Allgemeines:
Bewertung:
Doch beginnen wir doch wieder auf sicherem Terrain: dem Cover. Denn das Einzige, was bei dieser Reihe mit absoluter Sicherheit und ohne jede Frage festgestellt werden kann, ist, dass die Cover ein Traum sind!! Wie auch schon bei Laura Kneidls erster Reihe haben sich die Gestalter des Verlags selbst übertroffen mit dieser subtilen, aber wirkungsvollen Verkörperung des Kernthemas. Leider konnte ich keine der limitierten Ausgaben mit den Illustrationen ergattern, aber auch so ist die Gestaltung mit den rosa-grauen Wolken, dem Farbverlauf und dem kontrastreichen Titel ein kleines Kunstwerk und passt ganz wundervoll zu den Cover der anderen beiden Bänden. Positiv zu erwähnen sind noch die am Ende eingefügten Zeichnungen von Gabriella Bujdosó, die den Fließtext wunderbar auflockern und das Beschriebene optisch umsetzen. Erster Satz: "Liebe Cassandra, wir freuen uns, dass du Teil der diesjährigen SciFaCon sein wirst."
Wir starten in die Geschichte von Cassie und Auri genauso, wie auch der Rest des Romans verläuft: ruhig, unaufgeregt und mit relativ wenig Handlung. Versteht mich nicht falsch, Cassie und Auri haben eine Menge zuckersüßer Szenen zusammen und durch das Friends-to-Lovers-Motiv eine tolle Chemie, aber wie sehr es auch zwischen den beiden prickelt und funkelt, so sehr dümpelt die restliche Handlung vor sich hin. Ich mag es sehr, wenn sich Autorinnen viel Zeit nehmen für ihre Figuren, aber gerade die ersten 150 Seiten verstrichen mir viel zu langsam. Da Cassie und Auri beide Semesterferien haben und außer Auris frühmorgendlichem Basketball-Training nichts ansteht, verfolgen wir hauptsächlich, wie die beiden Filme schauen, sich mit ihren Freunden treffen, am See abhängen oder Essen gehen. Die ständig wiederholenden Szenen aus ihrem Alltagsleben werden durch einige Andeutungen und viel Füllmaterial wie zum Beispiel geheimnisvolle Anrufe von Exfreunden aufgepeppt, leider verlaufen sich aber die meisten Nebenstränge im Sand und werden nicht weiter verfolgt.
Schade ist auch, dass man der Handlung deutlich anmerkt, dass die Autorin nicht geplant hatte, eine Geschichte über die beiden zu schreiben. Wichtige Schlüsselmomente wie ihr erster Kuss und ihr erstes Date liegen nämlich schon vor dem Start von "Someone Else" und haben nur Leser von "Someone New" am Rande mitbekommen. Zwar wird einiges nacherzählt, dennoch fehlt irgendwie etwas in der Dynamik der beiden und sie sind schon zu Beginn der Geschichte in einer Zwischenphase zwischen Freundschaft und Liebesbeziehung. Dieser recht späte Ansatzpunkt in der Liebesgeschichte, bei dem eigentlich schon klar ist, dass sie zusammenkommen werden, da sie beide Gefühle füreinander haben und nur noch das "wann" und "wie" im Raum stehen, trägt leider auch nicht dazu bei, die Spannung zu steigern und so habe ich mich nach 100 Seiten gefragt, was eigentlich das Problem ist. Er liebt sie, sie liebt ihn, sie kennen sich in und auswendig, können über alles reden und beide nehmen die Spannung zwischen sich wahr. Jaaa, klar, sie wollen ihre Freundschaft nicht gefährden, aber wenn sich beide so sicher sind, warum können sie nicht zusammensein? Hier gibt es leider kaum einen richtigen Konflikt und die wenigen Probleme, die auftauchen beruhen auf Missverständnissen und mangelnder Kommunikation, *augenroll*, weshalb gerade der Mittelteil künstlich in die Länge gezogen wirkt.
Und das ist wirklich schade, da ich das ganze Drumherum sehr mochte. Ein positiver Nebeneffekt der sehr geringen Handlungsdichte ist nämlich, dass die beiden Figuren viel Zeit haben, sich zu entwickeln und die Liebesgeschichte zwischen Cassie und Auri hier stark im Vordergrund steht, was man von der von Micah und Julian im ersten Teil, in dem jedem Nebencharakter mit seinen Problemen eine eingehende Betrachtung zukommt, nicht gerade behaupten kann. In "Someone New" hat Laura Kneidl noch krampfhaft versucht, möglichst viele Facetten und Themen gleichzeitig zu bearbeiten, sodass sie ihre Hauptgeschichte um Julian und Micah ein wenig vernachlässigt und die Nebencharaktere zu austauschbaren Statisten verkommen lassen hat. In "Someone Else" nimmt sie sich hingegen viel mehr Zeit und baut durch Cassies Freundschaft mit Lucien sowie und Unternehmungen mit dem Rest der Clique wie Aliza, Keith und Adrian, Julian und Micah zwar die altbekannten Nebenfiguren ein, kehrt dann aber auch schnell wieder zu Szenen zurück, in denen Cassie und Auri allein sind. Jene können sowohl durch eine zuckersüße Dynamik, als auch durch romantische Chemie überzeugen und retten immer wieder über kurze Flauten.
Dadurch rücken die Nebencharaktere allerdings nochmal etwas in den Hintergrund, was aber für mich nicht weiter schlimm war, da ich den hier dargestellten Freundeskreis zwar sehr sympathisch aber doch etwas übertrieben finde. Versteht mich nicht falsch, ich finde es grandios, dass sich immer mehr AutorInnen um Diversität in ihren Romanen bemühen, um eine möglichst große Bandbreite der Gesellschaft abzubilden und vielen Lesern die Möglichkeit geben, sich in den Figuren wiederzufinden. Und ja, das Buch kann als kraftvolles Plädoyer gegen Vorurteile, Sexismus, Rassismus, Engstirnigkeit und Verurteilung gelesen werden, da Cassie, Auri und ihr Freundeskreis uns Offenherzigkeit und Toleranz vorleben. Aber eine Teenie-Mutter, zwei homosexuelle Pärchen, ein Transsexueller, eine muslimische Food-Bloggerin, Introvertierte Hellhäutige und ein extrovertierter Dunkelhäutiger und ein alleinerziehender, männlicher Make-Up-Artist...? Das war mir in einer Freundesclique ein bisschen zu viel des Guten und erscheint eher unrealistisch und gezwungen, statt als natürliche Einbindung von Diversität. Aber egal - die Message ist auf jeden Fall bei mir angekommen: Diversität ist toll und Liebe ist Liebe! Da ich das genauso unterschreiben würde, will ich hier mal nicht kleinlich sein.
Was man der Autorin ebenfalls wieder hochanrechnen muss, ist der unglaublich detaillierte und emotionslastige Schreibstil, der mir schon bei ihren Vorgängerbüchern gut gefallen hat. Dadurch schafft Laura Kneidl es, den Roman gleichzeitig spannend, ruhig, aufwühlend, beruhigend, berührend und aufklärend zu erzählen, sodass wir komplett von der Story gefangen genommen werden, auch wenn eigentlich nicht viel passiert. So werden selbst Fandom-Gespräche über Graphic Novels oder LARP und Cosplay zu lesen und man verzeiht dem Roman auch, wenn die Charaktere zum gefühlt hundertsten Mal zusammen ein Café besuchen und sich über belanglose Dinge unterhalten. Besonders gut haben mir hier die vielen dummen Flachwitze gefallen, die die Handlung zusammen mit vielen sarkastischen Bemerkungen und schlagfertigen Dialogen ein wenig auflockern. Fans von Laura Kneidls "Berühre mich. Nicht"-Reihe werden sich auch über ein kleines Easter-Egg freuen...
Das Ende, beziehungsweise der Prä-Happy-End-Streit fand ich leider wieder etwas übertrieben und aufgrund des an sich schon sehr dünnen Grundkonflikts keine stimmige Konsequenz aus der Handlung. Klar, das war nicht optimal, was Auri gemacht hat, aber deswegen so austicken passte für mich nicht zu meinem Bild von Cassie und noch weniger zu dem Eindruck, den die beiden zusammen hinterlassen haben. Eine der Hauptstärken ihrer Beziehung ist es, dass sie sich immer wieder aufraffen, um über Probleme und Spannungen zwischen sich zu reden. Dass sich beide nach dem in meinen Augen nicht so dramatischen Vorfall so vergraben und alleine vor sich hinleiden fand ich einfach nicht stimmig. Dennoch war "Someone Else" mein bislang liebster Teil der Reihe, da die Chemie zwischen Cassie und Auri einfach gestimmt hat und der Fokus mehr auf der Liebesgeschichte der beiden lag, als im ersten Teil, in dem sich Micah und Julian zwischen all den Themen etwas verloren haben. Ich bin nun aber sehr gespannt auf Lucien und Aliza!
"Du bist wie Herr der Ringe, Cassie". "Was?" Das Wort war nur ein kaum hörbares Krächzen. Auris Mundwinkel zuckten, als fände er meine Verwirrung amüsant. "Ich kann dich hundertmal lesen und tausendmal anschauen und werde dich trotzdem niemals langweilig finden", erklärte er und beugte sich zu mir. Sanft strich er mir eine Haarsträhne aus der Stirn. "Ich entdecke jeden Tag neue Details und Facetten an dir, die zu dem Gesamtwerk beitragen, das ich so sehr liebe."
Mir stockte der Atem - und das Herz. Und ein Teil von mir beschloss, dass dies der Moment war, mutig zu sein."
Fazit:


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