Montag, 3. November 2025

Montagsfrage #187 - Alte Buchliebe rostet nicht?

Hallöchen,

da sich letztes Jahr ja kaum Halloween-Fans aufgetan haben, gibt es dieses Jahr keine thematisch Frage dazu, sondern wir sprechen über den sich verändernden Lesegeschmack: 


Welche Bücher/AutorInnen, die Ihr in Eurer Jugend geliebt habt, würdet Ihr immer noch/nicht mehr empfehlen und wieso?


Ich habe 2016 mit 15 Jahren begonnen, meine Lesemeinungen auf dem Blog festzuhalten und hatte mir schon zuvor einen Goodreads Account zugelegt. So kann ich jetzt wunderbar die Bewertungen und sogar die Gedanken meines Teenager-Ichs zu damaligen Buchlieblingen nachvollziehen. Das hat natürlich Vor- und Nachteile, da sich der eigene Lesegeschmack mit der Zeit verändert, man reifer wird, dazu lernt. So merke ich immer wieder, dass Geschichten, die ich früher verschlungen habe, heute gar nicht mehr denselben Zauber entfalten. Vieles, was ich als Teenager geliebt habe, wirkt beim Wiederlesen flach, kitschig oder gar problematisch. So kommt es, dass ich schon mehrmals überlegt habe, Rezensionen zu überarbeiten oder zumindest mit einem Disclaimer zu versehen, der sagt, dass ich heute anderer Meinung bin und das Buch anders bewerten würde. Auf der anderen Seite möchte ich meinem jüngeren Ich ihre Meinung auch nicht absprechen und schätze es eigentlich sehr, unterschiedliche Perspektiven aus unterschiedlichen Zeiten in meinem Blog-Archiv zu haben. 

Ein Beispiel für Bücher, die für mich heute einfach nicht mehr funktionieren, ist ganz klar die „Twilight“-Reihe von Stephanie Meyer. Ich habe die Reihe mit 13-15 Jahren geradezu verschlungen – wie vermutlich viele in meiner Altersgruppe – und war völlig begeistert von der düsteren Liebesgeschichte, den dramatischen Emotionen und der Vampirromantik. Heute sehe ich das Ganze natürlich mit anderen Augen: Edward wirkt eher kontrollierend/gruselig als romantisch, und Bellas ständige Selbstaufgabe würde ich als geradezu pathologisch einschätzen. Trotzdem hat die Reihe ihren Platz in meiner Lesebiografie, den ich nicht einfach auslöschen kann oder will. Sie hat mich in eine ganz bestimmte Phase meines Lebens begleitet, und allein dafür bleibt sie (genau wie die furchtbar peinlichen, aber trotzdem ikonischen Filme) irgendwie besonders – wenn auch nicht (mehr) empfehlenswert.

Ähnlich geht es mir mit den Büchern von Jennifer L. Armentrout. Als ich mit dem Bloggen begonnen habe, habe ich die amerikanische Romantasy-Autorin als eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen bezeichnet. Besonders ihre "Dark Elements"-Reihe war lange Zeit eine meiner absoluten Lieblingsserien und auch "Obsidian" - das übrigens meine erste Rezension überhaupt auf dem Blog war - hat mich überhaupt erst zum Romantasy Genre gebracht. Allerdings konnten mich ihre neueren Reihen, wie zum Beispiel "Wicked" nicht mehr ganz so sehr überzeugen und die "Blood and Ash"-Reihe habe ich dann zum Beispiel gar nicht mehr zu Ende gelesen. Als ich vor ein paar Monaten versucht habe, "Dark Elements" nochmal zu lesen, musste ich es aber leider abbrechen, um mir die nostalgische Erinnerung nicht zu verderben, denn die Geschichte war in meinen Augen so schlecht gealtert und hatte für mich beinahe jeglichen Reiz verloren... 

Genauso geht es mir mittlerweile mit Colleen Hoover. In den frühen 2010ern habe ich alle ihre Romane verschlungen, als sie noch ganz neu auf dem deutschen Markt war und begeisterte Rezensionen zu 26 (!) Geschichten geschrieben. Damals fand ich die emotionalen Geschichten mit ihren gebrochenen Figuren und dem dramatischen Schreibstil unglaublich intensiv. Mittlerweile hat sich meine Sicht auf das New Adult Genre im Allgemeinen, aber besonders auch auf zum Teil behandelte Themen, Colleen Hoovers Schreibstil und meine Lebensperspektive soweit weiterentwickelt, dass mir vieles an ihren Geschichten plump, überdramatisiert und manches sogar problematisch erscheint. Trotzdem verstehe ich nach wie vor, warum sie so viele Menschen erreicht: ihre Bücher bieten Emotion pur, und das kann in der richtigen Lebensphase genau das Richtige sein. Für mich steht aber fest: Es gibt Bücher, die lieber in der Vergangenheit bleiben sollten, weil sie genau dort ihren Zauber entfalten, mittlerweile aber wahrscheinlich nicht mehr als ein Augenrollen verursachen würden.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Bücher, die mitmachen, sodass man immer wieder Neues in ihnen entdecken und sich in jedem Alter neu verlieben kann. Cornelia Funkes „Tintenwelt“-Trilogie ist dafür ein Paradebeispiel. Als Kind mochte ich die Magie des Vorlesens und das Eintauchen in Buchwelten; als Erwachsene sehe ich nun die literarischen Ebenen, die Reflexion über Sprache und Schöpfungskraft. Ein anderes Beispiel ist die „Gregor“-Reihe von Suzanne Collins, die kluge Fragen über Krieg, Moral und Verantwortung stellt und gleichzeitig originelle und mitreißende Abenteuergeschichten erzählt.

Auch "Percy Jackson" von Rick Riordan funktioniert für mich bis heute – nicht nur, weil ich griechische Mythologie liebe, sondern weil die Bücher Humor, Abenteuer und Herz perfekt verbinden. Sie sind zugänglich für Jüngere, aber voller Zwischentöne, die man als Erwachsene erst richtig wahrnimmt. Und schließlich: Alle Bücher von Neal Shusterman. Seine Werke begleiten mich auch bereits seit über 10 Jahren, doch bis heute schafft es der Autor, mich mit altem und neuem Erzählstoff zu begeistern. Egal ob ältere Reihen wie "Vollendet" oder "Scythe" oder neuere Einzelbände - sie sind erzählerisch, ethisch, philosophisch und gesellschaftlich so vielschichtig, dass sie mit jedem Lebensabschnitt anders wirken.

Natürlich bin ich mit 24 Jahren erst am Anfang meiner Entwicklung. Ich bin sehr gespannt, wie sich meine Weltsicht und mein Geschmack in den kommenden 10, 20, 30 Jahren weiterentwickeln wird. Vielleicht schaue ich in einem Jahrzehnt ja nochmal auf dieses Beitrag zurück und habe meine Meinung bereits wieder geändert? 

Wie ist das bei Euch?

Liebe Grüße
Sophia

Um in die Linkliste aufgenommen zu werden, hinterlasst bitte einen Kommentar mit dem Link zu Eurem Beitrag.


Nächste Woche bei der Montagsfrage: 

Welches Buch habt ihr im letzten Quartal am schnellsten durchgelesen?

1 Kommentar:

  1. Guten Morgen Sophia!
    Sehr plausible Gründe, die Du anführst. Mein Beitrag: https://minorherba.wordpress.com/2025/11/03/montagsfrage-lektuere-aus-der-jugendzeit/
    Viele Grüße
    Herba

    AntwortenLöschen

Ich freue mich, wenn Du einen Kommentar dalässt.
Egal ob Kritik, Verbesserungsvorschläge, Lob, Anmerkungen, Fragen oder eigene Meinung - das ist der richtige Ort dafür ;-)