Allgemeines:
Titel: Mein Herz in deiner Welt
Autorin: Sarah Short
Verlag: Hawkify Books (14. Dezember 2020)
ASIN : B07RTP5VQP
ISBN-10: 3947288131
ISBN-13: 978-3947288137
Genre: Romantasy
Seitenzahl: 376 Seiten
Preis: 3,99€ (Kindle-Edition)
14,99€ (Taschenbuch)
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Inhalt:
Maggie, sechsundzwanzig, ist frustriert: Ihr Freund hat sie verlassen und
auch im Job kommt sie auf keinen grünen Zweig. Als sie an einem Punkt steht,
an dem sie nicht mehr weiterkommt, findet sie bei einem Waldspaziergang ein
Amulett, das ihr die Chance gibt, ihr Leben ab einem bestimmten Punkt noch
einmal zu leben.
Schnell stellt sich heraus, dass sie nicht nur eine Zeitreisende ist,
sondern zwischen unterschiedlich entwickelten Paralleluniversen hin- und
herspringt. Bald ist nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr. Maggie kommen
Zweifel, ob es so klug ist, mit dem Schicksal zu spielen ...
Bewertung:
Von Sarah Short (damals schrieb sie noch unter dem Namen Sarah Schäfle) habe
ich schon 2016 die Fantasy-Reihe "Der Ruf des Turul" gelesen, was witzigerweise eine meiner ersten Rezensionsexemplar-Reihen des
noch jungen Blogs war. Nun, Jahre später, geht es weiter im Genre Romantasy
und dem Titel "Mein Herz in deiner Welt", welcher zu
Beginn und am Ende für mich etwas geschwächelt hat, im Mittelteil jedoch
einen wirklich tollen Sog entwickelt.
Zum Cover muss man denke ich gar nicht viel sagen - es ist einfach eine
Augenweide. Mit dem galaktischen Milchstraßen-Motiv im Hintergrund, der
offenen Tür, durch die rote Blätter wehen und einer Frau im Kleid im
Vordergrund passt es nicht nur wunderbar zur Handlung, auch die Komposition
von Farben und Licht und Schatten ist einfach hinreißend. Auch innerhalb der
Buchdeckel hat der Hawkify Verlag gute Arbeit geleistet. Die 41 Kapitel
sowie der Epilog werden jeweils mit dem Bild eines Amuletts mit
Löwen-Tierkreiszeichen geschmückt, wie Maggie ihn findet und für ihre
vermeintlichen Zeitreisen verwendet. Negativ anmerken muss ich nur, dass
gerade zu Beginn und am Ende die Kapitel manchmal etwas willkürlich
ausgewählt erscheinen, da oft ein Einschnitt mitten in einer Szene auftrat,
oder ein neues Kapitel anderweitig plötzlich und unpassend begann. Es kam
mir an einigen Stellen so vor, als hätte die Autorin einfach schön alle
zwanzig Seiten einen Absatz gemacht, egal was gerade passiert und ob es
passt oder nicht. Natürlich gab es einige wohlgewählte Absätze, aber gegen
Ende hätte ich mir sanftere Übergänge und längere Szenen gewünscht - dazu
aber später noch mehr.
Erster Satz: "Trockenes Laub raschelte unter meinen Turnschuhen, als ich durch den
Wald stapfte."
Geheimnisvoll, bunt und außergewöhnlich - diese drei Beschreibungen passen
nicht nur zur Gestaltung, sondern auch allgemein zur Geschichte. Sarah Short
hat sich mit dem Thema der Paralleluniversen in ein ziemlich komplexes, aber
sehr spannendes Gebiet gewagt, das in Büchern und vor allem im Bereich
Romantasy bislang eher wenig aufkam. Ganz im Gegensatz zu Zeitreisen, welche
man zu genügen in Jugendbüchern findet, war die Grundidee eine erfrischend
abwechslungsreiche, welche von der Autorin auch sehr anschaulich und wenig
verkopft und gut durchdacht umgesetzt wurde. Man braucht keinen Abschluss in
Quantenphysik, um die Grundidee der Paralleluniversen zu verstehen, muss aber
doch ein bisschen den eigenen Kopf anstrengen, um bei den Reisen zwischen Zeit
und Raum mitzukommen. Aufgefallen, welche Denkleistung hinter der
Handlungskonstruktion stecken musste, ist mir, als ich beim Nachgrübeln
versucht habe, eine Logiklücke zu finden. Sarah Short hat das sehr geschickt
angestellt und versucht, den Erkenntnisstand von Leser und Figuren auf etwa
gleicher Höhe zu halten. Bei mir hat das wunderbar funktioniert. Immer wenn mir ein verwirrender Gedanke oder eine Frage kam wie "hä, aber
was bedeutet das denn jetzt für die Doppelgänger", wurde genau dieses
Problem im nächsten Satz von Maggie selbst oder einer anderen Figur zur
Sprache gebracht und entweder geklärt oder als unbekannte Kuriosität
abgestempelt. Es gab also durchaus einige Fragezeichen im
Handlungskonstrukt, oft wurde aber so gekonnt die "Paralleluniversen halt,
was willst du da noch hinterfragen"-Karte gespielt, dass man kaum länger
darüber nachgrübelt.
"Nicht, Maggie. Jemand hat dir eine besondere Rolle zugedacht. Es ist mein Pech, dass ich mich in dich verliebt
habe. Ich denk an dich, meine süße, verrückte Maggie."
"Und ich denk an dich. Wenn wir uns wiedertreffen, bleibe ich bei
dir und zwar für immer"
Neben Magie und Weltenchaos steht jedoch vor allem eines im
Mittelpunkt: die Liebesgeschichte, die Teil von Maggies Neuanfang in
einer neuen Welt wird. Für diese nimmt sich die Autorin im ersten
Drittel sehr viel Zeit, sodass nach dem ersten Weltensprung anders als
ich zuerst angenommen hatte, nicht in schnellem Tempo weitere folgen,
sondern wir eine Weile im Jahre 2005 in der Welt einer
fünfzehnjährigen Maggie-Kopie verweilen. Zu Beginn hatte ich leichte
Probleme, mich in unsere sechsundzwanzigjährige Protagonistin und
Ich-Erzählerin hineinzufühlen, da ich ihr Leben jetzt nicht als
besonders schlimm oder gescheitert wahrnahm, sodass ich ihre
Unzufriedenheit, welche sie schlussendlich dazu getrieben hat, alles
zurückzulassen und kurzfristig eine Zeitreise zu machen, nicht ganz
nachvollziehen konnte. Ja klar, eine neue Chance klingt erstmal gut,
doch wer möchte schon freiwillig nochmal 15 sein? Führerschein,
Schulabschluss, Berufsausbildung, Loslösen vom Elternhaus, Pubertät
und alle erste Male nochmal durchleben? Nope, hätte ich kein Bock
drauf und mit 26 ist das Leben ja jetzt nicht gerade vorbei, da hat
man ja noch sooo viel Zeit, nochmal neu anzufangen. Lange Rede kurzer
Sinn: Ich konnte nicht ganz nachempfinden, weshalb Maggie sich ohne
lange Nachzudenken durch die Tür gestürzt hat und das hat dazu
geführt, dass ich einen eher holprigen Start mit ihr hatte.
Witziger Weise wurde das besser, sobald Maggie in der 2005er-Welt war,
da das Leben einer Fünfzehnjährigen aus der Perspektive einer
Sechsundzwanzigjährigen wirklich einmalig zu lesen war. Dieses Konzept
funktionierte nicht nur viel besser, als ich das ursprünglich angenommen
hatte, sondern hatte auch einen großen Unterhaltungsfaktor. Kuriose Fragen um
Moral und Verantwortung, einige Mutti-Momente und nicht zuletzt ein paar
Überlegungen zum Jugendschutz beim Eingehen einer romantischen Beziehung
sorgten dabei für den ein oder anderen Lacher bei mir. Maggies damals beste
Freundin Jelena, deren Freund Andy und natürlich den Amerikaner Alan muss man
einfach mögen und zwischen Ferienlager, Betreuerabenden, Ferienstimmung und
sich anbahnenden Romanzen vergisst man sehr schnell, dass Maggie eigentlich
sechsundzwanzig und nicht nur aus einer anderen Zeit, sondern auch aus einem
anderen Paralleluniversum ist...
"Mein Herz quoll über vor Liebe und dem unbändigen Drang danach,
alles leben zu beschützen und diese winzigen Welten zu retten. Ich
lächelte. Das leuchtende Nebelwesen hätte mir vielleicht helfen können,
aber ich brauchte es nicht. Ich leuchtete selbst."
Dafür sorgt auch der unterhaltsame, flüssige Schreibstil der Autorin. Die
leichte Brise jugendlicher Unternehmungslust und unschuldiger Ahnungslosigkeit
mischt sich im weiteren Verlauf der Geschichte zunehmend mit Spannung und
dramatischen Szenen. Etwa ab der Hälfte wird Maggie abermals in eine andere
Welt verfrachtet und als sie dort auf einen Bekannten aus ihrem
Heimatuniversum trifft, werden erstmals wichtige Fragen beantwortet, die man
sich schon die ganze Zeit gestellt hat. Ab hier geht es mit sehr schnellen
Schritten vorwärts in eine Richtung, die ich zu Beginn für die Geschichte
überhaupt nicht gesehen hatte. Dadurch dass der Beginn auf eine Welt und die
Liebe zwischen Maggie und Alan ausgerichtet und zugleich völlig abseits der
typischen Romantasy-Geschichten konstruiert war, hatte ich nicht erwartet,
dass es bald um die typischen Weltrettungs-Szenarien gehen würde. Dass Maggie
dann im Endeffekt doch die typische Auserwähltenrolle ausfüllen und die Welt
im Kampf gegen Gut und Böse retten muss, empfand ich zuerst als übertrieben
und klischeehaft, auch wenn der Showdown durchaus mitreißend und spannend
gemacht war. Zudem erhöhte sich hier das Erzähltempo nochmal um eine Stufe,
sodass vieles ziemlich schnell am Leser vorbeirauscht.
"Trag dein Licht in die Welt hinaus und lass es strahlen. Du weißt, wie du in die gewünschte Welt gelangst. Geh deinem
Herzen nach. Wenn du darauf hörst, kannst du nicht vom Weg
abkommen."
Fazit:
Geheimnisvoll, bunt und außergewöhnlich - "Mein Herz in deiner Welt"
vereint eine besondere Liebesgeschichte mit spannendem Paralleluniversums-Plot
zu einem mysteriösen, humorvollen und kurzweiligen Leseerlebnis. Beginn und Ende haben für mich etwas geschwächelt, im Mittelteil entwickelt
die Geschichte aber einen wirklich tollen Sog.
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