Allgemeines:
Titel: Sweet at Heart
Autorin: Robyn Neeley
Genre: Liebesgeschichte
Verlag: KYSS (23. März 2021)
ASIN: B0882VZS46
ISBN-10: 3499005050
ISBN-13: 978-3499005053
Originaltitel: One Purrfect Summer
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,99€ (Broschiert)
Seitenzahl: 320 Seiten
Weitere Bände:
Sweet Like You
(Band 1, Cassie und Nick)
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Inhalt:
In der kleinen kalifornischen Stadt Honey Springs dreht sich alles um Honig.
Vom Buchladen «The Book Bee» bis zur Baseballmannschaft der Schule, den
«Honey Hornets», alle sind stolz auf das besondere Markenzeichen ihrer Stadt
und zeigen das auch. Nur einer nicht: Patrick Manning, der Besitzer des
Coffeeshops, weigert sich beharrlich, seinem Geschäft einen
Honig-inspirierten Namen zu geben. Und das ärgert Madison Porter, die
Assistentin der Bürgermeisterin, jeden Tag aufs Neue. Vor allem weil sie in
dem Laden selbst eine Eisdiele eröffnen wollte, und Patrick ihr die
Immobilie vor der Nase weggeschnappt hat. Der Kerl ist einfach
unausstehlich. Daran ändert auch nichts, dass ihr Herz jedes Mal einen
kleinen Hüpfer macht, wenn sie sich streiten …
Bewertung:
Schon mit dem ersten Teil der zweibändigen Honey-Springs-Dulogie, "Sweet Like You" hat Robyn Neeley eine nette, unterhaltsame Geschichte geschrieben, die
man in wenigen Stunden durchlesen konnte, die aber leider kaum einen
bleibenden Eindruck hinterließ. Als ich die Vorschau für den zweiten Teil
gesehen habe, habe ich dann jedoch kurzerhand beschlossen, der Dulogie nochmal
eine zweite Chance zu geben. Denn Robyn Neeley bietet neben einer zauberhaften
Wohlfühlatmosphäre auch ein heimeliges Kleinstadtsetting im Bienenwahn, das
man einfach lieben muss und zu dem ich sehr gerne vor dem Erscheinungstermin
des zweiten Bandes noch einmal zurückgekehrt bin. Leider muss ich aber auch zu
"Sweet at Heart" pünktlich zum heutigen Erscheinungstermin alles in
allem eine eher ernüchternde Bilanz ziehen.
Die Gestaltung von "Sweet at Heart" ist genauso wundervoll wie die
des ersten Bandes. Nicht nur dass das Cover mit dem hellbeigen
Hintergrund, den Baumwollpflanzen und dem Etikettartigen Container des
Titels total heimelig aussieht, auch innerhalb der Buchdeckel ist "Sweet at Heart" ganz zauberhaft gestaltet. Das beginnt schon mit den Leselaschen. In
diese sind nämlich zwei Rezepte abgedruckt. In der vorderen Lasche lädt
Nana Porters berühmte und preisgekrönte Honig-Limonade zum Ausprobieren
ein, während ganz am Ende der Geschichte eine Anleitung zum Mixen von
Madisons Lieblingsdrink, den Honigmargaritas zu finden ist. Ich finde
ergänzende Rezepte und Anleitungen sowieso immer eine tolle Idee, hier hat
sich das Verlagsteam aber wirklich besonders viel Mühe mit der
Ausgestaltung gegeben! Ebenfalls sehr passend finde ich die kleine
gezeichnete Biene, die jeden der 22 Kapitelanfänge ziert. Was äußerst
selten vorkommt ist außerdem, dass mir der neue Titel des Kyss Verlags
sogar besser gefällt als der Originaltitel der englischsprachigen Ausgabe
"One Purrfect Summer". Für die Gestaltung gibt es also
uneingeschränktes Lob von mir.
Erster Satz: "Madison war langweilig."
Anders sieht es leider mit dem Rest der Geschichte aus. Ich habe
wirklich versucht, den Roman zu mögen und mich ganz in die zuckrige, heile,
summende Welt von Honey Springs hineinfallen zu lassen, doch leider konnte
mich Madisons Leben schon von Beginn an nur wenig fesseln. Die sprunghafte
Rathausmitarbeiterin, die Protagonistin Cassie und mir als Leserin im ersten
Teil zusammen mit der inoffiziellen Bienenkönigin und offiziellen
Diner-Besitzerin Bea schon das Leben ganz schön schwer gemacht hat, machte
es mir auch hier nicht gerade leicht, sie ins Herz zu schließen. Obwohl sie
nun selbst ganz schön unter Druck steht, da sie zusammen mit eben besagter
Bienenkönigin das Hometown Honeybee Festival planen soll, welches Honey
Springs bekannt machen soll, sitzt sie lieber gemütlich in der Sonne,
verbannt Beas Todo-Lists ungelesen im Handschubfach ihres klapprigen Autos
und wundert sich dann, weshalb sie als unkonsequent und launenhaft
gilt.
Dank einiger in den Sand gesetzten Projekte in der Vergangenheit, hat sie
den Ruf, wegzulaufen, wenn es schwierig wird. Die Gelegenheit, das Gegenteil
zu beweisen erhält sie, als Bea plötzlich zwei Wochen vor dem Start des
großen Events krank wird und ausgerechnet den rebellischen Café-Besitzer
Patrick als neuen Co-Vorsitzenden des Planungsausschusses einsetzt. Ihn kann
Madison nämlich absolut nicht leiden. Nicht nur dass eben jener ihren Plan,
eine Eisdiele zu öffnen vor vier Jahren zerstört hat, als er sie beim Kauf
des Ladens knapp überboten hat - er hat es sich auch noch erdreistet, seinem
Café keinen Namen mit Bienenbezug zu geben. Die Zusammenarbeit der beiden
steht also schonmal unter keinem guten Stern. Noch komplizierter wird es
allerdings, als Madison beim Durchstöbern von alten Akten herausfindet, dass
Patrick sie damals gar nicht überboten hatte und die beiden beschließen,
einen Wettbewerb um das Café zu starten. Als zwischen Festivalplanung,
erbittertem Marketingwettkampf und der Suche nach einem verschollenen
Honigkuchenrezept auch noch Gefühle ins Spiel kommen, ist das Chaos perfekt
und Patrick und Madison beginnen sich zu fragen: wie können beide das
bekommen, was sie wollen, ohne den Traum des jeweils anderen zu zerstören...
"Immer fängst du mich auf" flüsterte sie und schaute ihm in die
Augen."
"Immer verlierst du das Gleichgewicht."
Leider läuft die Geschichte abermals sehr langsam und mit einer Vielzahl
von aneinander gereihten Einzelszenen an, sodass wir den Figuren während der
ersten 100 Seiten dabei zusehen, wie sich versuchen, sich gegenseitig
auszustechen und gleichzeitig den Anordnungen der kontrollsüchtigen Bea,
welche natürlich immer über Zoom hinzugeschaltet ist, gerecht zu werden.
Dabei sind zwar wieder sehr viele süße Ideen mit eingearbeitet, insgesamt
schrammt einiges jedoch erneut stark an der Grenze zum Unglaubwürdigen
vorbei und man muss wirklich das Gehirn ausschalten, um bei einigen absurd
konstruierten Wendungen nicht mit den Augen zu rollen. Egal ob bei
fragwürdigen Rechtangelegenheiten (dass die Autorin selbst nicht Jura
studiert hat, wurde schon im ersten Teil klar, als Cassie einfach nach
einer spontanen Entscheidung Bürgermeisterin wurde, obwohl das als ich das
letzte Mal nachgeschaut habe, noch tatsächlich ein kommunalpolitisches Amt
war, für das man GEWÄHLT werden muss), sich auf magische Weise um einen Tag
verlängernden Wochenenden, eine von langer Hand geplante Intrige der
verstorbenen Bürgermeisterin, oder das Schneidern von mehreren tausend
Bienenkostümen praktisch über Nacht - man darf über einige Teile der
Handlung einfach nicht weiter nachdenken. Das Label "No Brainer" ist hier
also eher als Kritik zu verstehen und bei aller Liebe für das Setting waren
mir die Geschichte alles in allem doch zu flach, um mich überzeugen zu
können.
"Noch vor einer Woche hatte er kaum ein Wort mit ihr gewechselt, dann war er in schneller Folge zu ihrem Co-Vorsitzenden
im Festivalausschuss und zu ihrem Konkurrenten im Wettbewerb um seinen
Laden geworden, und nun sollte er auch noch ihren Mentor spielen. Er
atmete langsam aus und lehnte sich zurück. In welche Rolle würde man
ihn wohl als nächstes drängen?"
Daran konnte dann auch Patrick nichts mehr ändern, den ich aufgrund seiner
fürsorglichen Art einfach mögen musste. Trotz dass er theoretisch einige
Altlasten aus seiner Vergangenheit mitbringt, bleibt er im Verlauf der
Geschichte ziemlich blass, vorhersehbar und der eindimensionale Good-Guy. Da
ich eine Weile gebraucht habe, um mit der sprunghaften, sturen, dabei aber
ziemlich naiven Madison zurecht zu kommen, kam mir seine nette und
unkomplizierte Art aber gerade recht. In der zweiten Hälfte wird es zwar
geringfügig besser und Madison tritt nicht mehr ganz so nervig und
streitsüchtig auf, Verbundenheit oder gar Charaktertiefe würde ich ihr
trotzdem nicht zuschreiben. Wie schon bei "Sweet Like You" hat Robyn
Neeley hier einen personalen Erzähler gewählt und wechselt regelmäßig
zwischen den beiden Erzählperspektiven, welche hier auch ausgeglichener sind
als im ersten Teil, in dem ein klarer Fokus auf der weiblichen Hauptfigur
lag. Warum meine bevorzugte Erzählperspektive bei Liebesgeschichten die
Ich-Perspektive ist und bleibt, hat sich jedoch auch hier wieder gezeigt:
durch einen Er-Erzähler kann man einfach keine so große Nähe zu den Figuren
aufbauen.
Neben den Figuren an sich war ich auch ein bisschen von ihrer Beziehung
zueinander enttäuscht. Trotz dass die beiden schon erwachsen sind,
erinnert die Atmosphäre zwischen ihnen eher an einen Young Adult Roman,
denn bis auf ein kurzes, zaghaftes Küsschen nach über 200 Seiten passiert
nicht besonders viel zwischen den beiden. Im Gegenteil: Madison und
Patrick schleichen lange Zeit etwas verzagt umeinander herum, streiten
sich wegen Kleinigkeiten, verlieren sich in Floskeln und sorgen mit
Aktionen, die zwar süß aber manchmal ein bisschen drüber sind, (so wie
auch zum Beispiel die Idee mit Belle, der Ehe-stiftenden Katze) für
Seufzer (der genervten Sorte). Von großen Gefühlen, Leidenschaft oder gar
Anziehungskraft kann man kaum sprechen. Die prickelnde Romantik, die oft
mit dem typischen Haters-to-Lovers-Motiv einhergeht, sucht man hier also
bis zum Ende hin vergebens, wo dann aus dem rauen Umgangston plötzlich
Liebe wird. Die Geschichte ist in erster Linie süß und gewinnt ihre
Spannung durch die Schwierigkeiten, in denen sich Madison plötzlich
wiederfindet. Zusätzlich negativ aufgefallen sind mir einige
Genitiv-Dativ-Fehler, von denen ich mir nicht sicher war, ob die
Übersetzerin sie absichtlich eingebaut hat, um die wörtliche Rede
authentischer wirken zu lassen, oder ob sie tatsächlich Fehler sind. Egal
was der Grund für die abenteuerlichen Konstruktionen war - sie sind mir
negativ ins Auge gesprungen.
"Sweet at Heart" ist also alles in allem nicht gerade leicht zu bewerten, da
einem zuckersüßen Setting und vielen tollen Ideen ein Mangel an Gefühlen und
teilweise nervige Nebenfiguren gegenüberstehen. Madison und Bea fand ich
trotz Anstrengungen meinerseits und einem großen Vertrauensvorschuss nach
wie vor eher schwierig (und nicht auf die liebevolle Art und Weise) und die
ganze Geschichte mit dem Wettbewerb, dem Laden und der Intrige der
verstorbenen Bürgermeisterin fand ich zwar sehr nett aber auch etwas
konstruiert und weit hergeholt.
Vom Ende mit dem wohl absolut unnötigsten Streit in der Geschichte der
unnötigen Streits (Spoiler:
Warum Patrick Madison nicht einfach gesagt hat, dass er einen anderen Weg
gefunden hat, wie sie ihre Eisdiele eröffnen und er sein Café behalten
kann, erschließt sich mir nicht. Klar, er wollte sie erstmal überraschen,
aber nachdem sie dann so wütend auf ihn war, da sie dachte, er habe sie
die ganze Zeit hingehalten und betrogen, hätte er es ihr einfach schnell
sagen können und das ganze Drama hätte man sich sparen können) und dem Happy End inklusive einer Menge Bienenkostüme, süßer Speisen und
Schwänzeltanz will ich gar nicht erst anfangen...
Fazit:
Auch wenn ich wirklich versucht habe, "Sweet at Heart" zu mögen, konnte
mich auch der zweite Teil der Honey-Springs-Dulogie nicht überzeugen. Zwar ist
die Geschichte wie der Titel auch sagt, im Herzen zuckersüß und das Setting
muss man einfach lieben, die flachen Figuren, die teilweise überzogene und
übermäßig konstruierte Handlung und fehlende Gefühle hinterließen jedoch einen
eher faden Nachgeschmack...
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