Allgemeines
Titel: When You Look At Me
Autorin: Kelly Moran
Verlag: KYSS (17. August 2021)
Genre: New Adult
ISBN-10:
3499006073
ISBN-13: 978-3499006074
ASIN:
B08NH74TJ6
Seitenzahl: 368
Originaltitel:
Counterbalance
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,99€
(Broschiert)
Link:
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Inhalt
Die meisten Menschen halten Xavier Gaines für einen eiskalten Roboter. Niemand
ahnt, dass der erfolgreiche Geschäftsmann tatsächlich unter einer sozialen
Angststörung leidet und nichts mehr hasst als Aufmerksamkeit. Doch wenn er
seine Firma auf die nächste Stufe heben will, muss er lernen, mit Menschen und
vor allem der Presse umzugehen. Nur einer einzigen Person vertraut er genug,
um sie in seine Probleme einzuweihen: Peyton Smoke, eine Freundin aus
Schulzeiten und inzwischen erfolgreiche PR-Beraterin. Die beiden vereinbaren
von Anfang an vollkommene Ehrlichkeit. Nur eine einzige Sache behält Xavier
für sich: dass er sich mit jedem Tag mehr wünscht, seine wichtigste
Angestellte zu küssen …
Bewertung
Nachdem mich Kelly Morans "Redwood Love"-Reihe ein bisschen gespalten
zurückgelassen hat, wollte ich ihr mit ihrer neuen Office Romance eine weitere
Chance geben, mich zu überzeugen. Nach einem sehr unterhaltsamen und
aufschlussreichen Buddyread mit Sofia von Sofias kleine Bücherwelt steht zumindest mal fest: "When you look at me" macht einem die
Bewertung alles andere als leicht. Ganz als Müll abschreiben kann man die
Geschichte um Xavier und Peyton definitiv nicht, da sie einige sehr süße
Szenen und insgesamt einen hohen Unterhaltungswert hatte. Um wirklich zu
überzeugen habe ich aber leider viel zu oft an ungewollten Stellen lachen
müssen, da Handlung, Figuren und Schreibstil teilweise so absurd, übertrieben,
unrealistisch und einfach cringe sind, dass ich mir sicher bin, dass man unter
"Nobrainer" im Wörterbuch ein Bild dieser Geschichte finden kann.
Das Cover zeigt den Titel in großen Lettern auf einem hängenden Holzschild,
das vor der verträumten, lila-rosa-farbenen Kulisse eines Lavendelfelds
baumelt. Die unspektakuläre, aber hübsche Gestaltung passt treffsicher zur
darin enthaltenen Geschichte und greift mit dem Lavendelmotiv einen wichtigen
Ort der Handlung auf. Nicht ganz einverstanden bin ich hingegen mit dem Titel.
Ich habe ja nur erst ungefähr 1000 Mal wiederholt, dass ich es nicht
nachvollziehen kann, wieso deutsche Verlage englische Titel wählen, die NICHT
die Originaltitel sind. Entweder wird halt der Titel übersetzt, oder man nimmt
einen anderen deutschen, aber nicht einfach einen random englischen Titel
(weil das irgendwie netter klingt, oder keine Ahnung, was sich die
Titelgebenden hier als so denken?!?). Zwar ist "When you look at me"
nicht komplett an der Geschichte vorbei, da Peyton Xaviers Anker ist, den er
immer anschaut, wenn er sich verloren und nervös fühlt, der Originaltitel
"Counterbalance" passt aber ungefähr eine Million Mal besser. Sehr
schön sind die kleinen Golden Gate Bridges inklusive Skyline von San
Francisco, die jeden der 24 Kapitelanfänge zieren.
Erster Satz:
"Ihr letzter Termin ist hier, Mr. Gaines."
Wie bei jedem ihrer bisherigen Büchern erzählt Kelly Moran die Geschichte
abwechselnd aus der Perspektive des erfolgreichen Geschäftsmannes Xavier und
der PR-Beraterin Peyton. Dabei nutzt sie einen personalen Er-Erzähler, was
zwar nicht meine Lieblingsperspektive ist, hier aber aufgrund der dennoch sehr
hohen Dichte an Gedanken und Gefühlen sehr gut funktioniert. Weniger gut
gewählt ist in meinen Augen der seltsame Zeitsprung, mit dem wir gleich im
dritten Kapitel direkt nach dem Wiedersehen von Xavier und Peyton, bei dem er
sie als seine Beraterin einstellt, um ganze zwei Jahre in die Zukunft hüpfen.
Ich kann mir vorstellen, dass die Autorin ein wenig das Tempo aus der
Entwicklung ihrer Romanze nehmen wollte und dachte, nach zwei Jahren der
Zusammenarbeit haben sich die beiden wieder genügend kennengelernt, um
realistischerweise eine Beziehung zu starten. Diese Herangehensweise bringt
jedoch zwei Probleme mit sich. Erstens verpasst man so, wie sich die beiden
wieder annähern und hat die meiste Zeit das Gefühl, es wäre einem etwas
entgangen. Zweitens stellt man sich im Verlauf der Geschichte zunehmend die
Frage, was sich denn nun geändert hat. Xavier betont immer wieder, dass er
sich "zwei Jahre lang beherrscht hat" und auch von Peytons Seite ist von
Beginn an eine deutliche Anziehung und Zuneigung zu spüren. Dennoch ist in den
zwei Jahren offensichtlich nichts zwischen den beiden passiert, da sie
professionell bleiben wollten. Und nun will uns die Autorin erzählen, dass die
beiden plötzlich doch der Meinung sind, eine Beziehung sei eine feine Sache?
Najaaa... Ohne den Zeitsprung hätte ich die Dynamik wesentlich spannender und
nachvollziehbarer gefunden.
Ansonsten fehlt es den beiden aber definitiv nicht an Chemie. Ich mag Office
Romances ab und zu sehr gerne, da in dem Spielraum von Machtgefälle, Reichtum,
Verantwortung, Professionalität, Privatsphäre, Arbeitsverhältnis und Freizeit
spannende Konflikte entstehen können. Zwar ist auch hier von der ersten Seite
an glasklar, auf was die Geschichte hinauslaufen wird, bis zum vorhersehbaren
Happy End weiß die Geschichte aber dennoch gut zu unterhalten. Nimmt man den
hohen Unterhaltungswert der Geschichte weg, bleibt aber leider nicht mehr
besonders viel übrig, um die überzogene Handlung zu tragen. Vor allem gegen
Ende verrennt sich "
When you look at me" in einem ziemlich schwer
nachvollziehbaren Prä-Happy-End-Drama. Anstatt eines soliden Konflikts haben
sich einfach die Ängste und Komplexe der Figuren immer wieder wiederholt, bis
ich dann plötzlich alle Probleme in Luft auflösen (
Spoiler:
Als er sie fragt, ob sie bei ihm einziehen will, zögert sie, weil es ihr zu
schnell geht, sie sich noch nicht einmal seiner Liebe sicher ist und braucht
ein bisschen Abstand. Und um alles zu lösen, macht er ihr einen Antrag,
woraufhin sie gemütlich mit seiner Mutter die Sommerhochzeit plant? In
welchem Universum ist dieser Ablauf realistisch?). Geärgert hat mich auch, dass Xavier und Peyton zwar ständig ihre tolle
Kommunikation anpreisen, der gesamte Konflikt der Geschichte aber hätte
verhindert werden können, wenn die beiden tatsächlich so offen miteinander
geredet hätten, wie sie es immer vorgehalten haben. Hier sind die beiden
definitiv nicht ganz ehrlich mit sich selbst und dem Leser.
"Es war als hätte sie seinem Herz - über seine Funktion als Warnsystem hinaus (Seit wann
ist DAS die Funktion des Herzens - Anmerkung der Rezensentin)- eine neue Aufgabe gegeben"
Auch die Figuren an sich.... kommen mit dem ein oder anderen Problemchen. Vor
allem Xavier hat mich das ein oder andere Mal zur Weißglut getrieben. Das
beginnt schon damit, dass er nicht nur das aller atypischste Beispiel einer
sozialen Phobie ist, von dem ich jemals gelesen habe, sondern dass er sie sich
auch noch selbst diagnostiziert hat (Arrrrgggh, wenn schon
Mental-Health-Themen miteinbinden, dann doch bitte richtig!!!). Als sehr
nervig habe ich auch die vielen Technikvergleiche und Metaphern in seiner
Erzählperspektive empfunden. Neben dem "festplattenzerstörenden Kuss, der jeden gesunden Menschenverstand in den
Papierkorb verschob", "nicht kompatiblen Schaltplänen", "durchbrennende Elektroden" hat der Gute auch regelmäßig Formulierungen wie "zerstörte Motherboards" im Angebot, wenn er seine Gedanken oder Gefühle beschreibt. Das mag ja bei
der einmaligen Erwähnung ganz nett sein, die vielen technischen Wortbilder
sind hier aber so aufdringlich, dass ich schon nach wenigen Kapiteln dachte
"jaaaa, ich habe jetzt verstanden, dass Xavier ein Techniknerd ist, das muss
man mir nicht auf jeder Seite unter die Nase reiben!".
Auch der Rest seiner Charakterisierung hat bei mir einige Fragen
aufgeworfen. Seinem unbeholfenen Technik-Genie steht nämlich ein ziemlich
übertriebenes Alpha-Mann-Getue gegenüber, sodass ich ihn schon bald nicht mehr
ernstnehmen konnte. Wenn man jedes mal einen Shot trinken würde, wenn er
selbst mit seinen Fähigkeiten im Schlafzimmer prahlt, oder Peyton wiederholt,
was für ein dominanter Sexgott er ist, hätte man schon nach vier Kapiteln
ordentlich einen im Tee. Dieses extreme sexuelle Selbstbewusstsein hat einfach
so überhaupt nicht zu dem schüchternen, familienfreundlichen Nerd-Gutmenschen
gepasst, als den Kelly Moran ihn ansonsten darstellt, dass Sofia und ich ihn
nur noch scherzhaft Mr. Fingerfertigkeit genannt haben.
Peyton ist da schon ein bisschen greifbarer gezeichnet, auch wenn natürlich
auch sie nicht wirklich das perfekte Abbild eines tiefgründigen Charakters
ist. Sehr gelacht habe ich über ihren Aspirin-Konsum (I mean... 2 Aspirin sind
schon viel, aber das auch noch vorbeugend und in Kombination mit Alkohol und
auf gefühlt jeder zweiten Seite? Verstehe ich nicht, ist das so ein Ami-Ding?)
und darüber, dass sie gerne mal Dinge wie "
Rrrrr" oder "
Gah"
denkt. Ausdrücke wie "
weinende Eierstöcke", "
heiliges Wow" und
"
Atome wurden gespalten, und es war durchaus möglich, dass seine Knochen
splittern"
komplettieren dann das echt schräge Gesamtbild. Schon in "Redwood Love" bin
ich mit Kelly Morans Schreibstil nicht ganz warmgeworden und habe angemerkt,
dass viele Formulierungen für meinen Geschmack viel zu plump waren und die
teilweise sehr wörtlichen Übersetzungen den Lesefluss stören. Hier nimmt die
cringyness aber nochmal ein ganz anderes Level an und viele Formulierungen
sind seltsam, heillos übertrieben und überzuckert. Auch hier sind mir wieder
viele gleiche Redewendungen und Beschreibungen ins Auge gestochen, die man aus
vorherigen Szenen oder einem ihrer anderen Bücher schon kannte, sodass
manchmal ganze Dialoge oder auch Teile der Sexszenen sehr formelhaft
wirken. Ich halte also fest, dass Kelly Moran sich mit "
When you look at me" aus ihrem typischen Bereich der Cozy Romances
herausgewagt hat, sie mich in diesem etwas anderen Untergenre aber auch nicht
überzeugen konnte. Für mich war es das deshalb erstmal mit Büchern von ihr...
"Wir stehen noch ganz am Anfang, Süße. Bitte tritt nicht auf die Bremse, bevor wir richtig Fahrt aufgenommen haben."
Fazit
"When You Look At Me" ist eine unterhaltsame, aber heillos
übertriebene und furchtbar überzuckerte Office Romance voller seltsamer
Formulierungen. Lässt man einige süße Szenen und den sehr hohen
Unterhaltungswert beiseite, können Figuren, Schreibstil und Handlung leider
nicht überzeugen.
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Vielen Dank an den KYSS Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine
ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat.
Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des
Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.
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