Allgemeines:
Titel: Wild Like A River
Autorin: Kira Mohn
Genre: New Adult
Verlag: Rowohlt, KYSS (13. Oktober 2020)
ISBN-10: 3499003996
ISBN-13: 978-3499003998
Seitenzahl: 400 Seiten
Weitere Bände: Free Like The Wind (ET: 26.01.2021)
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,99€ (Broschiert)
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Inhalt:
Haven lebt als Tochter eines Rangers in einem von Kanadas Nationalparks. Nirgends fühlt sie sich so wohl wie in der wilden Natur. Menschen hingegen verunsichern sie. Sie weiß nie, was sie sagen, wie sie sich verhalten soll. Die meisten Leute finden sie seltsam. Doch dann begegnet sie Jackson, einem Studenten aus der Stadt. Er bittet sie, ihm ihre Welt zu zeigen. Und plötzlich ist da jemand, der all das, was sie bisher allein erlebt hat, mit ihr teilt. Ein verwirrend schönes, aber auch schmerzhaftes Gefühl. Denn Jackson muss bald wieder zurück in seine eigene Welt …
Bewertung:
Achtung: Die Lektüre dieses Buches kann zu einem schwerwiegenden Anfall von Fernweh führen!
Diesen Warnhinweis hätte ich zu Beginn des Buches vermisst, denn Kira Mohn entführt in ihrer brandneuen Dulogie in den Jasper-Nationalpark in Kanada und hat mit ihrem Setting mehr als einmal den Wunsch in mir geweckt, ich würde nicht in Deutschland festsitzen. "Wild Like A River", das genau heute erscheint, überzeugt jedoch nicht nur mit bildreichen Naturbeschreibungen, sondern erzählt auch eine zuckersüße Culture-Clash-Liebesgeschichte eines "Waldmädchens" und eines "Stadtjungen".
"An was denkst du gerade?"
"An alles Mögliche", erwidere ich vage und komplett an der Wahrheit vorbei.
"An dich", hätte ich antworten müssen."
Schon das Cover bereitet darauf vor, was die Geschichte zu bieten hat. Süß, mädchenhaft, Natur - das sind die Schlagworte, die mir beim Betrachten des wunderschönen Covers einfallen und diese passen auch gut zum Inhalt der Geschichte. Der dunstige Fluss bei Morgengrauen und das lila Ahornblatt im Vordergrund entführen zusammen mit dem wohlklingenden Titel in die Wildnis Kanadas und kreieren eine lebendige Atmosphäre. Die Blatt-Motive setzen sich auch innerhalb der Buchdeckel fort und zieren jeden Kapitelanfang, der immer aus Havens Sicht startet, um dann später zu Jacksons Perspektive zu wechseln. So bekommen wir einen rundum Einblick in die Gefühle und Gedanken der beiden Protagonisten, die aus zwei sehr unterschiedlichen Welten kommen und in dem jeweils fremden Universum verloren scheinen.
Erster Satz: "Ich glaube, er hat keine Ahnung mehr, dass er Snoops heißt, wenn er es überhaupt jemals wusste."
Ein Puma namens Snoops, eine unliebsame Begegnung mit einem Bären und zwei gutaussehende Klippenspringer - mit dieser vielversprechenden Dreifaltigkeit starten wir in die Geschichte von Haven und Jackson. Als Tochter des Rangers des Jasper National Parks fällt es in Havens Aufgabenbereich, den zwei von einem Bären aufgescheuchten Wildcampern mit sanfter Strenge zu einem Campingplatz zu raten. Während der eine von der Natur schon genug hat und schnell abreist, bittet der andere, der sich als Jackson aus Edmonton vorstellt, von der Power und Anmut der rothaarigen Schönheit verzückt, um eine persönliche Führung durch den Nationalpark. Haven stimmt zu - vor allem da der gutaussehende Student die einzige Person unter fünfzig ist, mit der sie seit Monaten gesprochen hat und sie -sozial unbeholfen wie sie ist- nicht weiß, wie sie ablehnen soll. So nimmt sie ihn mit in ihre Welt und zeigt ihm ihre geheimen Plätze, stellt ihm neben Snoops auch die Elchdame Gracie, den Wapitibullen namens Mortimer, flauschige Pikas und andere Tiere mit fantasievollen Rufnamen vor. Kein Wunder, dass Jackson schwer beeindruckt von ihr ist und die beiden sich in den wenigen Tagen im Wald annähern. Doch ihre gemeinsame Zeit hat ein Ablaufdatum, denn Jackson muss zum Semesterbeginn wieder zurück nach Edmonton und Havens Platz ist im Wald, ... oder etwa doch nicht?
"Früher hat mir meine Nanny oft aus einem Kinderbuch vorgelesen. Es ging um einen Jungen, der von zu Hause fortlief, um Seeräuber zu werden. Als er das erste Mal draußen schläft, leichtet ein Stern nach dem anderen am Himmel auf. Hier dagegen ist es, als habe jemand eine Million Sterne quer übers Firmament gekippt - hunderte Nächte würden nicht reichen, um einen Stern nach dem anderen aufleuchten zu lassen. Ich wünschte Haven wäre hier. Genau jetzt, neben mir, und ihre Hand läge in meiner."
Anfang geht alles ein bisschen schnell - nach nur 100 Seiten Kennenlernen und Annähern im Wald gibt es erstmal einen Settingwechsel. Dieser erste Abschnitt der Geschichte hat mir unglaublich gut gefallen und hätte von mir aus auch gut und gerne den doppelten Umfang einnehmen können. Anders als ich durch den Klapptext, den Titel und den Einstieg erwartet hätte, spielt sich die Haupthandlung jedoch in Edmonton ab und umfasst vor allem Havens Struggel in der "normalen Welt", in der sie nicht die selbstsichere Disneyprinzessin mit den vielen Tierfreunden, sondern das seltsame Waldmädchen ist, das nichts über Mode oder Trends weiß und auf Partys unsicher in der Ecke steht. Dadurch dass wir Haven zuerst in ihrem gewohnten Umfeld als selbstbewusste und taffe Rangerin erleben, ist es umso anrührender ihren hilflosen Versuchen in der Stadt zurecht zu kommen, beizuwohnen. Mit Jackson verhält es sich genau umgekehrt: wo er im Wald noch auf Hilfe angewiesen war, ist die Stadt mit der Uni, seiner Clique, Partys und allem, was dazugehört, sein natürlicher Lebensraum und jetzt ist es an ihm, Haven seine Welt zu zeigen. Durch diesen Culture-Clash-Aufbau mit der überspitzten Stadt-Wald-Extreme sehen wir also beide Protagonisten einmal in ihrem Element und können sie von ihren besten als auch ihren schwächsten Seiten kennenlernen.
„Ich wünschte, dieser Augenblick wäre für immer“, flüstert Haven.
„Wir sind für immer“, gebe ich zurück."
Auch wenn die Protagonisten hier schon etwas älter sind und studieren, würde ich die Geschichte durch die zuckersüße, eher zarte und "harmlose" Liebesgeschichte eher unter "Young Adult" verbuchen. Das hängt auch eng mit der Protagonistin Haven zusammen, die zwar sehr liebenswert ist und zu der ich auch gleich eine emotionale Näher herstellen konnte, die aber an einigen Stellen ihrer Unerfahrenheit geschuldet eher naiv erscheint. Auf ihr liegt auch der Hauptfokus der Geschichte, was auch an der Tiefe der Charakterisierung zu spüren ist, sodass ich froh war, dass aus beiden Perspektiven erzählt wurde, denn sonst wäre mir Jackson wohl ein bisschen zu blass geblieben. Was meinen Eindruck der Young-Adult-Atmosphäre ebenfalls verstärkt hat, ist dass ich keine nennenswerte Chemie zwischen den Protagonisten wahrnehmen konnte. Dafür erhalten wir aber eine echte und realistische Entwicklung ihrer Beziehung ohne aufgebauschte Dramen, Kitsch oder große Übertreibungen - das ist in diesem Genre auch immer Goldwert!
"Jackson zu küssen ist jedes Mal ein bisschen wie fliegen. Alles in mir fühlt sich leicht an, und für den Moment tritt jeder andere Gedanke in den Hintergrund."
Total verliebt habe ich mich in Kira Mohns humorvollen, sarkastischen Schreibstil und die tollen Naturbeschreibungen. Dass die Autorin einen tollen Humor hat, konnte ich nicht nur den witzigen Nachrichten entnehmen, die sie mir geschickt hat, während ich das Buch gelesen habe (bei Vorableseaktionen werden Autoren manchmal etwas nervös, da das Buch zum ersten Mal jemand der Book-Community außerhalb des Verlags zu lesen bekommt ;-)), sondern auch den vielen innovativen Ideen wie die eingangs schon erwähnten Tiernamen oder die ab und an absurde Ironie in Gedanken und Konversationen. Von dem wunderschönen, wilden, lebendigen Ambiente in Kanadas Wildnis, die dieser Geschichte das perfekte Herbstfeeling entlocken, will ich gar nicht erst anfangen... Fest steht: die tollen Charaktere, die realistische Romanze, der gut durchdachter Aufbau, der angenehme, flüssige Schreibstil und die fein ausgearbeitete, frische Selbstfindungs-Story der Protagonistin machen diese Geschichte zu einem absoluten Wohlfühlbuch. Da kann man auch großzügig darüber hinwegsehen, dass die Geschichte gegen Ende etwas die Orientierung zu verlieren scheint und ich das Geheimnis, dessen Auflösung und das damit einhergehende Drama nicht benötigt hätte, um die Geschichte zu tragen... Jetzt bin ich auf jeden Fall sehr gespannt auf den zweiten Teil der Kanada-Reihe, der sich dann um Jacksons Mitbewohner Cayden und Havens neue Freundin Rae dreht!
Fazit:
Die tollen Charaktere, die realistische Romanze, der gut durchdachter Aufbau, der angenehme, flüssige Schreibstil und die fein ausgearbeitete, frische Selbstfindungs-Story der Protagonistin machen diese Geschichte zu einem absoluten Wohlfühlbuch. "Wild Like A River" ist süß, zart und witzig, also genau das, was man/frau in der kalten Jahreszeit zum Lesen braucht!
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*unbezahlte WERBUNG*
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat.
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