Sonntag, 7. Januar 2018

Quasar


Allgemeines:
 
Titel: Quasar
Autor: Maike Ruppelt
Genre: Science-Fiction
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform (3. Dezember 2015)
ISBN-10: 1519567170
ISBN-13: 978-1519567178
ASIN: B06XYQPW5T
Seitenzahl: 488 Seiten
Preis: 12,99€ (Taschenbuch)
5,99€ (Kindle-Edition)
Weitere Bände: Quasar: Heimkehr
 
 
 
Inhalt:
 
Stell dir vor, du begibst dich auf eine Reise in die Tiefen des Weltalls.
Du weißt nicht, wie lange du unterwegs sein wirst. Du weißt nicht, ob du die Reise überleben wirst. Du weißt nicht mal genau, wie dein Ziel aussieht. Für Jahre - nein, JAHRHUNDERTE - wirst du ganz auf dich allein gestellt sein.
Und jetzt stell dir vor, du merkst plötzlich, dass du dort draußen doch nicht ganz alleine bist...

 
Kallina Eon verlässt die neuen Kolonien fernab der Erde und macht sich auf den Weg zu den Sternen. Denn dort draußen, an den Grenzen unserer Galaxie, hat man einige rätselhafte Phänomene entdeckt, die sich niemand erklären kann. Einzig die Jäger sind mutig genug, um bis in diese weit entfernten Regionen vorzudringen. Auch Kallina ist Jägerin und kommt ihrem Ziel langsam immer näher. Dabei hat sie keine Ahnung, dass sie es längst selbst ist, die gejagt wird...
 
 
Bewertung:

Nach ihrer fantastischen Cassie-Trilogie (die ich nur jedem empfehlen kann!!!) hat mich Maike Ruppelt auch hier wieder in die wunderschön leuchtenden und doch lebendfeindlichen Weiten des Weltalls entführt und mit dieser Geschichte um ein Mädchen auf einem großen Abenteuer, die Kolonialisierungen anderer Planeten und einer wundersamen wie erschreckenden Entdeckung begeistert!

Das Cover mit der schön gewundenen Galaxie und dem Quasar in der Mitte umgeben von dunklem Sternenhimmel entführt gleich in eine stille, geheimnisvolle Science-Fiction Atmosphäre, wirkt jedoch aufgrund fehlender anderer Elemente sehr schlicht. Nur der Titel und der Name der Autorin zieren das Bild in geschwungener Schrift. Auf der Vorderseite des Buches gefällt mir das sehr gut, die Rückseite des Buchdeckels, die einen linksgebundenen Klapptext in recht großer Schrift zeigt, finde ich ein wenig zu plump. Das Buch ist ansonsten in 3 Teile und 45 Kapitel eingeteilt und in angenehm großer Schrift bedruckt. Dass ganze Textstücke bei regelmäßigen Rückblenden in die Vergangenheit kursiv abgedruckt sind, hat mich anfangs ein wenig gestört, man gewöhnt sich jedoch schnell daran. Schön fand ich die stark vereinfachte Andeutung einer Spiralgalaxie, die dem Prolog vorangestellt ist und auf Kallinas Tätowierung anspielt. Alles in allem mal wieder eine passende und runde Gestaltung im Rahmen dessen, was mit Amazon Fulfíllment möglich ist.

Erster Satz: "Mit geübten Bewegungen huschten meine Finger über den Touchscreen, drehten an Rädchen und drückten auf Knöpfe, um die nötigen Kurskorrekturen durchzuführen."

Durch einen kurzen Prolog, der uns Lesern die Ausgangssituation so wie den groben gesellschaftlichen Rahmen erklärt und uns Appetit auf die Handlung macht, werden wir in ein kleines Raumschiff eingewiesen, das ein Mädchen beherbergt, welches nur ein Ziel hat: dem Geheimnis hinter den riesigen Himmelsgebilden auf die Spur zu kommen, die sie Schein-Quasare nennt und das zu jagen, was auch immer sich dort draußen verstecken mochte.
So hat Kallina vor Jahrhunderten ihre Heimatkolonie Harvenia und alle ihre Freunde verlassen, um mit der "Starglow" diese aktive Kerne einer Galaxie anzusteuern, die sich jedoch durch seltenes Flackern als Fälschung ausweisen. Ganz alleine in der unendlichen Weite des Weltalls setzt sie ihren Weg immer weiter fort - die meiste Zeit in einen künstlichen Schlaf versetzt - und hält auf ihre Ziel zu. Doch als sie eines Tages einen jungen Mann durch die eiskalte Leere treiben sieht und ihn kurzerhand in ihr Schiff aufnimmt, wird sie immer unsicherer, ob sie überhaupt finden will, was sie schon seit so langer Zeit energisch sucht...

Die kurze Zeit, die wir mit Kallina alleine durchs All fliegen müssen, reicht aus um uns klarzumachen, wie einsam und eintönig die Reise durch die Sterne wirklich ist. Was es bedeutet Jäger zu sein und ganze Epochen, Jahrtausende nur im Schlaf zu verbringen, in dem Wissen, dass beim nächsten Aufwachen bereits alle, die man jemals gekannt oder geliebt hat, tot sein werden. Wie es ist, nicht zu wissen, ob es die Menschheit überhaupt noch gibt, wenn man zurückkehrt. Oder ob man überhaupt zurückkehrt. Durch die Kryokapseln, die Körper einfrieren können, wird das ganze Zeit Verständnis, dass man hat komplett auf den Kopf gestellt. Denn nur der Faktor der Zeit macht wirklich klar, wie riesig und unendlich das Universum wirklich ist. 

"Unter mir ergoss sich ein endloses Meer aus glitzernden Sternen, mehr als ein Mensch in seinem ganzen Leben jemals würde zählen können. Einen Augenblick lang, war ich so gefangen, von dieser grenzenlosen Schönheit, dass ich alles andere völlig vergas."

Um uns die Zeit ein wenig spannender zu machen, werden immer wieder Rückblenden aus Kallinas Zeit auf Harvenia vor ihrem Start eingeschoben. So erfahren wir mehr über die Jäger, ihre Träume, werden in eine dystopische Gesellschaft eingeführt, einen Krieg, der nicht zu enden scheint und eine verschwenderische Menschheit, die einen Planeten nach dem anderen ausbeutet, bevor sie einen nächsten durch Terraforming passend macht und kolonialisiert. Außerdem lernen wir den klugen und loyalen Wissenschaftler Kibow kennen, der zusammen mit der hübschen Corice zu Kallinas besten Freunden gehörte. Ich benutzte absichtlich das Präteritum, denn zum im Buch dargestellten "Jetzt" sind die beiden und alle anderen Charaktere logischerweise längst verstorben. Das ist irgendwie eine sehr seltsame Vorstellung und lässt die ganzen Geschehnisse sehr weit zurück und unbedeutend wirken, noch während wir die Szenen lesen und mit fiebern. Das ist durchaus sehr interessant! Durch die vielen Rückblenden können wir Kallina auch immer besser verstehen und nachvollziehen, was sie antreibt, immer weiter hinaus ins Unbekannte zu fliegen. Denn für sie sind seit ihrem Start höchstens 2 bewusst erlebte Jahre vergangen.

Als Kallina dann den im All treibenden Nemyin an Bord holt, ist sofort klar, dass mit ihm etwas nicht stimmen kann. Die Tatsache, dass er trotz der unglaublich niedrigen Temperaturen, der Strahlung und den anderen Druckverhältnissen des Alls überlebt haben soll, seine komplett schwarzen Augen und nicht zuletzt einige sich häufende Auffälligkeiten am Schiff, welche zu eindeutig sind um Zufälle zu sein und eher auf Manipulation hindeuten, machen ihn von Anfang an ein wenig unheimlich. Mit unguten Gefühlen sehen wir zu, wie die einsame Kallina ihn immer weiter aufpäppelt, seine Gegenwart zu genießen beginnt, ohne ein gesundes Maß an Misstrauen und Vorsicht zu verlieren. Wäre das Buch ein Film oder Theaterstück würde man es wohl in diesem Teil als Kammerspiel bezeichnen. Auf engstem Raum den beiden zuzusehen, wie sie sich aus dem Weg gehen, nicht trauen und langsam versuchen, näher zu kommen, was durch einige seltsame Zwischenfälle unterbrochen wird, ist sehr spannend. Allein durch die beiden Charaktere und deren Beziehung zueinander, einem kurzzeitigen Setting-Wechsel und der unterschwelligen brodelnde Anziehung des Geheimnisses, auf deren Lüftung sie immer weiter zufliegen wird die Handlung zu einem spannenden und fesselnden Leseerlebnis. Schade fand ich nur, dass im Prolog bereits schon viel über den Verlauf der Handlung der Rückblenden verraten wird, sodass man an einigen Stellen fast unwillig in die Vergangenheit zurückkehrt. Denn in der Gegenwart wird es immer spannender, während die beiden Charaktere sich zu verlieben scheinen. Langsam schafft es Nemyin sowohl Kallina als auch den Leser einzuwickeln und in Sicherheit zu während, bis ... nun ja, bis sie die Barriere des Schein-Quasars durchbrechen und zwei Fassaden gleichzeitig fallen.

"Wir werden herausfinden, was dort draußen ist." Ich schaute hinauf in das Meer aus Sternen. "Wir werden weiterfliegen. Vielleicht können wir unser Wissen nachher wirklich mit niemandem mehr teilen. Aber wenn wir Erfolg haben, dann haben wir trotzdem gewonnen. Dann haben wir das geschafft, was uns damals kaum ein Mensch zugetraut hat!"

Kallina Eon ist als Protagonistin ein wenig speziell. Auf der einen Seite ist da die routinierte, ausgebildete Pilotin, die ihr Ziel deutlich vor Augen hat und rationale Entscheidungen trifft, um dieses zu erreichen. Auf der anderen Seite steht jedoch das leicht naive Mädchen mit dem kindlichen Traum, als Jäger im Weltraum Geheimnisse zu jagen und dabei gar nicht bemerkt, dass das, was sie eigentlich wirklich suchen will, viel näher bei ihr liegt als irgendwelche Sterne: sich selbst. Diese beiden Seiten machen sie in Kombination recht unberechenbar und manchmal in ihrem Verhalten etwas seltsam, aber durchaus immer stimmig und passend. Man kann sowohl ihre eine als auch die andere Seite gut nachvollziehen und verzeiht ihr gerne einige Ausrutscher und Szenen, in denen sie sich nicht so unter Kontrolle hat, wie ihre Ausbildung das vielleicht vermuten lassen würde.

Ihr gegenüber steht Nemyin, der Mann mit den vielen Gesichtern und den dunklen Augen. In seiner Geschichte, die er Kallina auftischt, lassen sich viele Widersprüche finden, sodass man eigentlich von Beginn an weiß, dass es mit ihm eine andere Bewandtnis haben muss. Auch Kallina ist das klar, es ist jedoch viel einfacher ihm einfach zu vertrauen und die Zweifel zu ignorieren. Und als er immer mehr aufzutauen scheint und sein wahrer, liebenswerter Charakter darunter zum Vorschein kommt, habe auch ich immer wieder gezweifelt, ob er nicht doch einen anderen Part in der Geschichte einnehmen wird, als ich mir das von Anfang an gedacht hatte. Wie es dann am Ende kommt... - verrate ich natürlich nicht :-)

Der Twist der Geschichte ist strenggenommen eigentlich kein richtiger Twist, da die Handlung genau darauf schon die ganze Zeit klar zusteuert und ich mir schon fast denken konnte, was passieren würde, dennoch ändert sich die Geschichte rasant. Ich will gar nicht viel darüber verraten, was sich hinter dem Quasar wirklich verbirgt - mir haben aber die Darstellung und die Idee dahinter sehr gut gefallen.

"Der Himmel war wunderschön. Eine Mischung aus Goldgelb, Hellgrün und Dunkelblau, in dem sich bereits die ersten Sterne abzeichneten. Natürlich, auf meiner Reise hatte ich jeden Tag das All mit seinen Milliarden von Sternen gesehen, aber das hier war anders. Es war wie ein kunstvolles Gemälde, ein Sturm aus Farben, die ineinanderliefen und sich zu weiteren Farben vermischten, immer wieder aufs Neue, so weit das Auge reichte. Und mitten in diesem bunten Meer schwebte majestätisch der riesige Mond."

Was sicherlich neben der neuen Idee und den beiden tollen Charakteren noch die packende Atmosphäre der Geschichte ausgemacht hat, ist der tolle Schreibstil von Maike Ruppelt. Sie trifft immer die richtigen Worte um die gewünschte Emotion hervorzurufen, beschreibt bis ins Detail genau, ohne lange abzuschweifen. Traurige, nachdenkliche, spannende, romantische aber auch lustige Szenen erschafft sie authentisch und mitreißend. In klaren aber trotzdem recht verkünstelten Sätzen fasst sie direkt einen Zustand zusammen, sodass man schnell einen Überblick über das Geschehen erhält und schnell vorankommt. Leider haben mir die vielen Gänsehaut-Sätze ein wenig gefehlt, über die ich bei der Cassie-Trilogie ständig gestolpert bin. Aber ich denke, diese Reihe wird auch für immer mein unangetasteter Favorit bleiben ^^.

Das Ende kam dann sehr schnell und fast schon abrupt als sich einige Probleme (wie zum Beispiel die drohende Zerstörung der ganzen Menschheit) fast im Handumdrehen auflösen. Dafür dass diese Probleme davor angemessen aufgebauscht wurden, hätte ich mir vielleicht doch ein wenig mehr als eine nebenbei erzählte Auflösung der Problematiken gewünscht. Doch das ist das einzige, was ein wenig auf der Strecke liegen bleibt, ansonsten hat diese ungewöhnliche Science-Fiction-Story auf ihrem Weg von der Erde durch das Universum mal wieder alles mitgenommen, was drin gewesen war und mich abseits von vorgegebenen Mustern auf hohem Niveau unterhalten.

Ich freue mich jetzt auf jeden Fall auf den nächsten Teil "Quasar: Heimkehr", welcher erst seit wenigen Wochen auf dem Markt ist und schon auf meinem Nachttisch liegt. Mal sehen, wohin Maike Ruppelt Kallina und mich nun führt...!

 
Fazit:

Mal wieder Science-Fiction auf hohem Niveau: eine abenteuerliche Reise durch unser Sonnensystem voller Spannung, Liebe, Träumen und der Suche nach dem Unentdeckten.


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*unbezahlte WERBUNG* 
Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. 
(Quelle- Information und Coverbild: Amazon.de. Die Bilder und Cover, sowie die Inhaltsbeschreibungen und Klappentexte sind Eigentum des jeweiligen Verlages bzw. Schriftstellers oder anderweitigen Rechteinhabers.)
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