Allgemeines
Titel: The Serpent and the Wings of Night
Autorin: Carissa Broadbent
Verlag:
Independently Published (30. August 2022)
Genre: Romantasy
Seitenzahl: 504
Weitere Bände: The Ashes and the Star-Cursed-King (Band 2)
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Inhalt
Bewertung
Die zweibändige "Crowns of Nyaxia" Reihe von Carissa Broadbent ist in den letzten Monaten - besonders nach dem Erscheinen der deutschen Übersetzung - in aller Munde gewesen. Witzigerweise habe ich die Reihe auf die Empfehlung einer Freundin bereits vor dem Hype vor zwei Jahren in der englischen Selfpublishing-Ausgabe gekauft, bin allerdings bis jetzt nicht dazugekommen, sie wirklich zu lesen. Letzte Woche habe ich nun aber endlich angefangen und die Geschichte in wenigen Tagen durchgesuchtet! So wird "The Serpent and the Wings of Night" dem Hype trotz kleinerer Schwächen aus meiner Sicht definitiv gerecht und Figuren, Handlung, Schreibstil sowie die Liebesgeschichte haben mich deutlich mehr überzeugen können als die meisten letzten Hype-Bücher!
Nach einem kurzen Prolog, das einen zu dem Tag mitnimmt, an dem die junge Oraya vom Vampirkönig Vincent adoptiert wurde, steigen wir ohne große Umschweife wenige Tage vor der Kejari - dem gefährlichen Turnier, das ihr Leben für immer verändern wird - in die Geschichte ein. Genau wie viele andere LeserInnen fand ich die Geschichte durchaus von der ersten Seite an spannend, habe mir mit dem Einstieg aber dennoch schwergetan. Da bereits der Beginn sehr actiongeladen ist, bleibt erstmal sehr wenig Zeit für eine ausführliche Einführung in den Alltags der Hauptfigur oder gar eine Erklärung des Worldbuildings. Die Rahmenbedingungen des Wettbewerbs, das Magiesystem, die Götter und die Struktur der einzelnen Vampirclans werden erst später nach und nach erklärt, während die Kejari Runde um Runde fortschreitet. Dadurch dauert es eine Weile, in die Geschichte hineinzukommen und bis man eine Bindung zu den Figuren aufbaut und das Setting versteht, liest man die Actionszenen, in denen Oraya um ihr Leben kämpft eher halbherzig.
Anders als bei der Vielzahl an Fantasy-Romanen leidet "The Serpent and the Wings of Night" also nicht an zu wenig, sondern eher zu viel Spannung zu Beginn. Ist man allerdings nach etwa 100 Seiten im Universum angekommen, dreht sich der Wind und das hohe Erzähltempo und die Handlungsdichte entfalten gemeinsam mit dem magischen Schreibstil der Autorin ihre enorme Sogwirkung. Denn mit dem Enemies-to-Lovers Trope, einem Deal mit einer Göttin, einer magischen Arena, Vampiren als Gladiatoren und schlussendlich einem Kampf um einen Thron verwendet Carissa Broadbent viel zu viele, viel zu vielversprechende Elemente, als dass man die Geschichte als Fantasy-Fan nicht lieben könnte!
Blickt man dabei auf die Anzahl der Tropes ("Star-Crossed-Lovers", "Forced Proximity", "Fake Marriage" und "The Chosen One" sind auch noch irgendwo verbaut), wird klar, dass die Geschichte zwar viele Ideen recycelt, die Autorin schafft es aber, sich von bekannten Erzählelementen zu lösen und eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. So erinnern beispielsweise auch die Vampire mit eigener Magie, Flügeln, einer hohen Körpertemperatur und der Möglichkeit, biologische Kinder zu zeugen, weniger an klassische Vampire und eher an Fae. Außerdem ziehen viele RezensentInnen den Vergleich zur "Die Tribute von Panem"-Reihe, da dort ein ähnlich brutaler Überlebenskampf in einer Arena ausgetragen wird, in dem ebenfalls Beziehungen aufgebaut werden, obwohl es nur einen Sieger geben kann. Angesichts der Brutalität und der Grundidee kann ich diesen Vergleich durchaus nachvollziehen, allerdings gibt es in "The Serpent and the Wings of Night" natürlich kein dystopisches System, das die Hauptfigur zum Kampf zwingt und obendrauf eine gute Portion Magie.
Neben den offensichtlichen Unterschieden zwischen den beiden Reihen steht hier auch die Hauptfigur, deren Schicksal und die Liebesgeschichte viel stärker im Vordergrund als das System. Trotz der kurzlebigen Handlung nimmt sich die Autorin viel Zeit für ihre Figuren, um glaubhafte Beziehungen zwischen ihnen und uns LeserInnen aufzubauen. Oraya ist eine grandiose Hauptprotagonistin, die uns mit ihrer Erzählperspektive in die gefährliche Welt der Vampire mitnimmt. Dabei hat sie alles, was eine moderne weibliche Hauptfigur ausmacht: Sie ist clever, stark, mitfühlend und reflektiert, hat dabei eigene Visionen und braucht vor allem niemanden, der sie rettet!
Ihr Love-Interest Raihn spielt währenddessen erst eine Randrolle und braucht 5-7 Werktage, bis er überhaupt als solcher eingeführt wird. Wenn ich sage, die Liebesgeschichte ist mit einem "Slow Burn" nach dem "Enemies-to-Lovers"-Trope gestaltet, dann meine ich also wirklich eine sloooowe Entwicklung, während derer die Figuren für lange Zeit wirkliche Feinde sind. Als es dann allerdings beginnt, zwischen ihnen zu knistern (da sind dann gute 300 Seiten ins Land gegangen), steht ihre Beziehung allerdings auf einer tollen Grundlage, sodass ihre Entwicklung, ihre Chemie und Dynamik einfach riesigen Spaß macht! Etwas mehr von Raihn würde ich zwar gerne noch erfahren, aber das kann ja in Band 2 passieren (vielleicht kriegen wir sogar seine POV, davon würde die Geschichte sicher profitieren)...
Ebenfalls in Band 2 erhoffe ich mir außerdem weitere Informationen zu den Nebenfiguren. Diese bleiben hier aufgrund des Fokus´ auf die Hauptfigur und die Handlung eher knapp bemessen, haben aber ein enormes Potenzial. Das hat wohl auch die Autorin sofort erkannt, denn es gibt jede Menge Extrabände, die sich als Stand-Alones um die Geschichte von Nebenfiguren wie Mische oder Vale drehen. Nach dem Ende von Band 1 bin ich aber natürlich vor allem gespannt, wie es nun mit Oraya und Raihn weitergeht. Denn dieses hat es für mich nochmal richtig herausgerissen und die Figuren in einer unmöglichen Situation zurückgelassen!!!
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