Die Fakten
Titel: Sieben Minuten nach Mitternacht (deutsche Ausgabe)
Originaltitel: A Monster Calls (meine Ausgabe)
Autor: Patrick Ness nach einer Originalidee von Siobhan Dowd
Illustrator:
Jim Kay
Genre:Mystik-Drama
Sprache: Englisch
Seitenzahl: 224 Seiten
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Der Inhalt
Das Monster zeigte sich zum ersten Mal kurz nach Mitternacht, wie es bei Monstern üblich ist. Doch es ist nicht das Monster aus seinen Albträumen, die anfingen, als seine Mutter mit der Behandlung anfing. Es ist etwas anderes, etwas sehr Altes, sehr Wildes. Und es will die gefährlichste Sache von Conor, die man sich vorstellen kann: Die Wahrheit.
Die Eindrücke
Gestaltung: Zuerst will ich hervorheben, dass meine englische Ausgabe mit stimmungsvollen Illustrationen des englischen Künstlers Jim Kay verziert sind. Egal ob ganzseitige, halbseitige oder nur angedeutete Motive am Seitenrand - durch kontrastreiche Schwarz-Weiß-Zeichnungen erhält die Geschichte einen düsteren, aber verträumten Beigeschmack, der ganz wunderbar zur Handlung passt.
Handlung: Sohn einer Krebskranken Mutter trifft auf eine Kreatur der
englischen Folklore und geht einen Deal ein: drei Geschichten gegen die
Wahrheit - So könnte man den Roman ganz trocken beschreiben. Besonders wird
"A Monster Calls" jedoch dadurch, dass die Haupthandlung auf einer
Metaebene zwischen Traum und Realität stattfindet. Patrick Ness nutzt die
Begegnungen mit dem Monster, die verwirrenden "Tales", die das Monster Conor
erzählt und Conors immer wieder kehrender Albtraum ("THE nightmare, the one with the falling, with the screaming"), um die Trauerverarbeitung eines Dreizehnjährigen auf ergreifende und
symbolische Art und Weise darzustellen. Die Geschichte lebt dabei nicht nur
von bildreichen Metaphern und Symbolik, sondern auch von Andeutungen, dem
was in der Luft und zwischen den Zeilen schwebt. Vieles wird nicht
ausgesprochen (die Worte "die" oder "death" oder "cancer" kommen kein
einziges Mal vor), dem Leser wird jedoch trotzdem schnell klar, wie es um
Conors Mutter steht. Gerade dadurch, dass vieles unausgesprochen bleibt,
erscheinen die Erkenntnisse, zu denen Conor und somit auch der Leser im
Verlauf der Geschichte kommt, zeitloser und mächtiger.
Figuren: "A Monster Calls" war mein zweites Buch des Autors.
Schon in "Chaos Walking", welches ich erst kurz zuvor gelesen habe, hat mich die Art und Weise,
wie Patrick Ness sich Figuren zu eigen macht, sehr beeindruckt. Besonders
interessant ist die sehr natürliche Charakterisierung unter dem
Gesichtspunkt, dass die Originalidee zur Geschichte eigentlich von Siobhan
Dowd stammt, die durch ihre Krebserkrankung leider nicht in der Lage war,
den Roman zu beenden. Außer dem mehrdimensional und sehr feinfühlig
gezeichneten Conor, der seine Emotionen zwischen Verdrängung und
Konfrontation, Vergebung und Selbsturteil, Trauer und Wut, Angst und
Gelassenheit auszubalancieren versucht, bleiben andere Figuren jedoch eher
blass, da wir sie weniger als Figuren und aus Conors Sicht eher als Rollen
wahrnehmen.
Schreibstil: Dass die Erzählart trotz der grundsätzlich einfach
gehaltenen Sprache anspruchsvoll ist, kann ein Grund sein, weshalb auch
viele Erwachsene die Geschichte ansprechend finden. Ein anderer Grund ist
wohl die grandiose und komplexe Umsetzung eines schweren Themas, das alle
Altersklassen betrifft: die Konfrontation mit Tod, Verlust, Trauer und
Loslassen. Es geht darum, wie man schwere Wahrheiten ins Gesicht sieht, ohne
an ihnen zu zerbrechen und wie man angenehme Lügen entlarvt und einen Raum
findet, in dem man geborgen und in allem Ausmaß trauern kann. Die düstere,
manchmal geradezu unheimliche Atmosphäre steht dabei einer so schmerzhaften
Traurigkeit gegenüber, dass man durchaus schonmal ein Taschentuch gebrauchen
kann.
Die Zitate
"Who am I?", the monster repeated, still roaring. "I am the spine that
the mountains hang upon! I am the tears that the rivers cry. I am the
lungs that breathe the wind! I am the wold that kills the stag, the hawk
that kills the mouse, the spider that kills the fly! I am the stag, the
mouse and the fly that are eaten! I am the snake of the world devouring
its tail! I am everything untamed and unteameable!"
It brought Conor up close to its eye.
"I am this wild earth, come for you, Conor O´Malley."
"Stories are the wildest things of all", the monster rumbled. "Storys
chase and bite and hunt."
"Stories don´t always have happy endings."
This stopped him. Because they didn´t, did they? That´s one thing the
monster had definitely taught him. Stories were wild, wild animals and
went off in directions you couldn´t expect."
"I didn´t mean it", Conor said.
"You did", the monster said, "but you also did not."
Conor sniffed and looked up to its face, which was as big as a wall in
front of him. "How can both be true?"
"Because humans are complicated beasts", the monster said. "How can a
queen be both a good witch and a bad witch? How can a prince be a
murderer and a savior? (...)"
"I don´t know", Conor shrugged, exhausted. "Your stories never made any
sense to me."
"The answer is that it does not matter what you think", the monster
said, "because your mind will contradict itself a hundred times each
day. You wanted her to go at the same time you were desperate for me to
save her. Your mind will believe comforting lies while also knowing the
painful truths that make those lies necessary. And your mind will punish
you for believing both."
"But how do you fight it?" Conor asked, his voice rough. "How do you
fight all the different stuff inside?"
"By speaking the truth."
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