Donnerstag, 30. Januar 2020

Serienempfehlung: Sex Education - Staffel 2



Auf der Suche nach einer witzigen Serie für Zwischendurch, bin ich im letzten Sommer auf die Netflix Produktion „Sex Education“ aus dem Frühjahr 2018 gestoßen, die mich sofort mit ihrer absurden Handlung und der wunderbaren Mischung aus humorvoller Leichtigkeit und authentischer Ernsthaftigkeit in den Bann zog. Regie führten Ben Taylor und Kate Herron nach dem Drehbuch und der Idee von Laurie Nunn. Nun ist am 17. Januar 2020 endlich die zweite Staffel mit weiteren 8 Folgen erscheinen, die ich in einer Woche komplett gebinch-watched habe.


Worum geht´s?

Otis Mutter Jean ist Sextherapeutin. Obwohl das dem Teenager eigentlich einen Vorsprung in Sachen Körperlichkeit verschaffen sollte, kämpft er mit umso größeren Komplexen. Zusammen mit seiner neuen Freundin Ola versucht er jetzt endlich, seine Sexualität zu stellen, löst dabei aber nur noch mehr Chaos aus. Derweil kommt Maeves drogensüchtige Mutter zurück, Jean ist nun eigenstellte Therapeutin an der Schule, Eric hat seinen ersten Freund und auch Adam taucht wieder auf der Bildfläche auf. Viel neuer Stoff für Drama also....


Warum sollte ich mir die Serie ansehen?

Kennt ihr diese Bücher, Serien und Filme, die über Tabuthemen sprechen wollen, dabei aber durch etliche peinliche Situationen einfach nur zum Fremdschämen sind? Die neue Netflix Serie greift zwar auch etliche Tabuthemen auf, verpackt sie aber so herrlich unverklemmt und ehrlich, dass man amüsiert zusehen kann, ohne am liebsten im Boden zu versinken. Die Irrungen und Wirrungen der Pubertät werden hier facettenreich und unverstellt durch authentische Charaktere dargestellt und alltägliche Probleme und Dramen durch schräge Situationskomik auf den Punkt gebracht. Dabei gelingt der Serie eine wunderbare Mischung von Leichtigkeit und authentischer Ernsthaftigkeit. So locker und direkt die Witze erscheinen, so subtil und gedankenvoll sind die tieferen Konflikte, die unterschwellig durch die Komödie durchscheinen. Egal ob Außenseitertum, Erwartungsdruck, Homosexualität, Loslösen von den Eltern, Loslassen, Eltern-Kind-Konflikt oder Vorurteile - immer wieder durchziehen ernsthaftere Töne den ulkigen Klamauk und regen zum Nachdenken an.


Auch in der zweiten Staffel kommen wieder etliche Probleme und Peinlichkeiten auf uns zu - nur dass sich unser Kreis an bekannten und geliebten Protagonisten fast verdoppelt hat. Wunderbar ist dabei, dass die anfangs auf Klischees aufgebauten Protagonisten sich immer mehr zu ambivalenten, authentischen Persönlichkeiten entwickeln und langsam die Bilder, die wir uns von ihnen gemacht haben, abwerfen. Das "Bad Girl" Maeve zeigt immer mehr Intelligenz und Feingefühl und erkämpft sich langsam Seriosität, Verantwortung und eine eigene Zukunft. Der jungfräuliche Außenseiter Otis (Asa Butterfield) überwindet endlich seine Komplexe und versucht zu ergründen, was für eine Art von Mann er wirklich sein will. Der schwule Eric (Ncuti Gatwa) wächst über sich hinaus, lebt endlich aus, wer er ist und muss sich plötzlich sogar zwischen zwei Typen entscheiden. In Adams Leben geht es leider immer noch bergab, doch als er versucht, herauszufinden, was er wirklich gut kann, tut sich eine neue Perspektive auf. Der sportliche Weiberheld Jackson orientiert sich vollkommen neu und entdeckt ein Faible für Theater sowie den Wert von wahrer Freundschaft. Die freigeistige Jean findet zum ersten Mal heraus, wie sich ein gebrochenes Herz anfühlt und dass man mit reiner Anziehungskraft nicht alles erklären kann. Der verbohrte Rektor Mr. Groth wird von seiner Frau zum Umdenken gezwungen. Die nerdige Lily und die selbstbewusste Ola müssen ihre sexuelle Orientierung überdenken und Amee macht eine schreckliche Erfahrung im Schulbus.

Es ist einfach wundervoll, wie die Serie ihre Protagonisten nicht zu einfachen Gags verkommen lässt sondern einen großen Wert auf deren Entwicklung legt. In der zweiten Staffel nehmen tragische und ernste Momente, die immer wieder Tiefgründigkeit durchscheinen lassen, mehr zu, der lockere, witzige Erzählton geht aber nicht verloren. Leider wird der Fokus auf Otis durch die vielen einzelnen Handlungssträngen ein wenig verlagert und auch dass die Erwachsenen wie Jean oder die Groths eine stärkere Stimme bekommen, verändert die Serie sehr, doch dies wird durch die tolle Vielfalt an neuen Personen, die wir dadurch kennenlernen wieder wett gemacht.



Das Ende lässt leider wieder viele Handlungsstränge offen und vertröstet uns auf Staffel 3, die leider erst in einem Jahr erscheint. Als Fazit kann ich festhalten, dass diese zweite Staffel zwar durch die vielen Protagonisten etwas breiter aufgestellt ist, dabei aber noch genauso herrlich unverklemmt, offenherzig, divers und witzig die Themen Sex, Pubertät und Identität verarbeitet, dass man einfach zum Bingen übergehen muss.


Trailer:


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