Mittwoch, 20. Januar 2021

A Fate Darker Than Love

 

Allgemeines:

Titel: A Fate Darker Than Love
Autorin: Bianca Iosivoni
Genre: Urban Fantasy
Verlag: Ravensburger Verlag (29. Oktober 2020)
Seitenzahl: 352 Seiten
ISBN-10: 3473585777
ISBN-13: 978-3473585779
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
14,99€ (Broschiert)
Weitere Bände: A Kiss Stronger Than Death 
(The Last Godess, Band 2, ET: 30. April 2021)

Inhalt:

Mächtig, unsterblich und geheimnisvoll. Valkyren sind die Nachfahrinnen der nordischen Götter und die Einzigen, die die Menschheit vor dem endgültigen Untergang bewahren können. Ihr Auftrag: die Seelen gefallener Helden nach Valhalla zu begleiten. Blair, die als Tochter einer Valkyre keine eigenen Kräfte besitzt, hat mit alldem nichts zu tun – bis ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben kommt. Doch Blair ist sich sicher, dass es kein Unfall war. Ihre Mutter wurde ermordet. Allerdings will ihr niemand glauben, nicht einmal ihr bester Freund Ryan, für den sie schon lange mehr als nur Freundschaft empfindet. Auf sich allein gestellt macht sich Blair auf die Suche nach der Wahrheit und muss schon bald erkennen, dass ihr Schicksal aufs Engste mit dem der Valkyren verknüpft ist – und mit dem von Ryan.


Bewertung:

Kennt Ihr diese Geschichten, die grundsätzlich gut gemacht sind, ein spannendes Thema haben und Figuren, die eigentlich interessant wären, Euch aber trotzdem nicht so recht catchen können? "A Fate Darker Than Love" von Bianca Iosivoni war genau so eine Geschichte. Die Umsetzung des nordischen-Mythologie-Motivs hat mir sehr gut gefallen, genau wie der Schauplatz und die undurchsichtige Handlung, leider konnte mich die Geschichte aber dennoch kaum abholen und emotional berühren. Woran das liegen könnte, will ich im Laufe meiner Rezension herausfinden.

"A Fate Darker Than Love" kann man nicht rezensieren, ohne nicht wenigstens kurz über die famose Gestaltung zu sprechen. Das dunkle-glänzende Cover erinnert mit den schwarzen Linien auf dunkelblauem Grund an Äste vor einem Nachthimmel oder einer Spiegelung in dunklem Wasser und verspricht mit den goldenen Lichtpunkten und dem verschlungenen, großen Titel eine magische Geschichte. Leider ist die Geschichte nicht halb so atmosphärisch und fantastisch-düster, wie die Gestaltung es verheißt und überrascht auch mit einem erstaunlich geringen Umfang. Mit 352 Seiten ist "A Fate Darker Than Love" zwar noch nicht besorgniserregend knapp, um eine ganze, komplexe Mythologie vorzustellen, mehrere Figuren einzuführen und die Handlung bis zum bevorstehenden Weltuntergang zu führen, wird das aber selbst im oftmals etwas sparsameren Subgenre Urban-Fantasy eng. 

Erster Satz: "Jedes Leben hat ein Ende."

Ganz nach meiner Annahme, dass Bianca Iosivoni das Erzähltempo ordentlich anziehen wird, erleben wir schon nach einer kurzen Mikro-Einführung in das Leben von Blair, wie in einem tragischen Autounfall ihre Schwester und ihre Mutter ums Leben kommen, was sie nicht nur alleine als Waise zurücklässt, sondern auch unvorbereitet mit einer überraschenden Wahrheit konfrontiert: sie ist eine Valkyre. Einstiege, in denen wichtige Bezugsfiguren der Protagonisten sterben, habe ich schon immer als tückisch empfunden. Bevor man die Hauptperson richtig kennenlernen kann, erleben wir sie schon im Trauer-Ausnahmezustand, eigentlich würde man gerne eine berührende, emotionale Reaktion zeigen, hat aber noch nicht genügend Nähe zu der Person aufgebaut, als dass ihr Leiden wirklich ans Herz gehen würden und alles in allem führt das häufig dazu, dass diese Gefühle oberflächlich bleiben und der Handlung im Weg stehen. So auch hier. Auch wenn sich die Autorin die größte Mühe gegeben hat, Blairs Verlust und ihre Phasen der Trauer für den Leser möglich erlebensnah darzustellen, hat mich ihr Leiden zu Beginn überhaupt nicht tangiert. Das hat dazu geführt, dass ich Blairs teilweise irrationale Verhaltensweisen nicht nachvollziehen konnte und gar keine Zeit hatte, die Charaktere richtig kennenzulernen und in die Geschichte einzutauchen.

"Ich weiß." Das war der Moment, in dem wir alles gesagt hatten. Der Moment, in dem wir uns voneinander lösen und zum Kampf zurückkehren sollten. Aber nichts davon geschah. Stattdessen blieben wir beide stehen, bis unsere Atemzüge in der frostigen Winterluft miteinander verschmolzen"

Auch nach diesem denkbar schlechten Start in die Geschichte, sprang der Funke einfach nicht auf mich über. Wir lesen, wie Blair überstürzt nach Vancouver reist, das Geheimnis des Todes ihrer Familie aufzudecken versucht, ihr Valkyren-Erbe entdeckt und in einen uralten Kampf hineingezogen wird. Dabei empfand ich fast alle Szenen und Aspekte der Handlung als zu kurz und zu oberflächlich ausgearbeitet, hatte aber dennoch mit Längen beim Lesen zu kämpfen. Was zuerst wie ein Widerspruch klingt, wird vielleicht logischer, wenn man erklärt, dass man trotz oder vielleicht auch gerade wegen des hohen Erzähltempos das Gefühl hat, die Handlung würde auf der Stelle treten. Große Emotionen, eine epische Agenda, ein klares Ziel und ein unterschwelliger, atmosphärischer Sog - all das, was mich normalerweise beim Lesen vorantreibt und dafür sorgt, dass ich abends noch ein Kapitel lesen will und dann noch ein allerletztes, hat mir hier gefehlt. Die vielen Zeitsprünge, manche auch mitten in Szenen gepaart mit vielen Wiederholungen von zum Beispiel Kampfübungen oder Gedankengängen über Blairs Beziehung zu Ryan, sowie die Enthüllung vieler Grundsteine der Geschichte auf Gesprächsebene, statt auf der Handlungsebene tragen dazu bei, dass sehr viel auf einmal zu passieren scheint, die Handlung aber kaum eine Sogwirkung ausübt und kaum Raum für Entwicklungen und Erklärungen gelassen wird.

"Bei den Göttern...", flüsterte sie. "Ist es das, was ich denke, dass es ist?" Ich nickte, da mir jedes Wort in der Kehle stecken blieb."

 Vor allem die Figuren leiden unter dieser Erzählart sehr und bleiben allesamt sehr oberflächlich. Es beginnt mit der Ich-Erzählerin Blair, die schwer greifbar erscheint, da sie zwischen vielen verschiedenen Emotionen schwankt und die meiste Zeit mit Trauer, Unglauben, Verwirrung und Wut kämpft und die wir gar nicht richtig kennenlernen können, zieht sich aber durch die gesamte Figurenpalette. Auch die Valkyren, die ein enormes Potential hätten, verschiedenen Rollen einzunehmen und eigene Geschichten zu erzählen, werden nur mit ein oder zwei Merkmalen charakterisiert und hinterlassen demnach kaum einen bleibenden Eindruck. Leider habe ich sie auch ständig verwechselt und konnte mir kaum merken, wer jetzt von welcher Gottheit abstammte und welche Fähigkeiten hat. Neben Blair und den Valkyren gibt es noch eine zweite, treibende Kraft im Spannungsgefüge des Romans: die Diener des Chaos, hier durch Ryan als zweiter Erzähler repräsentiert. Leider nehmen die kurzen Passagen aus Ryans Sicht, welche durch eine andere Schriftart hervorgehoben sind, schon früh Spannung heraus und sorgen dafür, dass man gegen ihn von Beginn an eine gesunde Portion Skepsis hegt. Leider sind die drei kurzen Szenen aus seiner Perspektive auch viel zu kurz, um wirklich etwas zu seiner Charakterzeichnung beizutragen. Ich hätte es also bevorzugt, wenn entweder seine Perspektive ernsthaft ausgebaut oder ganz weglassen worden wäre.

"Ganz egal, wer er war oder was er getan hatte, ganz egal, wer ich war und was ich getan hatte - das zwischen uns würde für immer da sein. Es mochte falsch, verboten und sogar gefährlich sein, aber es war da. Und ich hatte es satt, mich dagegen zu wehren."

Von meinen emotionalen Problemen mit der Geschichte abgesehen hat mir die Umsetzung der nordischen Mythologie sehr gut gefallen. Ich bin schon immer ein großer Fan von mythologischer Fantasy und deshalb sehr gespannt gewesen, wie Bianca Iosivoni das vielversprechende Götter-Valhalla-Valkyren-Ragnarök-Motiv ausgestalten würde. Und auch wenn vielleicht noch ein bisschen mehr Hintergrundinformationen und Beschreibungen hilfreich gewesen wären, finde ich die Art und Weise, wie die nordischen Sagen und Legenden hier aufgearbeitet wurden, wirklich ansprechend. Dass wir es hier mit einer heruntergebrochenen Welt, die nur aus Midgard und Valhalla besteht, zu tun haben und die Götter genau wie die anderen Welten von Yggdrasil erstmal aus der Gleichung herausgenommen wurden, hat mir angesichts der eher knappen, handlungslastigen Erzählart sehr gut gefallen. Es sind jedoch trotzdem genügend Details vorhanden, um das Setting plausibel und lebendig wirken zu lassen.

"Wir bewegen uns nicht in den Nordlichtern, Blair." Kendra warf mir ein warmes Lächeln zu. "Wir erschaffen sie. Sie entstehen, wenn sich das Licht der Sonne, des Mondes und der Sterne, in unseren Flügeln widerspiegeln. Jedes Mal, wenn du zum Himmel schaust und Polarlichter siehst, fliegt eine Valkyre über die Welt, um ihre Mission zu erfüllen. Unsere Mission." 

Dass Bianca Iosivoni schreiben kann, hat sie schon mit diversen anderen Romanen bewiesen und auch an spannenden Ideen scheint es ihr nicht zu mangeln. Sie schreibt gleichzeitig locker, humorvoll und modern, verzichtet dabei jedoch nicht auf die Beschreibungen, die notwendig sind, um uns die verschiedenen bereisten Welten und getroffenen Wesen vor Augen zu führen. Mit schwungvollem Elan schlägt sie ein flottes Tempo an, gerade am Ende hätte ich mir für die Geschichte jedoch gewünscht, dass sie sich ein wenig mehr Zeit nimmt. Denn wo es zuvor noch stimmungsmäßig dahingeplätschert ist, überschlagen sich die Ereignisse gegen Ende geradezu. Während die Handlung mein Kopfkino längst überholt hat, kommt hier aber auch zum ersten Mal ein Verständnis, eine Magie, ein Sog auf, den ich zuvor vermisst hatte. Auch einige überraschende Wendungen hält das Ende noch bereit. Dies ist jedoch eher wenig verwunderlich, da man durch die wenigen Informationen zu den Figuren und zur Handlung allgemein eigentlich von jeder Wendung oder neuen Sichtweise überrascht gewesen wäre. Und so halten sich auch die emotionalen Auswirkungen des Finales in Grenzen: Man kannte die Figuren einfach noch nicht gut genug, um ernsthaft entsetzt oder überrascht angesichts ihres Verrats zu sein. 

Alles in allem wünsche ich mir wirklich, ich könnte positiver von dieser Geschichte schreiben, leider konnte sie mich unterm Strich einfach nicht abholen und emotional berühren, sodass ich mir auch noch nicht sicher bin, ob ich das Finale der Last-Goddess-Dilogie, "A Kiss Stronger Than Death", lesen will, welcher am 30. April 2021 erscheinen wird. 


Fazit:

Trotz einer soliden Basis, welche aus der spannenden Umsetzung der nordischen Mythologie und dem erfahrenen Schreibstil von Bianca Iosivoni besteht, konnte mich die Geschichte von Beginn an nicht abholen. Ob das nun an dem hohen Erzähltempo liegt, das kaum Raum für Entwicklungen und Erklärungen lässt, an den oberflächlichen Figuren, die das Mitfiebern schwer gestalten, oder an dem überhasteten Einstieg - "A Fate Darker Than Love" konnte mich leider nicht überzeugen. 


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PS: Vielen Dank an den Verlag und Agentur Bilanda für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat._______________________

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