Wenn ich krank bin, zieht es mich irgendwie immer zu Thriller-Kurzserien hin, wieso auch immer. Meine letzte längere Krankheit habe ich mir mit "The Night Agent" verkürzt und diesmal war "The Recruit" dran. Ganz mit "The Night Agent" konnte die Netflix-Serie zwar nicht mithalten, dennoch versprechen die 8 Folgen gute Unterhaltung und machen Lust auf mehr!
Darum geht´s:
Als Anwalt Owen Hendricks (Noah Centineo) von der CIA engagiert wird, rechnet er nicht damit, sich gleich nach wenigen Arbeitstagen in eine gefährliche Mission zu verstricken. Als er in einem Haufen Drohbriefe auf ein wichtiges Schreiben stößt, in dem die ehemalige Agentin Max Meladze (Laura Haddock) der CIA droht, die Agentur auffliegen zu lassen und mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit zu gehen, wird er darauf angesetzt, dem nachzugehen. Ihre Bedingung: Man soll sie von dem Verbrechen freisprechen, das ihr vorgeworfen wird, und sie aus dem Knast holen. Kaum, dass Owen den Fall aufgenommen und die Agentin getroffen hat, muss er jedoch feststellen, wie grün er noch hinter den Ohren ist und dass er sich mit einem Fall dieser Größenordnung möglicherweise übernommen hat...
Das denke ich zur Serie:
Zunächst das Positive vorweg: „The Recruit“ bietet in 8 Folgen kurzweilige Thriller-Unterhaltung mit einer Mischung aus Spannung, Humor und liebenswürdigen Figuren. Für Berieselung beim Kranksein war die Serie also genau richtig. Dennoch gibt es einige Kritikpunkte, die die Serie zwar zu guter Unterhaltung aber gewiss nicht zu einer Top-Serie, die man immer wieder schaut, machen:
Zunächst ist "The Recruit" leider wenig originell. Die Grundidee - ein unerfahrener CIA-Anwalt, der plötzlich in eine lebensgefährliche Mission mit Drohungen, internationalen Geheimdiensten, dem weißen Haus und einer Bedrohung der nationalen Sicherheit verwickelt wird - ist geradezu der Inbegriff eines typischen amerikanischen Spionagethrillers und somit definitiv kein Novum in diesem Genre. Darüber hinaus fordert auch das Drehbuch ein wenig zu viel Nachsicht von uns ZuschauerInnen. Zwar ist durchaus eine abwechslungsreiche Handlung mit verschiedenen Schauplätzen auf der ganzen Welt, ein gutes Verhältnis aus Action-Szenen und ruhigen Momenten, interessante Dialoge sowie viel schräger Charme geboten, man muss allerdings auch über einige Logiklücken hinwegsehen. Nicht alle Szenen sind glaubwürdig, nicht alle Zeitsprünge rund und manchmal wirkt die Story geradezu absurd gekürzt. Dieser leicht chaotische Erzählstil hat zwar auch seinen Reiz und passt gut zur Geschichte - wer gerne eine komplexere und besser durchdachte Geschichte schauen möchte, könnte sich aber lieber an "The Night Agent" halten.
Was "The Recruit" allerdings von anderen Produktionen des Genres positiv abhebt, ist der Erzählton. Denn statt Ernsthaftigkeit und Komplexität setzt die Serie auf humorvolle, fast schon komödiantische Elemente, die eher an eine Actionkomödie als einen Thriller erinnern. So stolpert Hauptfigur Owen Hendricks oft unbeholfen durch die Ereignisse, macht sich gerne mal zum Affen und schlittert von einer Katastophe in die nächste. Auch Schnitt und Ton schlagen einen leichten Ton an und lassen Raum für kalkulierte Lacher. Toll ist, dass der Serie die Balance gelingt, dies nicht ins Klamaukige abrutschen zu lassen. So tut der Humor der Spannung glücklicherweise keinen Abbruch und es gibt genug überraschende Wendungen, knifflige Situationen und Geheimnisse, die uns ZuschauerInnen über die acht Folgen hinweg fesseln.
Einen soliden Eindruck machen auch die Figuren, allen voran Max Meladze, deren unklare Motive und komplexe Persönlichkeit ein ständiges Rätsel bleiben. Sie ist zweifelsohne die faszinierendste und vielschichtigste Figur der Serie und sorgt für viele spannende Momente. Auch Owen, der zunächst als naiver Neuling dargestellt wird, wächst einem schnell ans Herz, und seine ungeschickten Versuche, in der gefährlichen Welt der Spionage zu bestehen, bringen sowohl Humor als auch emotionale Momente in die Geschichte. Die Nebenfiguren wie Owens Ex Hannah (Fivel Stewart), sein Boss (Walter Nyland), seine Kollegen Salazar (Kaylah Zander) und Ferber (Kristian Bruun) oder die beiden intriganten Anwälte Lester (Colton Dunn) und Violet (Aarti Mann) sind interessant angelegt und machen Lust auf mehr, lassen hier aber noch Tiefe vermissen. Doch das kann ja noch in der zweiten Staffel ausgebaut werden, die nun endlich bestätigt wurde und angesichts des sehr offenen Endes hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt!
Mein Urteil:
„The Recruit“ ist trotz seiner logischen Schwächen eine charmante und unterhaltsame Thriller-Serie, die mit humorvollen Figuren, spannenden Wendungen und einer lockeren Erzählweise überzeugt.
Ich habe die Serie auch gesehen und fand sie richtig gut. Ich sehe es ähnlich wie du, was die Schwächen betrifft, dennoch war die Serie durchgehend unterhaltsam. Toller Beitrag!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Jenny von http://jemasija8.blogspot.com/
Hey Jenny,
Löschenfreut mich total, dass du mit "The Recruit" auch so viel Spaß hattest und dich in meiner Rezension wiederfindest. Ich freue mich jetzt richtig auf die zweite Staffel (die ja wenn ich richtig informiert bin sogar schon diesen Winter erscheinen soll....?). Nach dem bösen Cliffhanger bin ich richtig gespannt, wie die Geschichte weitergeht!
Liebe Grüße
Sophia