Montagsfrage #3 - Weihnachtsbotschaft?

Hallöchen,

der Weihnachtsendspurt ist sowohl privat als auch im Studium immer eine Herausforderung, weshalb ich wirklich froh bin, wenn ich die nächsten drei Tage hinter mich gebracht habe und meine wohlverdiente Weihnachtspause auf mich wartet! Da die Weihnachtsfeiertage dieses Jahr ja ebenfalls auf ein Wochenende fallen (2021 stand schon kalendarisch von Beginn an echt unter einem schlechten Stern, seufz), geht es nächste Woche Montag, am 27. Dezember, ganz regulär mit einem kurzen Rückblick auf das Lesejahr weiter. Ich hoffe, Ihr seid dann entspannt, gut gesättigt und reich beschenkt wieder dabei!

Nachdem es letzte Woche ums Buch-Tracking ging und ich einige interessante Strategien und die ein oder andere hilfreiche App kennengelernt habe, widmen wir uns heute dem Thema der Woche: Weihnachten!

Welches Buch hat Euch zuletzt eine tolle Weihnachtsbotschaft vermittelt? 

Als Ersatz für die alljährliche Frage nach der obligatorischen Weihnachtswunschliste, die Antonia die letzten Jahre fast ausnahmslos in der Woche vor Weihnachten gestellt hat, würde ich heute gerne mal über wichtige Botschaften in Büchern sprechen, für die man in der besinnlichen Zeit vielleicht eher offen ist. Mit "Weihnachtsbotschaft" meine ich damit gar nicht unbedingt eine thematisch auf diese Zeit des Jahres zugeschnittene Message, sondern allgemein tolle Botschaften, die Euch in den letzten Tagen, Wochen oder Monaten in Büchern über den Weg gelaufen sind, die dem "Geist von Weihnachten" (wenn diesen Ausdruck mal von dir ausborgen darf, Mr. Dickens) entsprechen die Ihr gerne teilen möchtet. Die Frage ist heute absichtlich etwas vage formuliert und bietet Interpretationsspielraum in verschiedene Richtungen, da mir klar ist, dass einige von Euch Weihnachten vielleicht eher religiös oder spirituell begreifen, während wieder andere überhaupt gar nicht Weihnachten feiern. Ich bin für die Beantwortung der Frage meine bisher gelesenen Bücher gedanklich noch einmal durchgegangen und habe drei sehr unterschiedliche Geschichten ausgewählt, dir mir in letzter Zeit etwas Teilenswertes mit auf den Weg gegeben haben. 

Als erstes will ich Euch gerne "Game Changer - Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen" von Neal Shusterman ans Herz legen. Neal Shusterman ist ein wahrer Meister was Dystopien für junge Erwachsene angeht - das hat er bereits mit seinen beiden Reihen  "Vollendet" und "Scythe" sowie dem Apokalypse-Thriller "Dry" bewiesen. Auch mit "Game Changer" hat er mal wieder eine originelle Grundidee gesellschaftskritisch und intelligent umgesetzt und einen spannenden Sozialthriller über kleine Veränderungen und große Fragen geschrieben. Hier schickt der Autor den weißen, heterosexuellen cis-Junge Ash auf eine interdimensionale Reise und macht ihn zum Mittelpunkt des Universums. Klingt erstmal ganz vielversprechend, denn Ash hätte auch schon einige Ideen, die Welt zu verbessern. Aber wie der Untertitel schon verrät: "Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen". 

Besonders beeindruckt hat mich an der Geschichte jedoch nicht der leicht absurde Science-Fiction-Part, die originellen Ideen oder der eingängige Schreibstil. Die Genialität von "Game Changer" entspringt diesmal den kleinen Veränderungen in Ash Alltag und den Erkenntnissen, die er aus den unterschiedlichen Realitäten, Dimensionen und Gesellschaften zieht, in denen er zeitweise lebt. Mit jeder Reise verändert sich nämlich seine Perspektive und er muss sich gezwungenermaßen mit Themen auseinanderzusetzen, die er zuvor nur aus privilegierter Ferne beobachtet hat. Was haben Rassismus, Homophobie, Sexismus, toxische Beziehungen und das Drogengeschäft gemeinsam? Man kann erst so richtig darüber urteilen, wenn man mittendrin steckt und die Problematik an der eigenen Haut erfährt. Und so muss Ash mit jedem Perspektivwechsel seine Weltsicht überdenken, sich eigene Vorurteile eingestehen und sich damit auseinandersetzen, was Identität eigentlich ausmacht...

Auch wenn der Autor angesichts der vielen Themen nicht die Zeit findet, auf einzelne genauer einzugehen, kommt die Message eindeutig an: die Welt ist wesentlich komplexer als es auf den ersten Blick scheint und alles hängt von der Perspektive ab, aus der man sie betrachtet. Zusammen mit dem Hauptprotagonisten müssen auch wir Leser uns immer wieder hinterfragen, ob wir uns unserer Privilegen überhaupt bewusst sind und wie tolerant und offen wir der Welt tatsächlich gegenüberstehen. Und was könnte in diesen Zeiten wichtiger sein als dieser Denkanstoß...?

Meine zweite Weihnachtsbotschaft entspringt "Was Schildkröten im Schilde führen" von Maria Keim. Diese Komödie über eine stille Außenseiterin, deren Leben nach der Begegnung mit einer umweltaktivistischen Schildkröte umgekrempelt wird, ist nämlich zwischen den Zeilen angefüllt mit vielen wichtigen Informationen, Zusammenhängen und Anregungen rund um das Thema Klimakrise. Hier geht es ganz nebenbei um den Treibhauseffekt, Rohstoffe, Massentierhaltung, erneuerbare Energien, den ökologischen Fußabdruck, die Abholzung des Regenwaldes, Globalisierung, Artensterben und vieles mehr. Durch kleine Analogien, Erklärungen und anschauliche Beispiele werden diese komplexen Themen einfach erklärt, sodass auch Kinder sie verstehen können, aber dabei so konkret, dass auch Erwachsene von der Perspektive profitieren können. Neben den Informationen ist es aber vor allem die Message, dass große Veränderungen oft ganz klein beginnen, die meine Anerkennung gewonnen hat. Dazu will ich noch ein kurzes Zitat anfügen: "Man kann die Welt nicht von jetzt auf gleich retten, auch wenn die Klimaaktivisten sich das so wünschen. Das funktioniert nur Schritt für Schritt. Das Wichtigste ist: Aufhören zu reden und anfangen zu handeln, verstehst du? Langsam sein ist okay, solange du niemals stehen bleibst."

Abschließen möchte ich meine Antwort zur heutigen Frage mit einem philosophischen Roman von Pascal Mercier. In "Das Gewicht der Worte" fragt sich Protagonist Simon Leyland, nachdem er 11 Wochen mit einer grauenvollen Fehldiagnose gelebt und seine Angelegenheiten zum Abschluss gebracht hat, was man mit seiner Lebenszeit anfangen soll. Reflexionen über Zeit, Bedeutung, Beziehungen, Vergangenes, Kunst, Freiheit und Selbstbestimmung haben mich innehalten und darüber nachdenken lassen, was mir eigentlich wirklich wichtig ist, mit was ich meine Zeit füllen, mit wem sie verbringen und was ich vielleicht auch loslassen kann. Und gerade zum Jahreswechsel in ein brandneues Jahr ist das doch eine Überlegung wert, oder nicht?

Welche Botschaften haben Euch in letzter Zeit innehalten und nachdenken lassen? Erzählt doch Mal! 

Ich bin schon sehr gespannt auf Eure Antworten, Weihnachtsbotschaften, Gedanken und Buchtipps!
Falls wir uns nicht mehr lesen ein schönes Weihnachtsfest an alle, die feiern!

Liebe Grüße
Sophia

Zur Montagsfragen-Übersicht

Um in die Linkliste aufgenommen zu werden, hinterlasst bitte einen Kommentar mit dem Link zu Eurem Beitrag.

Aequitas et Veritas
Der Büchernarr
Phantastikon
Books And A Cuppa Tea
Gedankenchaotins Lesewelt
Wortmagieblog
Kiras kleine Leseecke
Streifis Bücherkiste
Schriftweise
Bücherwurm für Bücherfans