Allgemeines
Titel: Königswächter
Autorin: Jordis Lank
Verlag:
Selfpublished (17. Februar 2022)
Genre: Mittelalter-Abenteuer
ISBN-13: 979-8794230703
ASIN: B09SV2C3RR
Seitenzahl: 398 Seiten
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
2,99€ (Ebook)
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Inhalt
Bewertung
Als Fan von Jordis Lanks "Raukland-Trilogie" war ich natürlich sofort wieder am Start, als sie das Erscheinen eines neuen mittelalterlichen Abenteuerroman verkündet hat. "Königswächter" ist diesmal ein Einzelband und kann deshalb zwar nicht den Epos der Raukland-Trilogie entwickeln, erzählt aber auf spannende Weise eine vielschichtige Geschichte über Macht, Freundschaft, Loyalität, Geheimnissen und Familie.
Schon das Cover hat mir sehr gut gefallen. Zu sehen ist die dunkle Silhouette einer trutzigen Burg, die sich von einem dunkelblauen Nachthimmel abhebt. Im Fokus steht ein großer, heller Vollmond, vor welchem der Titel in Großbuchstaben abgebildet ist. Ein Rabe und eine Henkersschlaufe komplettieren das düstere, abenteuerliche Bild. Die 45 Kapitelanfänge sind außerdem mit dem verschlungenen Wappen der Krone verziert. Am besten an der Gestaltung gefällt mir allerdings, dass auch hier wie in der Raukland-Trilogie wieder "Outtakes" am Ende des Romans angefügt sind. Die witzigen Versprecher kennen wir ja aus Filmen oder Serien, hier hat sich die Autorin aber entschieden, uns mit den lustigsten Vertippern und Patzern aus dem Lektorat eine Freude zu machen. Über Fluchpläne, gezückte Waffeln und Mietgabeln habe ich mich köstlich amüsiert!
Die Geschichte beginnt mit dem Königswächter Kjar, der von seiner Königin einen ungewöhnlichen Auftrag erhält: er soll weit in den Osten des Königreichs Kirlan reisen, um dort einen Jungen zu finden. Doch was will die Königin mit einem Kind und warum soll ausgerechnet er - ihr engster Leibwächter - diese lange Reise antreten...? Die knapp 400seitige Geschichte hat eigentlich einen recht geringen Handlungsumfang und ist ruhig und unaufgeregt erzählt. Die erste Hälfte der Geschichte deckt in etwa die Reise der beiden Hauptfiguren von Jorins Heimatinsel bis zur Hauptstadt des Königreiches Kirlan ab, während derer die beiden sich langsam näherkommen. Die zweite Hälfte vertieft dann die Verhältnisse auf der Burg und beginnt, das Geheimnis rund um Jorins Identität in einem spannenden Showdown zu lüften. Dabei fügen sich die Einzelteile der Handlung nach und nach zu einem runden und logischen Gesamtbild.
Sehr gut gefällt mir auch, dass dieses mittelalterliche Abenteuer mal zur Abwechslung ganz ohne die scheinbar obligatorische Liebesgeschichte auskommt. Statt von großen Liebesdramen zu berichten, glänzt "Königswächter" mit einer tollen und sehr glaubwürdigen Umsetzung des "Badass-and-Child-Tropes". Dieser Trope beinhaltet, dass eine mürrische Badass-Figur, per Zufall die Verantwortung für ein Kind, oder eine anderweitig schutzbedürftige, häufig naive Person zufällt. Häufig entwickelt sich daraus nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Zeit ein absolut liebenswertes Zweiergespann mit toller Beziehungsdynamik. So auch hier: Die Vater-Sohn-Beziehung, die sich über die Zeit und auf sehr subtile Art und Weise zwischen Kjar und Jorin entwickelt ist einfach toll! Dazu gesellt sich noch der fellige Begleiter Rip der beiden und schon bleibt es spannend, wo auch immer die drei sich bewegen.
Lobenswert ist zudem wieder der Schreibstil der Autorin. Jordis Lank nutzt hier wieder einmal einen personalen Er-Erzähler, der zwischen Jorin und Kjar wechselt und uns somit einen guten Überblick über die Geschehnisse liefert. Die Abwechslung der Sichtweise des leicht verbitterten, mittelalten Königswächters und des jungen, hoffnungsvollen Jungen, ist sehr erfrischend und gewährt völlig andere Perspektiven auf die Handlung. Neben den beiden Figuren und deren Dynamik schafft es die Autorin auch ihr Setting mit klaren, direkten, aber dabei nicht weniger malerischen Worten zum Leben zu erwecken. Um ihr Abenteuer zu erzählen, nutzt sie hier abermals ein mittelalterlich anmutendes Flair mit dunklen Burgen, bodenständigen Menschen und verstaubten Umgangsrichtlinien. Dabei entstand bei mir zusätzlich ein Nordseefeeling aufgrund des von Wasserläufen, Inseln, Fähren und Watt geprägten Landes Kirlan. Dieses Königreich bliebt jedoch nur malerische Kulisse und ein ausführliches Worldbuilding spart sich Jordis Lank. Statt breit angelegt über Nachbarkönigreiche, die sozialen Schichten und Teile des Landes zu informieren, konzentriert sie sich auf einzelne, wichtige Details und füllt den Rest mit Andeutungen und den träumerischen Geschichten von Jorin.
Die einzelnen Details und Hintergründe des Settings sind dabei wieder einmal sehr gut recherchiert. Man kann an der Art und Weise, wie alles geschildert ist, eine gewisse Tiefsinnigkeit erkennen, welche von einem großen Wissen und einer Begeisterung der Autorin für diese Zeit zeugt. Was Watt, Pferde und Kampfkunst angeht, sitzen Details absolut sattelfest und wurden durch viele von Profis gegengelesenen und auf Praktikabilität überprüften Details ausgebaut.
Etwas schade ist nur, dass das Ende einige wenige lose Fäden offenlässt und in den 400 Seiten nicht alle Szenen voll auserzählt werden können (z.B. Jorins erste Begegnung mit seiner Mutter Maureen erschien mir emotional ein bisschen zu gradlinig und über Kjars Vergangenheit erfahren wir nur sehr wenig). Dies kann man der insgesamt aber sehr runden und stimmigen Geschichte aber gerne verzeihen, sodass ich schon sehr gespannt auf Jordis Lanks nächstes Werk bin!
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