der Reihe. Bemerkenswert ist stattdessen, wie effizient sie ihrem Roman Leben einhaucht und man schon nach wenigen Sätzen Zugang zu der Geschichte und den Figuren findet. Egal ob bei exklusiven Party-Nächten mit Champagner-Pong, beim Restaurieren von alten Büchern in der Privatbibliothek des Prinzen oder beim heimeligen Backen mit Sofias Großmutter - man ist einfach ohne große Umschweife dabei und lebt, fühlt und fiebert mit.
Überraschend erfrischend fand ich auch den Schauplatz in Skandinavien im fiktiven Königreich Skønien. Eine prachtvolle Schlosskulisse, wundervolle Beschreibungen weitläufiger skandinavischer Küstenlandschaften und eine stets präsente, unterschwellige Spannung zwischen königlicher Pflicht und persönlichem Glück bilden die perfekte Kulisse für diese Romanze. Dabei wird das Leben am Hof zum Glück nicht verklärt oder romantisiert – so fühlen sich weder Maximilian noch seine Schwester Linnea uneingeschränkt wohl in ihrer königlichen Rolle und auch kritische Aspekte wie Schuld und Verantwortung der Krone für vergangene Verbrechen werden angesprochen. Dabei gelingt es der Autorin, die romantische Note ihres Settings mitzunehmen, gleichzeitig aber auch subtile Kritik zu üben, was der Geschichte eine realistische und bodenständige Note verleiht und dem oben genannten Problem von Kitsch und Klischee in royalen Romanzen vorbeugt.
Spannend ist dabei wieder, dass man der Geschichte, dem Hauptkonflikt und den Figuren definitiv anmerkt, dass die Autorin Psychologin ist. Nicht nur, dass immer wieder einige Stichworte oder Theorien auftauchen, bei der sofort mein "Psychologie"-Detektor aufleuchtet - auch die Plausibilität und Tiefe, mit der die Probleme, Konflikte und zum Teil auch Störungen der Haupt- und Nebenfiguren geschildert sind, sprechen für die fachliche Kompetenz der Autorin. Das sage ich leider immer wieder, aber im New Adult Genre, in dem es ja mittlerweile üblich ist, dass mindestens einer der Hauptprotagonisten einen mentalen Knacks in Form einer traumatischen Vergangenheit, einer Beziehungsstörung oder einem zerrütteten Familienverhältnis hat, ist es nicht selbstverständlich, dass diese Themen auch realistisch bearbeitet werden. Auch ganz von den Problemen abgesehen sind die Figuren sehr vielschichtig gestaltet und wachsen beim Lesen schnell ans Herz.
Dadurch, dass abwechselnd aus der Sicht beider Hauptfiguren erzählt wird, bekommen wir Einblicke in das Innenleben von beiden. Prinz Maximilian ist charmant, respektvoll und feinfühlig, fühlt sich allerdings zunehmend von den Verpflichtungen im Palast eingeengt und wird von noch unbekannten Schuldgefühlen geplagt. Sofia hingegen ist eine unabhängige, starke junge Frau, die sich nicht scheut, ihre Meinung direkt zu äußern und sich auf der Suche nach ihrer Freundin von nichts aufhalten lässt. Naja außer durch die Liebe... So fesselnd ihre Interaktionen mit Maximilian auch waren, hätte ich mir an einigen Stellen eine intensivere Suche nach Alva gewünscht und mir auch erhofft, mehr über sie zu erfahren. Denn während während bei Maximilian noch einige Fragen offen sind, erfahren wir über Sofias Vergangenheit und Privatleben bisher beinahe gar nichts - sie verbirgt nicht nur vor Maximilian, sondern auch vor uns Leser:innen noch viele Geheimnisse, die wir hoffentlich in Band 2 alle erfahren. Wieso hat Edda Schulden? Wie sind Sofias Eltern und ihrer Schwester Nova gestorben? Und vor allem: Was ist mit Alva passiert?
Viele Fragen werden in "Dark Cinderella" also leider noch nicht beantwortet. Dafür wirft das Ende nur umso mehr auf... Denn gerade als man sich vollkommen in die Geschichte fallenlässt, kommt der große Schockmoment: Cliffhanger-Alarm! Für dieses böse Ende wird Anya Omah hoffentlich in der Schreiberling-Hölle schmoren (just kidding, aber wie fies, dass wir nun bis August auf die Fortsetzung warten müssen!!!).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich, wenn Du einen Kommentar dalässt.
Egal ob Kritik, Verbesserungsvorschläge, Lob, Anmerkungen, Fragen oder eigene Meinung - das ist der richtige Ort dafür ;-)