Sonntag, 1. Oktober 2023

Sense of Winter


Allgemeines

Titel: Sense of Winter
Autorin: Jennifer Estep
Verlag: Piper (28. September 2023)
Genre: Fantasy-Thriller
Seitenzahl: 206 Seiten
Originaltitel: Sugar Plump Spies (übersetzt von Vanessa Lamatsch)
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Inhalt

Selbst Spione nehmen sich über Weihnachten frei! Das gilt aber nicht für Charlotte Locke und Desmond Percy. Statt die Weihnachtszeit in Washington D.C. zu genießen, befinden sie sich auf einem Außeneinsatz in einem Schloss in den deutschen Alpen und schleusen sich auf einer eleganten Weihnachtsfeier ein. Ihre Mission? Informationen über magische Waffen sammeln und ihre Erzfeindin ausschalten. Doch trotz all des glitzernden Prunks und der weihnachtlich funkelnden Lichter wird Charlotte das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmt − und dass sie die Party vielleicht nicht lebend verlassen wird.

Bewertung

Dass Jennifer Estep grandiose, spannende Geschichten erzählen kann, hat sie schon in ihren Fantasy-Reihen wie der Mythos-Academy-Reihe oder der Splitterkronen-Reihe gezeigt. Ihre neuste Spionage-Thriller Reihe mit Science-Fiction, Fantasy und romantischen Elementen über Charlotte und Desmond, die letztes Jahr mit "Sense of Danger" gestartet ist, hat mir ebenfalls gut gefallen. Nun geht es mit dem Weihnachtsspecial "Sense of Winter" charmant, mitreißend und originell in eine zweite Runde!

Das Cover ist zwar im typischen, unspektakulären Jugendbuch-Fantasy-Stil gehalten, dafür aber raffiniert gemacht und gefällt mir gut. Zusehen ist die Silhouette einer Frau mit wehenden Haaren, die im angedeuteten Fokus einer Kamera vor einer unbekannten Bedrohung davonläuft. Umrahmt wird das Motiv von winterlich weißen Wolken und Schneeflocken. Auch innerhalb der Buchdeckel zieht sich das Motiv des Kamera-Fadenkreuzes durch die Gestaltung und schmückt jeden der 16 Kapitelanfänge. 

Erster Satz: "Man erkannte Verbrecher immer an ihren Spielzeugen."

"Sense of Winter" setzt zeitlich wenige Monate nach dem Ende von "Sense of Danger" an. Charlotte und Desmond sind nach der geglückten Mission, die verräterische Maulwürfe in der Section 47 enthüllt hat, immer noch auf der Suche nach der Drahtzieherin Henrika Hyde. Ihre neuste Spur führt sie ins verschneite Deutschland, wo ein Weihnachtsball mit gehobenen Gästen stattfinden soll, auf dem es von normalen und paranormalen Spionen nur so wimmelt...

Am Ende von Band 1 war die Geschichte von Charlotte und Desmond eigentlich weitestgehend abgeschlossen, sodass ich auch eigentlich damit gerechnet hätte, dass die Autorin es bei einem Standalone belässt. Die beiden Agenten sind aber ein so charmantes Duo und in der Welt der Section 47 sind noch genügend weitere Fragen offen und ausreichend viele Bösewichte auf freiem Fuß, dass die Autorin noch mehrere Male zu den beiden zurückkehren könnte. Deshalb habe ich mich auch sehr über dieses kurze, aber feine Weihnachtsspecial gefreut. Die wichtigsten Hintergründe zum Setting und den Figuren werden zu Beginn der Geschichte zwar nochmal wiederholt, man wird aber natürlich trotzdem mehr Spaß mit "Sense of Winter" haben, wenn man bereits Band 1 gelesen hat. 

Im Mittelpunkt dieser kurzen Geschichte steht wie schon in Band 1 die sogenannte Section 47, eine geheime Spionageorganisation, welche Terroranschläge und Großverbrechen verhindern soll, die durch Menschen mit magischen Kräften verübt werden. Dazu sind neben Analysten, die Hintergrundrecherchen für Einsätze durchführen, Charmeuren, die durch soziale Kontakte im Außeneinsatz Informationen beschaffen vor allem die sogenannten Cleaner berüchtigt und gefährlich, da sie als speziell ausgebildete Auftragskiller, die gefährliche Ziele eliminieren. Was für uns abenteuerlich erscheinen mag, ist für unsere erste Protagonistin Charlotte Alltag. Als Analystin und Tochter eines Cleaners arbeitet sie schon seit Jahren für die Section 47, um magischen Bösewichten auf die Spur zu kommen. Mit ihrer magischen Gabe, Lügen und Gefahren synästhetisch als Farben zu erkennen sowie Desmonds Galvanismus, der ihn Auren sehen und Energie manipulieren lässt, sind die beiden ein unschlagbares Team, zwischen dem es auch konstant prickelt. 

Die Autorin stellt hier also ein schlichtes, aber wirkungsvolles Worldbuilding vor, das den Nährboden für eine spannende Handlung bereithält. Hier wird also schon allein durch das sehr dynamische und energiegeladene Setting viel Spannung und Konfliktpotential für die Handlung gewonnen. Und das ist auch gut so, da ihre sonstige Handlung recht geradlinig erzählt wird. Vor allem einige der Wendungen gegen Ende waren für mich leider vorherzusehen. Die fehlende Überraschung machte die Autorin aber mit besonders viel Action im Showdown wieder gut und sorgte so dafür, dass sowohl Fans von Actionromanen, Krimis, Thrillern, Romanzen, Superhelden-Scie-Fie und Fantasygeschichten auf ihre Kosten kommen. 

Unterstützt wird dieser Eindruck durch den temporeichen und dynamischen Erzählstil, der die Handlung zu jeder Zeit vorwärtstreibt. Mit spannenden Kämpfen, Intrigen, Geheimnissen, Einsätzen und Wendungen bekommen wir zu jeder Zeit genügend Spannendes präsentiert, dass man darüber wegsehen kann, dass im Grunde viele bekannte Konzepte und Tropes unterschiedlicher Genres verwendet wurden und wir hier nicht viel Neues erfahren. Auch die Weihnachtsatmosphäre trägt dazu bei, dass man geradezu durch die geringe Seitenzahl fliegt. Mit einem Übermaß an süßem Gebäck und Weihnachtsdekoration ist der Schauplatz der Geschichte - Schloss Tannenbaum irgendwo in Bayern - war voller übertriebener Deutschland-Klischees und auch über Jennifer Esteps Hang zu Alliterationen, den sie hier wieder ausgelebt hat (ich sage nur: Erika Eisen, Henrika Hyde etc.) musste ich immer wieder schmunzeln, insgesamt ist "Sense of Winter" aber so nur eine umso charmantere Lektüre für die vorweihnachtliche Zeit!

Eine weitere Stärke neben dem hohen Erzähltempo und der Vielseitigkeit der Handlung sind die beiden sympathischen Figuren, die hier abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen dürfen. Gerade dadurch, dass die aufgrund ihrer verschiedenen Magien unterschiedliche Einblicke in aktuelle Geschehnisse haben, ist dies eine äußerst interessante Art durch ihr Abenteuer zu führen. Sehr gut gefällt mir auch, dass die Liebesgeschichte dezent im Hintergrund bleibt und die recht gradlinige Handlung um einige unterhaltsamen Querelen ergänzt. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass es sich trotz der typischen Jugendbuch-Aufmachung keineswegs um ein typisches Jugendbuch handelt. Nicht nur weil hier viele blutige Kämpfe ausgetragen werden, sondern vor allem weil die Protagonistin mit ihren 35 Jahren außergewöhnlich "alt" ist. Dass war für mich natürlich eine nette Abwechslung, aber dadurch ist Charlotte vielleicht nicht die beste Identifikationsfigur für 14jährige, sondern spricht eher etwas ältere Leser*innen an. Sie ist sehr viel erfahrener, selbstbewusster, reifer und gefestigter als die üblichen Fantasy-Protagonistinnen, was die Story von viel Geschmachte, emotionalen Schwankungen, Peinlichkeiten sowie einer ellenlangen Selbstsuche befreit und mir sehr zugesagt hat. Neben ihr bleibt Desmond zwar eine Winzigkeit blasser, insgesamt konnte ich aber beide ins Herz schließen. Dasselbe lässt sich auf die Nebenfiguren und Antagonisten beziehen, welche aufgrund der dominanten Handlung nur grob angeschnitten werden. Von einer Geschichte dieses Genres habe ich aber auch nichts anderes erwartet.

Nach 206 turbulenten Seiten ist die aktuelle Mission von Charlotte und Desmond auch schon wieder abgeschlossen. Da der Epilog rätselhafte Andeutungen macht und Henrika Hyde immer noch nicht gefasst wurde, bin ich mir sicher, dass es auch noch einen dritten Band geben wird und freue mich schon auf das nächste Abenteuer mit den beiden Agenten!

Fazit

"Sense of Winter" ist ein sehr kurzer, aber dafür auch temporeicher, mitreißend erzählter und vielseitiger Spionagethriller mit Science-Fiction, Fantasy und romantischen Elementen vor weihnachtlicher Kulisse. Die Wendungen hätten ein wenig überraschender, das Handlungskonstrukt etwas weniger gradlinig und die Nebenfiguren ein wenig lebhafter sein können - alles in allem bin ich aber wieder gut unterhalten worden

*unbezahlte WERBUNG, Rezensionsexemplar*

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

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