Allgemeines
Titel: Knights & Heirs - Die Erben der Schlange
Autorin: Rena Fischer
Verlag:
Oetinger (4. Juli 2025)
Genre: Romantasy
Seitenzahl: 465 Seiten
Weitere Bände: Knights & Heirs - Der Ruf der Schlange (Band 1)
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Inhalt
Bewertung
Schon mit "Knights & Heirs – Der Ruf der Schlange" hat Rena Fischer einen eindrucksstarken Auftakt geschaffen, der mit komplexem Worldbuilding, starken Figuren und einer düster-magischen Atmosphäre überzeugte. In "Die Erben der Schlange" findet die Dilogie nun schon wieder ihren Abschluss und legt dabei nochmal an Intensität zu mit einem deutlich höheren Erzähltempo und einer Handlung voller Intrigen, Geheimnisse und Machtkämpfe, die sich ohne jede Durststrecke in atemberaubender Geschwindigkeit entfaltet.
Optisch macht auch der zweite Band wieder enorm viel her. Die Symbolik rund um Sternbilder, Schlangen, Dornenranken und okkulte Elemente fügt sich perfekt in die bereits etablierte Gestaltung der Reihe ein. Die silbrig-dunklen Akzente auf dem diesmal bordeaux-roten Grund und der farblich abgestimmte Schnitt greifen die mystische, etwas unheilvolle Stimmung des Romans wunderbar auf und spiegeln die dramatische Entwicklung der Handlung stimmig wider. Auch die Innengestaltung mit Informationsmaterial in den Buchklappen und einem Mond am Kapitelanfang ist wieder sehr gelungen, Insgesamt kann ich dem Oetinger Verlag also zu der konsistenten und ästhetischen Gestaltung nur gratulieren.
Nie. Ein Wort, drei Buchstaben lang, schlägt durch meine Gedanken wie eine Abrissbirne, hinterlässt Löcher, wo vorher Hoffnung herrschte, und bringt alles, woran ich mich in den letzten Wochen geklammert habe, zum Einsturz."
Wo Band 1 erst ab der Mitte richtig Fahrt aufnahm, zieht Band 2 bereits auf den ersten Seiten das Tempo gewaltig an. "Die Erben der Schlange" setzt ohne jede Umschweife direkt auf Mags Flucht aus Nathair Manor an. Verfolgt von den Huntern des Ordens und mit der herzbrechenden Gewissheit, dass sie Cyrus nicht trauen kann, versucht sie zu fliehen und zu ihrem Ziehvater und Strippenzieher der Rebellion zu gelangen. Währenddessen muss sich Cyrus gegenüber seinem Vater erklären und im undurchsichtigen Wirrwarr der Intrigen einen Weg finden, Mags zu unterstützen. Aufgrund der aufgeladenen, dynamischen Situation, mit der Band 1 geendet hatte, ist die Spannung hier also ohne Verzögerung gleich voll aufgedreht. Kaum eine Szene vergeht, ohne dass sich neue Fragen auftun, sich eine spannende Verfolgungsjagd ereignet oder alte Konflikte eskalieren. So begleitet uns das Gefühl, dass jederzeit alles kippen kann, durch die gesamte erste Hälfte und sorgt für ein packendes, beinahe atemloses Leseerlebnis.

Dies wird auch durch eine etwas schlankere, zielführendere Erzählweise unterstützt. Im Gegensatz zu Band 1 verzichtet Rena Fischer in "Die Erben der Schlange" großteils auf Rückblicke und die kurzen Kompendium-Schnipsel zu Beginn eines jeden Kapitels. Stattdessen beantwortet die fortlaufende Handlung nach und nach die offenen Fragen. Auch wenn wir hier endlich einige wichtige Antworten erhalten, bleibt der Roman aber bis zum Ende ein undurchsichtiges Spiel der Loyalitäten: Verbündete werden zu Gegnern, Gegner überraschend zu Helfern, Machtstrukturen kippen, und niemand scheint die ganze Wahrheit zu kennen. Auch hier konnte mich nicht jede Wendung überraschen, aber dieses Hin und Her verleiht dem zweiten Band eine Dynamik und permanente Grundspannung, die bis zum Finale nicht nachlässt.
Mags und Cyrus stehen weiterhin im Zentrum der Entwicklungen, rücken diesmal aber etwas mehr aus dem Fokus. Ihre Beziehung, die in Band 1 noch im Mittelpunkt emotionaler Spannungsbögen stand, begleitet die Handlung in diesem Band eher leise im Hintergrund, da die beiden immer wieder durch neue Entwicklungen getrennt werden. Doch da ja nun wirklich genug auf den 464 Seiten los ist, ist das nicht weiter schlimm. Vielmehr öffnet das den Raum für vertiefte Nebenfiguren, neue Nebenhandlungsstränge und zusätzliche Erzählperspektiven. Während in Band 1 Mags und Cyrus abwechselnd erzählt haben, kommen hier nun Kapitel aus Stellas und Orions Perspektive hinzu, die die Handlung wunderbar ergänzen. So erhalten beide Figuren mehr Raum inklusive eigener emotionaler Spannungsbögen und zarter Romanzen, die dem düsteren Grundton wohltuende Kontraste verleihen.
Rena Fischers Schreibstil bleibt atmosphärisch dicht und zugleich mühelos zu lesen. Die Beschreibungen von London, dem englischen Anwesen und den Verstecken der Rebellion schaffen starke Bilder, während die Dialoge gleichzeitig authentisch und flüssig bleiben. Die mysteriösen Dark-Academia-Vibes werden hier durch politischen Risse innerhalb des Ordens, die moralische Korruption seiner Führung und die eskalierenden Machtspiele durch eine beinahe dystopische Note ergänzt. Besonders gegen Ende steigert sich das ohnehin schon hohe Tempo steigert im letzten Drittel zu einem atemberaubenden Crescendo, das direkt im Showdown kulminiert.
Hier liegt jedoch mein einziger echter Kritikpunkt an Band 2: Das Ende kommt für meinen Geschmack zu abrupt. Nach einem epischen, hoch emotionalen und actionreichen Showdown wechselt der Roman sehr plötzlich in den Epilog, der vieles zusammenfasst, aber wenig nachhallen lässt. Obwohl das Ende abgeschlossen wirkt, hatte ich das Gefühl, dass einige Fragen offenblieben oder dass ich nach diesem extrem schnellen Finale mehr Zeit gebraucht hätte, um die Konsequenzen wirklich zu spüren und in der Welt zu verweilen. Was passiert mit Ophelias Schwester? Wie werden die immer knapper werdenden Vorräte langfristig gelöst? Formt sich ein neuer Widerstand gegen Moores Führung? Welche Folgen haben die starken Nebenwirkungen der Tabletten langfristig auf die Figuren? Diese offenen Punkte hätten noch Raum vertragen – sei es emotional oder inhaltlich. Dennoch schmälert dieser Aspekt das Gesamterlebnis nur minimal und vielleicht hat die Autorin ja sogar vor, nochmal in die Welt zurückzukehren...
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