Allgemeines
Titel: The Seven Husbands of Evelyn Hugo
Autorin: Taylor Jenkins Reid
Verlag: Washington Square Press (29. Mai 2018)
Genre: Roman
ISBN-10: 1501161938
ISBN-13: 9781501161933
Seitenzahl: 389 Seiten
Deutsche Übersetzung: Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Inhalt
Bewertung
"The Seven Husbands of Evelyn Hugo" lag bei mir viel zu lange auf meinem SuB und durfte mich deshalb endlich über die Weihnachtsfeiertage als Buddyread mit Sofia von @sofiasworldofbooks begleiten (an dieser Stelle mal wieder ein Shoutout an meine liebste Buddyreadpartnerin!). Meine Erwartungen an das Buch waren aufgrund der vielen begeisterten Rezensionen durchaus hoch, die Geschichte konnte ihnen aber mit Leichtigkeit mehr als gerecht werden und hat mir auf den letzten Meter noch ein unerwartetes, aber deshalb umso intensiveres Jahreshighlight beschert! Einfach wow!
Zunächst wie immer einige Worte zur Gestaltung. Ich habe die englische Originalausgabe gelesen, deren Titel und Cover zwar nicht unbedingt als schön zu bezeichnen sind, aber passender nicht sein könnten. Zu sehen ist die abgeschnittene Form einer blonden Frau in einem smaragdgrünen Abendkleid, Perlenkette und rotem Lippenstift, die vor dem dunkelroten Hintergrund eines Strandhauses posiert. Damit entspricht sie genau dem Bild, das ich von Evelyn Hugo während dem Lesen kultiviert habe und vermittelt einen Eindruck von Glamour und Geheimnissen - eben genau des Mottos, nachdem Evelyn lebt:
Schon nach wenigen Seiten hatte die Geschichte mich am Haken und ich wusste: das wird richtig, richtig gut! Ich finde es sehr schwer, mich zu entscheiden, wo ich bei diesem Meisterwerk überhaupt anfangen will, denke aber, man muss zunächst die interessante Erzählweise kennen, um die besondere Wirkung des Buches zu verstehen. Die Autorin breitet hier so lebensecht die Lebensgeschichte einer Hollywood-Ikone von Anfang bis Ende aus, dass es sich ohne Weiteres um eine echte Biografie handeln könnte. Dazu nutzt sie zwei Zeitebenen und verschiedene Erzählperspektiven. Zunächst lernen wir die junge Journalistin Monique kennen, die das überraschende Angebot erhält, die Memoiren von Schauspiel-Legende Evelyn Hugo zu schreiben. Zwischen kurzen Abschnitten in der Gegenwart, in denen eine betagte Evelyn Monique ihre Lebensgeschichte erzählt, ist eben jene Biografie aus der Ich-Perspektive von Evelyn eingeschoben. Beginnend mit dem Tod ihrer Mutter und dem Kennenlernen ihres ersten Ehemanns in 1954 verfolgen wir aufgeteilt in sieben Teile, die jeweils nach ihren Ehemännern benannt sind, Evelyns Aufstieg vom armen Hells Kitchen bis in den höchsten Ränge Hollywoods. Zusätzlich zu den zwei Zeitebenen und Erzählperspektiven, sind auch in regelmäßigen Abständen Zeitungsauschnitte beigefügt, die jeweils die Sicht der Öffentlichkeit auf die Geschehnisse widerspiegeln.
Durch diese beigefügten Artikel und Moniques Außensicht auf Evelyn sehen wir in ihr zunächst, was die ganze Welt sieht: eine überlebensgroße Ikone mit einem bewegten Leben, sieben Ehemännern und großem Talent. Zusammen mit Evelyn dann in die Tiefe zu gehen und herauszufinden, was wirklich hinter den sieben Ehen und ihrem großen Erfolg gesteckt hat, fühlt sich dadurch sehr intim an. Ihr Leben aus ihrer eigenen Sicht nachzuerleben ist ein schockierendes, skandalöses, beeindruckendes und immer wieder überraschendes Leseerlebnis. Denn trotz dass wir durch die Zeitungsartikel und Monqiues Recherchen in groben Zügen wissen, wie Evelyns Leben verlaufen wird, kann man nicht anders als sich kopfüber in die Geschichte zu stürzen und gebannt an jedem Wort zu hängen. Das liegt vor allem an den beiden großen Leitfragen, die sich als Spannungsgeber durch die Geschichte ziehen: Wer war Evelyn Hugos große Liebe? Und: Wie sind die Leben von Monique und Evelyn verbunden, sodass die Hollywood Größe ausgerechnet die unbekannte Journalistin dazu auserkoren hat, ihre Geschichte zu erzählen?
Auch der mitreißende Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass die Geschichte eine Dynamik entwickelt, der man sich nicht entziehen kann. Taylor Jenkins Reid entführt hier in das Old Hollywood der 50er Jahre und zeichnet ein Bild von Licht und Schatten. Bald wird klar, dass hier weniger die Kunst des Filmemachens im Vordergrund steht und mehr Intrigen, Machtkämpfe, Korruption, Skandale, Zufall, Glück, die Meinung der Presse und gute Beziehungen festlegen, wer Erfolg hat und wer nicht. Es geht um Opfer, Hass, Gewalt, Sucht und den schönen Schein, jedoch auch um Talent, Inspiration, Hilfe, Freundschaft und Liebe. Ich bin beim Lesen geradezu durch die Seiten gerauscht und habe immer wieder Bewunderung für Taylor Jenkins Reid verspürt, gleichzeitig ist jedoch schwer festzumachen, was ihren Schreibstil eigentlich überhaupt ausmacht, da er für mich stark mit Evelyn als erzählender Figur verschmolzen ist. Ich habe zeitweise komplett vergessen, dass hier Taylor Jenkins Reid eine fiktive Geschichte schreibt und nicht Evelyn Hugo tatsächlich von ihrem Leben erzählt. Und das ist wohl alles, was ich des Lobes über ihren Schreibstil sagen muss.
Damit wären wir auch schon beim großen Dreh- und Angelpunkt der Geschichte angekommen: Die Hauptfigur. Evelyn Hugo - Der beeindruckendste und vielschichtigste Mensch, der mir zwischen zwei Buchdeckeln jemals begegnet ist und der so lebensnah erschien, dass ich mich beim Lesen mehrmals davon abhalten musste, sie zu googeln. Zu sehen, wie sich diese starke Frau mit enormem Talent, großen Ambitionen und dem Willen, für ihren Traum alles zu opfern, in einer männerdominierten, eiskalten Welt bis ganz nach oben durchschlägt, hat mich zu gleichen Teilen stolz gemacht und mein Herz gebrochen. Sie ist eine moderne Frau in einer sexistischen Welt, die für ihre Fortschrittlichkeit noch nicht bereit war und sie auf das heruntergebrochen hat, was auf den ersten Blick ersichtlich war: ihre Schönheit, ihre Sexualität, ihre sieben Ehemänner. Wir bekommen allerdings einen Blick hinter die Kulissen der großen Ikone und sehen sie als Freundin, als Mutter, als Ehefrau und als Geliebte, sehen sie mit ihren Schwächen, ihren Fehlern, ihrer Menschlichkeit und bewundern sie für ihre Einstellung, sich nicht kleinreden zu lassen und selbstbestimmt zu entscheiden, wer sie sein möchte. Dadurch entsteht beim Lesen eine große Nähe zu ihr, auch wenn man sie als Figur nicht zu jedem Zeitpunkt sympathisch finden kann, und es geht nicht anders, als ihre Entwicklung über die Jahre hinweg mit Spannung zu verfolgen.
Besonders spannend ist, dass sie mit der Zeit nicht nur klarer sieht, was sie eigentlich möchte und langsam zu ihren Wurzeln zurückfindet, sondern auch durch ihre Erfahrungen eine aufmerksamere Beobachterin wird. Das schlägt sich auch in der Erzählperspektive wieder. Ihre eigenen Gefühle und Gedanken werden immer reflektierter und auch die Ambivalenz der Menschen um sie herum immer eindeutiger, sodass man mehrmals seine Meinung über sie ändern muss. Sowohl während ihrer Geschichte als auch rückblickend, als alle Geheimnisse aufgedeckt und alle schmerzhaften Fakten auf dem Tisch liegen, kann man Evelyn für ihre Handlungen und Entscheidungen weder ausschließlich bewundern noch klar verurteilen. Monique fasst diese Komplexität am Ende sehr treffend zusammen: "There´s Evelyn Hugo for you. Somewhere in the middle."
Auch die Nebenfiguren sind so greifbar und lebendig dargestellt, dass man sich beim Lesen sicher ist, dass es sie gegeben haben muss. Egal ob die sieben Ehemänner, Evelyns Freundin Celia, ihre Tochter Connor oder die vielen Wegbegleiter, die eher kleinere Rollen spielen - alle sind nuanciert mit vielen Grautönen dargestellt, sodass man sie alle gleichermaßen lieben und verachten muss. Mein absoluter Lieblingscharakter war dabei der Filmproduzent Harry Cameron. Über die Gründe für meine Bewunderung für ihn sowie meine Meinung zu weiteren Nebenfiguren kann ich hier allerdings leider nicht viel schreiben, da es zu viel spoilern würde. Lasst Euch allerdings gesagt sein, dass nichts ist, wie es scheint und auch ehemals verhasste Figuren nochmal ein überraschendes Comeback haben können...
Monique, die die Geschichte in der Gegenwart erzählt, bleibt neben der ausführlich aufgerollten Lebensgeschichte von Evelyn eher im Hintergrund, wenn auch dadurch nicht blass. Besonders zu sehen, wie die Begegnung mit Evelyn ihr eigenes Leben und ihre Entscheidungen beeinflusst, in dem sie die vielen kleinen Lebensweisheiten berücksichtigt, die Evelyn mal ganz klar ausspricht, mal mit großen Fußspuren vorlebt, ist sehr interessant und herzerwärmend. Die große Wendung am Ende, die die Verbindung zwischen den beiden Frauen enthüllt, kam für mich allerdings nicht zu 100% überraschend, als vorhersehbar würde ich sie aber definitiv nicht bezeichnen. Eher dass Taylor Jenkins Reid durch viele versteckte Hinweise eine Art Bauchgefühl bei uns LeserInnen etabliert, das uns dann auf die richtige Fährte führt.
Generell ist es bezeichnend, dass man trotz des enormen Foreshadowings immer wieder von der Geschichte überrascht wird und auch das Ende einschlägt wie eine Bombe. Zwar weiß man durch die Vorausgriffe der Zeitungsartikel, was in etwa passieren wird und dass Evelyn am Ende ihres Lebens alleine dastehen wird. Auf den absoluten Herzschmerz der letzten 100 Seiten kann dieses Wissen einen aber dennoch nicht vorbereiten. Nach dieser emotionalen Reise durch Evelyns Leben zuzusehen, wie sie nacheinander alle Menschen verliert, die ihr jemals am Herzen lagen, ist einfach nur herzzerreißend und ich gebe gerne zu, dass ich beim Lesen des Endes geweint habe. Und zwar die kompletten letzten 50 Seiten! Als kleine Kostprobe kommt zum Abschluss meiner Rezension das Zitat, das mich am allermeisten zerstört hat:
Hatte jetzt bei deiner Beschreibung des Covers eine richtige Erleuchtung, wusste nicht, dass der Hintergrund ein Strandhaus ist.
AntwortenLöschenDer Teil damit, dass du vergessen hast, dass nicht Evelyn selbst die Geschichte erzählt, sondern die Autorin sich etwas ausdenkt, trifft hier den Nagel echt auf den Kopf, so ging es mir auch!! Das macht das Buch ja wohl auch so mitreißend und besonders, denke ich. Ich hätte Evelyn auch mehrmals fast gegoogelt, konnte echt nicht glauben, dass sie nicht wirklich gelebt hat xD
Deine Rezension ist großartig und wird dem Buch definitiv gerecht!
not me, crying again bei dem letzten Zitat
Huhu,
Löschenhaha, keine Ahnung, ob das wirklich ein Strandhaus ist. Ich habe nur die Palme, die weißen Vorhänge und die großen Fenster gesehen und sofort an ein Haus in Malibu, oder das in Spanien gedacht.
Jaaa! Für mich war das einfach Evelyns Geschichte und ich finde es so traurig, dass ich keine Bilder von ihr googeln und nicht ihre Filme anschauen kann!!!
Dankeschön, das freut mich so sehr! Dann haben sich die 5 Stunden ja gelohnt, die ich an der Rezension saß...
Das letzte Zitat musste ich einfach mitreinbringen. Eigentlich passt es nicht und spoilert auch irgendwie, aber bei "Because you were my best friend.” bricht jedes Mal wieder mein Herz💔💔💔
Liebe Grüße
Sophia
Es ist jetzt ein Strandhaus.
LöschenFinde ich auch!!! Wenn es möglich wäre, würde ich mir sofort alle ihre Produktionen ansehen.
Auf jeden Fall, man merkt auch, dass hier viel Arbeit hintersteckt ♥
Okay, dann ist es jetzt offiziell ein Strandhaus!
LöschenVor allem auf "Boute en train" (hieß das so??? Halt der Filme, wo sie aus dem See kommt) wäre ich so gespannt und würde das auch gerne als GIF benutzen können. Aber vielleicht können wir das ja bald, weil es wird im kommenden Jahr ja anscheinend verfilmt. Die Produzenten können sich da schonmal warm anziehen, ich habe enorme Erwartungen!
Stimmt! Meine Erwartungen sind auch hoch. Das gilt zwar eigentlich für so gut wie jede Verfilmung, aber ich finde, besonders hier sollten sich die Produzenten wirklich 1:1 an dem Buch orientieren!!!
LöschenJa das stimmt, ich zittere eigentlich auch echt bei jeder Buchverfilmung, ob die Produzenten das nicht doch in den Sand setzen. Aber hier könnte wirklich viel schiefgehen - aber es könnte eben auch der FILM DES JAHRES werden. Wir werden sehen...!
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