Hat sich dein Stil beim Verfassen von Blogbeiträgen/Rezensionen über die Jahre verändert?
Das hoffe ich doch, haha. Als ich im Mai 2016 mit dem Bloggen angefangen habe, war ich gerade mal 15 Jahre alt, hatte einige Defizite hinsichtlich der deutschen Rechtschreibung (vor allem Kommata haben mir schon immer das Leben schwer gemacht, aber es hat sich gebessert) und natürlich keine Ahnung, was man so auf einem Blog veranstalten kann. Seitdem habe ich mehr als 1500 Beiträge verfasst (unfassbar, oder?), andere Blogs gelesen, Fehler gemacht, sie korrigiert, gelöscht, wieder von vorne angefangen, Ideen gehabt, sie wieder verworfen und so Schritt für Schritt zu einem Format und einem Stil gefunden, mit dem ich zufrieden bin. Wenn man sich meine ersten Rezensionsversuche anschaut, wird man schnell feststellen, dass meine Beiträge sich vor allem hinsichtlich einer Stellgröße verändert haben: dem Umfang. Mit meiner wachsenden Erfahrung sind meine Rezensionen immer länger und länger geworden, weshalb ich vor zwei Jahren das Label "Kurzrezension" einführen musste, um etwas Zeit zu sparen.
Ich bilde mir jedoch ein, dass sich nicht nur die Länge der Rezensionen stark verändert hat, sondern auch ihre Qualität. Unter Qualität verstehe ich dabei zum einen die gedankliche Tiefe, die ich wohl meiner persönlichen Reifung, dem Älterwerden an sich, meiner mit jedem Beitrag zunehmenden Erfahrung und der Inspiration durch andere Beiträge zu verdanken habe. Zum anderen meine ich damit auch meine sprachliche Ausdrucks- und Herangehensweise. Wenn ich zuvor noch sehr schwammig und gefühlsbetont meine Begeisterung auszudrücken versuchte, sind meine Kritiken mittlerweile stringenter, sachlicher (auch wenn ich trotzdem noch manchmal das Fangirl rauslassen muss) und pointierter auf den Punkt gebracht. Während der letzten zwei Jahre kann man bestimmt auch den Einfluss meines Psychologie-Studiums anklingen sehen. Nicht nur, dass ich durch die ganze wissenschaftliche Fachliteratur, die ich mir täglich zuführe, etwas nüchterner geworden bin. Auch kann ich es nicht verhindern, dass ab und zu ein paar Fachbegriffe miteinfließen, die über meine veränderte Perspektive auf Lesen, Lernen, Figuren und Entwicklung hinaus offenbaren, dass ich mich viel mit dem Menschen und seiner Psyche beschäftige.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der mir erst beim Nachdenken über diese Frage wirklich bewusst geworden ist, ist dass sich auch meine Beziehung zum Bloggen und mein Selbstverständnis als Rezensentin stark verändert und weiterentwickelt hat. Das würde ich gerne an dem Punkt "Objektivität/Subjektivität" beim Bewerten von Büchern kurz ausführen, da mich dieser Zwiespalt gerade zu Beginn meiner "Bloggerkarriere" immer wieder verwirrt und aufs Glatteis geführt hat. Denn als Rezensentin will ich ja zum einen von meiner subjektiven Leseerfahrung erzählen, habe dabei aber durchaus einen Objektivitätsanspruch, insofern, dass jeder, der meine Rezension liest, verstehen kann, was ich meine. "Ich fand die Hauptfigur blöd" mag vielleicht subjektiv korrekt sein, was bringt das aber den LeserInnen meiner Rezension? Gerade zu Beginn habe ich sehr stark an meinem eigenen Erleben orientierte Rezensionen geschrieben. Danach habe ich dann krampfhaft versucht, möglichst objektiv und sachlich zu sein, war dann aber oft unzufrieden, da meine entstandene Bewertung oft nicht mit dem Bauchgefühl übereinstimmte, die ich zu einem Buch hatte. Mit der Zeit habe ich dann begriffen, dass es zwar auf keinen Fall so ist, dass alle LeserInnen Geschichten auf die genau gleiche Art und Weise empfinden und erleben müssen, dass es aber bestimmte Methoden gibt, mit denen AutorInnen sicherstellen können, dass ungeachtet aller Subjektivität und Individualität eine gewünschte Wirkung (eine emotionale Reaktion, das Aufkommen von Spannung etc.) transportiert wird. Mit dieser Annahme ist es mir möglich, ganz sachlich auf Textebene zu erklären, warum die ein oder andere Szene eine subjektive Wirkung bei mir erzielt hat, oder eben nicht und diese beide Extrempole in meinen Beiträgen besser auszubalancieren.
Bevor ich zu sehr abschweife, noch drei weitere Punkte, die sich im Laufe der Zeit verändert haben. Erstens: Ich bin mittlerweile viel selbstbewusster und kann auch kritische Meinungen ohne schlechtes Gewissen äußern. Das ist gerade wenn man mit den AutorInnen direkt in Kontakt steht nicht gerade leicht, aber dazu habe ich mich schon mal ganz ausführlich in einer anderen Montagsfrage ausgelassen. Zweitens: Über die Zeit habe ich eine gewisse mentale Vorstrukturierung, eine allgemeine Herangehensweise entwickelt, wie ich an Rezensionen herangehe. Ich hangele mich dabei an den großen Punkten "Einleitung, Cover, Gestaltung, Einstieg, Handlungsverlauf, Spannungsbogen, Figuren, Schreibstil, Ende, Ausblick und Besonderheiten" entlang und habe eine gewisse Routine und Fragen in meinem Kopf, die ich mir stelle, wenn ich an einem Punkt nicht mehr weiterkomme. Und drittens: Ich kann besser reflektieren, welche wichtige Rolle und große Verantwortung RezensentInnen in der Buchwelt haben.
Noch vor ein paar Jahren habe ich mich sogar ein bisschen geschämt für meine allerersten Rezensionen, da sie mir wahnsinnig schlecht, oberflächlich und ungelenk vorkamen. Ich hatte zeitweise sogar den Anspruch, sie alle zu überarbeiten oder neu zu schreiben. Das sehe ich nun etwas anders, da man an ihnen ablesen kann, wie sehr ich mich verändert und weiterentwickelt habe und somit finde ich das eine schöne Sache, die mir immer den Weg vor Augen führt, den ich schon gegangen bin und den, den ich vielleicht noch gehen kann...
Wie ist das bei Euch?
Liebe GrüßeSophia
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