Allgemeines:
Titel: With(out) You
Autorin: Maike Voß
Genre: New Adult
Verlag: dtv (18. März 2021)
Seitenzahl: 336 Seiten
ISBN-10: 3423230274
ISBN-13: 978-3423230278
ASIN: B08MFV75SW
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Broschiert)
Link:
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Inhalt:
Soll man um die Liebe kämpfen, wenn man sie damit gefährdet?
Als Luna nach Hamburg zurückkehrt, will sie nur eins: von vorn beginnen, die
Angst vergessen, die sie vor einem Jahr aus der Stadt vertrieben hat, und
ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen. An ihrem ersten Uni-Tag wird
jedoch klar, dass das alles andere als einfach wird. Ihr Ex-Freund Eli steht
plötzlich vor ihr – und er lässt ihr Herz immer noch schneller schlagen. Bis
heute hat Luna Eli verschwiegen, wieso sie ihn nach seinem schweren Unfall
auf einmal verlassen hat. Luna sieht ein, dass sie sich ihrer Vergangenheit
stellen muss. Für sich und für Eli. Auch wenn das bedeutet, alles zu
riskieren und am Ende womöglich alles zu verlieren.
Bewertung:
Dieses Buch ist Mehr. Mehr als eine Romanze. Mehr als ein durchschnittlicher
New Adult Roman und mehr als eine Kampfansage. Maike Voß erzählt hier eine
bewegende Geschichte einer traumatisierten, aber starken jungen Frau, die
zwischen Neuanfang und Rückkehr, Aufbruch und Heimat, Loslassen und
Wurzelnschlagen die Liebe findet. An der ein oder anderen Stelle hätte ich
vielleicht eine Kleinigkeit anzumerken, aber ansonsten: I love it!
"Vielleicht", murmle ich irgendwann. "Dabei ergibt das gar keinen
Sinn."
Das Cover setzt das Thema subtil aber sehr ausdrucksstark um. Zu sehen ist
ein verwischter Klecks dunkelblauer Farbe, welcher aussieht, als würde er über
eine regennasse Fensterscheibe laufen. Das "out" des Titels ist dabei
kunstvoll zurückgesetzt, einige Lichtpunkte vervollständigen das Bild.
Besonders gefreut hat mich, dass der Büchersendung des Verlags neben meinem
Exemplar (das übrigens signiert ist!!!!) auch eine Tasse mit passendem
Covermotiv und ein Notizbuch für tolle Zitate beigelegen hat. Neben der
üblichen Danksagung ist außerdem eine Ansammlung von Hilfe- und Anlaufstellen
hinten angefügt. Vermisst habe ich an der Gestaltung allerdings eine
Triggerwarnung, da die Geschichte die Themen Stalking, sexuelle Gewalt und
Körperverletzung behandelt. Zwar lässt das Vorwort der Widmung erahnen,
was Luna zugestoßen ist, ich hätte mir aber dennoch eine kleine Warnung des
Verlags gewünscht. Meine allgemeine Meinung zu Triggerwarnungen und wo diese
am besten zu platzieren sind, habe ich übrigens
HIER
dargelegt, falls sich jemand mit dem Thema beschäftigen will.
Erster Satz: "Eli und ich lernten uns auf einem Festival kennen und wir passierten so schnell wie ein plötzliches
Sommergewitter."
Schon bei diesem Satz hatte ich die diffuse Vorahnung: ich glaube das wird
gut. Zwar beginnt "With(out) You" eher kryptisch und verwirrend, da
die Geschichte einige Jahre NACH dem Ereignis ansetzt, das alles verändert
hat. Durch die vielen Unklarheiten und offenen Fragen, denen wir uns
zusammen mit unserer Protagonistin und Ich-Erzählerin Luna gemeinsam stellen
müssen, wird aber auch die Spannung hochgehalten. Was ist damals
vorgefallen, dass Luna Hamburg so überstürzt verlassen musste? Weshalb ist
sie ein Jahr in München bei ihrem Vater geblieben? Warum hat sie sich bei
ihrem damaligen Freund Eli und ihren Freundinnen nie wieder gemeldet? Wovor
läuft sie davon? Und vor allem: weshalb fühlt sie sich jetzt bereit, in
ihre Heimat zurückzukehren? Diese Fragen werden erst nach und nach
beantwortet, während wir gemeinsam mit Luna in Hamburg einen Neuanfang
wagen, der zugleich eine Heimkehr ist. Neu an der Uni, aber zurück in ihrem
alten Kinderzimmer; der Blick nach vorne, aber Begegnungen mit Akteuren
ihrer Vergangenheit - Maike Voß schreibt hier von Neuanfang und Rückkehr,
Aufbruch und Heimat, Loslassen und Wurzelnschlagen.
"Die ernsthaften Themen lassen wir für heute bleiben und der Abend tut
mir unheimlich gut, weil er absolut gewöhnlich ist. Genau das, was ich
brauche. Ich wünschte, ich könnte mir ein bisschen davon in eine Phiole
abfüllen, nur um ein paar Tropfen davon zu borgen, wenn ich sie brauche.
Denn so ruhig, wie es jetzt ist, wird es nicht bleiben. Und wenn es erst
mal losgeht, geht es nur noch vorwärts und nicht mehr zurück."
Im Vordergrund steht jedoch ein anderes Thema, das ich aus Spoilergründen
nicht genauer erklären werde, welches jedoch aus meiner oben genannten
Triggerwarnung deutlich wird. Die offenen Fragen werden nach und nach
beantwortet und mit jeder neuen Information, die wir in einem Gespräch mit
Lunas bester Freundin Anni, ihrer Mutter oder ihrem Exfreund Elias erfahren,
setzt sich das Puzzle mehr zusammen. Wenn man zuerst noch dachte, das kann
ja nicht so schlimm gewesen sein, wird man mit jedem hinzukommenden
Puzzleteil und jeder der kursiv geschriebenen Rückblenden wütender. Wütender
auf Lunas Peiniger. Wütender auf alle, die weggeschaut haben. Und wütender
auf die Gesellschaft, die es Opfern nach wie vor so schwer macht, Anzeige zu
erstatten, laut zu werden und die Schuld nicht bei sich selbst zu vermuten.
Maike Voß hat hier also ein sehr wichtiges und aktuelles Thema mit viel
Fingerspitzengefühl und zugleich Kampfgeist umgesetzt!
"Von Anfang an wollte ich kämpfen und mutig sein und ich dachte, dass
ich das mit meiner Rückkehr erreicht habe, aber sie war nur der erste
Schritt, wie mir in dem Augenblick bewusst wird. Das Schwerste liegt
noch vor mir. Voller Ungewissheit, ob es am Ende so ausgeht, wie wir
es hoffen, doch ich bin mir mit jeder Faser meines Körper sicher, das
ich es versuchen will. Auf diese Gelegenheit habe ich die ganze Zeit
gewartet und ich werde sie nutzen, komme, was wolle.
"Wir versuchen es", flüstere ich, als meine Tränen schwächer werden
und ich meine Stimme wiederfinden."
"Wir versuchen es", erwidert er, ebenfalls etwas kratzig. "Und zwar
zusammen."
Leider gibt es einige Wiederholungen gerade im ersten Drittel, wo Luna
versucht, sich nach unliebsamen Begegnungen mit ihrer ehemaligen Freundin
Jess und ihrem Exfreund Eli zu erklären, aber immer wieder abgewiesen wird.
Die eher langsame Entwicklung zu Beginn ist zwar realistisch, aber nicht
immer angenehm zu lesen. Leichtigkeit und Geplänkel, was sonst oft Romane
dieses Genres prägt, fehlen hier fast komplett und die kleinen Lücken
zwischen der Handlung werden genauso häufig mit kleinen Tiefpunkten wie mit
kräftezehrendem Wiederaufstehen gefüllt. Auch wenn die Geschichte so
bewegend und suchterzeugend ist, dass keine Zeit für eine Leseflaute
aufkommt, hätte ich mir das erste Drittel etwas kürzer und das letzte dafür
etwas ausführlicher gewünscht. Hier kommt es dann nämlich zu einem recht
flotten Wiederaufleben der Liebesgeschichte, welches mich nach dem
vorherigen Schmerz, der Ablehnung und der Kluft zwischen Luna und Eli nicht
ganz abholen konnte, da es mir einfach etwas zu schnell ging.
"Draußen ist es schon dunkel, doch ich kann erkennen, dass sich eine
dünne weiße Schicht auf dem Fenstersims niedergelassen hat. Jeder Flocke
ist ins Ungewisse gefallen und einige sind gekommen um zu bleiben. Selbst
wenn es nur für diese Nacht ist und sie morgen verschwinden."
Dies ist jedoch mein einziger Kritikpunkt. In Sachen Schreibstil und
Figuren kann "With(out) You" nämlich auch ordentlich Punkte sammeln.
Maike Voß schreibt gleichzeitig unaufgeregt und fesselnd, sodass die
Geschichte schnell eine Sogwirkung entwickelt, dabei aber authentisch und
nicht über dramatisiert wirkt. Auch ihre Charaktere wirken wie echte Figuren
mit echten Schicksalen. Im Vordergrund steht natürlich Luna, welche uns
Lesern zeigt, dass man stark, selbstbestimmt und mutig sein kann, auch wenn
man ab und zu Durchhänger hat und nicht immer sofort den richtigen Weg
findet. Viel Raum nehmen aber auch Eli und Anni ein. Während ich über
ersteren gerne noch mehr erfahren hätte, war letztere der Inbegriff einer
perfekten Freundin, wie ich sie nur jedem wünschen kann. Besonders toll an
den beiden ist, wie sich die Autorin neben ihrem Hauptthema ganz beiläufig
gegen Rassismus, Sexismus und Intoleranz stark macht und ihre Figuren divers
gestaltet, ohne dass es dick aufgetragen wirkt.
"Als erneut der Donner über uns rollt, erinnere ich mich wieder an
das, was mein Vater gesagt hat. Draußen geht die Welt unter und hier
drinnen kann uns gar nichts passieren. Denn zum ersten Mal habe ich
trotz der Dinge, die auf mich einstürmen, nicht das Gefühl, dass
unsere Welt tatsächlich untergeht. das Gewitter wütet, aber irgendwann
zieht es weiter und dann ist es nur noch etwas, das war. So wie Julian
mein Monster war, mein persönlicher Sturm."
Das Ende hält dann nochmal einige schmerzhafte Wahrheiten bereit und
schließt die Geschichte perfekt unperfekt ab. Ich war also von meinem ersten
Buch von Maike Voß echt beeindruckt und bin nun gespannt auf weitere
Projekte von ihr!
Fazit:
Maike Voß erzählt hier eine bewegende Geschichte einer traumatisierten, aber
starken jungen Frau, die zwischen Neuanfang und Rückkehr, Aufbruch und Heimat,
Loslassen und Wurzelnschlagen die Liebe findet. Für das erste Drittel muss man
zwar etwas Geduld und einen langen Atem mitbringen, das Weiterlesen lohnt sich
aber!
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