Allgemeines:
Titel: Wake - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast
Autor: Lisa McMann
Verlag: Boje (3. August 2009)
Genre: Thriller
ISBN-10: 3414822334
ISBN-13: 978-3414822338
ASIN: B004ROTA8S
Seitenzahl: 221 Seiten
Preis: 4,99€ (Kindle-Edition)
12,95€ (gebundene Ausgabe)
8,99€ (Taschenbuch)
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Inhalt:
"Du bist nicht allein, wenn du träumst ..."
Nackt durch die Stadt gehen? Sich aus einem Hochhaus stürzen? Die hübsche Nachbarin küssen? Das hat die siebzehnjährige Janie alles schon zur Genüge gesehen - in anderer Menschen Träume. Wann immer jemand in ihrer Umgebung einschläft, kann sie seine Träume sehen. Nur kann sie niemandem davon erzählen, denn keiner würde ihr glauben. Und so lebt sie mit einer Gabe, die sie nicht will und die sie nicht kontrollieren kann. Doch dann wird sie in einen Alptraum gezogen, der ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt. Zum ersten Mal ist Janie mehr als nur die Zuschauerin eines Traums. Sie ist mittendrin ...
Bewertung:
Träume sind etwas Seltsames, Unbegreifliches, was mich aber schon immer sehr interessiert hat. Was passiert genau, wenn wir träumen? Was geht in unseren Gehirnen vor, wenn wir uns in diesem Zustand zwischen wachen und schlafen befinden? Die Wissenschaft kann nun nach und nach ein paar antworten geben, was dieses Buch aber aus diesem Thema macht, ist viel interessanter. Eine wirklich gute Idee, Träume zum Dreh- und Angelpunkt einer Geschichte zu machen, dachte ich bei mir und lieh mir alle drei Bände aus meiner städtischen Bibliothek aus. Eigentlich hat mich die Handlung gefesselt und auch interessiert, trotzdem konnte mich dieses Buch alles in allem aber nicht so ganz überzeugen.
"Ich werde in die Träume anderer Leute gesogen. Ich kann nichts dafür. Ich kann es nicht ändern. Es macht mich verrückt."
Das Cover finde ich eigentlich gar nicht so schlecht. Zusehen ist ein zerwühltes Bett, dessen dunkle Ränder in das schwarz des Covers auslaufen. Mittig ist ein kalter bläulicher Light-Spot auf ein Kissen gerichtet. Darüber steht in leuchtenden Reklamebuchstaben der Titel mitsamt Untertitel. Soweit so gut. Das Bett passt zum Thema, der Titel passt, die kalte Atmosphäre, die durch das Licht erzeugt wird, passt auch. Den Klapptext finde ich zwar ansprechend, aber ein wenig zu nichtssagend formuliert. Über die wirkliche Richtung der Handlung wird hier kein Wort verloren - eine durchaus wichtige Information, wie ich finde, denn wenn ich gewusst hätte, dass wir es hier mit einem fantastisch aufgepeppten Lebenslauf eines Mädchens zu tun haben, hätte ich mir das mit dem Lesen vielleicht anders überlegt... Doch beginnen wir am Anfang:
Erster Satz: "Janie Hannagan fällt das Mathematikbuch aus der Hand."
Die siebzehnjährige Janie führt ein recht bescheidenes Leben und bis auf ihr Bestreben, normal zu sein, ist an ihr nichts normal oder durchschnittlich. Ihre Mutter ist alkoholsüchtig und schert sich wenig um ihre Tochter, einen Vater gibt es nicht. Sie träumt davon, einmal ein besseres Leben zu haben als ihre Mutter. Darum arbeitet sie hart darauf hin ein Stipendium für ein College zu bekommen, um endlich von zu Hause wegzukönnen und arbeitet in einem Pflegeheim um ein wenig Geld zu verdienen. Doch egal, was sie tut ist da immer ihre Fähigkeit, die tief in ihrem Inneren schlummert und sie ständig daran erinnert, dass sie anders ist als andere: Sobald in Janies Nähe jemand einschläft und träumt, wird Janie in diesen Traum gesogen und muss ihn mitansehen. Dadurch kann sie nachts nur alleine in einem Zimmer schlafen, dessen Fenster geschlossen sind. Auch in der Schule hat sie es sehr schwer, da viele während der Stunden immer wieder einnicken und Janie dadurch ganz abwesend wird. Bei schrecklichen Albträumen kann man ihr äußerlich sogar ansehen, was sie miterleben muss. Sieht Janie nämlich einen solchen Traum, wird sie von Anfällen heimgesucht, sodass Augenzeugen sie immer für verrückt und krank erklären.
Für Janie ist ihre "Gabe" eine große Belastung, weil sie niemandem davon erzählen kann. Während der Busfahrt zu einem Schulausflug werden Janies Anfälle jedoch von jemandem beobachtet - von Carl, einem stillen Jungen, der sich sonst kaum mit jemandem unterhält. Und Janie bleibt fast nichts anderes übrig, als ihm alles anzuvertrauen. Einerseits fühlt sich Janie irgendwie gut und sicher damit, Carl von ihrer Fähigkeit zu erzählen, andererseits hat sie aber auch ein komisches Gefühl im Magen. Sie kennt Carl nicht, und er hat Geheimnisse vor ihr, die er ihr nicht erzählen will. Was verbirgt Carl? Hat es etwas mit dem schrecklichen Albtraum zu tun, den er immer hat? Kann Janie ihm vertrauen?
Was ein wenig unkonventionell und außergewöhnlich klingt und sich Großteils auch recht spannend präsentiert, wird jedoch durch den geringen Umfang, die wenigen Details und eine überhastete Haupthandlung recht bald in den Dreck gezogen. Die etwas über 200 -in nicht gerade kleiner Schrift bedruckten- Seiten, auf denen sich durch die Datums- und Uhrzeiteinschübe auch noch häufig große unbeschrieben Flächen finden, sind schnell gelesen und werden beendet, bevor die Story wirklich Eindruck schinden kann. So ist das Buch von Anfang bis Ende ein wenig überhastet und bleibt recht oberflächlich - selbst für einen Trilogie Auftakt.
Das Buch ist in einer Art Tagebuchform geschrieben, die Daten und die Uhrzeit sind jeweils für ein Ereignis angegeben. Der Nachfolger des Buches heißt im englischen Original "Fade" und erhielt im deutschen den Titel "DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast". Das dritte Buch der Serie "Gone" erschien in Deutschland unter dem Titel "SLEEP - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast". Die kurze Geschichte um die siebzehnjährige Janie Hannagan und ihre Fähigkeit anderer Leuten Träume zu sehen stieg direkt nach der Veröffentlichung in die New York Times-Bestsellerliste für Kinderbücher auf und erhielt zahlreiche Auszeichnungen für jugendliche Literatur. Warum ich das bei der deutschen Übersetzung absolut nicht nachvollziehen kann, versuche ich euch nun zu erklären!
"Janie lässt das Buch auf dem Tisch liegen und geht leise hinaus. Sie schaltet das Licht aus, schließt die Tür und lässt Miss Stubin Zeit für Zweisamkeit mit ihrem Soldaten. Bevor er stirbt. Und sie nie wieder die Gelegenheit dazu hat."
Nachdem man kurz in der Gegenwart verweilt, um einen ersten Eindruck von der Protagonistin Janie zu bekommen, erfahren wir langsam ihre Vorgeschichte. Der Erzähler berichtet, wie Janie als Kind zum ersten Mal in einen fremden Traum hinein gezogen wurde und wie dies schließlich immer öfter passierte, bis sie selbst einen Schlussstrich zieht und beschließt, sich besser über ihre Gabe zu informieren, die sie sonst nur verdrängt und versteckt hatte.
Durch die sich schnell entwickelnde Liebensgeschichte, die bei einem Jugendroman natürlich nicht fehlen darf *genervt seufz* bahnt sich dann auch noch die Entwicklung in einen Kriminalfall ein, bevor sich Janie überhaupt mit sich selbst und ihrem Problem beschäftigen kann - das war mir dann etwas zu Viel.
Nichtsdestotrotz wurde ich eigentlich recht gut von der Geschichte gefesselt, auch wenn ich mich an einigen Details gestört habe. Zwischenzeitlich rätselt man ganz schön herum, was hinter Carls großem Geheimnis steckt, auch wenn die Auflösung dann weniger spektakulär ist, als ich dachte und will unbedingt wissen, wie die ganze Geschichte ausgehen wird, was von den unheilschwangeren Träumen noch unterstrichen wird. Insofern entsteht schon eine gewisse Atmosphäre, die jedoch von einer konstanten hinreichend zerstört wird: Dem Schreibstil.
"Darf ich es dir erklären?"
"Nein". Sie legt auf.
Wartet.
Gießt sich ein Glas Milch ein.
Trinkt es.
Flucht.
Löscht das Licht in der Küche.
Geht ins Bett."
"Nein". Sie legt auf.
Wartet.
Gießt sich ein Glas Milch ein.
Trinkt es.
Flucht.
Löscht das Licht in der Küche.
Geht ins Bett."
Ich bin eigentlich schon recht tolerant was Außergewöhnliches angeht, doch dieser Stil hat bei mir den feinen Grad zwischen ungewöhnlich und absonderlich klar überschritten. Ich glaube wir haben es hier mit einem der Bücher tun, die unter der Übersetzung aus dem Englischen wirklich leiden müssen. Authentische, unkonventionelle Sprache, die im Original vielleicht verblüffen kann, sorgt hier für genervte Augenroller und Kopfschütteln. Ihr nüchterner Erzählstil in Präsens, welcher manchmal den Eindruck vermittele, man lese eine Abfolge von Janies Handlungen ist wohl schon so gewöhnungsbedürftig, doch die vielen abgehackten Sätze und teils seltsam formulierten, zusammenhangslos in den Raum geworfenen Beschreibungen machen das Versinken in der Handlung fast unmöglich. Hier ist mir mal wieder klar aufgefallen, wie unbewusst entscheidend eine Art, die Handlung zu präsentieren doch für ein Buch sein kann. Man kann kaum eine richtige Verbindung zu den Charakteren aufbauen, auch wenn diese eigentlich viel Potential hätten. Apropos Charaktere und Übersetzung: Warum musste aus dem englischen Cable eigentlich ein Carl werden? *Augengeroll, Kopfgeschüttel, genervter Seufzer, grrrrrr*
Das Ende schließt dann eigentlich alle offenen Fragen gut ab, auf einen finalen Showdown können wir aber nur verzweifelt hoffen. So wirken auch die letzten Sätze wie das ganze Buch ein wenig lustlos und unfertig. Sehr schade!
Fazit:
Von mysteriös-romantisch-spannenden Momenten, die ich mir von diesem Buch erhofft hatte, war nicht viel zu spüren, trotzdem habe ich dem zweiten und dritten Teil dieser Reihe eine Chance gegeben und mich grundsätzlich recht gut amüsiert.
Dennoch: Kein Buch, dass einem nachts den Schlaf raubt, der Titel wird eher Programm wenn man versucht, nicht einzuschlafen.
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