Freitag, 5. April 2024

Serienempfehlung: 7 vs Wild

Nachdem mir mein Bruder über ein Jahr lang in den Ohren lag, wie gut die Serie "7 vs. Wild" sei, habe ich mich im Januar erbarmt und in die erste Staffel hineingeschaut. Da es sich um eine Reality-Survival Serie handelte und ich weder im Thema Survival drin war noch gerne Reality TV schaue, hatte ich weder große Erwartungen, noch Hoffnungen, dass mir die Serie gefallen würde. Umso überraschter war ich, wie sehr mich die Serie in ihren Bann gezogen hat und wie schnell ich die bislang erschienenen 3 Staffeln auf YouTube und Freevee weggesuchtet habe. Also schaut doch gerne einfach mal rein - der Stream ist ja kostenlos und abofrei möglich ;-)


Darum geht´s:

Im von Fitz Meinecke erfundenen Format werden sieben TeilnehmerInnen bzw. sieben Teams in der Wildnis (Staffel 1: Schweden, Staffel 2: Panama, Staffel 3: Kanada) ausgesetzt und müssen nur mithilfe ihrer Kleidung und im Vorfeld selbst ausgewählter Ausrüstungsgegenstände eine ausgewählte Zeit (7 bzw. 14 Tage) überleben. Sie dokumentieren ihre Erlebnisse mithilfe von Go-Pros für die ZuschauerInnen und bringen dabei unterschiedlich große Erfahrungswerte in den Bereichen Survival, Bushcraft und Outdoor mit. Weitere Regeln wie die genaue Auswahl der Ausrüstungsgegenstände, Abholung, Challenges oder die Siegbedingungen variieren von Staffel zu Staffel.



Das denke ich zur Serie:

Ich hatte keine Erwartungen, kein Vorwissen, kannte keinen der Teilnehmern der ersten Staffel, bin kein Survival oder Reality-TV-Fan - und trotzdem war ich schon nach der ersten Folge des Formats angefixt. Nach drei geschauten Staffeln habe ich versucht, dem Erfolgskonzept der Serie für mich auf den Grund zu gehen...

Der erste Punkt, weshalb mich die Serie so sehr überzeugen konnte ist die Authentizität und Rohheit des Formats. In einer Medienwelt, in der Unterhaltungsserien entweder einem fiktiven Drehbuch folgen oder absurd und unglaubwürdig gescriptet die angebliche Realität dargestellt wird, hat mich die Echtheit der Serie und die Nähe zu den Teilnehmenden sofort abgeholt. Wir beobachten hier echte Situationen, in denen alles passieren kann und erleben ohne den Filter einer professionellen Kameraführung jede Minute des Survivals aktiv mit. Ist auch das ein oder andere Go-Pro-Bild verwackelt, so zahlt sich der Vlog-Stil doch aus und man fühlt sich den Teilnehmenden sofort nah. Während wir abwechselnd von TeilnehmerIn zu TeilnehmerIn springen und beobachten, wie sie sich unterschiedlich gut schlagen und verschiedene Ideen oder Herangehensweisen an ähnliche Probleme ausprobieren, sehen wir natürlich auch Unschönes, aber vor allem auch viele echte Emotionen. Vor allem wie sich die Isolation, die Unterernährung, das Wetter und Rückschläge auf die mentale Verfassung der Teilnehmenden auswirken, war für mich sehr spannend zu beobachten.

Der zweite Teil des Erfolgskonzept waren für mich die attraktiven Schauplätze. Während wir in Staffel 1 nach Schweden an einen großen Süßwassersee reisen, wurden die Teilnehmenden in Staffel zwei in Panama auf der Insel Isla de San José ausgesetzt und in Staffel 3 auf zwei Inseln British Columbias in Kanada. Jedes Setting brachte dabei andere Wetter-, und Umweltbedingungen mit sich, eine andere Tier- und Pflanzenwelt, andere Gefahren, Herausforderungen und Chancen. Zwar waren die Spots der Teilnehmenden nicht immer ganz vergleichbar und manche brachten unerwartete Wendungen mit sich, die man durch eine länger angelegte Organisation und Scouten vor Ort im Vorfeld hätte ausschließen können, insgesamt war es aber toll, die schönen Orte durch die Brille des Überlebens in der Wildnis zu betrachten. Mit zunehmendem Erfolg der Serie wurde die Produktion und damit auch der Schnitt, die Musik, die Organisation und Logistik der Serie immer aufwändiger, was sich natürlich auch in der Optik widerspiegelt. So springen die Teilnehmenden in Staffel 2 zum Beispiel aus einem fliegenden Helikopter oder können mithilfe von Camcordern und Wildtierkameras Begegnungen mit wilden Tieren besser festhalten. Allerdings hätte der Schnitt für meinen Geschmack über alle Staffeln hinweg noch etwas straffer sein können, da sich besonders im letzten Drittel der Staffeln wenn nicht mehr viel Teilnehmende im Rennen sind, viele Dinge wiederholen. 

Auch wenn der Unterhaltungswert definitiv über dem Lehrwert der Serie steht, wird man beim Zuschauen in die Survival-Welt eingeführt und lernt einiges dazu. Zwar geht ein Großteil der Sendezeit für Banales aus dem Alltag der Teilnehmenden, für Landschaftsaufnahmen, persönliche Gedanken oder Geplapper um die Stille zu füllen drauf, man sieht allerdings auch ausführlich wichtige Abläufe im Survival. So verstehe ich nach drei Staffeln nun plötzlich zuvor für mich völlig fremde Begriffe wie Tarp, Feuerstahl, Biwak, Feuerbohrer oder Paracord und habe nebenbei etwas über unterschiedliche Holzsorten, Pflanzenarten, Fischfang, Techniken zum Shelter-Bau oder anderes wichtiges Know How gelernt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich dieses in Zukunft man anwenden werden muss (oder dann auch wirklich anwenden kann) ist zwar verschwindend gering, aber es schadet ja dennoch nicht, sich ein bisschen weiterzubilden ;-)

Zuletzt ist die Abwechslung zwischen den Staffeln sehr gelungen. Zusätzlich zu unterschiedlichen Teilnehmenden und Schauplätzen wurde zwischen den Staffeln auch das Regelwerk variiert. Während es in Staffel 1 und 2 für die sieben Teilnehmenden jeden Tag Challenges gab, für die sie verschiedene Punkte erreichen konnten, die zum Sieg verhelfen konnten, ging es in Staffel 3 alleine darum, die längere Dauer von 14 Tagen zu überstehen. Dafür waren die Teilnehmenden auch zu Zweier-Teams zusammengruppiert, was den spannenden psychologischen Aspekt der Isolation herausnahm, aber für ebenso spannende Beziehungsphänomene sorgte. Nun war der entscheidende Faktor nicht mehr, wie gut man es alleine aushält, sondern wie gut man als Team funktioniert! Außerdem wurden auch die Regeln der mitzubringenden Gegenstände immer wieder angepasst. In Staffel 1 durften 7 Gegenstände nach Wahl mitgenommen werden, in Staffel 2 war die Anzahl der Gegenstände an ein Skillranking geknüpft. Staffel 3 hat das ganz anders gelöst und den Teilnehmenden die Mitnahme von allen Gegenständen erlaubt, die in eine vorgegebene 1-Liter-Flasche passen. Zusätzlich waren allerdings immer noch eine Technik-Ausrüstung, ein Erste-Hilfe-Set und in Staffel 3 aufgrund akuter Waldbrandgefahr eine Buschbox zum Feuermachen Standard. So war der Fokus der unterschiedlichen Staffeln immer etwas anders gelagert, sodass zusätzlich zu den neuen Personen und dem neuen Standard genügend Abwechslung zustande kam. 

Nicht so ganz überzeugt hat mich allerdings die Auswahl der Teilnehmenden. Grundsätzlich gut ist, dass die Produzenten sich in allen Staffeln bemüht haben, eine abwechslungsreiche Mischung aus Personen zusammenzustellen, die unterschiedliche Stärken und Schwächen sowie unterschiedliche Vorerfahrungen mitbringen. Da ich bis auf das Hörensagen auch tatsächlich keine der Personen aus allen drei Staffeln wirklich vorher kannte, hatte ich Spaß dabei, die unterschiedlichen Charaktere genauer kennenzulernen. Allerdings ist zum Einen der Überhang an Männern für mich als weibliche Zuschauerin doch sehr auffällig gewesen und zum Anderen hat mich auch das abfallende Niveau der Teilnehmenden etwas enttäuscht. Während die Teilnehmerliste in Staffel 1 vor dem großen Hype vor allem aus einer Gruppe gut befreundeter Survival-YouTuber bestand, veränderte sich die Zusammensetzung der Gruppe in Staffel 2 und 3 immer mehr hin zu Streamern und anderen Influencern mit nur wenig bis keiner Vorerfahrung im Survival Bereich. Während ich verstehen kann, dass es für die Zielgruppe (YouTube Fans/Streamer, schätzungsweise eher männlich zwischen 15 und 35 Jahren) attraktiv ist, in ihren Kreisen bekannte Internetgrößen beim Leben in der Wildnis zu beobachten, hatte ich mehr Spaß mit den TeilnehmerInnen, die auch wussten, was sie tun. Es war zwar durchaus unterhaltsam, dem ein oder anderen geborenen Entertainer zuzusehen, wie er unerwarteter Weise über sich hinauswächst und manch einer hat mich auch überrascht (zum Beispiel Knossi, über den ich zugegebenerweise viele Vorurteile hatte und der mir doch richtig ans Herz gewachsen ist!), insgesamt hätte ich mir für das Format aber einen stärkeren Fokus auf Profis (wie beispielsweise Otto, Joey Kelly, Survival Mattin oder Fritz Meinecke) gewünscht. So konnte mich die erste Staffel trotz oder vielleicht gerade aufgrund des einfachen Regelwerks und der schmucklosen Produktion bisher am meisten überzeugen. 

Zuletzt kann ich noch das tolle Behind-the-Scenes zur Serie nicht unkommentiert lassen. Ab Staffel 2 bekommen wir durch Zusatzfolgen Einblicke in die Auswahl der Spots, die Planung, die Schulung der Teilnehmenden, das Sicherheitskonzept, Abholungsaktionen und ungekürzte Versionen der Folgen. Auch in Staffel 3 gibt es einen Blick hinter die Kulissen, und auch wenn ich die von Dave produzierten BTS-Staffel gelungener fand, möchte ich die Zusatzfolgen nicht mehr missen und habe jede Minute mit großem Spaß geschaut! 

Mein Urteil:

Eine unterhaltsame Survival-Serie, die mit authentischen Gefühlen, attraktiven Schauplätzen, abwechslungsreichen Regeln und sogar ein bisschen Lehrwert überzeugen kann! Ich freue mich riesig auf eine nächste Staffel!


Zum Stream:


Bild-Quellen: 7vsWild.eu

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich, wenn Du einen Kommentar dalässt.
Egal ob Kritik, Verbesserungsvorschläge, Lob, Anmerkungen, Fragen oder eigene Meinung - das ist der richtige Ort dafür ;-)