Samstag, 12. August 2023

Serienempfehlung: The Queen´s Gambit


Ganze drei Jahre nach dem großen Hype habe ich es endlich mal geschafft, "The Queen´s Gambit" (auf Deutsch: "Das Damengambit" anzuschauen. Die amerikanische Drama-Miniserie von Scott Frank und Allan Scott aus dem Hause Netflix begleitet in 7 Episoden das Leben des fiktiven Schachgenies Elizabeth „Beth“ Harmon und basiert auf dem Roman "Das Damengambit" ("The Queen’s Gambit") von Walter Tevis aus dem Jahr 1983. 

Darum geht´s:

Elizabeth „Beth“ Harmon (Anya Taylor-Joy) wächst in den 1950er Jahren als Waise in einem Waisenhaus in Kentucky auf. Dort entdeckt sie beim Spielen mit dem Hausmeister im Keller ihr Talent zum Schachspiel und möchte in diesem männerdominierten Sport bestehen und Weltmeisterin werden. Dabei verstärkt ihre im Heim erworbene Medikamenten- und später auch Alkoholabhängigkeit ihre Obsession für das Schachspiel, steht ihr aber zugleich im Weg.


Deshalb sollte ich mir die Serie ansehen:

Zu "The Queen´s Gambit" ist eigentlich schon vor drei Jahren zum Erscheinungstermin alles gesagt worden, da mich die Kurzserie unerwarteterweise nun doch so sehr begeistert hat, will ich aber dennoch einige Worte des Lobes loswerden. 

Mit sieben circa einstündigen Folgen ist die in sich abgeschlossene Miniserie schnell weggebinged und besticht mit einer ruhigen und runden Erzählung. Zwar bietet der Gang durch Beths Leben nur wenige Überraschungen, aber dafür haben die Serienmacher ein genau richtiges Erzähltempo und Länge gefunden, die sowohl detaillierte Einblicke in Beths Leben als auch eine fesselnde Atmosphäre ermöglichen. Ich bin mittlerweile ein großer Fan von Miniserien geworden, die etwas mehr Raum als ein Spielfilm bieten, aber den Erzählstoff nicht überstrecken. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Serie trotz vieler Zeitsprünge einen klaren roten Faden beibehält und dabei gekonnt die Grenzen der Genres überschreitet.

Positiv überrascht hat mich auch die sehr realistische, aber peppige Darstellung des Schachspiels, die durch subtile Erklärungen und raffinierte Schnitte selbst nicht-Schach-Fans abholen und begeistern kann. Ich kenne zwar grob die Regeln dieses Spiels, kann es selbst aber nicht wirklich spielen und hatte trotzdem so großen Spaß beim Verfolgen der einzelnen Spiele, dass ich nach Beenden der Serie am liebsten selbst zum Brett gegriffen hätte. Die Besessenheit der Figur mit diesem Spiel, die Herangehensweise des Lernens, das Spielen im Kopf und die Rolle als Rettungsanker in einem ansonsten von derben Rückschlägen geprägten Leben hat mich inhaltlich an Stefan Zweigs "Schachnovelle" erinnert, welche mich damals beim Lesen ebenfalls sehr fasziniert hat. 

Die fesselnde Wirkung des Schachspiels und der Erzählung wird durch den detailverliebte 60er-Jahre-Look untermalt. Sowohl die Kleidung der Figuren als auch das Dekor des Settings passen hervorragend zur Geschichte und werden durch nostalgische Musik untermalt. Positiv stechen auch der vermittelte Zeitgeist und die unterschwellige feministische Message hervor, die der Serie Tiefe verleihen, ohne sie stark zu politisieren. Besonders die letzten beiden Folgen und Beths Reise nach Russland offenbaren viel mehr Feingespür als man das sonst von typischen amerikanischen patriotischen Produktionen gewohnt ist. 

Das Herzstück der Geschichte ist allerdings die Hauptfigur Beth Harmon, die erstklassig von Anya Taylor-Joy verkörpert wird. Die Darstellerin vermag es nuanciert die Höhen und Tiefen in der Entwicklung und Erfolgsgeschichte ihrer Figur darzustellen und Beth zu einer komplexen Figur mit einer faszinierenden Mischung aus Verletzlichkeit, Intelligenz und Ehrgeiz zu machen. Die Dämonen der Figur, die sich in Alkohol- und Drogensucht äußern und dem Rausch des Sieges einen bitteren Beigeschmack verleihen, der schmale Grat zwischen Genie und Wahnsinn, die Beziehungen zu den Nebenfiguren, die das langsame Erwachsenwerden der Figur begleiten - die vielen Facetten von Beths Charakter werden hier großartig gegenübergestellt. Somit ist "The Queen´s Gambit" nicht nur eine Geschichte über das Schachspielen, sondern ebenfalls eine tiefgründige Charakterstudie, die darüber hinaus Themen wie Sucht, Isolation, Ehrgeiz und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen untersucht. 

Fazit

"The Queen´s Gambit" war für mich eine positive Überraschung auf ganzer Linie. Die Miniserie hat es geschafft, das vermeintlich trockene Thema Schach in eine emotionale und mitreißende Charakterstudie zu verwandeln, die noch lange nach dem Abspann nachhallt! Großartig!


Zum Trailer:




Bild-Quellen: Moviepilot.de

12 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Freut mich dass du der Serie einen Beitrag gewidmet hast! Mich hat sie auch sehr fasziniert, was neben der Handlung auch an der Schauspielerin lag. Ich fand sie einfach nur großartig!
    So ruhig und wenig überraschend fand ich es tatsächlich gar nicht. Ich fand schon dass da einiges los war und auf jeden Fall konnte man sehr mitfiebern.
    Schach kann ich zwar, aber grade so im Anfängerstatus *lach* Ich habs ewig nicht mehr gespielt und kann auch dieses Vorausdenken und Planen so überhaupt nicht! Umso mehr hat es mich fasziniert, wie das hier dargestellt wurde, sehr gut gemacht!

    Das Buch ist übrigens auch echt gut. Das hab ich extra danach gelesen :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hey Aleshanee,

      ich schreibe mittlerweile echt über jede Serie, die mir gefallen hat eine Serienempfehlung und "The Queen´s Gambit" hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen!
      Ich fand nicht, dass wenig passiert ist - im Gegenteil, da ist ja wirklich eine Menge Handlung abgedeckt worden -, aber ich fand toll, dass sich die Erzählung so viel Zeit für die Figur genommen hat und es zwischendurch auch immer wieder ruhigere Momente gab. Im Großen und Ganzen ist die Geschichte dann aber darauf hinausgelaufen, was ich von Beginn an schon dachte. Das fand ich aber auch nicht schlimm, da es der Serie einen klaren Rahmen gegeben hat.

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Ja, das finde ich super! Ich bin da nämlich immer zu faul bzw. fallen mir dann oft keine Worte ein ... ich finde das irgendwie viel schwieriger als bei Büchern :D
      Hm, ich dachte ich hätte bei dir am Anfang gelesen, dass nicht viel passiert in Beths Leben oder irgendwie so, dann hab ich mich da verguckt ;)

      Ja, an sich ist der Verlauf natürlich klar, aber dennoch war es sehr spannend und einfach genial gemacht, Kulisse, Schauspieler, Details, Musik, echt super!

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    3. Echt? Ich finde das sogar irgendwie leichter als bei Büchern, da man sich ja häufig viel länger mit Serien aufhält als mit einem Buch und ich oft ausgeprägtere Meinungen habe. Man ist aber halt auch nicht so geübt und kann nicht auf die typische Struktur oder Floskeln zurückgreifen, die man bei Buchrezensionen kennt.

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    4. In einem Buch bin ich ja nicht so lange beschäftigt, das heißt, ich verbringe einige Tage sehr intensiv mit der Geschichte und mache mir dazu Notizen.
      Eine Serie schaue ich dann ja doch über einen längeren Zeitraum und kann mir da nicht so gut behalten, wer jetzt wie und was, und wo und warum *lach* Ich hab natürlich schon meine Eindrücke, aber ja, keine Ahnung. Vielleicht sollte ich einfach öfter mal Serien-Rezensionen schreiben ;)

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    5. Achso, ja das ist natürlich auch ein Argument. Wobei ich dazu neige, Serie stark durchzusuchten und mir bei Büchern auch keine Notizen mache, also hält sich das Vergessen der Details bei mir persönlich eher die Waage.
      Vielleicht probierst du es einfach mal aus und schreibst zu jeder Serie, zu der du etwas sagen willst nach dem Beenden einen kurzen Beitrag oder Kommentar. So hat es bei mir auch angefangen - als kurzer Kommentar auf Moviepilot. Zu manchen Serie habe ich auch einfach nicht viel zu sagen und schreibe erst nach mehreren Staffeln eine kurze Kritik, wenn überhaupt...

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    6. Ich hab das schon ausprobiert ;) Und es wird ... naja, also ich bin nicht wirklich zufrieden damit *lach* Es ist wie ein kurzes Fazit und ich finde da nie die Worte oder mir fällt nicht das ein, was mir während dem Anschauen durch den Kopf gegangen ist. Ich hab ja auch ein paar Serien Empfehlungen auf meinem Blog, aber eben halt so... ja, nicht gut geschrieben :D

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    7. Also ich finde deine Serienempfehlungen nicht schlecht geschrieben!!! Zum Beispiel deine Beiträge zu "His Dark Materials" oder "The Handmaid´s Tale" fand ich super ;-)))

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    8. Dankeschön <3 Aber da steht halt nicht viel, 1/10 von deinem Text *lach* Das ist weil mir dann immer die Worte fehlen bzw. ich die Eindrücke alle nicht mehr so parat habe

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    9. Bei Serien mache ich mir tatsächlich manchmal beim Schauen ein paar Notizen oder lese mir als Inspiration andere Rezensionen durch wenn ich nicht weiterkomme. Aber im Endeffekt macht es ja nichts - unsere Kernkompetenz ist und bleibt ja Bücher ;-))

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  2. So, und natürlich hab ich deinen Beitrag gerne wieder in meiner Stöberrunde verlinkt! :)
    Vielleicht inspiriert es ja den ein oder anderen, der die Serie noch nicht kennt, mal reinzuschauen!

    Einen schönen Freitag und ein tolles Wochenende wünsch ich dir!

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    1. Vielen Dank dir mal wieder! Ich bin gerade noch unterwegs, aber wenn ich aus dem Urlaub zurück bin muss ich dringend durch die aktuelle Stöberrunde stöbern. Ich hoffe du hattest auch ein schönes Wochenende!

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