Allgemeines:
Titel: Als der Tod die Liebe fand
Autor: Mariella Heyd
Verlag: Epubli (04. Januar 2017)
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3742700988
Seitenzahl: 432 Seiten
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle-Edition)
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Inhalt:
Muss man gesund sein, um stark zu sein? Muss man zwingend fremde Welten erkunden, um Abenteuer zu erleben?
„Als der Tod die Liebe fand“ beweist, dass man die stärkste Kraft aus den schwierigsten Situationen schöpft und sich die Wunder dieser Welt direkt vor den eigenen Augen abspielen.
Die 18-jährige Mila genießt ihr Leben, bis sie von ihrer Krebsdiagnose überrumpelt wird. Innerhalb weniger Sekunden steht alles auf dem Kopf. Alles, was zuvor ihrem Alltag Farbe verliehen hat, verliert plötzlich an Intensität. Mila merkt schnell: Der Krebs ist ein Egoist, der alles an sich reißt. Im Krankenhaus trifft sie auf Mikael, der ihr über die Widrigkeiten der Chemotherapie und die Eintönigkeit des Krankenhausaufenthaltes hinweghilft. Allerdings steckt in Mikael mehr, als Mila ahnt. Er ist kein Mensch. Er ist gekommen, um Mila mit sich zu nehmen.
Bewertung:
Bevor ich mit der Rezension beginne, einige Worte zum Cover, das ich wunderschön finde. Eigentlich ist es total kitschig, strahlt aber durch das hübsche violett-blau, der verschnörkelten Uhr und den zwei Personen vor dem Sternenhimmel eine romantische Magie aus, der man sich einfach nicht einziehen kann. Auch der Titel ist super treffend. Zuerst war ich etwas skeptisch, da ich gar nicht verstanden habe, was er soll und ihn komplett falsch verstanden habe, doch in der Mitte des Buches ist mir dann ein Lichtlein aufgegangen und jetzt liebe ich ihn einfach! Ich habe das Buch leider nur als E-Book gelesen, doch auf vielen Bildern gesehen, dass die Kapitel sehr schön mit Motiven und Schnörkeln ausgestaltet sind. Ich finde die ganze Darstellung mal wieder sehr gelungen! Den Klapptext finde ich auch gut, da er den fantastischen Teil der Geschichte schon andeutet, aber noch nicht komplett vor dem Leser ausbreitet.
Erster Satz: "Langsam trotteten Mila und der Rest der zwölften Klasse des Queen's College nacheinander aus dem Bus, und sahen sich mit hängenden Mundwinkeln um."
Denn das hat mich zuerst sehr verwirrt. Das Buch beginnt bodenständig, "normal", mit dem Alltag der lebensfreudigen jungen Mila, die sich auf einer Schulfreizeit in ihren Klassenkameraden und Freund Josh verliebt. Sie zofft sich mit ihren Eltern, geht nachts feiern, liebt Kleidung, Schönheit, Musik und das Leben - bis ihr eine niederschmetternde Diagnose ein Strich durch die Rechnung macht. Sie hat Krebs, sagt der Arzt, Blutkrebs mit einer guten zwar Prognose, doch ihr Leben dreht sich trotzdem um 360 Grad. Plötzlich geht es nur noch um ihre Krankheit, alles dreht sich um Chemos, Keimfreiheit und lange Krankenhausaufenthalte bei denen sie sich schon wie tot fühlt.
"Krebs. Mila stockte der Atem. Krebs kannte sie nur aus dem Fernsehen. Blasse Leute mit Glatze, die mit dem Leben abgeschlossen hatten. Krebs, wer bekommt schon Krebs? Krebs kriegen doch immer nur die anderen. (...) "Und das denken die anderen auch."
Dabei ist es keine Hilfe, dass ihre beste Freundin Niki und ihre eigene Familie mit der Situation nicht klarkommen und mehr Ballast als Hilfe sind. Josh bleibt dennoch an ihrer Seite, während Mila zwischen Krankenhausessen, Desinfektionsmittel und Infusionsständern hart um einen letzten Rest Normalität kämpft. Doch dann begegnet sie Mikael, der in ihr nicht nur die Kranke sieht, sondern einfach nur Mila, der den Krebs als Normalität erkennt und sie nicht mit Samthandschuhen anfasst. Bei ihm fühlt sie sich geborgen, denn er scheint der einzige zu sein, der sie in der jetzigen Lage versteht. Mit ihm kommt wieder Hoffnung, ihr Überlebenswille, Freude und Leben in Mila zurück - eigentlich eine schreckliche Ironie, wo er doch ihr Tod ist...
"Ich glaube, man rasiert sich nur einem im Leben eine Glatze. Das lass ich mir doch nicht entgehen." In jedem dieser Sprüche steckte ein Funke Wahrheit, ein Funke Angst, ein Funke Neugier, ein Funke Verlust und ein Funke Mut. Zusammen war es ein großes Gefühlsfeuerwerk."
Und ab da wandelt sich das Buch dann sehr krass. Zuerst hat man es mit einem typischen Krebsbuch zu tun, detailliert bekommt man Milas Situation geschildet, versetzt sich in ihre Lage und leidet mit ihr, an der Hoffnungslosigkeit - ein trauriger aber realer Roman. Doch als Mikael auftaucht, wendet sich das Blatt und Fantasy Elemente heben die Stimmung. Er kommt als übersinnliches Wesen, einer der Söhne des Todes, der Mila in die Ewigkeit begleiten soll. Mit ihm erscheint die kleine Hoffnung, die Mila als Kampfgeist zur Seite steht, auch wenn sie sie nur für ein Hirngespinst sieht. Die beiden stellen Milas Leben völlig auf den Kopf und rufen Gefühle in ihr hervor, wo zuvor nur Wut und Verzweiflung gewesen waren. Doch auch Mikael beginnt mehr für Mila zu empfinden, als er sollte, denn als Tod hat er eine festgelegte Aufgabe, von der er kein Entkommen gibt. Ein Wettlauf gegen den Krebs, gegen den Tod, gegen die Zeit beginnt...
"Ich bin der Tod. Ich spiele mit der Endlichkeit der Menschen und auf der anderen Seite gehört mir die Unendlichkeit."
An manchen Stellen hat mich das Buch etwas verwirrt, da die Perspektiven mitten in der Szene mehrmals von Mila zu Mikael verwischen und man manchmal nicht genau zu ordnen kann, in wessen Gedanken- und Gefühlswelt man sich gerade befindet. Zudem ist der Übergang von Traum und Fantasy zur Realität oft etwas undeutlich, sodass man ein bisschen im Unklaren ist, was gerade wirklich passiert und was nicht. Das ruft aber den interessanten Effekt hervor, dass man wie Mila, die ebenfalls nicht an die Fantasyelemente glauben kann, denen sie begegnet, ein wenig verwirrt ist und im Dunkeln tappt, auch wenn man schon mehr weiß, als sie. Schade fand ich nur, dass die Handlung vor allem gegen Ende etwas zu rennen scheint. Die Autorin beweist sehr viel Fingerspitzengefühl, ich hätte mir aber ab dem Fantasy-Übergang etwas mehr Details und Zeit gewünscht. Die Story ist ansonsten super konstruiert, auch wenn mich der Übergang von Krebsroman zur Fantasy ein wenig überrascht hat.
"Es ist schon komisch", sagte sie mehr zu sich selbst als zu Mikael, "man merkt erst, wie sehr man am Leben hängt, wenn man über das Ende nachdenken muss."
Die achtzehnjährige Mila hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen. Wir erfahren sehr viel von ihren Gedanken und Gefühlen, auch wenn mittels eines personalen Erzählter und erst im letzten Kapitel aus der Ich-Perspektive heraus erzählt wird. Am Anfang erschien sie mir etwas oberflächlich mit ihrer Liebe für Schminke, schöne Kleidung, Clubs und der Angewohnheit, sich mit den Freunden anderer Mädchen zu amüsieren, als sie dann aber ihre Diagnose bekommt und sich ihr Leben schlagartig verändert, habe ich verstanden, dass das einfach nur Lebenslust war, die Suche nach Normalität, die jeden Jugendlichen beschäftigt. Mir gefällt ebenfalls die Art es sehr, auf die Mariella Heyd die restlichen Probleme von Mila schildert, die nichts mit ihrer Diagnose zu tun haben. Nicht übertrieben oder zwanghaft lehrreich, aber doch irgendwie ernstzunehmenden und mit einem kleinen Hauch an Zuversicht.
"Diese Scheißwelt ist scheiße unfair", nuschelte Mila und zog die Nase hoch. "Ja das stimmt. Diese Scheißwelt ist scheiße unfair."
Ihre Diagnose hat aber nicht nur ihr Leben umgekrempelt, sondern auch ihren Charakter bleibend verändert. Sie reagiert zuerst sehr tapfer auf ihre Diagnose und möchte, dass der Krebs nicht ihr, noch das Leben ihrer Familie noch Freunde bestimmt. Doch immer mehr muss sie einsehen, dass das nicht so funktionieren kann, wie sie sich das vorgestellt hat. Zu sehen, wie sie sich dann doch mit ihrer Krankheit auseinandersetzt, sich mit dem Thema "Tod", "Zukunft" und "Abschied" befasst, ist wirklich sehr herzergreifend und spannend. Mikael hilft ihr, sich selber weiterentwickelt und das Leben zu genießen. Sie schafft es nicht zuletzt durch seine Liebe und die Unterstützung ihrer Familie, zu einer erwachsenen und starken Frau heran zu reifen, die ihr Schicksal mit hoch erhobenem Haupt erträgt. Beeindruckend!
"Mila verstand inzwischen, dass sich Normalität und Routine im Laufe eines Lebens ständig veränderten und somit wusste sie nun auch, dass ihre jetzige Normalität irgendwann der Vergangenheit angehören würde..."
Auch ihr Umfeld wurde meiner Meinung nach authentisch aufgebaut: Ihre Eltern, ihre kleine Schwester Emma, ihre beste Freundin Nicki, ihr Freund - alle reagieren entsetzt auf die Diagnose und lassen sich von ihrem eigenen Schmerz so sehr ablenken, dass sie teilweise vergessen, Mila in ihrem eigenen Schmerz beizustehen. Denn während die Angehörigen, Freunde und Bekannte nach einem anstrengenden Krankenbesuch wieder nach Hause gehen können, muss der Patient im Krankenhaus bleiben. Für ihn bleibt die Zeit stehen und sein ganzes Dasein dreht sich nur noch um den Überlebenskampf. Viel zu oft laufen sie vor der Krankheit weg, wo Mila nicht weglaufen kann. Dadurch wirken die genannten Charaktere ein klein bisschen unsympathisch, wenn auch realistisch dargestellt. Das kann man als Zuschauer von außen ganz leicht feststellen und kritisieren, ich glaube aber, wenn man wirklich selbst in so einer Situation ist, ist es unfassbar schwierig, nicht so zu reagieren. So hinterlässt die Diagnose auch bei ihnen ihre Spuren und sie und ihr Verhältnis zu Mila verändern sich stark. Zum Guten wie auch zum Schlechten.
Der Krebs ist hier sehr negativ dargestellt, als wahrer Feind, wobei es je eigentlich die eigenen Körperzellen sind, die sich gegen einen wenden und kein von außen gesteuerter Geist, auf den man wütend sein könnte. Das hat mich ein bisschen gestört, auch wenn es wahrscheinlich realistisch ist, einen Hass auf die Krankheit zu entwickeln, die einen dahinrafft. Sonstige Randinformationen sind gut mit eingebracht, stehen aber nicht im Vordergrund. Es geht hier nämlich eigentlich mehr um den Tod als um Krebs.
"Er war wie Lakritz. Irgendwie mochte man es und konnte es sich aus dem Süßwarensortiment nicht mehr wegdenken, aber freiwillig kaufte man es nie." (...) "Doch manchmal muss es eben echt Lakritz sein!"
Die Idee, den Tod als Person darzustellen, ist nicht neu, aber wunderbar gemacht. Mikaels Charakter ist sehr interessant und geheimnisvoll, da nie viel über ihn verraten wurde, konnte man schön mit rätseln. Besondern gut aber fand ich an ihm die Rolle, die er verkörpert hat: Genau wie der kleine Kampfgeist Hoffnung ist er eigentlich ein Boten des Todes, bringt Mila aber gleichzeitig auch viel Hoffnung, Erlösung und Leben. So lernt man den Tod aus einer komplett anderen Perspektive kennen, mal nicht als erbarmungsloser Feind, sondern als ein alltäglicher Begleiter, der nichts Schlechtes sein muss, sondern einen begleitet, bis die eigene Zeit gekommen ist. Wie der Tod beschrieben wird, friedvoll, fair, erlösend, wunderschön, macht Hoffnung und nimmt die Angst vor dem Thema. Das finde ich sehr wichtig, da der Tod immer noch ein wenig als Tabu-Thema gilt und mit Schrecken erwartet wird, obwohl man nicht mit Sicherheit sagen kann, was danach passiert. Das "Danach", dass in "Als der Tod die Liebe fand" präsentiert wird, ist einfach wunderschön und macht Mut beim Lesen. Viele Autoren lassen ihre Bücher vor dem Jenseits enden, da sie sich nicht genau festlegen wollen, doch das umgeht Mariella Heyd nicht und ich habe es geliebt!!!
"Die Menschen haben Angst vor dem Tod, weil sie ihn nicht kennen, sagen sie. Sie mögen nur den Schutzengel, der Tag für Tag an ihrer Seite ist und sie im rechten Moment beschützt, bevor sie auf die Straße stolpern, während ein Wagen heranrast. Sie verstehen nicht, dass es ein und dieselbe Gestalt ist. Der Tod ist ein guter Geist, der die Menschen täglich beschützt, bis es soweit ist und er sie begleitet."
Der Schreibstil ist wie gewohnt angenehm zu lesen – locker, leicht, bildhaft – alles was das Leserherz begehrt. Mariella Heyd schafft es, ohne lange umschweifende Beschreibungen eine gewissen Grundspannung zu erzeugen. Trotz des eigentlich traurigen Inhalts, ist das Buch unwahrscheinlich lebendig und fröhlich erzählt, sodass man mit einem lebendigen, gestärkten Gefühl das Buch beenden kann.
Das Ende war dann ganz anders, als ich gedacht hatte, mit einer kleinen Wendung darin, eigentlich wenig spektakulär aber sehr herzergreifend mit einem wunderschönen Epilog.
Und die Moral aus der Geschicht´?
"Ich will tanzen. Koste es, was es wolle."
"Gute Einstellung. Man sollte das Leben nicht zu ernst nehmen."
"Im Ernst? Man hat nur das eine", protestierte Mila ein wenig verwundert.
"Ja genau. Man hat nur das eine Leben und überleben tut man es eh nicht", feixte er.
"Also tanze!"
Fazit:
Eine wunderschöne Ode an das Leben, die dem Leser ein wenig Angst vor dem Tod nimmt und stattdessen Hoffnung und Mut schenkt.
Eine klare Leseempfehlung für einfach jeden. Ich denke jeder wird aus dieser Geschichte etwas für sich selbst mitnehmen können.
Eine wunderschöne Ode an das Leben, die dem Leser ein wenig Angst vor dem Tod nimmt und stattdessen Hoffnung und Mut schenkt.
Eine klare Leseempfehlung für einfach jeden. Ich denke jeder wird aus dieser Geschichte etwas für sich selbst mitnehmen können.
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*unbezahlte WERBUNG*
Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat.
(Quelle- Information und Coverbild: Amazon.de. Die Bilder und Cover, sowie die Inhaltsbeschreibungen und Klappentexte sind Eigentum des jeweiligen Verlages bzw. Schriftstellers oder anderweitigen Rechteinhabers.)
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