Montag, 18. August 2025

Montagsfrage #178 - Literarischer Spürsinn?

Hallöchen,

uff, die vergangene Woche bin ich echt gar nicht zum Lesen oder Bloggen gekommen, da so viel anstand. Da denkt man es ist Sommerloch, alle Kollegen sind im Urlaub, alle Freunde verreist und dann war trotzdem so viel los ;-) Diese Woche wird jetzt auch nochmal ein bisschen trubelig - aber auch mit vielen schönen Terminen wie Geburtstagen und Ausflügen - und dann geht es schon stark auf meinen Urlaub zu!
Die heutige Frage stelle ich aus eigenem Interesse, da ich über die Jahre ein bisschen angefangen habe, mit meinem ausgeprägten Spoiler-Radar zu hadern und gerne wissen möchte, wie Ihr dazu steht:



 Wie zuverlässig ist Euer literarischer Spürsinn? Erkennt Ihr Twists, Auflösungen oder Wendungen oft vorher – und macht Euch das das Lesen kaputt oder gerade spannend?


Durch die vielen Bücher aller Genres, die ich in meinem Leben bis jetzt schon gelesen habe, habe ich (leider?) einen ziemlich starken literarischen Spürsinn entwickelt. Überraschende Wendungen oder Auflösungen rieche ich leider oft schon eine Meile gegen den Wind und wirklich überrascht werde ich deshalb selten. Egal ob Krimi, Fantasy oder Science-Fiction - oft habe ich schon nach wenigen Kapiteln erspäht, welche Figuren es bis zum Ende schaffen werden und wer auf dem Weg draufgeht. Bekannte Tropes besonders in Romance aller Art habe ich schon so oft gelesen, dass bereits nach einem Stichwort klar ist, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. 

Ich möchte damit überhaupt nicht prahlen - im Gegenteil. Das liegt nicht daran, dass ich besonders clever wäre (zumindest nicht hauptsächlich, hahaha), sondern vielmehr an reiner Leseerfahrung und vielleicht auch meiner generellen Einstellung beim Lesen. Ich kenne echt viele Personen, die ebenfalls viel Lesen und extrem clever sind und sich trotzdem mit Freude überraschen lassen, wenn sich Figuren zum x-ten Mal von „Enemies to Lovers“ entwickeln. Da bin ich leider etwas zynischer veranlagt und verliere schneller das Interesse, wenn ich das Gefühl habe, den Ausgang schon vorherzusehen. Meistens hoffe ich dann bis zum Schluss, dass ich mich irre – aber das passiert nur noch selten.

Und doch – so sehr mich meine Vorahnung manchmal frustriert – liegt in ihr auch ein gewisser Reiz. Denn ich lese ja trotzdem weiter. Auch dann, wenn ich mir (fast) sicher bin, wie es ausgeht. Warum? Weil es eben nicht nur um das „Was passiert?“ geht, sondern viel öfter um das „Wie passiert es?“. Die Wendung mag vorhersehbar sein, aber der Weg dorthin, die Zwischentöne, der Stil, der Tonfall, die Dialoge und die emotionale Tiefe der Figuren – all das kann mich trotzdem noch fesseln und berühren.

Trotzdem merke ich, dass ich bestimmten Genres mit besonders ausgeprägter Formelsprache oft skeptischer gegenüberstehe. Wenn ein Krimi etwa auf Biegen und Brechen mit einem Twist am Ende aufwarten will, der sich aber in Wahrheit schon auf Seite zwanzig andeutet, dann verliere ich schnell das Vertrauen in den Text. Ebenso bei Romance-Titeln, die immer dieselben Plotbeats abspulen, ohne mit Klischees zu spielen oder sie ironisch zu brechen. In solchen Fällen wird mein „literarischer Spürsinn“ weniger zum Werkzeug der Neugier als vielmehr zum Stolperstein, denn ich spule im Kopf schon die Optionen für die weitere Handlung ab, statt mich einfach auf die Geschichte einzulassen.

Trotzdem: Es gibt sie, diese seltenen Bücher, die mich eiskalt erwischen. Wenn AutorInnen es schaffen, Erwartungshaltungen bewusst zu bedienen, nur um sie dann elegant und glaubwürdig zu unterlaufen,  dann jubelt mein innerer Kritiker. Solche Bücher werden sofort Herzensbücher. Denn es ist wie ein kleines literarisches Duell, das ich diesmal eben nicht gewonnen habe – und genau das macht Spaß.

Insgesamt glaube ich also, dass mein starker „Spoiler-Radar“ beim Lesen Fluch und Segen zugleich ist. Ich ertappe mich oft beim Mitraten, bin aber umso dankbarer, wenn mich ein Text doch noch überrascht. Vielleicht ist das sogar die größte Kunst im Schreiben: Nicht das Unvorhersehbare zu liefern, sondern das Erwartete so zu gestalten, dass es sich trotzdem frisch, spannend und lebendig anfühlt.

Wie ist das bei euch? Lässt ihr euch gern überraschen – oder seid ihr heimliche MiträtslerInnen? Und wenn ihr die Wendung vorherseht: mindert das euer Lesevergnügen – oder macht es das Buch vielleicht sogar besser, weil ihr sehen könnt, wie geschickt es aufgebaut ist?

Wie ist das bei Euch?

Liebe Grüße
Sophia

Um in die Linkliste aufgenommen zu werden, hinterlasst bitte einen Kommentar mit dem Link zu Eurem Beitrag.


Büchernarr


Nächste Woche bei der Montagsfrage:

  Von welchem Buch/welcher Reihe möchtet Ihr Euch nie trennen (Aequitas et Veritas)?

5 Kommentare:

  1. Guten Morgen zusammen,

    ja, mir geht es ähnlich, dass ich es nicht mag, wenn das Ende sich schon derart ankündigt und ich habe auch das ein oder andere Genre, in dem immer wieder die gleichen "Wendungen" kommen. Ich kann den Frust voll und ganz nachvollziehen :)

    Hier geht es zu meiner vollständigen Antwort.

    Viele Grüße und einen guten Start in die neue Woche
    Frank

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hey Frank,

      bei mir ist das ein bisschen zwiespältig. Ich werde gerne überrascht, ich habe aber auch irgendwie gerne recht ;-)))
      Aber es stimmt, ob eine ansonsten gelungene Geschichte vorhersehbar war oder nicht, macht für mich oft den Ausschlag zwischen einem guten und einem sehr guten Buch.

      Liebe Grüße
      Sophia

      Löschen
  2. Hallo Sophia,

    hm, ich persönlich bin da ziemlich pflegeleicht....ich nehme jede Geschichte so an wie der Autor sie schreibt/geschrieben hat ...ohne wenn und aber.....!!!!
    Denn der Autor soll mich ja unterhalt und ich soll ein/abtauchen in die/seine Geschichte.

    Da bringt es mir als nur Leserin bin ja keine Bloggerin nichts , wenn ich versuche..die Geschichte zu zerbrösseln/in ihre Bestandteile zu zerlegen und auch noch nach neuen Lösungen für ein mögliches Ende selber suche.
    Grins..... vielleicht ne Eigenart von Bloggern...
    Nee, dass empfinde ich persönlich nicht sehr unterhaltsam und mache ich persönlich auch nicht.....vielleicht am Ende überlege ich kurz, ob ich möglicherweise ein besseres Ende gefunden hätte oder so....deshalb Spürsinn nein Danke..

    LG..Karin..

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hey Karin,

      ich entscheide mich gar nicht aktiv dafür, eine Geschichte gedanklich zu zersetzen, das passiert beim Lesen ganz automatisch, dass ein innerer Detektiv bei manchen Szenen und Details aufhorcht und mir die ein oder andere Hypothese zum weiteren Verlauf der Geschichte anbietet. ;-) Das kann ich leider nicht abschalten, aber ich würde mich manchmal gerne einfach ein bisschen mehr treiben lassen beim Lesen...

      Liebe Grüße
      Sophia

      Löschen
  3. Hallo liebe Sophia,
    interessantes Thema, und ich kann verstehen warum es für dich hier und da mal frustrierend ist. Deine Sicht der Dinge ist nachvollziehbar, ich glaube, dass es recht vielen so geht. An sich glaube ich auch, dass viele Autoren versuchen ihre Leser zu überraschen. Dabei (und das stört mich viel mehr), wirkt es leider bei dem einen oder anderen sehr gezwungen und daher dann leider eher manchmal zu bedrückend um weiter zu lesen :D Oder mit dem gebührenden Spaß ^^
    Auch mit der Unvorhersehbarkeit, dann lieber so wie die Autoren es können, wenn man etwas versucht von dem man schon weiß, dass man es vielleicht nicht kann dann lieber "Schuster bleib bei deinen Leisten" :D

    Mein Beitrag zur Montagsfrage

    Ganz liebe Grüße
    Mina

    AntwortenLöschen

Ich freue mich, wenn Du einen Kommentar dalässt.
Egal ob Kritik, Verbesserungsvorschläge, Lob, Anmerkungen, Fragen oder eigene Meinung - das ist der richtige Ort dafür ;-)