Dienstag, 28. Mai 2019

Serienempfehlung: Prison Break

 
Vor "Game of Thrones" war sie wohl DIE Serie überhaupt: "Prison Break". In fünf Staffeln erzählt die US-amerikanische Actionserie von Autor Paul Scheuring eine unglaubliche Geschichte, die etliche Preise und etliche Zuschauerherzen gewonnen hat. Auch ich habe mir die 90 Episoden zum Miträtseln, Mitfiebern, Mithassen und Mitlieben gegönnt und bin ein absoluter Fan der Serie!

 
Worum geht´s?
 
Der Architekt Michael Scofield befindet sich in einer verzweifelten Situation, denn sein Bruder Lincoln sitzt in einer Todeszelle des Fox-River-State-Gefängnisses. Obwohl alle Beweise dagegen sprechen, glaubt Michael an seine Unschuld. Um ihn zu retten, schmiedet er daher einen äußerst riskanten Plan und begibt sich damit in ein Ränkespiel, das tausende von Schicksalen beeinflussen wird...
 
 
Warum sollte ich mir die Serie unbedingt ansehen?
 
Fliehen? Unmöglich! Wer einmal von „Prison Break“ - insbesondere von Michael Scofield – in den Bann gezogen wurde, entkommt nicht mehr. Ich habe an mehreren Stellen versucht, die Serie abzubrechen, doch nie konnte ich der Versuchung einer weiteren Staffel widerstehen und habe sie deshalb doch zu Ende geschaut. Doch nicht nur das absolute Suchtpotenzial macht sie zu meiner Lieblingsserie - Paul Scheuring präsentiert uns hier eine Geschichte, die es in dieser Form noch nicht gab und das ist bei der heutigen Bandbreite der Medi
enlandschaft eine absolute Seltenheit. Auch zehn Jahre nach der Produktion ist die Serie kein Schnee von gestern sondern bis auf die dargestellte Technik von Aktualität und modernem Gedankengut geprägt. Epische Pläne, krasse Wendungen und prickelnde Spannung - das sind meine drei Hauptargumente, weshalb ihr euch diese wundervolle Serie anschauen sollt!

Unmöglich erscheinende Vorhaben, undurchsichtige Verschwörungen und moralische Abgründe - das ist der Stoff aus dem die Story gemacht ist. Anstatt dass wir jede Staffel einen neuen Bösewicht vorgesetzt bekommen, zieht sich ein inhaltlicher roter Faden durch die Geschichte und altbekannte Muster werden durch immer neue Ideen aufgepeppt, sodass die Serie bis zum Ende vielseitig und unvorhersehbar bleibt und ihren Wow-Effekt zu keinem Zeitpunkt verliert. Das liegt auch an der fintenreichen Erzählung. Nicht nur seine Feinde werden von Michael Scofield regelmäßig hereingelegt - auch der Zuschauer wird am laufenden Band in die Irre geführt und auf falsche Fährten gelockt. Man kann immer davon ausgehen, dass genau das passiert, das man am wenigsten erwartet hätte und dass nichts lange beständig bleibt außer Michaels Liebe zu Sarah, seine Loyalität zu seinem Bruder und die Freundschaft zu Sucre. Obwohl sich an etlichen Stellen die Möglichkeit geboten hätte, scheint immer nur sehr leise System- und Gesellschaftskritik durch. Viel mehr geht es hier um Schuld, Gewissen, Vertrauen, Verantwortung, Loyalität und Freundschaft.

Zugegebenermaßen ist die Handlung an vielen Stellen abgefahren verschachtelt und unvorhersehbar verdreht, doch da die Serie keinerlei Relitätsanspruch erhebt sondern vielmehr die Ästhetik des perfekten Plans im Vordergrund steht und die Logik innerhalb der dargestellten Handlungswelt rund erscheint, kann man einige übertriebene Wendungen verzeihen. Dennoch: das ständige Auferstehen einst totgeglaubter Figuren, Umlegen von unbeteiligten Dritten und die Wiederholungen ab Staffel 3 erscheinen selbst Hardcore-Fans irgendwann etwas überzogen. Denn wenn die Protagonisten irgendwann zum fünften Mal aus einem Gefängnis ausbrechen, erscheint mir das dann doch ein wenig fragwürdig.

Dass wir jedoch gar nicht erst daran denken können, nicht weiterzuschauen, dafür sorgt das extrem hohe Erzähltempo und die nervenzehrende Spannung, die ununterbrochen in der Luft liegt. Immer wieder aufs Neue wird die Spannung von den Produzenten ins nahezu Unermessliche gesteigert und uns die Möglichkeit auf eine Verschnaufpause genommen. Denn das ist keineswegs eine dieser Serien, in der man darauf vertrauen kann, dass gewisse Protagonisten immer überleben und dass den "Helden schon nichts passieren wird". Im Gegenteil: diese Serie massakriert geliebte Protagonisten schonungslos und zerstört somit jegliche Sicherheit, mit der man in brenzligen Szenen auf das Gelingen eines Plans hofft. Im Gegensatz zu anderen Actionserien, in denen durch Zufall die verrücktesten Sachen klappen, klappt hier auf Anhieb gar nichts. Zahllose Zufälle und Geschehnisse erschweren immer wieder den eigentlichen Plan und sobald die Protagonisten kurz vor dem Ziel stehen, werden sie wieder zurück an den Anfang geworfen. Das kann einen als mitfühlenden Zuschauer natürlich absolut in den Wahnsinn treiben. Auch der ständige psychische Druck, das ewige auf-der-Flucht-sein, die Unsicherheit und die Hetze machen es sehr schwer, entspannt und unbeteiligt zuzusehen. So hat die Serie alle möglichen Emotionen in mir geweckt - außer Langeweile und Gleichgültigkeit!

Als kurze Warnung an alle zartbesaiteten Sitcom-Gucker - die erste Staffel der Serie wurde in einem echten Gefängnis gedreht und die bedrohliche Atmosphäre der Beengtheit, der Willkür, des Ausgeliefertseins in Fox River (siehe Bild) kommt erschreckend echt rüber. Mit all seinen grausamen Insassen, den korrupten Wärtern und der Abwesenheit jeglicher Gerechtigkeit wird das Gefängnis als Horrorwelt inszeniert und da wird auch schon mal gefoltert, Gliedmaßen abgeschnitten, getötet, vergewaltigt, gedemütigt, gekotzt und geblutet. Wer damit ein Problem haben sollte, sollte also lieber die Finger von der Serie lassen.

Was neben der Erzähldichte, der nervenaufreibenden Atmosphäre und den eindrücklichen motivischen Bildern ein weiteres essenzielles Standbein der Geschichte ist, sind die eindrucksvollen, vielschichtigen Charaktere, welche durch herausragende, schauspielerische Leistungen der vorher eher unbekannten Darsteller zum Leben erweckt werden. Das wahrhaftige Highlight und der Mittelpunkt der Geschichte ist natürlich der Charakter des Michael Scofield, der mit Wentworth Miller eine absolute Idealbesetzung findet. Dieser hat mit kahlrasiertem Kopf, stechendem Blick aus blauen Augen und geheimnisvollen Tattoos nicht nur tausende von Frauenherzen auf den ganzen Welt gestohlen (*hust, vielleicht meines auch... hust*), sondern schafft es auch diese geniale und undurchsichtige Figur zugleich rätselhaft und liebenswürdig darzustellen.
Michaels Intelligenz hat fast schon etwas Dämonisches, seine Ruhe etwas Beängstigendes und seine charismatische Genialität etwas Verunsicherndes. All seine Pläne erinnern an ein perfides Spiel, das er gegen die ganze Welt spielt. Dabei bringt er durch Manipulation, Intrigen, Bestechung und Drohung einzelne Personen in seinem Umfeld dazu, ungewollt mitzuspielen und schreckt nicht davor zurück, Personen zu benutzen und Vertrauen gezielt zu missbrauchen. Dadurch tobt in ihm ein permanenter innerer Kampf, ein ständiger moralischer Zwiespalt, wie weit er gehen darf, um ein einziges Leben - das seines Bruders Lincoln - zu retten.

Neben Michael spielen eben jener Bruder Lincoln Burrows (Dominic Purcell), der im Gegensatz zu Michael eher ein Mann des "Groben" ist und sich als Kleinganove auf den Straßen immer wieder in Schwierigkeiten manövriert hat, dabei aber im Grunde immer herzensgute Absichten hatte und die junge Gefängnisärztin Sara Tancredi (Sarah Wayne Callies) die wichtigsten Rollen. Beide stehen trotz etlichen Schwierigkeiten immer verlässlich an Michaels Seite und erkämpfen sich mit ihm einen Weg in die Freiheit.

Ganz besonders beeindrucken jedoch die Nebencharaktere, die sich ständig weiterentwickeln, eine eigene Dynamik entwickeln und laufend die Seiten wechseln. Die ambivalente Figurenzeichnung, die starken Frauenfiguren und die volle Bandbreite der Charaktere sind hier ein großer Schlüssel zum Erfolg der Serie. Da wäre in der ersten Staffel zum Beispiel Fernando Sucre, ein sprunghafter Latino (Amaury Nolasco, siehe Bild) mit riesigem Herz, zu dem Michael eine enge Freundschaft entwickelt, der Mafiaboss Abruzzi (Peter Stormare), der korrupte Officer Brad Bellick (Wade Williams), der noch bei seiner Mutter wohnt aber im Gefängnis hart durchgreift oder der ehemalige Soldat C-Note (siehe Bild), der wegen einfachem Schmuggel unehrenhaft aus der Army entlassen wurde und aus Angst vor Gesichtsverlust auf die schiefe Bahn geraten ist.
Immer wieder bilden sich die verrücktesten Zweckgemeinschaften, die nicht durch ein gemeinsames Ideal sondern durch den reinen Willen zum Überleben zusammengeschweißt werden. Dabei bleiben viele der Gefängnisinsassen, deren Geschichte man erfährt, keine gesichtslosen Monster sondern werden sorgfältig gezeichnet und vielschichtig angelegt, sodass man ihre Motive verstehen kann. Ob es eine wartende Familie, eine Freundin, ein Job, ein Ort oder eine Sehnsucht ist - jede Person hat etwas, das sie antreibt und verletzlich macht und so wird es im Laufe der Serie immer schwieriger, auch die übleren der Protagonisten nicht ins Herz zu schließen.

Und dass entwickelt sich mit der Zeit zu einem echten Problem: dadurch, dass immer wieder Sympathie und Verständnis für die Antagonisten aufkommt und viele ständig die Seiten wechseln, haben wir einen extremen Verschleiß und brauchen ständigen Nachschub an neuen Bösewichten.
So ist es mit dem Mafiaganoven John Abruzzi, dem korrupten Gefängniswärter Brad Bellick, dem FBI-Agenten Alexander Mahone, der als Michael ebenbürtiger Gegner auftritt, dem Special-Agent Paul Kellerman sowie der Auftragskillerin Gretchen Morgan. Einzig der sadistische T-Bag (ganz wunderbar: Robert Knepper), der wegen Mordes, Entführung und Vergewaltigung lebenslänglich einsitzt, bleibt seiner Widerlichkeit fast bis zum Ende treu und arbeitet kontinuierlich daran, in die Liste der größten TV-Schurken aller Zeiten aufgenommen zu werden. Ich wusste gar nicht, dass man einen Filmcharakter so sehr verabscheuen kann aber Theodore Bagwell blieb mir trotz einiger schwacher Momente bis zum Ende aus tiefstem Herzen verhasst!

Zum Verlauf der Staffeln will ich nicht viel sagen nur soweit: Staffel 4 und 5 bringen nicht viel Neues, sondern haben in erster Linie einen hohen Nostalgiewert für alle Fans.
Vielleicht sollte man doch dem Sprichwort folgen und gehen wenn es am Schönsten ist...


 
Hier noch der Trailer:

 


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