Montag, 24. Oktober 2022

Serienempfehlung: Die Kaiserin


Habt Ihr schon die neuste deutsche Historienserie auf Netflix entdeckt? "Die Kaiserin" ist seit dem 29. September 2022 streambar und widmet sich dem Leben von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Die Serie hat bis jetzt eine Staffel mit sechs Folgen à 55 Minuten.



Darum geht´s:


August 1853: Als die rebellische Elisabeth -"Sissi"- von Wittelsbach (Devrim Lingnau) dem Kaiser Franz Joseph (Philip Froissant) von Österreich begegnet, bringt die Liebe des jungen Paares das Machtgefüge am Wiener Hof völlig aus den Fugen. Nach der Hochzeit muss sich die junge Kaiserin nicht nur gegen ihre Schwiegermutter Sophie (Melika Foroutan) durchsetzen, sondern auch gegen Franz’ Bruder Max (Johannes Nussbaum), der sich selbst nach dem Thron sehnt. Während sich an den Grenzen des Habsburger Reiches feindliche Truppen formieren, erheben sich in Wien die Menschen zum Protest gegen den Kaiser. Elisabeth muss herausfinden, wem sie vertrauen kann und wie hoch der Preis ist, eine wahre Kaiserin und Hoffnungsfigur für das Volk zu sein...


Das denke ich über die Serie:


Ich LIEBE historische Liebesgeschichten aller Art - so viel wird mit einem Blick auf meinen Serien-Record ("Outlander", "Bridgerton", "Ku´damm" etc. ) mittlerweile klar sein. Die neue Netflix-Serie "Die Kaiserin", die die durch die jede Weihnachten laufenden "Sissi"-Filme, das Musical und allerlei Remakes allseits bekannte Lebensgeschichte der Elisabeth von Wittelsbach neu aufgreift, fällt damit direkt in mein Beuteschema und wurde direkt nach dem Veröffentlichungstermin angefangen. Nach den beinahe sechs Stunden Laufzeit der erste Staffel kann ich nun wie erwartet ein überwiegend positives Zwischenfazit ziehen.
Zunächst muss erwähnt werden, dass sich die neue Miniserie ganz auf die ersten sechs Monate nach Elizabeths Ankunft am Wiener Hof konzentriert. Im Mittelpunkt steht natürlich die bekannte Liebesgeschichte zwischen Sissi und Franz, wir bekommen jedoch auch ein eindrückliches Bild von den Schattenseiten des Lebens am Hof aufgezeigt. Die junge Kaiserin muss sich nicht nur mit den Intrigen der zerstrittenen Habsburger Familie herumschlagen und fühlt sich als rebellischer Freigeist vom strengen Hofzeremoniell eingeengt, sie wird auch in eine passive Rolle mit klaren Erwartungen gedrängt: eine schöne, gebärfreudige Symbolfigur zu sein, die dem Volk in schwierigen Zeiten, geprägt von Hunger und einem drohenden Krieg, Stärke vermittelt. Eigene Ideen und Meinungen sind dabei nicht erwünscht, Mitleid und Liebe eine Neuheit am Hof und Raum für eigene Interessen ergibt sich kaum, was zu vielen Konflikten innerhalb und außerhalb der Mauern des Hofs führt. Damit ist die Serie deutlich politischer, ernster und weniger verträumt als die märchenhaften Sissi-Filme.

Das schlägt sich auch in der düsteren Ästhetik der Serie nieder. Dunkle Gemäuer, streng uniformierte Hofdamen, ein leidendes Volk und abgründige Figuren - zu sehen sind oft düstere Farben, aus welchen nur grüne Landschaftsaufnahmen und die Farben von Elizabeths Kleidern herausstechen. Die ausgewählten Drehorte sind dabei überzeugend und die Kostüme opulent und ein wahrer Augenschmaus. Das ändert jedoch nichts daran, dass die atmosphärische Hochglanz-Optik an einigen Stellen einen etwas zu modernen Einschlag hat, um gänzlich zu überzeugen. Sei es die kantige Bob-Frisur von Elisabeths Schwester Helene, Sissis bauchfreies Outfit auf einer von Maximilians Partys oder der zuckend-choreografierte Hochzeitstanz - immer wieder gibt es kleine Elemente, die unangenehm hervorstechen. Der Authentizität der Handlung ebenfalls abträglich ist, dass hier alle Hochdeutsch sprechen, was man von Habsburgern und Bayern nicht erwarten würde - Königshaus hin oder her.

Ansonsten wird der mehr oder weniger bekannte Stoff jedoch sehr gut umgesetzt. Die erste Staffel beschränkt sich inhaltlich auf einen recht kurzen Zeitraum, geht dafür aber in die Tiefe, was die Figuren und deren Beziehungen und Konflikte angeht. Dabei stehen nicht nur Elisabeth und Franz im Vordergrund, es werden auch die Verhältnisse innerhalb der herrschenden Familie sehr detailreich beleuchtet. Den Cast finde ich im Großen und Ganzen passend ausgewählt. Die Hauptfigur Elizabeth (Devrim Lingnau) konnte mich allerdings nicht ganz erreichen und überzeugen. Ihr Exzentrik wirkt ein wenig aufgesetzt, ihr Charme erzwungen und ihr Konflikt nicht greifbar. Das Ringen des jungen Kaisers Franz (Philip Froissant), welcher versucht, sein Reich mit neuen Ideen zu reformieren und dabei zwischen die Fronten eines Krieges gedrängt wird, aus dem er sich heraushalten wollte, fand ich da schon glaubwürdiger übermittelt. Noch recht geheimnisvoll aber mit viel Potenzial präsentiert sich die Erzherzogin Sophie (Melika Foroutan), welche mit ihren Versuchen, das Reich nach bestem Wissen und Gewissen zu leiten und sich trotz der neuen Kaiserin einen Platz am Tisch der Entscheidungen zu bewahren, nicht nur Elisabeth das Leben schwer macht.

Die mit Abstand gelungensten und interessantesten Figuren sind in meinen Augen jedoch Franz´ Bruder Maximilian (Johannes Nussbaum) und die als Hofdame eingeschmuggelte Rebellin Gräfin Leontine von Apafi (Almila Bagriacik). Ihre beiden Handlungsstränge um ein geplantes Attentat und einen Putschversuch sind jedoch frei erfundene Zusätze, die die historische Grundlage ausschmücken und spannender machen sollen, die beiden sind als Figuren jedoch am besten ausgearbeitet und bringen am meisten Dynamik in die Serie. Das Potenzial ist also riesig und besonders nach dem recht abrupten Ende bin ich nun sehr gespannt auf die weitere Handlung, die hoffentlich in einer zweiten Staffel fortgesetzt wird! 

Mein Urteil:

"Die Kaiserin" ist eine atmosphärisch-düstere historische Liebesgeschichte mit dunkler Ästhetik, interessanten Figuren und moderner Umsetzung. Zwar stören einige moderne Elemente die atmosphärische Hochglanz-Optik an einigen Stellen und die Hauptfigur konnte mich nicht ganz erreichen und überzeugen, insgesamt setzt die Serie den bekannten Stoff jedoch mit viel Potenzial und Liebe zum Detail um, sodass ich gespannt auf mehr bin!


Zum Trailer:


Bild-Quellen: Moviepilot.de

4 Kommentare:

  1. Der zuckend-choreografierte Hochzeitstanz ist eins meiner größten Highlights dieses Jahr, ngl. Wer hat sich das bitte ausgedacht und wer hat das abgesegnet????? xDDD

    Die Schauspielerin von Franz' Mutter hat sich für ihre Rolle übrigens tatsächlich sogar einen österreichischen Akzent zugelegt, aber die Producer wollten dann, dass sie hochdeutsch spricht. Darüber bin ich im Nachhinein sehr froh, da ich weder bayrisch noch österreichisch verstehe (das ist nicht mal gelogen. Würde mich jemand mit diesem Dialekt ansprechen, würde ich auf englisch antworten.), aber zum Realismus trägt das natürlich nicht bei, das stimmt. Ich glaube aber, dass die sich aus genau diesem Grund für Hochdeutsch entschieden haben, ich bin nämlich bestimmt nicht die einzige xD

    Maximilian und die Gräfin von Apafi fand ich auch mit Abstand die interessantesten Figuren! Auch wenn ich mich mit seinen Koteletten nicht anfreunden kann, wie du ja weißt. Aber ich finde, seine Intrigen und ihre Geheimnisse tragen wesentlich zur Spannung der Serie bei; gäbe es die beiden nicht oder nur am Rande, wäre "Die Kaiserin" wohl nur halb so erfolgreich.
    Da ich von der Geschichte Österreichs und Elisabeths Leben eh keine Ahnung habe, stört es mich auch überhaupt nicht, dass die Produzenten die Geschichte sehr großzügig interpretiert und ausgeschmückt haben :D

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    1. Ja das dachte ich mir auch: wer dachte sich bitte, das sei optisch eine gute Idee? Das ist genau wie die furchtbare Slowmotion-Strand-Reit-Szene von Galadriel aus "Die Ringe der Macht" (wenn du es anschaust, weißt du genau, was ich meine) - einfach ein kompletter Ausrutscher 😂.

      Die müssten für mich ja nicht im tiefsten habsburgerisch in die Bärte reinnuscheln, aber so ein leichter Akzent (beim Schauspieler von Max hört man ja wenigstens an den gerollten Rs und den ganz kurzen Konsonanten ein bisschen das Wienerisch raus) wäre schon echt besser für die Authentizität gewesen. I mean, in englischsprachigen Serien stellen sie zum Beispiel die Schotten oder Australier ja auch mit ihrem Slang da. Stell dir mal ein Outlander vor, in dem die Schotten alle astreines Englisch sprechen, das wäre ja null glaubwürdig...

      Haha jap, die Koteletten sind wirklich grauenhaft (übrigens nicht nur bei Max sondern ganz generell), ich hoffe sehr, die sind angeklebt und der arme Schauspieler musste sich die nicht echt wachsen lassen und tragen 😂

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    2. Hahaha, ok, dann bin ich da schonmal vorgewarnt xD Finde solche Szenen immer echt übel zum Cringen xDD

      Ja, das stimmt auch wieder! Aber das bisschen Wienerisch bei Max ist mir überhaupt nicht aufgefallen haha.
      Puuuh, neeee, Schotten ohne Akzent will ich gar nicht haben! xD

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    3. Jap, ich bin mir sicher, die Szene wird dir sofort ins Auge stechen und dann kannst du ja an mich denken 😂 Ich frag mich da echt, wer sich das angeschaut hat und dachte: "ja genauso veröffentlichen wir das, das sieht schick aus"???
      Ja oder? Deshalb: ein bisschen Akzent ist immer gut für die Authentizität

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