Montag, 3. Oktober 2022

Montagsfrage #40 - Found Family Trope?

Hallöchen,

ich kann es kaum glauben, aber mit dieser Montagsfrage bricht bereits meine letzte Ferienwoche an. Wo sind denn meine zweieinhalb Monate hin? Ich habe die freie Zeit zwischen Bachelorabschluss und Masterbeginn diesen Sommer mit diversen Urlauben, Ausflügen, Treffen und Projekten wirklich ausgiebig genutzt und genossen. Doch auch wenn ich mich sehr auf die Einführungswoche nächste Woche und den damit einhergehenden Start meines Masters freue, hätte ich gegen ein, zwei Wochen mehr Ferien nun auch nichts einzuwenden. Aber jetzt genießen wir doch erstmal dem Feiertag...
In der heutigen Montagsfrage soll es als Liebeserklärung an die Familie und familiäre Konstellationen um einen meiner aktuell absoluten Lieblingstropes gehen:


Found Family Trope - Welche Bücher, in denen Figuren in eine neue Famile/einen Familienersatz finden, kennt Ihr?


Was mich 15 Jahre intensives Lesen gelehrt haben? Romanfiguren haben häufig wirklich Pech mit ihren biologischen Familien. Egal in welchem Genre - die Familien unserer Hauptfiguren sind sehr häufig tot, verstritten, unbekannt, verloren gegangen, toxisch oder zumindest stark angeknackst. Ausnahmen bestätigen dabei die Regel. Damit unsere Heldinnen und Helden auf ihrem Weg trotzdem nicht allein sind, finden sie nach und nach sehr häufig in ungewöhnlichen Konstellationen Familienanschluss bei einer fremden Familie (beispielsweise die Weasleys in "Harry Potter") oder einen Familienersatz aus sehr guten Freunden allen Alters, die sie bedingungslos und loyal unterstützen. Darf ich vorstellen? Der Found-Family-Trope (manchmal auch Family of Choice/Wahlfamilien-Trope genannt).

Egal ob die loyalen Mitarbeiter auf einer Polizeiwache im Krimi, die auf der beschwerlichen Reise aufgesammelten Gefährten in einem Fantasy-Epos oder die Wahlfamilie von vom Schicksal mitgenommenen New-Adult-Figuren - ich LIEBE die Dynamiken, die sich daraus ergeben und habe deshalb meine fünf liebsten Found-Family-Bücher aufgelistet:

📚 1 und 2. An erster Stelle nennen möchte ich Sarah J. Maas, welche in all ihren Büchern den Found-Family-Trope verwendet. Insbesondere in ihrer "Das Reich der sieben Höfe" Reihe und in "Crescent City" finden sich die Hauptfiguren in einer tollen Wahlfamilien-Konstellation zusammen. In der ACOTAR-Reihe kommt Feyre in den inneren Kreis am Hof der Nacht und lernt dort eine Gruppe an Menschen kennen, die sich seit Jahrhunderten durch dick und dünn unterstützen, respektieren, lieben und sie mit offenen Armen in ihren Kreis aufnehmen. Beim Lesen habe ich mir mehr als nur einmal gewünscht, selbst Teil des Inner Circles sein zu können. Genauso ging es mir mit dem sogenannten "Team Scheiß auf die Regeln", welches sich im zweiten Teil von "Crescent City" rund um Bryce und Hunt aus Mitgliedern unterschiedlicher magischer Spezies formiert. Ich würde am liebsten mit einem Portal zu ihnen reisen und in ihre Chaos-WG einziehen!!!
 
📚 3. An dritter Stelle stehen für mich die "Raven Boys" aus der gleichnamigen Reihe von Maggie Stiefvater. In der vierbändigen Fantasy-Reihe begleiten wir die Wahrsager-Tochter Blue mit den vier Internatsjungen Gansey, Ronan, Adam und Noah auf ein spannendes Abenteuer auf der Suche nach dem verschollenen walisischen König Glendower. Im Verlauf der Reihe wird jedoch deutlich, dass es niemals wirklich um die abenteuerliche Suche nach Glendower gegangen ist, sondern die Figuren stattdessen auf der Suche nach dem waren, wonach sich jeder heranwachsende Mensch sehnt: Verbundenheit, dem Gefühl an einen Ort zu gehören, die Gewissheit, ein Ziel zu haben, einen Zweck zu haben, Teil von etwas Größerem zu sein, oder wie es Blue ausdrückt: MEHR! Wir alle suchen nach unserem "mehr" und den Ravenboys und Blue dabei zuzusehen, wie sie ihres finden, zu einer Familie zusammenwachsen, einen Teppich aus Freundschaft, Identität, Heimat, Liebe und Magie dabei weben ist einfach wundervoll und bricht einem das Herz und heilt es im selben Moment.

📚 4. Ebenfalls ganz viel Liebe habe ich für die Gruppe aus Dieben, die sich in Leigh Bardugos Krähen-Dilogie formiert. Bardugos Figuren - der Anführer und Pläneschmieder Kaz, das katzenhafte Phantom Inej, der Scharfschütze Jesper, der gutbürgerliche Ausreißer Wylan, die Grisha-Entherzerin Nina und der Hexenjäger Matthias - könnten nicht unterschiedlicher sein, alle haben etwas zu verbergen, eigene Motive und natürlich tauchen auch noch ein paar alte und neue Gefühle auf, um die Dynamik der Gruppe zusätzlich zu verkomplizieren. Dennoch (oder vielleicht auch gerade deswegen) ist es ganz wundervoll, über zwei Bände hinweg zuzusehen, wie aus sechs Fremden eine unzertrennliche Einheit wird.

📚 5. Eine etwas andere Form des Found-Family-Tropes findet sich auch in "Tausend strahlende Sonnen" von Khaled Hosseini wieder. In diesem Roman wird die Geschichte von zwei Frauen erzählt, die im Afghanistan des späten 20. Jahrhunderts mit demselben Mann verheiratet sind und während Jahrzehnten des Leids von Fremden, zu Rivalinnen, zu Geduldeten, zu Verbündeten und schließlich zu einer Familie werden. Zu lesen, wie sich langsam eine Verbindung zwischen den beiden aufbaut, die auf tiefem Verständnis, Verbundenheit und Liebe fußt, ist wirklich wundervoll. Trope hin oder her - ich kann diesen herzergreifenden und intelligenten Roman nur herzlich weiterempfehlen!

Jetzt bin ich sehr gespannt, welche Ersatzfamilien und familienähnliche Freundesgruppen es Euch besonders angetan haben und wie Ihr allgemein zu diesem Erzählmuster steht. 

Was sind Eure liebsten zusammengewürfelten Buch-Familien? 

Liebe Grüße
Sophia
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15 Kommentare:

  1. Guten Morgen! Bevor ich jetzt frühstücken gehe, erst mein Versuch einer Antwort. Es kam mir so vor, als würde dieser Trope in beinahe jedem YA-Roman auftauchen ...

    Montagsfrage: Found Family Tropes – meine Antwort

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    1. Huhu,

      danke nochmal für deine ausführliche Erklärung des Tropes und die interessanten Gedanken, wieso der Trope so gut funktioniert und so oft eingesetzt wird. An die "Chroniken der Unterwelt"-Reihe und "Percy Jackson"-Reihe hatte ich gar nicht gedacht, aber da sind natürlich auch tolle Ersatzfamilien im Spiel.
      Ich finde übrigens, dass der Trope nicht nur in YA-Romanen populär ist, sondern mittlerweile echt in fast jedem Genre zu finden ist.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Guten Morgen zusammen,

    vor meiner kurzen Herbstpause meine Antwort.
    Euch noch einen schönen Feiertag und viele Grüße
    Frank

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    1. Hey Frank,

      schön, dass dir trotz der eher ungewöhnlichen Frage ein paar Bücher eingefallen sind. Die "Herr der Ringe"-Reihe habe ich tatsächlich nur als Filme und Serie gesehen und nicht gelesen. Ich habe es mehrmals versucht, bin aber nie über das erste Drittel des ersten Bandes hinausgekommen. Nicht weil mich die Handlung oder die Figuren nicht interessieren würden - im Gegenteil -, aber ich wurde mit dem ausufernden Schreibstil einfach nicht warm. Bei den Gefährten oder auch der Truppe aus "Der kleine Hobbit" hat Tolkien den Found-Family-Trope aber wirklich super umgesetzt!
      Eine schöne Herbstpause wünsche ich dir!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  3. Hier ist meine Antwort auf die heutige Frage:
    https://streifisbuecherkiste.wordpress.com/2022/10/03/montagsfrage-40-found-family-trope/
    Scheint ein beliebter Trope zu sein, das findet sich in einigen Genres

    Lieben Gruß und schönen Feiertag!
    Gitti

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    1. Huhu Gitti,

      freut mich, dass du durch mich gelernt hast, was Tropes sind 😂👌 und dass du gleich so viele Beispiele gefunden hast, finde ich auch super. Von den Büchern kenne ich zwar keines, aber das zeigt mal wieder, dass ähnliche Erzählmuster in vielen verschiedenen Genres und Geschichten vorkommen - oft ohne dass wir es bemerken, wenn wir nicht aktiv darüber nachdenken.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  4. Ich dachte erst, dazu fällt mir nichts ein, aber dann konnte ich doch noch das ein oder andere Buch finden.
    Hier ist meine Antwort: https://www.lese-welle.de/aktion-montagsfrage-3/

    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Hey,

      bei mir war das auch so, dass mir immer mehr Bücher eingefallen sind, je länger ich über die Frage nachgedacht habe und mich dann auf meine 5 Favoriten beschränken musste. "Drachenreiter" - oder generell alles von Cornelia Funke - finde ich übrigens wahnsinnig süß!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  5. Hallo^^

    Ich dachte wie Diana auch zuerst, dass mir nichts einfallen würde, aber dann sind mir doch drei Buchreihen eingefallen^^
    https://blog.kiranear.moe/2022/10/montagsfrage-239.html

    Liebe Grüße,
    Kira

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    1. Hey Kira,

      Harry Potter und die Weasleys (und der gesamte Orden des Phönix) waren das erste Beispiel, das mir eingefallen ist. Den verrückten Haufen muss man einfach lieben. Die anderen Bücher, von denen du berichtest, kenne ich nicht.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  6. Huhu Sophia,

    ich bin heute spät dran - hab mir ein längeres Ausschlafen gegönnt. :D
    Am Tag der deutschen Einheit finde ich diese Frage tatsächlich sehr passend. Und da ich ab morgen ganz offiziell im Urlaub bin, habe ich mir viel Zeit für die Beantwortung genommen. Ich stelle einige Ersatzfamilien vor, die mich sehr berührt haben.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

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    1. Hey Elli,

      das ist ja eine tolle und gut durchdachte Zusammenstellung heute! Ich habe von den vorgestellten Büchern zwar nur die Reihe von Marissa Meyer gelesen, aber man merkt richtig, wie begeistert du von den anderen warst und "The Malazan Book of the Fallen“ muss definitiv auf meine Wunschliste.
      Ich hoffe, du hast auch noch den Rest des Tages genießen können!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  7. Guten Abend,
    dem Namen nach kenne ich. glaube ich, fast alle deiner vorgestellten Bücher/Reihen (oder zumindest die Autorinnen). Aber gelesen oder mich näher damit beschäftigt habe ich bisher noch nicht, deshalb kenne ich auch die Familien nicht.
    Ich habe aber auch ein paar spannende Familienkonstellationen in den letzten Monaten kennen gelernt:
    https://vanessas-literaturblog.de/2022/10/05/montagsfrage-3-oktober-2022/
    Liebe Grüße
    Vanessa

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    1. Da hatte ich den Kommentar schneller abgeschickt als ich meine Daten eingetragen hatte, deshalb hier nochmal mit meinem Namen und Link ^^:
      Guten Abend,
      dem Namen nach kenne ich. glaube ich, fast alle deiner vorgestellten Bücher/Reihen (oder zumindest die Autorinnen). Aber gelesen oder mich näher damit beschäftigt habe ich bisher noch nicht, deshalb kenne ich auch die Familien nicht.
      Ich habe aber auch ein paar spannende Familienkonstellationen in den letzten Monaten kennen gelernt:
      https://vanessas-literaturblog.de/2022/10/05/montagsfrage-3-oktober-2022/
      Liebe Grüße
      Vanessa

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    2. Hey Vanessa,

      das ist auch eine spannende Variation meiner Frage - und zumindest dein zweiter Vorschlag ist ja auch ein typischer Found-Family-Trope.
      Von deinen vorgestellten Familien kenne ich bisher übrigens keine.

      Liebe Grüße
      Sophia

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