Montag, 28. Mai 2018

Montagsfrage #81 - 28.05.18

 
Hallöchen,
 
jetzt neigt sich mein Urlaub schon wieder dem Ende zu (trauriger Seufzer) und unangenehme, verdrängte Gedanken an das, was mich nach den Ferien erwartet (mündliches Abi, großer Seufzer) schleichen sich langsam wieder in mein Gedächtnis. Aber noch sitze ich ja am Strand und werde den letzten Tag, den mir bleibt, noch in vollen Zügen genießen ;-)
 
 

Gibt es Autoren bei denen ihr im Zwiespalt seid sie zu lesen, weil ihr mit ihren Ansichten/Handlungen oder gar Aspekten ihres Werks nicht übereinstimmt?

 
Da ich grundsätzlich versuche, das Buch von der Person des Autors losgelöst zu betrachten, bekomme ich von möglichen Skandalen rund um die Geschichtsschreiber oft nichts mit. Natürlich ist das eine oft diskutierte Frage, die eigentlich bei allen Formen von Kunst auftritt: Kann man Künstler und Werk getrennt voneinander sehen, darf man das überhaupt? Bei Musik stimme ich dem vollkommen zu, da zählt für mich nur das Gesamtpaket aus Musik, Text und Auftreten des Künstlers, da dieser ja aktiv an der Präsentation seines Werkes beteiligt ist. Bei Büchern hingegen ist es meiner Meinung nach ein bisschen wie mit der Kunst: Ich finde, dass ein Blick auf den Erschaffer und dessen Lebensumstände oft hilfreich für das Verständnis seiner Bücher/Bilder sein kann, dass dies jedoch nicht immer zwingend notwendig ist um aus dem Kunstwerk selbst losgelöst von der eigentlichen Aussage, seine Schlüsse zu ziehen. Immerhin liegen krankhafte Abscheulichkeit und wundervolles Genie oft nicht weit voneinander entfernt...
 
Was hingegen häufig vorkommt, ist, dass ich mit Aspekten des Werks absolut nicht übereinstimme und mich daran stoße. Hilfreich ist hier wiederum sich zu fragen, was das Werk über den Autor aussagen könnte. Dabei muss man natürlich sehr vorsichtig sein, denn gewalttriefende Horrorszenen machen Autoren von Psychothrillern ja nicht gleich zum gefährlichen Mörder.
 
Dennoch gab es etliche Bücher, die in mir Ekel und Abscheu geweckt haben und deren Grundaussagen sich nicht mit meinem Weltbild übereinstimmen lassen haben. Das war zum einen "Hybris - Gates of Hell" von Monkey D. Lincoln, welches wohl der grauenvollste Psychothriller ist, den ich jemals gelesen habe. Der Titel wird bald Programm: Blut, Leichen, Gedärme, Schmerz, Folter und andere herzerweichend schöne Dinge kommen auf den unvorbereiteten Leser zu und um ehrlich zu sein, war mir beim Lesen das ein oder andere Mal schlecht und ich dachte nur: "OMG, was muss man bitte genommen haben, um sich so etwas auszudenken?" Neben der ganzen unnötigen Gewalt hat mich aber vor allem die Einstellung des Protagonisten abgestoßen. Er ist ein richtiges Scheusal und wirkt durch seine Komplexe, die pessimistische und fast depressive Weltdarstellung  und schiere Teilnahmslosigkeit sehr deplatziert in unserer Welt. Im Zusammenhang mit der Danksagung des Autoren fand ich die Geschichte einfach nur traurig. Denn er schreibt: "Das Buch zeigt nur, wie die Welt wirklich ist" und damit kann ich mich absolut nicht anfreunden!!! Für meinen Geschmack ist das Buch viel zu verbittert, unnötig blutig und depressiv!
 
Ein weiteres Buch, dass mich in den Wahnsinn getrieben hat, ist "Fünf Minuten - ein Tagebuch" von Ian Cushing. Die Kurzgeschichte beschäftigt sich mit der Frage nach dem Sinn des Lebens und lässt diese Frage einen anonymen Verfasser eines Tagesbuch ganz im Sinne des Existenzialismus beantworten mit einem schlichten: Keinen Sinn. Von dieser traurigen Welteinstellung getrieben steuert die Geschichte in ihrer drückenden, düsteren Stimmung immer weiter auf die Eskalation zu und rechtfertigt sogar Morde damit.
 
Ich finde es gibt auch bei Psychothrillern durchaus Grenzen, die Autoren einhalten sollten. Ich bin wirklich ein Fan von Gruselromanen und absonderlichen Thrillern, jedoch gilt es meiner Meinung nach eine gewisse Distanz zu der mordenden, vergewaltigenden, folternden Instanz aufrechtzuerhalten und - gerade wenn das Monster die erzählende Perspektive führt - sich selbst als Erschaffer des Werkes von solchen Gedankengängen abgrenzen.
 
Wie seht ihr das? Darf man Werk und Autor getrennt betrachten? Und gibt es Autoren oder Werke, die ihr aufgrund bestimmter Inhalte nicht lesen wollt?
 
Liebe Grüße
Sophia

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