Allgemeines
Titel: The Sky in Your Eyes
Autor: Kira Mohn
Verlag:
KYSS (16. November 2021)
Genre: New Adult
ISBN-10: 3499006634
ISBN-13: 978-3499006630
ASIN: B093NW4YXT
Seitenzahl: 336 Seiten
Weitere Bände: The Sea in Your Heart
Band 2, ET: April 2022
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,99€ (Broschiert)
Link:
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Inhalt
Bewertung
Achtung: Die Lektüre dieses Buches kann zu einem schwerwiegenden Anfall von Fernweh führen!
Genau wie bei Kira Mohns Kanada-Dulogie muss ich diesen Warnhinweis dringend vor den ersten Teil ihrer brandneuen Island-Reihe voranstellen - denn mich hat auch nach "The Sky in Your Eyes" das Fernweh wieder fest im Griff. In anderen Bereichen kann dieser neue Roman in meinen Augen aber nicht ganz an Kira Mohns Vorgänger anknüpfen. Zwar gibt es auch hier wie gewohnt eine gefühlsvolle, leise Liebesgeschichte und gesellschaftlich relevante Themen vor einem Traumsetting, leider konnte mich die Geschichte um Elín aber aus verschiedenen Gründen nicht so emotional mitnehmen. Nach längerem Nachdenken und einem spaßigen Buddyread mit Sofia von @SofiasworldofBooks (schaut unbedingt mal bei ihr vorbei und lest auch ihre Rezension!!!), habe ich also beschlossen, dass ich den Roman zwar grundsätzlich weiterempfehlen, aber nicht zu meinen Lieblingen der Autorin zählen kann.
Bevor ich damit beginne, meinen gemischten Eindruck zu begründen, muss ich erst noch ein paar Worte zur wunderschönen Gestaltung loswerden. Das Cover zeigt eine einsame, verschneite Winterbucht, über der die Nordlichter in strahlenden Grün- und Blautönen leuchten. Der geschwungene und mit goldenem Staub verzierte Titel passt dabei sowohl graphisch als auch inhaltlich perfekt ins Bild. Das Motiv der Polarlichter setzt sich auch innerhalb des Buches fort und ist zu Beginn eines jeden Kapitels zu finden. Hervorheben will ich auch die stimmungsvollen Fotos von wichtigen Schauplätzen, die wir zusammen mit Jón und Elín im Laufe der Handlung besuchen, und die in eine Karte Islands integriert in den Leselaschen zu finden sind. Ein weiteres tolles Extra der Gestaltung sind die hinten angefügten Rezepte zu dem veganen Kochkurs, der hier einen nicht ganz unerheblichen Teil der Handlung einnimmt. Ohne zu sehr mit dem Moralknüppel anzukommen lässt Kira Mohn Wissen über und Argumente für eine vegane Ernährung miteinfließen und macht somit gleich Lust zum Nachkochen der Rezepte.
Was ich bei "The Sky in Your Eyes" aber schmerzlich vermisst habe und worüber auch die ansonsten tolle Gestaltung nicht hinwegtäuschen kann ist eine Triggerwarnung. Zwar ist unter dem Klapptext auf der Rückseite des Buches angegeben, dass es um Bodyshaming und Selbstfindung geht, da die Selbstachtung der Protagonistin jedoch sehr gering ist, sie einen ungesunden Bezug zum Thema Essen pflegt und auch toxische Beziehungen und sexueller Missbrauch eine große Rolle spielen, hätte ich mir eine ausführlichere Auflistung der möglichen Trigger gewünscht.
Erster Satz: "Um die Reynisdrangar ranken sich viele Legenden"
Diese Rezension zu schreiben, fällt mir sehr schwer, da mir nicht ganz klar ist, wie ich meinen persönlichen Leseeindruck ehrlich vermitteln soll, ohne dabei uneinfühlsam und oberflächlich zu klingen. Da es bekannterweise nicht besser wird, wenn man lange um den heißen Brei herumredet, komme ich gleich zum Punkt: Auch wenn ich grundsätzlich ein einfühlsamer Mensch bin, fiel es mir während der 336 Seiten durchgängig sehr schwer, einen Zugang zu Elín zu finden und habe öfter die Augen über sie verdreht, als ich das angesichts des ernsten Themas sollte. Woran lag das, frage ich mich also? Weshalb konnte mich Elíns Leiden emotional so gar nicht abholen und hat mich eher genervt?
Grundsätzlich finde ich es sehr gut, dass sich Kira Mohn in ihrem Roman mit dem Thema Bodyshaming auseinandersetzt, ich habe mich aber an mehreren Stellen gefragt, was sie uns mit dieser Geschichte eigentlich sagen will. Wenn es ihr Ziel war, Menschen, die unter ähnlichen Problemen wie Elín leiden Mut zu machen und eine aufmunternde Geschichte über Persönlichkeitsentwicklung und Bodypositivity zu erzählen, ist sie nämlich leider episch gescheitert. Denn dazu ist die Darstellung insgesamt einfach zu negativ und auch in ihrer Entwicklungsdynamik nicht ganz unproblematisch. Zwar kommt Elín am Ende an einem Punkt an, an dem man sie guten Gewissens sich selbst überlassen kann, ich finde es aber extrem schade, dass sie dazu Jón gebraucht hat. Klar kann Bestätigung und Unterstützung von außen helfen, es ist aber eine eher mittelmäßig gelungene Message, wenn Elín nachdem sie sich endlich von Daníel gelöst hat, ihren Selbstwert wieder von einem anderen Mann abhängig macht. Eine Erkenntnis aus eigener Kraft und eine Entwicklung, die wirklich aus ihrem Inneren angestoßen wird, hätte mir hier viel besser gefallen.
Was ebenfalls nicht gerade dazu beiträgt, die Geschichte als aufmunterndes Positivbeispiel zu präsentieren, ist die sehr deprimierende Stimmung. Durch viele Wiederholungen des wiederkehrenden Gedankenkarrussels, welches kaum eine Szene ohne mindestens einen negativen Gedanken an Elíns Körper, ihr Gewicht, Essen oder ihre Wirkung auf andere verstreichen lässt, war ich schon nach den ersten hundert Seiten zerrissen zwischen Mitleid und dem Wunsch, sie und alle um sie herum wahllos anzubrüllen. Wohlwollend betrachtet sind die vielen negativen Gefühle, die während des Lesens in mir aufkamen, ein Zeichen dafür, dass es Kira Mohn gelungen ist, zu vermitteln, was im Kopf eines Menschen abläuft, der sich selbst aufgrund von Lernerfahrungen, gesellschaftlichen Idealen oder Anfeindungen nicht akzeptieren oder gar lieben kann. Denn eigentlich ist es ja gar nicht Elín mit ihren negativen Gedanken, die mich zunehmend genervt hat, sondern vielmehr, dass sie in einem Umfeld lebt, in der sie solche Gedanken überhaupt entwickelt. Ihre Familie, Daniel, ihr Arbeitskollege, die ganze Gesellschaft - das sind die richtigen Adressen für meinen Stress, meine Wut, meine Ungeduld und meinen Wunsch, das Buch an die Wand zu werfen. Besonders zwei männliche Nebenfiguren waren so unfassbar ekelerregend gestaltet, dass ich mich mehrmals gefragt habe, ob die Autorin all ihre Probleme mit dem männlichen Geschlecht in diesem Buch verarbeitet hat. War es also stattdessen Kira Mohns Ziel, in ihren LeserInnen diesen Frust gegenüber der Gesellschaft, Männern und allem was schiefläuft zu wecken, kann ich bestätigen, dass es funktioniert hat.
Liebe deine Rezi mal wieder!
AntwortenLöschenEine Triggerwarnung fehlt dem Buch echt, das habe ich auch in meinem Fazit erwähnt. Vor allem fehlt auch der Hinweis, dass Elíns Verhältnis zum Essen alles andere als gesund ist, imo...
Du bringst das alles, was wir besprochen hatten, wunderbar auf den Punkt, vor allem die Sache mit Jón.
Darüber, dass das Buch ganz anders wirken würde, wenn man auch seine Sichtweise kennen würde, habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber da hast du natürlich recht! Das würde Elíns Gedanken wahrscheinlich die Schärfe nehmen, ohne das Thema wiederum völlig zu relativieren.
Sehr schön hihi! ♥
Hallöchen,
Löschendanke für den lieben Kommentar 🥰. Da das Buch ja echt schwer zu rezensieren war, freut es mich besonders, dass ich in deinen Augen unsere Erlebnisse mit dem Buch auf den Punkt gebracht habe. Das mit der Triggerwarnung ist mir gekommen, als ich die Themen der Geschichte zusammengefasst hatte und dann dachte "ähm..., gibt es eigentlich eine Warnung?". Das mit der abwechselnden Erzählweise ist mir auch beim Schreiben der Rezi gekommen, da das echt in meinen Augen gleich zwei Probleme mit einer Klappe gelöst hätte: Elins negative Weltsicht entschärfen und Jon mehr Tiefe geben.
Jetzt bin ich mal sehr gespannt auf deine Rezi und schau gleich mal vorbei.😁
Liebe Grüße
Sophia