Dienstag, 18. Oktober 2022

Die Saphirkrone


Allgemeines

Titel: Die Saphirkrone
Autorin: Jennifer Estep
Verlag: Piper (29. September 2022)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3492707513
ISBN-13: 978-3492707510
ASIN: B09X63P8V5
Seitenzahl: 480 Seiten
Originaltitel: Capture the Crown (übersetzt
von Vanessa Lamatsch)
Weitere Bände: Der Dornenthron (Band 2,
ET: 30. März 2023)
Preis: 14,99€ (Ebook)
18€ (Broschiert)
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Inhalt

Gemma, die Kronprinzessin von Andvari, liebt hübsche Ballkleider und Juwelen. Zumindest denkt das jeder. Allerdings versteckt sie hinter dieser Fassade die Tatsache, dass sie eine mächtige Mentalmagierin ist – und eine Spionin. Um herauszufinden, wer Andvaris königliches Bergwerk ausraubt, begibt sich Gemma mit dem loyalen Gargoyle Grimley auf eine geheime Mission in das feindliche Königreich Morta. Dort warten nicht nur höfische Intrigen und mordlustige Adelige auf die junge Spionin, sondern auch Gemmas persönlicher Erzfeind: der gerissene und gut aussehende mortanische Prinz Leonidas.


Bewertung

Mit "Die Saphirkrone" erschien vor zwei Wochen der Auftakt der neuen "Gargoyle Queen"-Reihe, welche in direkter Verbindung mit Jennifer Esteps "Splitterkrone"-Reihe rund um "Kill the Queen", "Protect the Prince" und "Crush the King" steht, welche ich 2020 mit großer Freude gelesen habe und nun die Geschichte der dort vorkommenden Kronprinzessin Gemma erzählt. Die beiden Reihen können zwar theoretisch unabhängig voneinander gelesen werden, ich kann potenziellen LeserInnen von "Die Saphirkrone" aber definitiv ans Herz legen, die Hauptreihe zuerst zu lesen. Erstens weil sie an sich sehr lesenswert ist, zweitens weil man mehr Spaß hat, wenn man alle Anspielungen und Eastereggs versteht. Da wir die Splitterkrone-Trilogie ebenfalls zusammen gelesen haben, habe ich auch "Die Saphirkrone" wieder als Buddyread mit Sofia von "Sofias kleine Bücherwelt" (wie immer an dieser Stelle ein kurzes Shoutout!!) gelesen. "Die Saphirkrone" kann für mich unterm Strich bisher noch nicht ganz mit der Hauptreihe mithalten, ist als abenteuerliches Spionage-Sequel aber definitiv lesenswert!

Das Cover und der Titel der deutschen Ausgabe erinnern anders als die Originaledition nur wenig an die Gestaltung der Hauptreihe. Während sich im Englischen der Titel "Capture the Crown" perfekt in die Reihe der Titel von Band eins bis drei einreiht, stechen der deutsche Titel und das Cover etwas heraus. Zu sehen ist der Titel in weißen geschwungenen Großbuchstaben vor einem dunklen Hintergrund, der von blauen Lichtpunkten durchzogen ist und im unteren Teil des Bildes eine silberne, mit blauen Edelsteinen besetzte Krone zeigt. Die Gestaltung des Covers ist unterm Strich also stimmig und hübsch anzusehen, dabei aber leider recht nichtssagend und für meinen Geschmack zu weit von der Gestaltung der anderen Bände entfernt. Ebenfalls schade fand ich, dass wir hier anders als in der Hauptreihe keine beigefügte Karte von Jennifer Esteps Fantasy-Welt erhalten. Gerade da wir mit unseren Figuren verreisen und ein neues Königreich kennenlernen, wäre eine Karte hier sehr hilfreich gewesen! 

Erster Satz: "Ich liebe mein Leben als Prinzessin".

Ganz entgegen meiner Erwartung und im Gegensatz zu diesem Einstiegssatz entführt uns Jennifer Estep nicht in das glamouröse Leben einer Prinzessin, sondern schickt uns LeserInnen gemeinsam mit der Kronprinzessin von Andvari Gemma Ripley auf eine gefährliche Undercover-Spionage-Mission an der mortanischen Grenze. Wer bereits die "Splitterkrone"-Reihe gelesen hat, der weiß, dass dem Königreich Morta mit der aktuell herrschenden Königin Maeve Morricone nicht zu trauen ist und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass Gemma auf der Suche nach verschwundenem Zährenstein aus ihrer Miene auf eine verdächtige Spur stößt, die sie geradewegs ins Herz von Morta führt: den königlichen Palast Myrkvior in Majesta, wo es nicht nur von Feinden wimmelt, sondern wo auch ihr Erzfeind aus Kindestagen auf sie wartet...

"Wo... bringst du mich ...hin?", krächzte ich. Ein Dutzend schrecklicher Szenarien glitt durch meine Gedanken. Und bevor ich in der Bewusstlosigkeit versank, hörte ich, wie er meine schlimmste Angst bestätigte.
"Nach Hause", antwortete er sanft, "Nach Morta."

Genau wie in ihrer Hauptreihe präsentiert uns Jennifer Estep mit "Die Saphirkrone" also wieder ein politisches, abenteuerliches High Fantasy-Highlight voller Intrigen, Spionage, Verrat und ein bisschen Romantik. Letztere bleibt trotz des Enemies-to-Lovers-Potentials zwar stark im Hintergrund, dafür sind aber einige spannende Crime-Elemente enthalten und wir erhalten hier erstmals einen Blick auf das Königreich Morta. Nachdem wir schon Unger, Bellona und Andvari aus erster Hand kennengelernt haben, dürfen wir nun hinter die Kulissen des zuvor so feindlich und grausam aufgetretenen Königreichs Morta werfen, die Strukturen am Hof besser kennenlernen und die seit Generationen vor sich hin schwärenden Konflikten innerhalb der Königsfamilie begutachten, welche erklären und verständlich machen, weshalb sich die Morricones in den letzten Jahren so kriegerisch verhalten haben, wie wir es aus der Hauptreihe kennen. Besonders im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen hier die mortanische Königin Maeven, ihr Sohn Milo und dessen Verlobte aus einer weiteren einflussreichen mortanischen Familie, deren Plänen Gemma als Spionin auf die Schliche kommen muss, um eine weitere Gefährdung ihres Königreichs zu verhindern. 

"Ich war der Sturm. Unvorhersehbar. Unkontrollierbar. Nicht aufzuhalten."

Nach einem flotten Einstieg inklusive Beinahetod, Kampfszenen und Lebensgefahr nimmt sich "Die Saphirkrone" im Mittelteil recht viel Zeit, die Gegebenheiten am neuen Hof in Morta auszuloten und Gemmas Beziehung zu Leo zu vertiefen. Das ist auch keineswegs ein Problem, an manchen Stellen reichen gezielte Intrigen zwischen Kaffeekränzchen und ein Kampf nach einer königlichen Audienz jedoch einfach nicht aus, um darüber hinwegzutäuschen, dass Jennifer Estep von Zeit zu Zeit etwas zu sehr ins Schwafeln gerät. In der Splitterkrone-Reihe waren Informationen über Setting und Figuren eher beiläufig platziert und ließen mehr Raum für die aufs Ganze gehende Handlung. Hier werden Kleidung, Zimmer, Magie und Gärten manchmal seitenlang beschrieben. Die ausführlichen, teilweise abschweifenden Beschreibungen regen zwar die Fantasie stark an und kreieren eine düstere Ästhetik, bremsen die Handlung jedoch ein wenig aus und lassen den Eindruck entstehen, dass die Geschichte im Verhältnis zur Handlung etwas zu viele Seiten hat. Zwar erhalten wir neben der Haupthandlung ab und an spannende Rückblicke in die Kindheit der Protagonistin, die auch ihre erste Begegnung mit Leonidas beschreiben und uns Hintergründe der Handlung besser verstehen lassen, hier wäre zur weiteren Auffrischung aber eventuell ein paralleler Handlungsstrang oder eine weitere Erzählperspektive hilfreich gewesen...

"Ich mochte es als akzeptables Risiko betrachtet haben, hierzubleiben und in den gefährlichen Gewässern von Myrkvior zu schwimmen. Doch jetzt hatte die Flut eingesetzt, und es wurde Zeit, sich wieder ans Ufer zu begeben, bevor ich in meinem eigenen Blut ertrank"

Langweilig wird es aber trotzdem nie. Dafür sorgen zum einen der für High Fantasy recht temporeiche und dynamische Erzählstil, der die Handlung zu jeder Zeit vorwärts treibt und Längen verhindert. Mit spannenden Kämpfen, Intrigen, Geheimnissen, Reisen durch mehrere Königreiche, der Vorstellung von Fabelwesen wie Gargoyles oder Strixen und dem Kennenlernen von verschiedenen Arten von Magiern - Murkse, die eine verbesserte Körpereigenschaft besitzen, Morphe, die sich in Monstergestalten verwandeln, Magier, die Elemente kontrollieren und Meister, die aus Materialien die beeindruckendsten Dinge herstellen können - bekommen wir zu zum anderen genügend Spannendes präsentiert, dass man darüber wegsehen kann, dass auch hier einige Fantasy-Klischees verbaut wurden und die Handlung zwar sehr stimmig aufgelöst und überraschend unvorhersehbar, an einigen Stellen aber auch ein bisschen fragwürdig ist (Spoiler: Dass Gemma als Prinzessin einfach ihre Haare etwas schneiden und dunkler färben und sich dann als Spionin unerkannt in einen feindlichen Palast einschleusen kann, erschien mir die ganze Zeit über ein wenig unglaubwürdig. Klar hat sie die meisten Höflinge noch nie persönlich getroffen, aber man will doch meinen, dass sie trotzdem einer erkennt - sei es wegen der schlechten Verkleidung, ihrem teilweise auffälligen Verhalten oder weil er oder sie sie bereits auf einem Fest gesehen hat). 

"Ich wusste immer, dass du glorreich bist." Trotz der Entfernung hörte ich die tiefe Überzeugung in seinen Worten und konnte nichts gegen die Freude tun, die mein Herz dabei erfüllt. "Jetzt weiß dein Volk das auch."

Auch die weibliche Hauptfigur Gemma blieb für mich ein wenig hinter der Protagonistin der Hauptreihe zurück. Nach wenigen Kapiteln aus ihrer Perspektive ist mir bereits aufgefallen, dass sie Evie in vielen Charaktereigenschaften stark ähnelt, auch wenn sie deutlich jugendlicher und weniger abgeklärt wirkt als unsere Heldin aus Band 1-3. Mit ihren 29 Jahren ist sie überraschend alt (wenn man bedenkt, dass wir Gemma als 12jähriges Mädchen in der Hauptreihe kennenlernen), könnte nach ihrem teilweise etwas naiven Verhalten und den vielen ungeklärten emotionalen Problemen (zum Beispiel mit ihrer Macht) aber deutlich jünger sein. Da sie wie Evie sehr mutig, loyal ihrem Land gegenüber, dabei aber auch voll Mitgefühl, Wärme und dem genau richtigen Maß an zerbrechlichem Selbstbewusstsein ist, habe ich sie aber sehr schnell ins Herz geschlossen und für ihre Stärke bewundert. Genau wie in der Hauptreihe blieb sie nicht die einzige starke Frau, die sich nichts sagen lässt und die wir hier bewundern dürfen. Neben Gemma, der geheimnisvollen Spionin Reiko und der Prinzessin Delmira ist vor allem die Antagonistin, die skrupellose mortanische Königin Maeven, eine vielschichtige ambivalente Figur, die mich sehr fasziniert hat. Ich bin ein großer Fan von feministischer Fantasy, in der es Königinnen und Kämpferinnen gibt, die sich nicht von irgendwelchen Rittern retten lassen oder von gutaussehenden Prinzen abgelenkt werden, sondern selbst das Heft in die Hand nehmen, wodurch Jennifer Estep noch weitere Pluspunkte sammeln konnte.

"Keine Sorge", murmelte Leonidas. "Bei mir wirst du immer in Sicherheit sein." Er sprach leise, doch in seinen Worten schwang ein wildes Versprechen mit, bei dem mein verräterisches Herz schneller schlug."

Mit dem Mentalmagier und Gemmas Nemesis aus Kindertagen Leonidas haben wir einen nach Geißblatt-duftenden, Bibliothek-besitzenden, gutaussehenden und beschützerischen Love Interest (-->❤️), der mir sehr schnell ans Herz gewachsen ist. Auch wenn er als mortanischer Prinz alles verkörpert, was Gemma hasst und die beiden eine komplizierte, belastete Vergangenheit verbindet, sehen wir sofort, dass er anders ist als seine Familie und es trotz einiger bedauernswerter Ausrutscher tief im Herzen gut meint. In Kombination entwickeln die beiden eine sehr interessante Dynamik und eine überraschende Chemie, sodass ich mich auf der einen Seite etwas geärgert habe, dass sie nicht mehr Szenen zusammen habe, mich auf der anderen Seite deshalb aber nur noch mehr auf Band 2 freue. Ich hoffe, dann bekommen wir auch ein paar weitere Szenen mit Gemmas Gargoyle Grimley und Leonidas Strix Lyra (die Autorin hat echt ein Faible für Alliterationen, wenn ihr es noch nicht bemerkt habt)!!!

Ebenfalls ein wenig mehr erhofft hatte ich mir bezüglich Auftritte von Figuren aus der Hauptreihe. Ich kann verstehen, weshalb die Autorin es hier größtenteils bei kurzen Nennungen von Evie, Lucas, Alvis, Xenia und Co gelassen hat, hätte mich aber sehr gefreut, noch ein bisschen mehr von unseren Helden zu lesen. Aber das kann in den Folgebänden ja noch kommen... Der nächste Teil der Gargoyle-Queen-Reihe wird uns zusätzlich durch eine kurze Leseprobe am Ende des Buches schmackhaft gemacht. "Der Dornenthron" erscheint allerdings erst am 30. März 2023, wir müssen uns also noch ein wenig gedulden. Angesichts der langen Wartezeit ist es praktisch, dass uns der spannende Showdown ohne krassen Cliffhanger, dafür aber durchaus mit vielen offenen Fragen und Anknüpfungspunkten gespannt auf Band 2 zurücklässt. 

Fazit

"Die Saphirkrone" ist ein politisches, abenteuerliches High Fantasy-Highlight voller Intrigen, Spionage, Verrat und einem Schuss Romantik. Zwar bleibt das Sequel was Figuren und Handlung angeht leicht hinter der Haupt-Trilogie zurück, ich kann Euch diesen hochspannenden Ausflug ins mörderische Morta aber trotzdem ausdrücklich empfehlen!

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Vielen Dank an den Piper Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

2 Kommentare:

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