Montag, 15. März 2021

Montagsfrage #200 - 15.03.2021


Hallöchen,

heute bin ich mal wieder ein bisschen später dran, da ich den Tag über den letzten Termin meines Uni-Ferienkurses zum Thema "HTML-Codes und CSS" hinter mich gebracht habe. Ich hatte diesen Zusatzkurs in der Hoffnung belegt, durch eine einfache Einführung endlich mal zu lernen, wie man weiterführende Layouts und Styles benutzt, die über die beschränkten Möglichkeiten von Blogspot hinausgehen. Nach dem ersten Termin habe ich mich zwar erstmal verflucht, keinen Einfacheren Kurs gewählt zu haben, mittlerweile kann ich dank der steilen Lernkurve aber schon erstaunlich viel und bin schon ganz gespannt, die ein oder andere neue Erkenntnis in den nächsten Wochen auf dem Blog umzusetzen. So, jetzt aber zurück zum Wesentlichen: der heutigen Montagsfrage...


Gibt es ein Buch/Bücher, das du richtiggehend hasst?


"Hassen" ist ein sehr starkes Verb. Klar, manchmal nervt eine Geschichte, oder man mag sie einfach nicht besonders - das kann trotz dass ich mittlerweile recht gut einschätzen kann, was mir gefallen wird oder nicht, immer wieder vorkommen. Bei solchen Geschichten versuche ich dann aber trotzdem, möglichst objektiv auf Mängel zu blicken und keine hassgetriebene Verrisse zu schreiben, die an meiner Professionalität kratzen würden (auch wenn es sich manchmal echt gut anfühlt, etwas Dampf abzulassen, haha). 

Um einen wirklichen Hass auf eine Geschichte entwickeln zu können, muss sie mir also über einen längeren Zeitraum gewaltig und penetrant auf die Nerven gehen und zwar in einem solchen Maße, dass ich es nicht professionell und objektiv in Worte fassen kann. Das war bei mir erst äußerst selten der Fall und wurde immer dann zum Problem, wenn ich durch äußere Faktoren "gezwungen" war, einen Roman zu lesen, der negative Emotionen (oder auch gar keine Emotionen) in mir hervorgerufen hat. Ein Superbeispiel dafür sind immer Schullektüren. Versteht mich nicht falsch, ich habe über die Jahre auch wahnsinnig tolle Lektüren in verschiedenen Fächern gelesen, aber leider waren auch welche dabei, die ich von mir aus niemals in die Hand genommen oder bald abgebrochen hätte. Ist man dann dazu gezwungen, sie immer wieder durchzugehen und inhaltlich damit zu arbeiten, kann man auch schonmal einen richtigen Hass darauf entwickeln. 

Am größten war mein Hass dabei wohl bei Goethes "Faust", welche ich im Rahmen des Deutsch-Abiturs lesen musste. Auch wenn ich mir die größte Mühe gegeben habe, mich auf die Geschichte einzulassen, obwohl ich mich von mir aus wohl nie an diesen verstaubten Schinken gewagt hätte, habe ich mich nur mit Mühe durch diese Tragödie gequält. Das liegt meiner Ansicht nach weniger daran, dass ich ein Kulturbanause bin, vielmehr fand ich die Geschichte einfach grottenschlecht erzählt und weder die Handlung noch die Sprache oder die Themen konnten mich abholen. Goethe hielt wohl nicht so viel von einer Einheit von Zeit, Ort, fortlaufender Handlung oder sprachlicher Geschlossenheit, sondern legte stattdessen viel Wert auf ausschweifende Monologe von Seiten Fausts über seine Lebenskrise, seinen Treibstau oder über seine entgrenzenden Naturerlebnisse. Viele wichtige Informationen werden übergangen, nebenbei erwähnt oder äußerst ungenau wiedergegeben und aufgrund der diskontinuierlichen Szenenfolge lassen sich auch die häufigen Zeitsprünge, die im krassen Gegensatz zu den ausschweifenden Wiederholungen am Anfang stehen, äußerst schlecht identifizieren. Hätte ein heutiger Roman sich diese grottige Konstruktion geleistet, wäre er in der Luft zerrissen worden.  Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, welche Art von Faszination für dieses Werk, Menschen dazu treibt, sich freiwillig diesem Kuddelmuddel zu widmen. So ist alles was von dem Werk blieb, der schale Triumpf, es einmal in meinem Leben gelesen zu haben.

Doch auch bei der ein oder anderen nicht im Schulunterricht gelesenen Geschichte wurden an Hass grenzende Abneigungen in mir geweckt. Als ganz kürzliches Beispiel ist da "365 Tage" von Blanka Lipińska zu nennen, welches ich trotz möglichst differenzierter Herangehensweise mit spektakulär niedrigen 0,5 Sternen bewertet habe. Schon nach wenigen Seiten stand für mich fest: Das ist das schlechteste Buch, das ich seit langem gelesen habe. Leider sah ich mich gezwungen, die Geschichte zu Ende zu lesen (um eine Rezension schreiben zu können und da es ein Rezensionsexemplar war) und habe mich über eineinhalb Wochen durch diesen Schund (verzeiht mir meine klaren Worte) gekämpft. Hier geben nicht nur eine toxische Beziehung, ein sexistisches Frauenbild, die Diskriminierung von Randgruppen und die Verherrlichung von Gewalt Anlass zur Diskussion - auch andere Teile der Geschichte wie die Figuren, der Schreibstil und die Handlung weisen größere Mängel auf, über die ich nicht hinwegsehen will und kann. So habe ich mich auf jeder der knapp 400 Seiten darüber aufgeregt, warum man ausgerechnet diese trashige Geschichte in einem bekannten Verlag mit riesiger Auflage herausbringen musste, wo es doch tausende geniale, aber ungesehene Geschichten da draußen gibt, die einen Platz im Rampenlicht eine MILLION Mal mehr verdient hätten, als "365 Tage".


So, jetzt bin ich aber mal gespannt, was Eure "Hassbücher" sind, oder ob Ihr überhaupt welche habt. Und was sagt Ihr denn zu "Faust" und zu "365 Tage" (falls Ihr die beiden Geschichten kennt)?

Liebe Grüße
Sophia

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