Montag, 8. April 2024

Montagsfrage #111 - Posthum veröffentlichte Werke?

Hallöchen,

Nachdem die letzten Fragen eher kurz zu beantworten waren, gibt es heute mal wieder eine schöne Diskussionsfrage: 

Wie immer gibt´s auch eine Kurzversion, für die Ihr dem Pop-Up-Fenster folgen könnt (falls Ihr einen Pop-Up-Blocker aktiviert haben solltet, könnt Ihr auch einfach DIESEN LINK verwenden). 


Wie steht Ihr zu posthum veröffentlichten Werken?

Die Frage nach der Legitimität von posthum veröffentlichten Werken von SchriftstellerInnen ist eine interessante Diskussion in der Literaturwelt, die ich auch im Rahmen der Montagsfrage mal gerne eröffnen würde. Stellt Euch zum Beispiel mal vor, George R. R. Martin würde versterben, bevor er den letzten Band seiner weltberühmten "A Song of Ice and Fire" herausgebracht hat. Würdet Ihr Euch dafür aussprechen, dass posthum womöglich gegen seinen Willen veröffentlicht werden würde, was er fertig oder unfertig in der Schublade hat? Ich persönlich stehe der Frage, ob man Werke nach dem Tod von AutorInnen auch ohne klare Anweisungen derselben veröffentlichen sollte, zwiegespalten gegenüber.

Auf der einen Seite kann es natürlich für LeserInnen eine tolle Gelegenheit sein, neue Geschichten von geliebten AutorInnen zu lesen, die anderweitig verloren gegangen wären. Ganz generell gesprochen kann so das literarische Erbe von SchriftstellerInnen für die Nachwelt bewahrt und möglicherweise die Literaturlandschaft bereichert werden. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Stellt Euch vor, wir würden nie das Ende einer langen Buchreihe erfahren, auf das wir schon seit Jahren warten... Das wäre ja super ärgerlich!

Auf der anderen Seite besteht allerdings die Gefahr, dass posthum veröffentlichte Werke nicht den endgültigen Absichten der VerfasserInnen entsprechen. Oftmals hat es einen Grund, dass das Werk nicht schon zu Lebzeiten erschienen ist - sei es, dass das Werk unvollständig geblieben ist, die AutorInnen mit dem Buch nicht zufrieden waren oder sie die Bücher aus inhaltlichen Gründen absichtlich zurückgehalten haben. Unfertige Bücher durch Verwandte oder Co-AutorInnen zu beenden oder zu bearbeiten kann die Authentizität des Buches stark beeinträchtigen und sich generell über den Willen der jeweiligen AutorIn hinwegzusetzen (selbst wenn diese verstorben sind), finde ich ethisch diskutabel. Besonders wenn davon auszugehen ist, dass kommerzielle Interessen von Erben, Verlag oder Nachkommen im Vordergrund stehen, finde ich das sehr schwierig... 

Anders ist es natürlich, wenn die Person bereits Bestrebungen unternommen hat, das Buch zu veröffentlichen (z.B. schon beim Verlag ein neues Projekt angemeldet hat), die Veröffentlichung zeitlebens an organisatorischen oder finanziellen Hürden gescheitert ist oder ganz klar der Wille oder die Anweisung vorliegt, das Buch bei Möglichkeit herauszubringen. Dann spricht aus meiner Sicht eigentlich nichts gegen eine Veröffentlichung, sofern schon ein ausreichend vollständiges Werk vorliegt, das nicht zu sehr überarbeitet werden muss!

Wenn nicht klar hervorgeht, ob die verstorbene Person etwas gegen eine Veröffentlichung gehabt hätte, ist die Lage für mich etwas variabler. In solchen Fällen schaue ich mir die Hintergrundgeschichten an und hoffe einfach, dass die Hinterbliebenen im Sinne des Verstorbenen entschieden und gehandelt haben. Ihr seht also, ich kann keine wirklich pauschale Aussage treffen und würde festhalten, dass es für mich darauf ankommt, welchen Willen die betreffenden AutorInnen geäußert haben und wie vollständig das Werk schon war. 

Wie steht Ihr zu dem Thema?

Liebe Grüße
Sophia

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Aequitas et Veritas
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Rubys Tintengewisper
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Nächste Woche bei der Montagsfrage:

Warum hängt Ihr an dem Buch auf Eurem SuB, das dort schon seit über zwei Jahren liegt (Büchernarr)?

14 Kommentare:

  1. Guten Morgen! Eine herausfordernde Frage für den Montagmorgen. ;-) Meine Antwort fällt ähnlich aus wie deine:

    >>> Montagsfrage: Posthum veröffentlichte Werke?

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    1. Huhu,

      haha ich dachte so ausgeruht nach den Osterfeiertagen, kann ich uns mal eine kompliziertere Frage zumuten! ;-)
      ich sehe das bei unfertigen Manuskripten genauso wie du! Gerade wenn nur grobe Ideen oder einzelne Kapitel vorliegen, sollte man das doch lieber lassen oder gleich in die Hände anderer AutorInnen geben. Das wurde zum Beispiel bei "A Monster Calls" so gelöst. Nachdem Siobhan Dowd gestorben ist, bevor sie ihre Idee zuende schreiben konnte, hat Patrick Ness übernommen und das Buch (übrigens ganz tolle Geschichte!!!) wurde vermarktet als "Patrick Ness nach einer Idee von Siobhan Dowd"... Das fand ich dann ganz gelungen gelöst.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Guten Morgen zusammen,

    ich bin da ganz eigensinnig und stelle die Geschichte über die Interessen des Autors. Allerdings bin ich in der Literatur nur soweit bewandert, als dass ich Fälle kenne. in denen der Autor die Veröffentlichung über seine Erben schon vorbereitet hat.

    Hier gehts zu meiner vollständigen Antwort.

    Euch einen guten Start in die Woche
    Frank

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    1. Hey Frank,

      haha du scheinst the death of the author ja wirklich ganz strikt zu praktizieren. In diesem Sinne ist die Frage für dich wohl wirklich nicht sehr relevant ;-)
      Für mich stellt sich neben der Frage, ob eine Veröffentlichung im Sinne der VerfasserInnen gewesen wäre, auch die Frage nach dem tatsächlichen Ursprungsgehalt der Geschichte. Gerade wenn die Manuskripte unvollständig sind, weiß man am Ende häufig nicht, was denn nun wer der Geschichte hinzugefügt hat. Das fand ich beispielsweise bei "Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" kritisch. Zwar war das "neuentdeckte" Werk des verstorbenen Otfried Preußlers doch nicht ganz so neu und vor Jahren zu Lebzeiten des Autors schonmal in einem Sammelband erschienen (seine Zustimmung zur Veröffentlichung kann man also eindeutig bestätigt sehen), allerdings wurde das Theaterstück stark gedehnt und auf 60 Seiten aufgefüllt, um als "neuer Räuberhotzenplotz"-Band erscheinen zu können. Wer genau wo etwas hinzugefügt hat, ist dabei für mich aber nicht ersichtlich gewesen und das fand ich recht kritisch..

      Liebe Grüße
      Sophia

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  3. Guten Morgen Sophia :)

    Wieder eine Frage, zu der ich nicht wirklich was beizutragen habe ... mit der Thematik habe ich mich einfach noch nie wirklich beschäftigt und in meiner Buchbubble ist sie witzigerweise auch noch nie aufgekommen. Von daher weiß ich gerade gar nicht, wie ich dazu stehen soll.

    Deine Antwort finde ich sehr interessant, muss ich mir in Ruhe mal durch den Kopf gehen lassen. Mir würde sich bei allem auch noch die Frage stellen, wie ein verstorbener Autor es sehen würde, dass es von seinen Werken gefühlte hunderte Neuauflagen gibt. Beispiel Herr der Ringe & Co... die ja in regelmäßigen Abständen neu aufgelegt werden (und wenn es auch nur Coveränderungen sind). Ist das wirklich noch im Sinne eines Autors?

    Lieben Gruß
    Andrea

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    1. Hey Andrea,

      das war der Gedanke hinter der Frage: mal über etwas nachzudenken, worüber man sich davor beim Lesen noch nie einen Kopf gemacht hat. Mir persönlich ist die Idee zur Frage gekommen, als ich "Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" gelesen habe. Den Fall dazu habe ich eben in meiner Antwort an Frank schonmal geschildert. Ansonsten ist mir aber auch kein solcher Fall untergekommen.

      Wie ein verstorbener Autor zu Neuauflagen oder leichten Änderungen in Wortwahl etc. stehen würde, finde ich auch ein interessantes Gedankenspiel. Oder stell dir mal vor, Goethe würde aus dem Jenseits beobachten, wie wir in der Schule seine Texte zerlegen...? ;-)

      Liebe Grüße
      Sophia

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  4. Guten Morgen Sophia und alle,

    nach zwei Wochen Pause gibt es von mir heute wieder einen Beitrag. Im Großen und Ganzen sehe ich das Thema so wie du, Sophia.

    Liebe Grüße
    Celina

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    1. Hey Celina,

      ich würde dir da heute in allen Punkten zustimmen: Wenn eine AutorIn bestimmt hat, dass es keine weitere Veröffentlichungen nach dem Tod geben soll, ist es nicht in Ordnung entgegen diesem Wunsch weitere Bücher in deren Namen zu veröffentlichen. In allen anderen Fällen würde ich sagen "es kommt darauf an" ;-)

      Liebe Grüße
      Sophia

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  5. Huhu Sophia,

    eine schwere Frage, zu der man wohl kaum DIE entgültige Antwort finden kann. Denn klar, als Leser freut man sich darüber, mal zu recht, mal nicht, und kann nur hoffen das im Sinne des Autors entschieden wurde. Wobei ich auch nicht finde, dass diese sich für ihre Entscheidung rechtfertigen müssen.... Es ist schwer ...

    Hier einmal mein Post :)
    https://rubystintengewisper.de/?p=6913

    Tintengrüße von der Ruby

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    1. Hey Ruby,

      haha ich weiß, super schwer zu beantworten!
      Ja genau, ich hatte auch schon einige Fälle, in denen ich das Gefühl hatte, dass einfach nochmal der bekannte Namen der verstorbenen Person ausgenutzt wurde und es eigentlich einen Grund gab, dass das Buch zu Lebzeiten nicht erschienen ist. Da bleibt dann ein schaler Beigeschmack zurück...

      Liebe Grüße
      Sophia

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  6. Hallo^^

    Ich denke ebenfalls, dass man das nicht so pauschal sagen kann, sondern, dass es auf den jeweiligen Fall ankommt und ob es da eine Entscheidung vom Autoren gibt oder nicht.
    Mein Beitrag: https://blog.kiranear.moe/2024/04/montagsfrage-309.html

    Liebe Grüße,
    Kira

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    1. Hey Kira,

      ja eine wirklich schwierige Frage, bei der denke ich auch im Einzelfall gut abgewogen werden muss. Als LeserInnen haben wir da ja nur wenig Einfluss...

      Liebe Grüße
      Sophia

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  7. Ich sehe das im Grunde wie du: Wenn klar ist, dass das Werk veröffentlicht werden sollte und auch schon abgeschlossen ist, spricht für mich nichts dagegen. Wenn schon kommuniziert wurde, dass es nicht veröffentlicht werden soll und es wird trotzdem gemacht, finde ich das gar nicht in Ordnung, denn das wird ja sicherlich Gründe gehabt haben. Wenn es keine Absprachen gab oder das Werk noch unfertig war, sehe ich das auch eher kritisch, nach dem Motto "wenn es kein Ja ist, dann ist es ein Nein." Ich habe auch mal "Woyzeck" gelesen, was ja unvollständig geblieben ist und fand das furchtbar frustrierend und verwirrend :D

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    1. Hey Jacquy,

      ja genau, ein "Nein" ist definitiv ein "Nein" und kein Ja ist zumindest kritisch zu betrachten...
      Auch wenn man sich natürlich über Nachschub freut...

      Liebe Grüße
      Sophia

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