Montag, 31. Oktober 2022

Montagsfrage #44 - Schlimmster Buchmoment?

Hallöchen,

eigentlich mache ich mir nicht besonders viel aus Halloween - anders als Fastnacht, Erntedank, Dreikönig oder andere lokale Bräuche und Festtage habe ich dieses Fest als Kind nie gefeiert und bin auch später nie auf die von Amerika zu uns herüberschwappende Welle aufgesprungen -, da es dieses Jahr aber ausgerechnet auf einen Montag fällt, konnte ich die Steilvorlage für die Montagsfrage natürlich nicht ungenutzt lassen:


Was war dieses Jahr bisher Euer schlimmster/gruseligster/unangenehmster Buchmoment?


Da ich wenige Horrorbücher lese und auch sonst selten Bücher mit ausdrücklich gruseligem Inhalt auf meiner Leseliste landen, habe ich überlegt, dass wir heute anstatt von rein gruseligen, über generell "schlimme, schreckliche" Buchmomente sprechen können. Ihr kennt das bestimmt, wenn in einem Buch oder einem Film eine Szene abläuft, vor dem man am liebsten seine Augen verschließen, sich die Decke über den Kopf ziehen und die Geschehnisse sofort wieder vergessen würde. Sei es etwas Gruseliges, etwas Unangenehmes zum Fremdschämen, etwas Brutales oder schlichtweg Ungerechtes - manchmal ist es schwer, auszuhalten, was in einem Buch passiert. Da ich mich nur schwer auf einen Moment festlegen konnte, habe ich mal drei herausgepickt, die im aktuellen Lesejahr bisher besonders schrecklich waren. 

📚Als erstes ist mir "Too Late" von Colleen Hoover in den Sinn gekommen, welches eine unangenehme Szene nach der anderen für uns LeserInnen bereithält. In dem hochspannenden Mix aus Dark Romance, süßer Lovestory und Psychothriller geht es um sexuelle Gewalt, Frauenfeindlichkeit, Übergriffigkeit, Toxizität, Drogen und soziale, emotionale und finanzielle Abhängigkeit. Wir müssen auf 480 Seiten tatenlos zusehen, wie die junge Studentin Sloan in ihrer Beziehung zu dem Drogenboss Asa Jackson sprichwörtlich durch die Hölle geht. Die vielen explizite Sex- und Gewaltszenen, die die Autorin hier ganz bewusst nutzt, um uns beim Lesen zu schockieren, zu verstören und uns klar machen, in welcher unerträglicher Lage sich Sloan befindet, waren dabei für mich nur schwer zu ertragen und sorgen dafür, dass "Too Late" definitiv in der Auflistung der schrecklichsten Buchmomente 2022 landet. 

📚Als Zweites erwähnen möchte ich das Gesellschaftsdrama "Weil wir träumten" von Antonia Michaelis, welches ich in den letzten Monaten schon öfter bei buchigen Fragen in den Raum geworfen habe, da es zu einem absoluten 5-Sterne-Highlight geworden ist. Diese Mischung zwischen Traum und Wachen, zwischen Realität und Übersinnlichem, Schönheit und Grausamkeit, Traurigkeit und Freude hat mich berührt, bewegt und beschämt wie lange kein Buch mehr und zeigt, dass Schreckliches und Schönes oft nahe beieinander liegt. Schmerzhaft zu lesen ist die Geschichte, da der Roman zeigt, wie düster ein schönes Land, wie zerstörerisch verzweifelte Menschen und wie blind eine ganze Gesellschaft sein können. Dabei macht die Autorin keine Kompromisse und treibt uns LeserInnen über Grenzen hinaus, während sie von Zwangsprostitution, Gewalt, Armut, Hunger, Krankheit, Tod, Mord, Gefängnis, Missbrauch und Kinderarbeit in Madagaskar erzählt. Das Buch hat einen solchen Schmerz in mir hervorgerufen, dass ich es kaum ausgehalten habe, es zu Ende zu lesen, dass ich an mehreren Stellen "bitte nicht, bitte nicht" geflüstert habe und an noch viel mehr Stellen in Tränen ausgebrochen bin. Doch obwohl es schmerzlich grausam war, war es auch das schönste Buch, das ich seit Langem gelesen habe. Ausdrückliche Leseempfehlung!

📚Ebenfalls als Gesamtwerk sehr gut gefallen, aber voll von schlimmen Buchmomenten ist das Drogendrama "Roxy" von Neal und Jarrod Shusterman, in dem gottähnliche Drogen aus ihrer Sicht erzählen, wie sie zwei Teenager in den Ruin treiben. Da schon im Proloog vorweggenommen wird, dass eine der beiden Hauptfiguren an ihrer Sucht sterben wird, aber nicht klar ist, welche der beiden, hat mich die Geschichte ganz schön mitgenommen und in mir beim Lesen viele ungute Gefühle wie Bedrückung, Angst, Unruhe, Wut, Ekel und Entsetzen ausgelöst. Besonders die sehr wahrheitsgetreue Darstellung eines Entzugs hat mich sehr mitgenommen. Stellenweise wollte ich sogar gar nicht mehr weiterlesen, da ich ja genau wusste, dass das Ende wehtun wird. Diese Annahme hat sich dann schlussendlich auch erfüllt. Neben dem Schmerz und der Tragödie bleibt vor allem das drängende Gefühl, dass diese hätten verhindert werden können und der Wunsch, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. "Roxy" mag also vielleicht kein besonders schönes Leseerlebnis sein, aber definitiv eines, das zum Nachdenken anregt, emotional mitnimmt und dem Thema gerecht wird.

Jetzt bin ich sehr gespannt, welche buchigen Momente bisher für Euch besonders schwer waren - egal ob traurig, bedrückend, unangenehm oder gruselig im eigentlichen Sinne.

Welche Szenen haben Euch bisher am meisten gegruselt? 

Liebe Grüße
Sophia
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Aequitas et Veritas
Wortmagieblog
Kiras kleine Leseecke
Büchernarr
Lesewelle

11 Kommentare:

  1. Guten Morgen! Als ich über die Frage nachgedacht habe, musste ich feststellen: In diesem Jahr habe ich doch der einen oder anderen gruseligen Geschichte gelauscht. *schüttel* Wie konnte ich da bloß schlafen?!

    Montagsfrage: Meine gruseligen Momente 2022

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    1. Huhu,

      brrrr, das sind ja wirklich krasse Buchmomente, die du hier ausgewählt hast. Und die Idee genau zu sagen, was passiert, das Buch dazu aber nicht zu nennen, finde ich total super. Aber wie du da noch gut schlafen konntest ist mir auch echt ein Rätsel ;-)

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Guten Morgen Sophia und in die Runde,

    mir ist sofort ein Buchmoment eingefallen, auf den ich dieses Jahr lieber verzichtet hätte. Nicht, weil er brutal, grausam oder schmerzhaft war, sondern weil ich die Hauptfigur in einer extrem intimen, privaten Szene erleben musste. Es fühlte sich an, als hätte ich kein Recht, dabei zu sein, als wäre ich eine Voyeurin. Das war wirklich unangenehm, ich hätte gern meine Augen verschlossen.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße und eine schöne Woche für alle,
    Elli

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    1. Hey Elli,

      was der Umgang mit Sexualität in Büchern angeht kenne ich auch die ein oder andere Szene, die ich aus verschiedenen Gründen lieber nicht gelesen hätte. Grundsätzlich habe ich gegen ein wenig geschmackvoll inszenierte Erotik in Geschichten nichts einzuwenden, aber sobald irgendetwas davon toxisch wirkt, kein Einvernehmen besteht oder ein ungesundes Verhältnis vorliegt, finde ich das auch immer EXTREM unangenehm! Ich kann deine heutige Wahl also definitiv nachvollziehen.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  3. Hallo^^

    Meine Antwort fällt heute recht kurz aus, aber ich bin trotzdem mit dabei: https://blog.kiranear.moe/2022/10/montagsfrage-243-schlimmster-buchmoment.html

    Liebe Grüße,
    Kira

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    1. Hey Kira,

      das spricht ja eigentlich total für die Bücher, die du gelesen hast, das ist ja super, wenn du keinen solchen Buchmoment hattest in der letzten Zeit ;-)

      Liebe Grüße
      Sophia

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  4. Hallo zusammen,

    heute mit ein wenig Verspätung eine Montagsantwort. Ich wünsche allen ein fröhliches Gruseln und bedauere alle, die morgen nicht frei haben :)

    Viele Grüße
    Freank

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    1. "meine" natürlich, auch wenn "eine" auch richtig wäre ;)

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    2. Hey Frank,

      früher habe ich auch noch mehr "gruselige Bücher" gelesen, Horror, Psychothriller und Anderes, mittlerweile kann ich das aber gar nicht mehr vertragen. Das hat sich bei mir auch auf Filme etc. übertragen. Ich weiß nicht, ob ich einfach schreckhafter geworden bin, oder ob die aktuellen täglichen Nachrichten mein Gruselpensum schon genug ausreizen. Bei mir liegen auch noch einige Kings auf dem SuB, so wirklich angesprochen hat mich in den letzten Monaten aber auch keiner.
      Ich habe zum Glück heute UND morgen frei und damit ein schick verlängertes Wochenende, da hab ich wohl das große Los gezogen. ;-) Mir tun aber auch alle leid, die morgen arbeiten müssen!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  5. Hallo Sophia,
    ich kann das so nachvollziehen, dass man bei einigen Büchern am liebsten das Buch zuschlagen möchte, aber trotzdem weiterliest, weil es trotz dem schwierigen emotionalen Thema einfach gut ist. "Bleib bei mir" war für mich ein Buch, dass mich emotional total mitgenommen hat, weil ich die Gefühle der Protagonistin nachvollziehen konnte.
    Hier ist übrigens meine Antwort: https://www.lese-welle.de/aktion-montagsfrage-7/
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Hey Diana,

      ja man kann sich auch an schlechten Büchern gruseln, das stimmt. Da hätte ich in diese Lesejahr leider auch ein paar Kandidaten...

      Liebe Grüße
      Sophia

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