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Handbuch einer Anstandsdame" (im Original: "Manual Para Señoritas") ist eine spanische Historienserie, die im Frühling 2025 erschienen ist. In
8 Episoden verfolgt die romantische Komödie den Erlebnissen der Anstandsdame Elena Bianda, im späten 19. Jahrhundert Ehemänner für drei wohlhabende Schwestern auftreiben soll. Leider hat Netflix bereits im Mai verkündet, dass der Bridgerton-Verschnitt keine zweite Staffel erhalten wird. Als Unterhaltung für Zwischendurch kann ich die Miniserie aber trotzdem weiterempfehlen.
Darum geht´s:
Wir schreiben das Jahr 1880 in Madrid. Elena Bianda (Nadia de Santiago) hat sich als gefragteste Anstandsdame der Stadt einen Namen gemacht: Mehr als zwanzig junge Frauen hat sie bereits erfolgreich unter die Haube gebracht. Als Pedro Mencia (Tristán Ulloa) sie damit beauftragt, passende Gatten für seine drei Töchter Cristina (Isa Montalbán), Sara (Zoe Bonafonte) und Carlota (Iratxe Emparan) zu finden, stößt Elena allerdings an ihre Grenzen. Die eigensinnigen jungen Frauen sorgen für reichlich Komplikationen, Skandale und Intrigen. Und während Elena versucht, die Schwestern zu verkuppeln, verliebt sie sich selbst – ausgerechnet in den charmanten Patensohn ihres Auftraggebers, Santiago (Álvaro Mel)...
Das denke ich zur Serie:

Das Drehbuch von "
Handbuch einer Anstandsdame" ist schwungvoll und kurzweilig, mit typisch spanischem Humor. Auch wenn die Handlung keine großen Überraschungen birgt, sorgen romantische Verwicklungen, peinliche Situationen und kleine Slapstick-Momente für ein angenehmes Erzähltempo. Gelegentlich wird sogar die vierte Wand durchbrochen, was der Serie eine selbstironische Note gibt. Inhaltlich bleibt die Serie jedoch oberflächlich. Gesellschaftliche Themen wie Sexismus, Diskriminierung oder Klassenunterschiede werden zwar am Rande gestreift, aber nicht ernsthaft vertieft. Der Fokus liegt klar auf Unterhaltung, Leichtigkeit und buntem Romantik-Chaos.


Dementsprechend zeigt sich die Serie schon im bunten Intro aufwendig und detailreich bebildert. Für die acht Folgen wurde an Schauplätzen in Madrid, Barcelona und im Studio gedreht, um das Anwesen der Familie Mencia, das historische Madrid und das malerische Umland opulent in Szene zu setzen. Vor allem das Mencia Anwesen bietet mit prachtvollen Räumen und Gärten die ideale Kulisse für romantische Eskapaden und lädt zum Träumen ein. Allerdings übertreiben es die Macher gelegentlich mit der Ausstattung: Pastellfarbene Kostüme und üppige Blumendekorationen sorgen teilweise für eine grelle Bonbon-Optik, die stellenweise etwas albern wirkt. Auch die Musik will nicht immer harmonieren. Moderne Klänge werden eingestreut, aber nicht so stimmig wie bei Bridgerton, wo orchestrale Cover-Songs elegant eingebunden wurden. Hier erscheinen die Einsätze manchmal etwas plump und störend, wenn beispielsweise mitten in einer romantischen Annäherung plötzlich "
Je t'aime" von Serge Gainsbourg und Jane Birkin in voller Lautstärke erklingt.


Dafür sind die Figuren allerdings sympathisch und wachsen schnell ans Herz. Besonders Nadia de Santiago überzeugt als Elena mit Charme, Humor und Energie. Auch die drei Mencia-Schwestern bringen mit ihren Eigenheiten Schwung in die Handlung, auch wenn klar wird, dass die Figurenentwicklung auf mehrere Staffeln angelegt gewesen wäre. Nebenfiguren wie Elenas Kolleginnen Josefina (
Paula Usero) und Adela (
Itziar Manero) sind ebenfalls interessant angelegt und hätten eigentlich ausreichend Potenzial für weitere Staffeln geboten. Was ich am Casting allerdings etwas befremdlich fand, ist dass die Besetzung in puncto Alter nicht durchgängig stimmig ist: Elena erscheint gleichzeitig zu alt für den jugendlich anmutenden Santiago und gleichzeitig viel zu jung für ihren anderen Love Interest Gabriel (
Carloto Cotta). So war für mich nicht ganz klar, wie alt die Hauptfigur eigentlich sein sollte, die Altersdynamik der Hauptfiguren passte für mich aber nicht ganz zusammen und hinterließ eine gewisse Irritation. Nichtsdestotrotz gelingt es der Besetzung, ihre Rollen lebendig und unterhaltsam darzustellen.
Mein Urteil:
"Handbuch einer Anstandsdame" ist kein Meilenstein des Genres, aber eine charmante, farbenfrohe Miniserie für alle, die Lust auf leichte Kost im Historiengewand haben. Zwar bleibt die Handlung vorhersehbar, die Optik oft überladen und die Themen oberflächlich, doch die sympathischen Figuren und die schwungvolle Erzählweise machen die Serie zu einer netten Empfehlung für einen gemütlichen Serienabend. Wer Bridgerton mag und eine spanische Variation sucht, wird hier fündig – auch wenn es bei nur einer Staffel bleibt.
Zum Trailer:
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