Mit "Those About To Die" (ungefähr übersetzt "Die Todgeweihten") gibt es bei Prime-Video eine neue Serie, die versucht, das Erbe von "Game of Thrones" aufzunehmen. Die Gladiatoren-Dramaserie ist vom gleichnamigen Sachbuch von Daniel Mannix inspiriert und beleuchtet die korrupte und brutale Welt des Gladiatoren-Sports im Antiken Rom. Inszeniert von Roland Emmerich und Marco Kreuzpaintner können wir in 10 einstündigen Folgen einer Vielzahl von Figuren beim Streben nach sozialem Aufstieg zusehen.
Darum geht´s:
Im Rom des Jahres 79 nach Christus wird die römische Bevölkerung mit blutrünstigen Gladiatorenkämpfen und spektakulären Wagenrennen bei Laune gehalten. Die vier patrizischen Unternehmen Grün, Blau, Weiß und Rot kontrollieren diese von Korruption, Gier und Gewalt bestimmte Welt, in der auch Wagenrennstars Scorpus (Dimitri Leonidas) und Xenon (Emilio Sakraya) ihr Glück auf die Probe stellen. Als der Circus Maximus nicht mehr ausreichend für die immer brutaleren und gewaltigeren Gladiatorenkämpfe ist, erbaut die kaiserliche Familie rund um Kaiser Vespasian (Anthony Hopkins) und Söhne Titus (Tom Hughes) und Domitian (Jojo Macari) das prunkvolle Kolosseum eigens für das enorme Spektakel. Während hier Gladiatoren wie der entführte Kwame (Moe Hashim) um ihr Leben kämpfen und Tausende Menschen unter den Tribünen leben und arbeiten, streben die Kriminellen aus der Unterwelt des Wettgeschäfts um Macht und Einfluss. Allen voran der ambitionierte Tenax (Iwan Rheon), der sich bald in eine Intrige um den Thron des römischen Reiches verstrickt...
Das denke ich zur Serie:
"Those About To Die" hat seit dem Release Mitte Juli für einige Diskussionen gesorgt. Einige lieben die Serie und preisen sie als das neue "Game of Thrones" an, andere belächeln historische Fehler oder halten die gesamte Produktion für Blödsinn. Wie so oft liegt die Wahrheit meiner Meinung nach irgendwo in der Mitte und die Serie konnte mich zwar gut unterhalten, hat aber an einigen Stellen auch noch deutliches Verbesserungspotenzial...
Zunächst ist kritisch anzumerken, dass die Serie deutlich zu lange braucht, um in Schwung zu kommen. Das liegt daran, dass es ähnlich wie in "Game of Thrones" etliche Figuren und Handlungsstränge gibt, die alle zeitgleich eingeführt werden. Die ersten eineinhalb Stunden sind deshalb kaum mehr als eine Aneinanderreihung von ersten Auftritten von Charakteren, denn immerhin müssen politische Spieler und Gegenspieler vorgestellt, Hintergrundgeschichten erklärt und Figuren in Position gebracht werden. Ist das komplexe soziale und politische Gefüge dann aber mal vorgestellt, ist der Plot herrlich vielseitig, unvorhersehbar und spannend. Denn mit Wagenlenkern, Stallburschen und Anteilseignern der Pferderennen haben wir Einblick in die aufregende Welt der Wagenrennen, mit Gladiatorenkämpfen, wilden Tieren und hartem Training wird in den Katakomben des neuen Kolosseums für viel Action gesorgt und durch den Kampf um den Thron innerhalb der Kaiserfamilie und dem Senat kommt eine weitere, politische Ebene hinzu. Die verschiedenen Schichten, Figuren und Konflikte, die zunächst noch unabhängig voneinander erschienen, werden dabei durch den Handlungsstrang der Hauptfigur Tenax verbunden und zusammengehalten. Denn als Inhaber eines Wettgeschäfts hat der ambitionierte Plebejer sowohl bei den Wagenrennen, den Gladiatoren als auch in politischen Intrigen seine Finger im Spiel...
Eine zweite verbindende Konstante ist eine zwangsläufig nach Rom eingewanderte Familie bestehend aus Mutter Cala, Sohn Kwame und den beiden Töchtern Aura und Jula. Als ihre Kinder als Sklaven verschifft werden und in der Arena und in Adelshäusern landen, versucht Cala alles, um sie freizukaufen und tut sich dabei mit Tenax zusammen. Mit der Zeit wird somit klar, dass die Schicksale der vielen Figuren enger verbunden sind, als zu Beginn schien und es entsteht eine mitreißende Geschichte, der man sich kaum entziehen kann. Dabei kann jederzeit alles passieren, keine Figur ist vor dem plötzlichen Serientod sicher. Keiner hat eine moralisch weiße Veste und doch fiebert man schnell mit allen mit und sieht zu, wie sie glorreich aufsteigen oder ins eigene Verderben rennen... Einige der Figurenentwicklungen sind in dem Zug toll herausgearbeitet, während andere Figuren noch etwas blass bleiben. Vor allem Hauptfigur Tenax (Iwan Rheon), Domitian Flavianus (Jojo Macari) und Cala (Sara Martins) überzeugen mit Figurentiefe und nuanciertem Spiel, andere Nebenfiguren sterben recht schnell oder werden möglicherweise in Staffel 2 weiter thematisiert.
Nach wenigen Folgen ist somit klar: Das Potenzial der Geschichte ist enorm! Allerdings setzt "Those About To Die" für meinen Geschmack genau wie "Game of Thrones" zu sehr auf Gewalt und Nacktheit und vernachlässigt dafür an einigen Stellen den roten Faden, sodass das Drehbuch manchmal etwas wild zusammengestrickt wirkt. So gibt es immer wieder seltsame Sprünge in der Erzählung und es sind nicht immer alle Handlungen von (Neben-) Figuren nachvollziehbar. Auch die CGI ist an manchen Stellen ausbaufähig (vor allem was die wilden Tiere angeht). Dennoch ist beachtlich, was aus einem Sachbuch herausgekitzelt wurde, denn das Setting sieht durchgängig toll aus und trotz etwas strapazierter historischer Glaubwürdigkeit, bietet die Serie einen launigen Einblick in die damalige Zeit, von dem man gerne mehr sehen würde!
Mein Urteil:
"Those About To Die" überzeugt durch eine spannende, komplexe Handlung und ein beeindruckendes Setting, kämpft jedoch mit erzählerischen Sprüngen und teils schwacher CGI. So ist das Gladiatoren-Spektakel kurzweilig und mitreißend, hat aber auch noch Verbesserungspotenzial!
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