Allgemeines
Titel: Sense of Winter
Autorin: Jennifer Estep
Verlag: Piper (28. September 2023)
Genre: Fantasy-Thriller
Seitenzahl: 206 Seiten
Originaltitel: Sugar Plump Spies (übersetzt von Vanessa Lamatsch)
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Inhalt
Bewertung
Dass Jennifer Estep grandiose, spannende Geschichten erzählen kann, hat sie schon in ihren Fantasy-Reihen wie der Mythos-Academy-Reihe oder der Splitterkronen-Reihe gezeigt. Ihre neuste Spionage-Thriller Reihe mit Science-Fiction, Fantasy und romantischen Elementen über Charlotte und Desmond, die letztes Jahr mit "Sense of Danger" gestartet ist, hat mir ebenfalls gut gefallen. Nun geht es mit dem Weihnachtsspecial "Sense of Winter" charmant, mitreißend und originell in eine zweite Runde!
Das Cover ist zwar im typischen, unspektakulären Jugendbuch-Fantasy-Stil gehalten, dafür aber raffiniert gemacht und gefällt mir gut. Zusehen ist die Silhouette einer Frau mit wehenden Haaren, die im angedeuteten Fokus einer Kamera vor einer unbekannten Bedrohung davonläuft. Umrahmt wird das Motiv von winterlich weißen Wolken und Schneeflocken. Auch innerhalb der Buchdeckel zieht sich das Motiv des Kamera-Fadenkreuzes durch die Gestaltung und schmückt jeden der 16 Kapitelanfänge.
Im Mittelpunkt dieser kurzen Geschichte steht wie schon in Band 1 die sogenannte Section 47, eine geheime Spionageorganisation, welche Terroranschläge und Großverbrechen verhindern soll, die durch Menschen mit magischen Kräften verübt werden. Dazu sind neben Analysten, die Hintergrundrecherchen für Einsätze durchführen, Charmeuren, die durch soziale Kontakte im Außeneinsatz Informationen beschaffen vor allem die sogenannten Cleaner berüchtigt und gefährlich, da sie als speziell ausgebildete Auftragskiller, die gefährliche Ziele eliminieren. Was für uns abenteuerlich erscheinen mag, ist für unsere erste Protagonistin Charlotte Alltag. Als Analystin und Tochter eines Cleaners arbeitet sie schon seit Jahren für die Section 47, um magischen Bösewichten auf die Spur zu kommen. Mit ihrer magischen Gabe, Lügen und Gefahren synästhetisch als Farben zu erkennen sowie Desmonds Galvanismus, der ihn Auren sehen und Energie manipulieren lässt, sind die beiden ein unschlagbares Team, zwischen dem es auch konstant prickelt. Unterstützt wird dieser Eindruck durch den temporeichen und dynamischen Erzählstil, der die Handlung zu jeder Zeit vorwärtstreibt. Mit spannenden Kämpfen, Intrigen, Geheimnissen, Einsätzen und Wendungen bekommen wir zu jeder Zeit genügend Spannendes präsentiert, dass man darüber wegsehen kann, dass im Grunde viele bekannte Konzepte und Tropes unterschiedlicher Genres verwendet wurden und wir hier nicht viel Neues erfahren. Auch die Weihnachtsatmosphäre trägt dazu bei, dass man geradezu durch die geringe Seitenzahl fliegt. Mit einem Übermaß an süßem Gebäck und Weihnachtsdekoration ist der Schauplatz der Geschichte - Schloss Tannenbaum irgendwo in Bayern - war voller übertriebener Deutschland-Klischees und auch über Jennifer Esteps Hang zu Alliterationen, den sie hier wieder ausgelebt hat (ich sage nur: Erika Eisen, Henrika Hyde etc.) musste ich immer wieder schmunzeln, insgesamt ist "Sense of Winter" aber so nur eine umso charmantere Lektüre für die vorweihnachtliche Zeit!
Eine weitere Stärke neben dem hohen Erzähltempo und der Vielseitigkeit der Handlung sind die beiden sympathischen Figuren, die hier abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen dürfen. Gerade dadurch, dass die aufgrund ihrer verschiedenen Magien unterschiedliche Einblicke in aktuelle Geschehnisse haben, ist dies eine äußerst interessante Art durch ihr Abenteuer zu führen. Sehr gut gefällt mir auch, dass die Liebesgeschichte dezent im Hintergrund bleibt und die recht gradlinige Handlung um einige unterhaltsamen Querelen ergänzt. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass es sich trotz der typischen Jugendbuch-Aufmachung keineswegs um ein typisches Jugendbuch handelt. Nicht nur weil hier viele blutige Kämpfe ausgetragen werden, sondern vor allem weil die Protagonistin mit ihren 35 Jahren außergewöhnlich "alt" ist. Dass war für mich natürlich eine nette Abwechslung, aber dadurch ist Charlotte vielleicht nicht die beste Identifikationsfigur für 14jährige, sondern spricht eher etwas ältere Leser*innen an. Sie ist sehr viel erfahrener, selbstbewusster, reifer und gefestigter als die üblichen Fantasy-Protagonistinnen, was die Story von viel Geschmachte, emotionalen Schwankungen, Peinlichkeiten sowie einer ellenlangen Selbstsuche befreit und mir sehr zugesagt hat. Neben ihr bleibt Desmond zwar eine Winzigkeit blasser, insgesamt konnte ich aber beide ins Herz schließen. Dasselbe lässt sich auf die Nebenfiguren und Antagonisten beziehen, welche aufgrund der dominanten Handlung nur grob angeschnitten werden. Von einer Geschichte dieses Genres habe ich aber auch nichts anderes erwartet.
Nach 206 turbulenten Seiten ist die aktuelle Mission von Charlotte und Desmond auch schon wieder abgeschlossen. Da der Epilog rätselhafte Andeutungen macht und Henrika Hyde immer noch nicht gefasst wurde, bin ich mir sicher, dass es auch noch einen dritten Band geben wird und freue mich schon auf das nächste Abenteuer mit den beiden Agenten!
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