Samstag, 11. Februar 2023

Kurzrezension: Das neunte Haus


Die Fakten

Titel: Das neunte Haus
Autorin: Leigh Bardugo
Verlag: Knaur (3. Februar 2022)
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 528 Seiten
Originaltitel: Ninth House
(übersetzt von Michelle Gyo )
Weitere Bände: Wer die Hölle kennt (Band 2)
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Der Inhalt

Acht mächtige Studenten-Verbindungen beherrschen nicht nur den Campus der Elite-Universität Yale, sondern nehmen seit Generationen Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der USA – das neunte Haus jedoch überwacht die Einhaltung der Regeln. Denn die Macht der Verbindungen beruht auf uralter, dunkler Magie: So können die Mitglieder der »Skull & Bones« die Börsenkurse aus den Eingeweiden lebender Opfer vorhersagen, während Haus Aurelian durch Blutmagie Einfluss auf das geschriebene Wort nehmen kann – ebenso hilfreich für Juristen wie für Bestseller-Autoren … 
Als auf dem Campus von Yale eine Studentin brutal ermordet wird, sind die Fähigkeiten der Außenseiterin Alex Stern gefragt, die eben erst vom neunten Haus rekrutiert wurde: Nur Alex ist es auch ohne den Einsatz gefährlicher Magie möglich, die Geister der Toten zu sehen. Um eine Verschwörung aufzudecken, die weit über 100 Jahre zurückreicht, muss Alex ihre Fähigkeiten bis aufs Äußerste ausreizen.


Die Eindrücke

Handlung: "Das neunte Haus" stand lange Zeit auf meiner Wunschliste, da ich aufgrund der Grishaverse-Bücher ein großer Fan von Leigh Bardugo geworden bin. Anlässlich des Erscheinungstermins der Fortsetzung "Wer die Hölle kennt" Mitte Januar haben Sofia (Sofias World of Books - Shoutout geht raus!) und ich deshalb beschlossen, die Alex-Stern-Reihe als Buddyread anzugehen. Mein erster Eindruck von "Das neunte Haus" war aber leider sehr gemischt, was vor allem daran lag, dass ich nach einem sehr düsteren Prolog nur schwer in die Geschichte gefunden habe. Die etwa 500seitige Geschichte braucht über die Hälfte ihrer Seitenzahl, um richtig in Schwung zu kommen. Erst nach 250-300 Seiten entfaltet sich mühselig ein komplexer Kriminalfall und ein Spannungsbogen wird erkennbar. Zuvor wird die Erzählung immer wieder durch geheimnisvolle Rückblicke und Alex´ holpriges Eingewöhnen in Yale unterbrochen, was mich so gestört hat, dass ich während der ersten 100 Seiten immer mal überlegt, das Buch abzubrechen. Rückblickend bin ich allerdings sehr froh, das nicht getan zu haben. Denn so hätte ich ein grandioses letztes Drittel und ein glamouröses Ende verpasst, in dem die Autorin zeigt, dass sie eben doch eine Größe der Fantasy-Literatur ist, mit der man rechnen muss...!

Schreibstil: Leigh Bardugo nutzt wie schon bei ihren vorherigen Geschichten einen personalen Er-Erzähler und erzählt zu Beginn auf zwei Zeitebenen von Alex´ Verstrickungen als Abgesandte Lethes. Damit haben sich die Parallelen zu den Grisha-Verse Büchern aber auch schon wieder erschöpft. Denn was wir hier vorgesetzt bekommen, ist deutlich düsterer, blutiger und auch von der Sprache expliziter als die verträumten Jugendbücher, die Leigh Bardugo zuvor geschrieben hat. Auch das undurchsichtige Worldbuilding konnte mich zunächst nur in Teilen überzeugen. Während die Gebäude und die Architektur von Yale auf jeder zweiten Seite erschöpfend beschrieben werden, werden die einzelnen magischen Verbindungshäuser und das Magiesystem nur beiläufig erwähnt und nicht wirklich erklärt, sodass man sich vieles aus dem Zusammenhang erschließen muss. Die am Kapitelende beigefügten Auszüge aus Büchern, Tagebüchern und Aufzeichnungen über Lethe helfen dabei nur wenig und tragen eher zur weiteren Verwirrung bei. Die grundlegende Idee hinter dem Buch, einen College Campus als Schauplatz für okkulte Studentenverbindungen zu nutzen, finde ich allerdings großartig. Über die 500 Seiten wird das Urban Fantasy Setting durch magische Artefakte, lebendige Häuser, mächtige Drogen, tiefe Abgründe, jahrzehntealte Geister und blutige Rituale lebendig gemacht. Im Verlauf der Handlung tauchen jede Menge tolle, originelle Ideen, düstere Gothic-Ideen und viele unerwarteten Wendungen auf, meinen persönlichen Lesegeschmack hat die Autorin mit "Das neunte Haus" aber trotzdem nicht getroffen. 

Figuren: Zu dem sehr holprigen Einstieg beigetragen hat auch die Hauptfigur Galaxy -Alex- Stern, welche mir auf den ersten Blick als Charakter überhaupt nicht zugänglich erschien und eine mehr als schwierige Vergangenheit mit sich bringt. Entgegen meiner ursprünglichen Erwartung ist sie mir mit der Zeit aber doch noch ans Herz gewachsen und hat mich langsam, aber sicher überrascht und eines Besseren belehrt. Zuerst hat sie mein Mitleid errungen, dann ein wenig Sympathie und schließlich sogar Bewunderung für ihre Stärke, ihr Durchhaltevermögen und ihre taktische Gewitztheit. Meine bisherigen Lieblingsfiguren bleiben jedoch trotzdem Darlington und Dawes, welche hoffentlich im zweiten Band noch mehr Auftritte haben werden. Auf die Fortsetzung, die schon bei mir im Regal wartet, bin ich nun nach dem vielversprechenden Ende sehr gespannt, hoffe aber inständig, dass diese weniger zäh beginnt als Band 1. 


Die Zitate


Erster Satz: "Bis es Alex gelungen war, das Blut aus ihrem guten Wollmantel zu waschen, war es bereits zu warm, um ihn zu tragen."

"Du wirst Dinge sehen, die du am liebsten schnell vergessen werden willst. Wunder auch. Aber niemand begreift ganz, was hinter dem Schleier liegt oder was geschehen könnte, wenn es zu uns herüberkommt."

"Sie hat Entsetzliches mit angesehen. Aber sie hat nie Magie erlebt. Deshalb hatte er es getan, nicht aus Schuld oder Stolz, sondern weil dies der Moment war, auf den er gewartet hatte: die Gelegenheit, jemand anderem das Wunder zu zeigen, dabei zuzusehen, wie sie erkannte, dass man sie nicht belogen hatte, dass die Welt, die man ihnen als Kinder versprochen hatte, nicht verlassen werden musste, dass es wirklich etwas gab, was in den Wäldern lauerte, unter den Treppenabsätzen, zwischen den Sternen, dass alles voller Rätsel war."

"Da lächelte Alex - ein kurzer Blick auf das Mädchen, das in ihr war, ein glückliches Mädchen, nicht so rastlos. Das war es, was Magie bewirkte. Es enthüllte das Herz desjenigen, der man zuvor gewesen war, bevor das Leben einem den Glauben an das Mögliche nahm. Es gab einem die Welt zurück, nach der sich alle einsamen Kinder sehnten."

"Die meisten Städte sind Palimpseste", hatte Darlington einmal zu ihr gesagt. Auf der Suche nach der Bedeutung des Worts hatte sie drei Anläufe gebraucht, um die richtige Schreibweise zu finden. "Immer und immer wieder erbaut, sodass man sich nicht mehr daran erinnert, was zuvor wo stand. Aber New Haven trägt die Narben. Die großen Highways, die den falschen Weg nehmen, die toten Büroanlagen, die Ausblicke, die sich auf nichts als Stromleitungen erstrecken. Niemand merkt, wie viel Leben zwischen den Wunden existiert, wie viel die Stadt zu bieten hat. Es ist eine Stadt, die den Wunsch weckt, ihr den Rücken zu kehren und immer weiter wegzufahren."

"Sie wollte Frieden. Lügnerin. Frieden war wie high sein. Er war eine Illusion, etwas, das in einem Augenblick zerbrechen und für immer verloren gehen konnte. Nur zwei Dinge sorgten für Sicherheit: Geld und Macht."

"Vielleicht war es mit guten Dingen genau wie mit schlechten. Manchmal musste man sie einfach zulassen."

Das Urteil 

"Das neunte Haus" ist ein komplexer Mystery-Thriller mit einem vielschichtigen Worldbuilding und einer grandiosen Grundidee, welcher jedoch zu Beginn nur sehr schleppend in Gang kommt und erst im letzten Drittel wirklich überzeugen kann. Um mehr als 3 Sterne für diese Geschichte vergeben zu können, hätte mir ein durchgängiger Spannungsbogen, ein konkreteres Worldbuilding und ein konsequenterer Erzählstrang gefehlt, sodass diese neue Reihe bisher lange nicht an den Zauber von Leigh Bardugos anderen Geschichten heranreichen kann!

*keine WERBUNG, selbstgekaut*

Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

2 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Ich hab das Buch gelesen als es rauskam, leider - denn die Fortsetzung hat ja 3 Jahre gedauert und ich weiß echt so gut wie gar nichts mehr :D Deshalb werde ich jetzt auch noch warten, ob da noch was nachkommt, denn weiterlesen möchte ich auf jeden Fall, aber dafür dann den ersten Band nochmal lesen.
    Der Einstieg fiel mir damals auch nicht leicht und wie bei dir hats dann ab der Hälfte gezündet. Ich war am Ende dann aber richtig begeistert, insgesamt, weils im Rückblick dann schon sehr genial aufgebaut war. Bin gespannt wie dir jetzt die Fortsetzung gefällt!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hey Aleshanee,

      Aus genau diesem Grund habe ich Band 1 erst jetzt gelesen. Man weiß vorab ja leider nie, wir lange man auf eine Fortsetzung warten muss ...
      Das Ende fand ich auch wirklich genial. Da ich aber in der ersten Hälfte mehrmals kurz davor war, das Buch abzubrechen, konnte ich rückblickend doch nicht mehr als 3 Sterne geben. Dir Geschichte hatte einfach deutlich Überlänge und zu wenig Spannung im Einstieg! Jetzt habe ich aber sehr große Hoffnungen auf Band 2, der schon im Regal auf mich wartet. Ich weiß auch nicht genau, ob die Reihe mit "Wer die Hölle kennt" zuende geht, oder ob danach noch ein weiterer Teil folgen wird. Aber das werde ich ja dann wissen, wenn ich es zuende gelesen habe.

      Liebe Grüße
      Sophia

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