Freitag, 27. Mai 2022

Manu


Allgemeines

Titel: Manu
Autorin: Maike Ruppelt
Verlag: Selfpublished (31. März 2022)
Genre: Science-Fiction
ISBN-13: 979-8424609725
ASIN: B09X1R76MQ
Seitenzahl: 453 Seiten
Preis: 4,99€ (Ebook)
16,99€ (gebundene Ausgabe)
12,99€ (Taschenbuch)
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Inhalt

Peggie flüchtet vor ihrer schweren Krankheit in das Leben einer Manu, entschlossen, für den Schutz der Bewohner des Planeten Ulea ihr Bestes zu geben. Steven wird als erster Manu für einen Spezialauftrag rekrutiert, der ihn bald gefährlich nah an die Fronten des Konflikts zwischen Ulea und den Mondkolonien bringt. Und die gewitzte Mechanikerin Vic und ihr treuer Begleiter Crombs sind mit ihrem Leben in den Mondkolonien eigentlich ganz zufrieden – bis sie auf ein Geheimnis stoßen, das alles auf den Kopf stellt, woran die letzten Menschen bisher geglaubt haben …


Bewertung

Von der Selfpublisherin Maike Ruppelt habe ich schon die Cassie-Trilogie rund um "Trümmerwelt", "Verschollen" und "Universum" sowie ihre "Quasar-Dilogie", die Fantasy Geschichte "Jenseits" und zuletzt auch die Kurzgeschichtenanthologie "Vom Untergrund bis zu den Sternen" mit Freude gelesen. Seit ich gehört habe, dass sie eine der dort veröffentlichten Kurzgeschichten zu einem Roman weiterspinnen wird, war ich sehr gespannt, was sie aus der Idee machen würde. Nachdem ich "Manu" nun gelesen habe, bin ich ganz begeistert, wie die Autorin ihre Kurzgeschichte zu einem dystopischen Science-Fiction-Abenteuer um drei mutige Figuren im Kampf um die Zukunft der Menschheit weitergesponnen hat. Ein wenig Romantik, ein Schuss Space-Abenteuer, Gesellschaftskritik, etliche tolle Charaktere und ganz viel Spannung machen diese Geschichte für Science-Fiction-Liebhaber zu einem wirklichen Must-Read!

Schon die Gestaltung gefällt mir hier sehr gut! Auch wenn das Cover durch die Typografie ein wenig nach Marke-Eigenbau aussieht, ist es mit den drei gezeichneten, schwarzen, Silhouetten, die sich von einem blau-violetten Sternenhimmel abheben sowohl träumerisch-atmosphärisch als auch passend zur Handlung gestaltet. Als besonders positiv hervorheben möchte ich die Zeichnungen der drei erzählenden Hauptfiguren Peggie, Steven und Vic, welche nicht nur auf dem Cover zu sehen sind, sondern innerhalb der Buchdeckel angeben, aus welcher Sicht wir die Szene gerade lesen. Die einfachen, aber passenden Zeichnungen lockern den in 40 Kapitel unterteilten Text gelungen auf. Auch die Qualität des Korrektorats ist für den Roman einer Selfpublisherin außergewöhnlich hoch, sodass man völlig ungestört in der Geschichte versinken kann!

Dafür sorgt übrigens auch der Schreibstil von Maike Ruppelt. Wie auch schon in den anderen Büchern bewiesen wurde, hat die Autorin einen wirklich tollen Stil zu schreiben. Sie trifft mit wenigen Mitteln immer den richtigen Ton, um die gewünschte Emotion hervorzurufen und schafft es bis ins Detail genau zu beschreiben, ohne lange abzuschweifen. Traurige, nachdenkliche, spannende, romantische aber auch lustige Szenen erschafft sie authentisch und mitreißend. In klaren, aber trotzdem recht verkünstelten Sätzen fasst sie direkt einen Zustand zusammen, sodass man schnell einen Überblick über das Geschehen erhält und schnell vorankommt. Trotzdass eigentlich viel passiert und die Handlung spannend ist, wirkt das Buch sehr ruhig und ausgeglichen und lässt sich flüssig lesen.

Erster Satz: "Der Feueralarm war laut und schrill."

"Manu" beginnt mit einem Prolog aus Peggies Sicht, welcher der ursprünglichen Kurzgeschichte entspricht und erzählt, wie sie sich an ihre erste Begegnung als Kind mit einem sogenannten Manu, einem manipulierten Humanoiden, zurückerinnert, bevor sie aufgrund einer schweren Krankheit zustimmt, selbst zu einem zu werden. Neben ihrem Handlungsstrang, in dem wir dabei zusehen, wie sie nach dem Eingriff wieder zu Kräften kommt, ihre neuen Fähigkeiten ausprobiert und gleichzeitig darunter leidet, ab sofort nicht mehr als ein Werkzeug zu sein, dass der Menschheit dienen soll, lernen wir auch den jungen Steven kennen, der ebenfalls ein Manu ist. Genau wie Peggie leidet auch er darunter, nun zur Unterklasse zu gehören und erhält durch seine Stationierung auf einer Militärbasis immer mehr Einblicke in die Abgründe der Gesellschaft, in denen sich langsam Widerstand formt. Der hochkochende Unmut der Manus ist jedoch nicht das einzige Problem, als er zu einem Geheimprojekt versetzt wird, das außerirdische Artefakte ausgräbt, stößt er auf ein riesiges Geheimnis... 

Peggie: "Ich hatte meine Kämpfe bisher immer mehr oder weniger allein ausgefochten - natürlich mit meiner Familie an meiner Seite, aber selbst sie hatten mit der Zeit eine Art Graben aus Zurückhaltung und Vorsicht um mich herumgezogen wie um eine uneinnehmbare Burg. Der Graben war immer noch da, aber Kiki tat das, was vermutlich nur beste Freundinnen taten: Sie sprang darüber hinweg und baute ihre Burg genau neben meiner. "Danke", wisperte ich ins Dunkel hinein. "Jederzeit", flüsterte sie zurück."

Zusätzlich zu den beiden jugendlichen Manus, die von ihren Erfahrungen in der Gesellschaft des Planeten Uleas berichten, erhalten wir in einem dritten Handlungsstrang Einblicke in das Leben der in die Jahre gekommenen Mechanikerin Vic, welche nicht auf dem Planeten, sondern in einer Raumstation der Mondkolonien lebt. Zusammen mit ihrer treuen Begleitdrohne Crombs, ist sie für die Instandhaltung der Technik verantwortlich und fällt beinahe aus allen Wolken, als sie zufällig von den kriegerischen Plänen ihrer Regierung Wind bekommt. Können die drei ungleichen ErzählerInnen für ihre Rechte einstehen, einen Krieg zwischen dem Planeten Ulea und den Mondkolonien verhindern und die Zukunft der Menschheit retten...? 

Um die Handlung und deren Rahmen zu verstehen, muss man einige erklärende Worte zum komplexen Worldbuilding des Romans beifügen. Maike Ruppelt entführt hier auf und in die Umlaufbahn des Planeten Ulea, welcher seit einer Besiedlungswelle das neue Zuhause für einen Teil der Menschheit geworden ist. Erst nach und nach setzt sich das Bild der Geschichte und der Lebensumstände der Menschen zum Zeitpunkt der Handlung zusammen: Nachdem die Erde unbewohnbar geworden ist, stießen die Erkundungsschiffe mit in Kryokapseln schlafenden Menschen auf den scheinbar fruchtbaren Planeten Ulea. Da Uneinigkeit darüber bestand, ob sich der Planet wirklich zur Besiedlung eignete, da Überreste der Zivilisation einer fremden Lebensform zu finden waren, beschlossen die Menschen, sich aufzuteilen. Die erste Gruppe, welche seitdem den Beinamen "Astronauts" bekamen, beschlossen, weiterzuziehen und in den Weiten des Alls nach einem anderen Planeten zu suchen. Die sogenannte Gruppe der "Brave", ließ sich auf der Oberfläche Uleas nieder und die "Careful" beschlossen, eine Raumstation auf einem von Uleas Monden zu errichten. Als die Brave nach einer kurzen Blütezeit in voller Härte erfahren mussten, weshalb die fremde Lebensform Urea verlassen hat, folgen Jahre des Leids und der Entbehrung. Während Seuchen die Brave dahinraffen und diese mit der Hilfe von genetisch manipulierten Hominoide - kurz Manus - nur mit Müh und Not neue Bevölkerungsinseln aus den Ruinen aufbauen, bleibt Hilfe von den Careful aus. Kein Wunder also, dass die Fronten angespannt sind, als die Careful sich mit einer Bitte an die Brave wenden und ein neuer Krieg droht...

Steven: "Die Kugel war nicht wütend, ganz im Gegenteil. Das Gefühl, das die seltsamen Vibrationen in meinem Inneren entstehen ließen, zeugte eher von ... Furcht. Furcht und Unsicherheit. Ich runzelte die Stirn, neigte das Ohr näher an sie heran. Mein Herz schlug noch immer heftig, aber jetzt fühlte es sich anders an. Es tat weg. Mein ganzer Brustkorb schien sich zusammenzuziehen. Ich kannte dieses Gefühl. "Du bist einsam", flüsterte ich"

Die Geschichte von Peggie, Steven und Vic mischt also Space-Elemente wie Raumschiffe, fremde Lebensformen und Technologie mit dem dystopischen Bild einer gespalteten Gesellschaft und erzählt eine spannende Geschichte über Abenteuer, Werte und Zukunft. Die originelle Grundidee ist dabei interessant und abwechslungsreich aufgezogen mit drei Erzählperspektiven, die zunächst nur wenig miteinander zu tun haben scheinen. Alle drei Hauptfiguren waren mir dabei sehr sympathisch, wobei ich zu Vic und Peggie eine bessere Beziehung aufbauen konnte als zu Steven, welcher hinter den beiden Powerfrauen leider etwas zurückblieb. Sehr gefreut hat mich, dass mit Vic endlich mal eine etwas ältere Frau Hauptprotagonistin sein darf. In Science-Fiction, Fantasy und Abenteuerromanen sowie in Contemporary Liebesgeschichten sehe ich leider noch einen großen Ausbaubedarf was reifere Protagonistinnen angeht und fand den Auftritt von Vic und ihrer Drohne Crombs (welche übrigens in wenigen kurzen Ausschnitten ebenfalls zu Wort kommen darf), einfach wunderbar! 

Mit der Zeit werden die Zusammenhänge und Überschneidungen zwischen den drei Handlungssträngen zwar klarer, miteinander verknüpft werden die drei Handlungsstränge jedoch erst recht spät. Das ist auch mein Hauptkritikpunkt an der ansonsten runden und spannenden Geschichte: sie braucht aufgrund des komplexen Worldbuildings beinahe die ganze erste Hälfte des Romans, um sich aufzubauen und die Auflösung der Konflikte erfolgt dann recht zügig in wenigen Kapiteln. Für ein Gleichgewicht der Handlung und des Spannungsbogens hätte ich mir manche Erkenntnisse schon früher, den Einstieg etwas knapper und Ende dafür ausführlicher gewünscht. Trotzdass mir das Ende ein wenig zu schnell ging und die Lösung für all die Probleme mal wieder ein wenig plötzlich und fast zu einfach kam, bin ich sehr zufrieden mit dem präsentierten Ende, in dem alle ihr Happy End erhalten. Vor allem der Prolog schließt die Geschichte rund und wunderschön ab, sodass die Geschichte hier gut enden könnte, aber auch noch Raum für eine Fortsetzung lassen würde.

Vic: "Das Weltall erstreckte sich jenseits der hohen, entspiegelten Fensterscheibe meines neuen Quartiers, unendlich weit und unfassbar still. Der leere Raum war gefüllt mit einem tiefen, wohltuenden Frieden und wenn ich lange genug hinschaute, die Nase beinahe an die Scheibe gedrückt, sodass ich den Fensterrahmen an den Seiten ausblenden konnte, gelang es mir immer, für einen herrlichen Moment alles um mich herum zu vergessen. Dann war es, als schwebte ich selbst körperlos und frei in diesem wunderschönen Meer aus weit entfernten Sternen, die mir einladend zublinzelten."

Fazit

In "Manu" spinnt Maike Ruppelt eine Kurzgeschichte zu einem dystopischen Science-Fiction-Abenteuer um drei mutige Figuren im Kampf um die Zukunft der Menschheit weiter. Ein wenig Romantik, ein Schuss Space-Abenteuer, Gesellschaftskritik, tolle Charaktere und ganz viel Spannung machen diese Geschichte für Science-Fiction-Liebhaber zu einem wirklichen Must-Read!


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Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Sophie,

    hm, genau meine Leserichtung....augenzwickern...

    Deshalb Danke für diesen Lesetipp...LG...Karin..

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    1. Sehr gerne, freut mich, wenn du Mal bei dem Buch vorbeischaust!

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