Allgemeines
Titel: Murtagh - Eine dunkle Bedrohung
Autor: Christopher Paolini
Verlag:
cbj Verlag (7. November 2023)
Genre: High Fantasy
ISBN:9783570167106
Seitenzahl: 800 Seiten
Originaltitel: Murtagh (übersetzt
von Wolfgang Thon)
Weitere Bände: Eragon - Das Vermächtnis
der Drachenreiter (Band 1)
Eragon - Der Auftrag des Ältesten(Band 2)
Eragon - Die Weisheit des Feuers(Band 3)
Eragon - Das Erbe der Macht (Band 4)
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Inhalt
Bewertung
Nachdem ich die "Eragon"-Reihe Anfang des Monats anlässlich des lange herbeigesehnten Erscheinungstermin des Spin-Offs nochmal gelesen habe, konnte ich mich nun mit frischer Erinnerung "Murtagh" widmen. Zwar habe ich für die 800 Seiten länger gebraucht als geplant und ich habe auch den ein oder anderen kleinen Kritikpunkt, die Geschichte konnte mich aber wieder unterm Strich sehr mitreißen und ist in meinen Augen eine absolut würdige Ergänzung meiner All-time-Favorite-Reihe!
Das Cover von "Murtagh" fügt sich sehr schön in die Reihe der alten deutschen Cover ein. Auf den vier Bänden meiner Ausgaben der "Eragon"-Reihe sind jeweils die vier wichtigsten vorkommenden Drachen der Geschichte abgebildet: die blaue Drachensame Saphira auf Band 1, Murtaghs roter Drache Dorn auf Band 2, der weise goldene Drache Glaedr auf Band 4 und Aryas grüner Drache Fírnen auf dem Cover des fünften Bandes. Trotz der ansonsten schlichten Gestaltung der Cover in der Farbe des jeweiligen Drachens, war ich schon immer ein Fan der Cover, da sie die jeweilige Persönlichkeit des Drachens gut einfangen. Ich war also mehr als erleichtert zu sehen, dass auf "Murtagh" das Bild von Dorn auf Band 2 übernommen wurde. Zugleich ist "Murtagh" das erste Cover, auf dem auch der Reiter des Drachen zu sehen ist. In diesem Fall Murtagh in einem braunen Reisemantel mit dem roten Schwert Zarr´oc in der Hand und einem der geheimnisvollen Vogelschädel-Amuletten der Hexe Bachel am Gürtel hängend. Zusamemn mit dem dunkelroten, kontrastreichen Hintergrund ergibt sich so ein düsteres, atmosphärisches Cover, das perfekt zur Geschichte passt.
Auch der Rest der Gestaltung ist wieder toll. Genau wie in allen vorherigen Bänden beginnt auch dieses Buch wieder mit einer detaillierten Karte von Paolinis Welt, einem Inhaltsverzeichnis, einer Zusammenfassung der vorhergehenden Geschehnisse und endet mit einem Glossar, einer Runenübersicht und einer Ausspracheübersicht für seine erfundene Sprache. Angesichts der Komplexität des Worldbuildings sind das sehr nützliche Ergänzungen, die ich beim Lesen immer wieder genutzt habe. Zusätzlich beginnt jeder der vier großen Abschnitte der Geschichte, die nach den jeweiligen Handlungsorten Ceunon, Gil´ead, Nal Gorgoth und Oth Orum benannt sind, ebenfalls mit einer illustrierten Karten dieses Ortes.
Und damit wären wir auch schon bei der Handlung angelangt. Wir begegnen Murtagh und Dorn zuerst in Ceunon wieder, wo er einer geheimnisvollen Warnung des Drachen Umaroth nachgeht und in einem Wirtshaus eine Gabel verzaubert. Damit nimmt "Murtagh" den Erzählfaden von "Die Gabel, die Hexe und der Wurm" - dem letzten im Eragon-Universum erschienenen Buch - gelungen auf. Nach so langer Funkstille vonseiten des Autors fand ich es sehr beeindruckend, wie mühelos der Autor hier wieder in seine Geschichte einsteigen kann. Paolini gelingt es meisterhaft mit seinem typischen einfachen Stil an seine aufgebaute Welt und die vorgestellten Protagonisten anzuknüpfen und ein neues Abenteuer zu starten, das das Gespann aus Drache und Reiter bis in die Tiefen des Buckels führen, zu einem geheimnisvollen Ort, an dem Schwefel aus der Erde quillt und sich Träume erfüllen...
Genau wie die vorherigen Eragon-Bände ist auch "Murtagh" eher episodisch erzählt und variiert stark im Erzähltempo. Die erste Hälfte der Geschichte eignet sich dabei wunderbar, um gemütlich wieder in die Geschichte einzusteigen, hat aber wie gewohnt ein wenig Überlänge. Der Autor ist dafür bekannt, seine Geschichten sehr langsam aufzubauen und sich dabei auf viele Detailbeschreibungen zu stützen. So kann man die Welt, die Figuren und deren Beziehungen ganz in Ruhe zu erkunden - was angesichts der Komplexität von Paolinis Fantasywelt durchaus keine schlechte Idee ist! Besonders Murtaghs Abenteuer in Gilead rund um den Fisch Schlammschlund und die verschwundenen Werkatzen liest sich fast wie ein eigenständiges Buch mit abgeschlossenem Spannungsbogen. Dementsprechend habe ich die Geschichte während der ersten 400 Seiten immer wieder beiseite gelegt und bin nur eher schleppend vorangekommen.
Aber dennoch zahlen sich all diese Informationen im Verlauf der Handlung immer aus und hat sich der Konflikt erst mal aufgebaut, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. So ist die zweite Hälfte der Geschichte, die in Nal Gorgoth spielt, für mich dann zu einem absoluten Pageturner für mich geworden. Murtaghs Aufeinandertreffen mit dem Kult der Träumer und der Hexe Bachel in dem abgeschiedenen Dorf im Buckel empfand ich als so spannend, atmosphärisch und rätselhaft, ich die verbliebenden 400 Seiten in einem Tag verschlungen habe. Auch wenn ich zunächst nicht so recht wusste, was ich von einer neuen Bedrohung nach Galbatorix´ Fall halten soll, durfte ich bald feststellen, dass sich der neue Konflikt wunderbar in die Gesamtgeschichte integriert. Und so bin ich Murtagh und Dorn zitternd auf ihrer düsteren Seelenreise beigestanden und habe gespannt mit ihnen ein Geheimnis erkundet, das älter ist als Alagäesia...
"Dann ist es gut, dass ich keine Angst vor Spinnen habe."
Apropos Alagaësia... Ich werde wohl nie müde, von dieser vielschichtigen und komplexen Fantasy-Welt zu lesen, die von vielen unterschiedlichen Wesen bevölkert wird. Vor einer mittelalterlichen Kulisse treffen wir hier abermals auf Menschen, Elfen, Zwerge, grobschlächtige Urgals, vogelähnliche Ra'zac, Werkatzen, Geister, Riesenspinnen, verzauberte Fische, Fingerratten und natürlich Drachen und ihre Reiter. All diese unterschiedlichen Völker und Ethnien bekommen wie gewohnt eine eigene Kultur, Politik und Sprache, über die wir bereits im Laufe der vier Bände der Hauptreihe einiges lernen durften und die aufgrund einer eigenen Geschichte und Taten einzelner sowohl Positives als auch Negatives zur Geschichte beitragen. Damit ist die Verteilung von Gut und Böse hier deutlich vielschichtiger als beispielsweise in "Herr der Ringe" und kein Volk entspricht einem klaren Klischee. Das sieht man beispielsweise an den Urgals, die zunächst an monströse Orks erinnern, sich aber als eigenes Volk mit Kultur und Meinungen entpuppen.
Es sind jedoch nicht nur die Bewohner der Welt detailreich ausgearbeitet, sondern auch die Schauplätze. Auf die sehr verwirrenden Namen der Orte und Personen mit vielen Apostrophen hätte ich zwar verzichten können - Gil’ead, Dras-Leona, Farthen Dûr, oder Urû’baen bleiben einfach zu schlecht im Gedächtnis -, durch die einfachen, aber bildhaften Beschreibungen des Autors werden die Landschaften und Städte Alagaësias aber herrlich lebendig. Ob der bergige Buckel, die Küstenstadt Teirm, der Wald Du Weldenvarden, der Hauptstadt der Elfen Ellesméra, den brennenden Steppen Du Völlar, der unnachgiebigen Wüste Hadarac, oder der Schönheit der Zwergenhauptstadt Tronjheim - schon beim Blick auf die Landkarte in der Vorderseite des Buches, kommen viele Erinnerungen zurück! In dieser Geschichte wird das Worldbuilding nochmal erweitert, indem wir bereits bekannte Orte durch ein frisches Paar Augen sehen, aber auch neue Städte und Dörfer besuchen und dabei viele neue Details über Alagäsia kennenlernen. Generell merkt man der Geschichte in jedem Aspekt an, dass Paolini als Autor gereift und erwachsen geworden ist. So auch am Schreibstil, der deutlich direkter und prägnanter geworden ist, sich selbst im Kern aber treu geblieben ist.
Wein´, o fliegender Bote, um Sieg und Untergang.
Wer klagt um die Gefallenen, nach blut´ger Schlacht?
Was trösten Tränen, wenn Krähenschar sich senkt?
Die Worte hallten in seinem Geist nach, während er in der Dunkelheit lag. "Vergebt mir", flüsterte er. Er war sich nicht sicher, ob die Worte an die Geister seienr Vergangenheit gerichtet waren oder an die Männer in der Baracke. Doch als er die Augen schloss, sah er das Knochenfeld der Ertrunkenen vor sich."
"Nicht bei mir."
"Nein, nicht bei dir."
Guten Morgen Sophia :)
AntwortenLöschenIch befinde mich aktuell in den letzten Minuten des Hörbuchs und hab deine Rezi dementsprechend nur quer gelesen, um mir für das Ende nichts vorweg zu nehmen ;)
Tatsächlich bin ich bisher leider nicht so richtig zu begeistern. Stellenweise hat die Geschichte viel zu viele Längen (200 Seiten weniger würde beim Hörbuch wahrscheinlich kaum auffallen) und überhaupt würde ich mir wünschen, dass die Episoden mehr ineinander greifen. Alles wirkt so nacheinander, aber nicht, als würde es zusammenhängen. Mir fehlen vor allem haupthandelnde Charaktere. Es gibt ja nur Murtagh und Dorn und das fühlt sich einfach sehr einseitig an. Das Potenzial einiger Nebencharaktere wird da für meinen Geschmack einfach nicht genutzt. Auch fehlen mir die "alten Bekannten", von denen ja ständig gesprochen wird. Positiv kann ich auf jeden Fall die Atmosphäre hervorheben.
Ich merke beim Hörbuch hören auch, dass ich immer wieder abgeschweift bin und es mir manchmal echt schwer gefallen ist, bei der Handlung zu bleiben. Am Sprecher lags nicht, den mochte ich gerne, aber mir fehlte einfach das gewisse Etwas, um immer an der Handlung dran zu bleiben.
Schade, ich hatte mir da echt mehr von erhofft und bin jetzt auch einem potenziellen 5. Eragon-Band gegenüber eher skeptisch eingestellt.
Lieben Gruß
Andrea
Hey Andrea,
Löschenwie ich ja schon geschrieben habe, kann ich zu Geschichten aus dem Eragon-Universum nie ein richtig objektives Urteil abgeben, da ich einfach so viel Nostalgie und Erinnerungen mit der Reihe verbinde, dass ich über alle Schwächen hinwegsehe. Ich kann deine Kritikpunkte komplett nachvollziehen, für mich waren es aber trotzdem 5 Sterne ;-)
Die Längen und die sehr episodische Erzählung sind ja fast schon ein Markenzeichen von Christopher Paolini, also habe ich auch in "Murtagh" nichts anderes erwartet. Du hast aber natürlich recht, dass die Geschichte besser und schneller zu lesen gewesen wäre, wenn die einzelnen Szenen und Abschnitte stärker miteinander verbunden gewesen wären und Paolini etwa 200 Seiten gestrichen hätte. Dass es keine Perspektivwechsel gibt, hat mich auch überrascht. Hier fand ich die Beschränkung auf Murtaghs Handlungsstrang aber eigentlich nicht negativ, da wir so die Möglichkeit haben, uns ganz auf ihn zu konzentrieren.
Schade, dass es dich unterm Strich enttäuscht hat. Ich hoffe, dass vielleicht wenigstens das Ende noch ein paar Bonuspunkte raushauen kann...
Liebe Grüße
Sophia
Die Eragon-Bücher habe ich vor Jahren (keine Ahnung wie lange genau, aber es werden min. 10 sein) gelesen und konnte mich nicht mehr daran erinnern, dass es diese episodenhaften Erzählungen und Längen da auch schon gab. Habs zumindest nicht in Erinnerung behalten.
LöschenTendenziell störts mich nicht, wenn man nur wenige haupthandelnde Charaktere hat - wie du schon sagst, es bringt mehr Tiefe und Fokus. Aber bei der Länge wirkt es auf mich einfach eintönig und ich wünsche mir da mehr Vielfalt.
Ich konnte das Hörbuch gestern dann noch beenden ... aber das Ende hat es für mich nicht rausgerissen. Dass noch jemand Bekanntes kam, fand ich gut. Aber diese ganzen offenen Stränge haben mich schon ein bisschen gestört. Ich hätte mir einen runderen Abschluss gewünscht. Ich denke auch nicht, dass ich eine Fortsetzung noch lesen würde.
Ich habe die Eragon-Reihe direkt vor "Murtagh" gerereadet, deshalb konnte ich mich noch sehr gut daran erinnern. Ansonsten wäscht die Zeit ja solche Einzelheiten aus der Erinnerung...
LöschenIch fand das Ende auch ein bisschen zu abrupt und zu offen - vor allem da wir ja nicht genau wissen ob und wann ein neuer Band kommen wird. Über das Wiedersehen mit Nasuada habe ich mich aber sehr gefreut!