Samstag, 19. Juli 2025

Sammelrezension: Earthbound Reihe


Im Zuge des SuB Abbaus habe ich beschlossen, mich nochmals an die "Earthbound"-Reihe von Aprilynne Pike zu machen. 2013 erschienen habe ich bisher nur Band 1 der Fantasy-Trilogie, "Der Kuss der Göttin" gelesen. Band 2, "Die Liebe der Göttin" lag danach jahrelang ungelesen im Schrank, genau wie der dritte Teil (engl. "Earthrise"), der leider nie auf Deutsch erschienen ist. Da ich Band 1 als wirklich mitreißende Geschichte im Kopf hatte, habe ich beschlossen, mich der Reihe nun nochmal als Ganzes zu widmen und meine Eindrücke in einer Sammelrezension zusammenzufassen. 



Der Inhalt:

Nach einem Flugzeugabsturz beginnt für Tavia nicht nur ein neues Leben, sondern eine Reise in eine Vergangenheit, die älter ist als jede Erinnerung. Im Schatten eines uralten Krieges zwischen Göttern und ihren Feinden muss sie herausfinden, wer sie wirklich ist – und wem sie vertrauen kann. Zwischen Verrat, tödlichen Geheimnissen und zwei Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, steht nicht nur ihr Herz auf dem Spiel, sondern das Schicksal der Menschheit. Wird sie sich selbst und ihre Macht rechtzeitig finden, bevor alles verloren ist?


Meine Eindrücke

HandlungDie Geschichte rund um Tavia beginnt mit einem dramatischen Flugzeugabsturz, den sie als Einzige überlebt. Was zunächst wie eine klassische Coming-of-Age-Fantasy anmutet, entwickelt sich rasch zu einem mystisch aufgeladenen Abenteuer: Tavia ist eine Göttin, gefangen in einem Zyklus ewiger Wiedergeburt, auf ewig auf der Suche nach ihrem Seelenpartner. Doch ihr Schicksal ist größer – sie steht im Zentrum eines jahrtausendealten Krieges zwischen den Earthbounds (Göttern) und den Reduciata, einer Organisation, die nichts Geringeres plant, als die Auslöschung der Götter mit einem tödlichen Virus. Auch wenn der Auftakt genauso spannend und temporeich war, wie ich ihn in Erinnerung hatte, verliert sich die Handlung leider später in bekannten Erzählmustern. Trotz einiger überraschender Wendungen bleibt die Grundidee weitgehend vorhersehbar und folgt vertrauten Fantasy-Strukturen. Was mich 2014 vielleicht noch beeindrucken konnte, wirkte heute leider etwas fade auf mich. Denn wer viel YA-Fantasy liest, wird das Gefühl nicht los, hier bereits Bekanntes in neuer Verpackung zu erleben. Während Band 1 noch eine solide Mischung aus Mysterium und Romantik bot und Band 2 die mythologischen Elemente vertiefte, zerfällt das Konstrukt spätestens mit dem dritten Band in Frustration und klischeehafte Dramaturgie. Die dramatische Zuspitzung – eine globale Bedrohung, mächtige Kräfte und ein letztes großes Opfer – sollte ein episches Finale bieten, stattdessen hinterlässt der Abschluss mit unlogischen Wendungen, charakterlichem Ungleichgewicht und unrunder Auflösung aber einen bitteren Nachgeschmack.

FigurenAprilynne Pikes Sprache ist bildhaft und angenehm zu lesen. Gerade in den Anfangskapiteln und bei actionreichen Szenen gelingt es ihr, mit offenen Fragen und geschickt platzierten Andeutungen atmosphärische Spannung aufzubauen. Allerdings hemmen langatmige Gedankenpassagen und redundante Selbstreflexionen im Verlauf der Geschichte den Lesefluss und je weiter die Geschichte fortschreitet, desto deutlicher treten Schwächen zutage: überlange Monologe, ermüdende Gedankenschleifen und eine inflationäre Emotionalisierung bremsen die Handlung immer wieder aus. Besonders Band 3, der im Self-Publishing erschienen ist, leidet unter technischen und sprachlichen Mängeln. 

Figuren: Tavia ist eine widersprüchliche Protagonistin: Einerseits sensibel und überfordert von der Last ihrer Bestimmung, andererseits mit einer inneren Stärke ausgestattet, die gelegentlich durchscheint. Doch ihre Entwicklung bleibt durch zahlreiche innere Konflikte und übertriebene Selbstzweifel oftmals stecken und besonders gegen Ende werden ihre Entscheidungen zunehmend schwerer nachvollziehbar. Logan, der als dilígo – ihr ewiger Gefährte – konzipiert ist, steht ihr treu zur Seite, wirkt aber streckenweise mehr wie ein klischeehafter Retter als eine eigenständige Figur. Das Liebesdreieck mit Benson, dem charismatischen, zwielichtigen Freund aus der Vergangenheit, soll für etwas Ambivalenz sorgen, wirkt aber oftmals forciert und trägt mehr zur Verwirrung als zur Vertiefung der Handlung bei. Insgesamt fehlt den Nebenfiguren oft das Profil – sie dienen meist der Handlung oder den inneren Konflikten der Hauptfigur, ohne selbst echten Raum zur Entfaltung zu erhalten. So bleibt nach drei Bänden leider ein gemischter Eindruck zurück, sodass ich die Reihe nur für hartgesottene YA-Fantasy-Fans mit hoher Frustrationstoleranz empfehlen kann. 

Fazit

"Der Kuss der Göttin" und "Die Liebe der Göttin" bieten streckenweise solide Urban Fantasy mit mythologischem Einschlag, gutem Tempo zu Beginn und interessanten Ideen. Doch trotz vielversprechendem Konzept schwächelt die Umsetzung mit wachsender Seitenzahl immer mehr: Klischeehafte Entwicklungen, eine überzeichnete Heldin und ein überstrapaziertes Liebesdreieck rauben der Reihe viel von ihrem Potenzial und hinterlassen besonders nach Band 3 einen sehr durchwachsenen Gesamteindruck. 


Band 1: 3,5 Sterne
Band 2: 2,5 Sterne
Band 3: 1,5 Sterne

*keine WERBUNG, selbstgekauft*

Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

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