Dienstag, 22. Juli 2025

Serienempfehlung: Olympo

Da ich über lange Zeit nichts anderes geschaut habe als meine Dauer-Comfort-Serien "Modern Family" und "Gilmore Girls" hatte ich letzte Woche spontan Lust auf eine ganz andere Serie und habe mit der neuen spanischen Netflix-Serie "Olympo" begonnen. Die erste Staffel des Sport- und Liebesdramas umfasst 8 Folgen und spielt am Pirineos High Performance Center in Spanien -  einer Art Elite-Camp für angehende SpitzensportlerInnen. Worum geht´s? Kurz gesagt: Um Sex, Sport und Skandale.


Darum geht´s:


Ans Pirineos High Performance Center schaffen es nur die Besten der Besten. Junge athletische Talente aus ganz Spanien kommen hier zusammen, um es in den Olymp der ProfisportlerInnen zu schaffen. Die ehrgeizige Synchronschwimmerin Amaia (Clara Galle) ist eine von ihnen. Sie opfert all ihre Freizeit, ihr Privatleben, jede freie Sekunde und Freiheit für ihren Traum, um einen begehrten Sponsorenvertrag bei der Sportmarke Olympo an Land zu ziehen und ihre Mutter stolz zu machen. Trotzdem schafft es eines Tages ihre beste Freundin und Teamkollegin Núria (María Romanillos), Amaia zu überflügeln. Da wird ihr bewusst, dass einige unter ihnen in der Lage zu sein scheinen, ihre Leistung über das Normalmaß hinaus zu steigern. Einem Doping-Skandal auf der Spur muss Amaia herausfinden, auf was sich Núria eingelassen hat und was Olympo damit zu tun hat - und entscheiden, wie weit sie für ihren eigenen Triumph zu gehen bereit ist...



Das denke ich zur Serie:


"Olympo" erzählt eine durchaus spannende Geschichte rund um Ehrgeiz, sportliche Leistungsgrenzen und moralische Dilemmata. Die Handlung ist ein wilder Mix aus Liebesdrama, Leistungssport-Dystopie und Verschwörungsthriller. Besonders die mysteriösen Machenschaften der Sportmarke Olympo, die zu zweifelhaften Bedingungen Sponsoring-Verträge vergibt, sorgen dabei für viel Spannung, auch wenn eigentlich von Beginn an klar ist, was läuft. Dafür hat die Serie visuell einiges zu bieten. Das abgeschottete Trainingszentrum in den Bergen ist atmosphärisch in Szene gesetzt, die AthletInnen liefern beeindruckende Bilder und die Inszenierung setzt ganz klar auf körperliche Ästhetik. Auch wenn der übertriebene Fokus auf unrealistische Körperideale sich etwas mit den ansonsten diversen und queeren Themen der Serie beißt, nutzen die Serienmacher Jan Matheu, Laia Fogue und Ibai Abad, die Gelegenheit des Leistungssports Kontexts aus, um Folge für Folge die gestählten Körper der DarstellerInnen aus allen Perspektiven und bei allen Aktivitäten zu zeigen. Das Ergebnis: viel nackte Haut, glitzernden Trainingsanzügen und perfekt definierten Körpern in dramatischer Slow Motion.

Inhaltlich bleibt "Olympo" jedoch leider oft hinter dem eigenen Potenzial zurück. Die größte Schwäche liegt in der Charakterzeichnung. Egal ob Synchronschwimmerin Amaia (Clara Galle), deren Freund Christian (Nuno Gallego), Siebenkampf-Neuling Zoe (Nira Oshaia) oder Rugby-Kapitän Roque (Agustin Della Corte) - die Figuren handeln häufig unlogisch, sind nicht stringent angelegt und pendeln von von einer Folge zur nächsten immer wieder ins Gegensätzliche, nur um das Drama am Laufen zu halten. Immer wenn man gerade dabei ist, jemanden ins Herz zu schließen, macht diese Person etwas unfassbar Dummes, über das man nur genervt die Augen verdrehen kann. Es gibt einige Themen und Schlüsselszenen, die gut aufgegriffen wurden, aber insgesamt wird die Figurendarstellung und -entwicklung leider auf dem Altar der Dramatik komplett geopfert. 

Zudem bleiben die Figuren trotz interessanter Anlage und diversem Cast seltsam unnahbar. Sie sind weniger Menschen als Projektionsflächen für Themen wie Ehrgeiz, Wettbewerb oder Verführung. Was sie wirklich bewegt oder innerlich ausmacht, bleibt meist unklar – oder schlicht uninteressant für die Geschichte. So wird beispielsweise die tragische Vergangenheit von Zoe immer wieder angeteasert, jedoch nie ausgeführt und auch Nebenfiguren wie Roques Freund Sebas (Juan Perales) oder Siebenkämpferin Renata (Andy Duato) bekommen jeweils 30 Sekunden Screentime, um ihre Hintergrundgeschichte zu erzählen. Das führt dazu, dass man sich emotional schwer auf sie einlassen kann, selbst wenn ihre Geschichten eigentlich packend sein könnten. 

Auch der Sport, der eigentlich das Herzstück der Handlung sein sollte, gerät oft zur Nebensache. Wir sehen zwar Szenen aus Leichtathletik, Rugby und Schwimmen, statt intensiven Trainingseinheiten oder spannenden Wettkämpfen dominieren allerdings Beziehungskonflikte, Geheimniskrämerei und Machtspiele die Handlung. Es gibt durchaus starke Szenen, in denen relevante Themen wie Leistungsdruck, Körperwahrnehmung oder Konkurrenz gut angeschnitten werden – doch wirklich vertieft werden sie nicht. Alles bleibt oberflächlich, hübsch verpackt in Hochglanzbildern, aber selten wirklich berührend. So ist der Unterhaltungsfaktor visuell und dramatisch über die 8 Folgen hinweg natürlich hoch, sodass sich die Serie gut für drei, vier Serienabende eignet, bei denen man nicht allzu viel nachdenken, sondern sich einfach mitreißen lassen will. Wer also Lust auf eine stylische Mischung aus Elite-Sport, zwischenmenschlichem Drama und einer Prise Verschwörung hat, wird hier durchaus fündig. Wer hingegen eine tiefgehende Auseinandersetzung mit Themen wie Identität, Ehrgeiz und Ethik im Leistungssport sucht, wird eher enttäuscht sein. Die Serie endet mit einem Cliffhanger, der andeutet, dass noch einiges im Verborgenen liegt – ob eine zweite Staffel folgen wird, ist allerdings noch unklar.

Mein Urteil:

"Olympo" ist ein unterhaltsames, aber inhaltliches konfuses Serienerlebnis, das visuell viel bietet, inhaltlich jedoch weit unter seinen erzählerischen Möglichkeiten bleibt. 


Zum Trailer:




Bild-Quellen: Moviepilot.de

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