Samstag, 20. April 2024

Drachenreiter


Allgemeines

Titel: Drachenreiter
Autorin: Cornelia Funke
Verlag: Dressler Verlag (1. Juli 1997)
Genre: Kinder-Fantasy
ISBN: 9783791504544 
Seitenzahl: 447 Seiten
Weitere Bände: "Die Feder eines Greifs" (Band 2)
"Der Fluch der Aurelia" (Band 3)
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Inhalt

Eine abenteuerliche Reise liegt vor Lung, dem silbernen Drachen. Zusammen mit dem Koboldmädchen Schwefelfell und dem Waisenjungen Ben ist er auf der Suche nach einem sicheren Ort für seine Artgenossen, für die es in der Menschenwelt keinen Platz mehr zu geben scheint. So folgt Lung dem Rat des weisen Schieferbart und setzt seine ganze Hoffnung auf den sagenumwobenen "Saum des Himmels". Dort, irgendwo zwischen den Gipfeln des Himalaya versteckt, soll die ursprüngliche Heimat der Drachen liegen. Doch auch Nesselbrand, der bedrohliche Goldene, hat schon seine Raben auf die Suche geschickt...


Bewertung

"Drachenreiter" von Cornelia Funke ist ein Kinderbuch, das mittlerweile ja schon zu den Klassikern gezählt wird. Anders als ihre Tintenwelt-Reihe oder andere Bücher von ihr habe ich diese Reihe als Kind nie gelesen, hatte aber schon lange Zeit vor, das nachzuholen. Nach meinem Tintenwelt-Reread anlässlich des neuen Bandes im November habe ich beschlossen, mich nun endlich an "Drachenreiter" heranzuwagen. Etwas seltsam war es schon, im Erwachsenenalter einen Kinderbuch-Klassiker zum ersten Mal zu lesen, den man noch nicht kennt. Da fehlte die Nostalgie-Komponente, die für mich sonst mit dem Lesen der Bücher der Autorin einhergehen. So hatte ich allerdings einen klaren, unverschleierten Blick auf das Buch mit seinen Stärken und Schwächen - was vielleicht der Grund ist, weshalb sie mich nicht ganz so sehr überzeugen konnte wie die Tintenwelt-Reihe...

Auf die Gestaltung möchte ich gar nicht so ausführlich eingehen, da es mittlerweile etliche verschiedene Ausgaben des Buches gibt, die verschiedene Motive und Stile zeigen. Da ich die Geschichte Großteils als Hörbuch gehört habe, kann ich auch zur inneren Gestaltung nur wenig sagen. Fest steht allerdings schon durch die Gestaltung: "Drachenreiter" ist Old-School-Fantasy der Prä-Harry-Potter-Ära. Man merkt an vielen Stellen, wie sehr sich das Fantasy-Genre in den letzten Jahrzehnten seit Erscheinen dieses Buches weiterentwickelt hat - zum Positiven wie auch zum Negativen.

Sehr zu schätzen gelernt habe ich das sehr entspannte Erzähltempo, die Ruhe der Geschichte und das fehlende künstliche Drama, das mit Fantasy-Erzählungen der älteren Generation einhergeht. Die Geschichte braucht einige Kapitel um anzulaufen und lässt sich auch im weiteren Verlauf bis auf einige Spannungsspitzen viel Zeit für Dialoge, Beschreibungen und ganz viel Fantasie... Denn genau wie alle von Cornelia Funkes Abenteuer steht diese Mal wieder im Vordergrund, auch wenn sie diesmal nicht in eine fremde Welt entführt. Stattdessen dürfen wir die verschiedenen Ecken unseres Planeten durch eine neue magische Linse kennenlernen. Gemeinsam mit Lung, Ben und Co reisen wir durch unsere gesamte Welt, über Meere, durch Wüsten und bis über die Berge des Himalaya und erfahren nebenbei, wie wichtig es ist, die Schönheit der Natur zu schätzen und zu achten. Dabei begegnen wir auch allerlei magischen Kreaturen wie einer Seeschlange, einem Dschinn, einem Basilisken, einem Riesenvogel und natürlich Drachen, Kobolden und Steinzwergen... 

Bezüglich des Handlungsbogens, der sich auf dieser Reise ereignet folgt Cornelia Funke dem wohl klassischsten Archetyp der Fantasy-Literatur: Sie erzählt hier eine magische Heldenreise um einen Auserwählten, der natürlich ein Waisenjunge ist, Prophezeiungen folgt, auf seinem Weg Verbündete sammelt und am Ende ein Monster besiegen muss. In "Drachenreiter" ist also aufgrund des Alters sehr viel Bekanntes dabei, was Kinder wahrscheinlich nicht stören wird, für Erwachsene, die häufig im Fantasy-Genre unterwegs sind mittlerweile aber nur wenig Neues bereithält. 

Auch bezüglich der Figurentiefe ist das Werk ein typischer Fantasy-Klassiker. Mir persönlich - ich lese mittlerweile am liebsten Figurenzentrierte Werke - blieben die einzelnen Figuren zu blass und zu nah an märchenhaften Stereotypen. Während ausdrucksstarke Figuren wie Schwefelfell, Fliegenbein oder Nesselbrand recht klar gezeichnet sind und eine stetige Entwicklung durchlaufen, fehlten mir beispielsweise bei Ben oder Lung Hintergründe und Tiefe, um sie als Figuren greifen zu können. Hier lässt die Autorin ihren LeserInnen recht viel Spielraum für eigene Interpretationen. Vor allem wenn man sie mit den Figuren der Titenwelt vergleicht, hätte ich da aber noch mehr Potenzial gesehen. Wundervoll ist aber das Zusammenspiel der Gefährten dargestellt. Die Reisegruppe, die sich auf Lungs Weg ansammelt, besteht aus einer Vielzahl an Wesen unterschiedlicher Größe, Sprachen und Spezies, die sich trotzdem verstehen und in Freundschaft verbunden ein gemeinsames Ziel verfolgen - eine wunderbare Message zu Zusammenhalt und Freundschaft, die sich über Unterschiede hinwegsetzt!

"Ist doch praktisch, wenn man ein paar kleine Leute dabeihat, was?" Lung nickte. ‚Sehr praktisch", antwortete er. "Weißt du was, Ratte? Ich glaube, die Welt wird irgendwann den Kleinen gehören."

Fazit

"Drachenreiter" ist ein sehr klassisches Fantasy-Abenteuer, das nebenbei die Schönheit unserer Welt und die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Freundschaft vermittelt. 


*keine WERBUNG, selbstgekauft*

Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

2 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Oh, mich stört es gar nicht wenn ich "Kinderbuch Klassiker" erst jetzt im Erwachsenenalter zum ersten Mal lese :) Wobei der Drachenreiter ja eigentlich noch gar nicht so alt ist *lach* Ich mochte das Buch jedenfalls sehr gerne! Ich musste jetzt direkt mal schauen, wann ich es gelesen hab ... aber da keine Rezension auf meinem Blog ist war das wohl vor 2013 ^^
    Aber die Fortsetzung "Die Feder eines Greifs" hab ich 2016 gelesen als es rauskam. Eine gute Weiterentwicklung, die für mich aber nicht ganz an den ersten Band ran kam, von dem ich ja sehr begeistert war!
    Vor zwei Jahren hab ich dann die komplette Trilogie als Hörbuch angehört, übrigens eine wirklich gute Umsetzung mit einem ganz tollen Sprecher! Insgesamt ist der erste Band aber für mich immer noch der beste geblieben :)

    Wenn du die ruhigere Erzählweise von früherer Fantasy magst und den Fokus auf die Charaktere kann ich dir Erdsee von Ursula K. LeGuin ans Herz legen. Ich hab grade beide Trilogien gelesen und die waren einfach nur großartig! Ohne Kriege und Schlachten bereisen wir hier das Inselreich und lernen die Figuren im Lauf der Reihe immer besser kennen. Wirklich ganz großes Kino!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hey Aleshanee,

      mich hat es auch nicht gestört - ich lese ja auch immer noch gerne ab und zu Kinderbücher. Allerdings war es ungewohnt, ein "neues" Buch von einer Autorin zu lesen, mit deren Bücher ich viele Kindheitserinnerungen verbinde, das hatte ich wohl etwas falsch formuliert.
      Ob ich die beiden Fortsetzungen noch lesen werde, habe ich noch nicht entschieden. Die Geschichte war nach Band 1 für mich eigentlich abgeschlossen, aber ich hätte durchaus noch Lust auf weitere Abenteuer mit den Figuren...

      Ach toll, vielen Dank für deine Empfehlung. Von der Autorin habe ich bisher noch nichts gehört und ich lese in der Tat sehr gerne auch mal ruhigere Fantasy. Ich mag zwar auch epische Fantasy mit riesigen Schlachten und Kriegen, aber als Ausgleich darf es gerne auch mal entspannter zugehen.

      Liebe Grüße
      Sophia

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