Montag, 23. Januar 2023

Serienempfehlung: Sandman


"The Sandman" ist ja schon seit August auf Netflix streambar, ich war mir aber lange Zeit nicht sicher, ob ich sie sehen möchte, da ich Angst vor ausgeprägten Horrorelementen hatte. Als mir die Fantasyserie, die auf den gleichnamigen DC Comics von Neil Gaiman basiert, dann aber doch vermehrt empfohlen wurde, habe ich vor Weihnachten beschlossen, ihr eine Chance zu geben. Zu 100% überzeugt hat mich die erste Staffel zwar nicht, ich bin aber sehr begeistert vom Look der Serie und empfand die Erzählart sowie die Handlung als erfrischend anders.



Darum geht´s:

Als Lord Morpheus (Tom Sturridge), der auch als "Dream" oder "Sandman" bekannt ist, von einem britischen Okkultisten für hundert Jahre gefangen gehalten wird, gerät die Welt der Träumenden und Wachen gleichermaßen aus den Fugen. Denn als einer der Ewigen und Bruder von Death (Kirby Howell-Baptiste), Destiny, Despair (Donna Preston), Destruction, Desire (Mason Alexander Park) und Delirium ist er Herrscher über den Schlaf und die Träume. Nach seiner Befreiung muss er deshalb zusammen mit der Bibliothekarin Lucienne (Vivienne Acheampong), dem Raben Mattew (Patton Oswalt) seine Insignien wiederbeschaffen - ein Säckchen mit Traumsand, einen Helm und einen Rubin. Außerdem gilt es, sein Traumreich wiederaufzubauen und mehrere daraus entflohene Albträume wie den Korinther (Boyd Holbrook), die in der Menschenwelt ihr Unwesen treiben, zurückzuholen. Zu allem Übel wird außerdem ein neuer Traumwirbel prophezeit, der das gesamte Universum zerstören könnte...


Das denke ich über die Serie:

"Sandman" ist eine Serie, die mich mit einem ganz neuen Erzählkonzept, dem Genremix aus Fanatsy, Horror und Mystery, seltsamen Ideen und einer düsteren Atmosphäre überrascht hat. Keine der Folgen war für mich vorhersehbar oder auch nur annähernd das, was ich erwartet hätte, und damit sticht die Produktion deutlich aus der Masse der immergleichen Netflix-Serien hervor. 

Das bedeutet jedoch nicht, dass mich "Sandman" bedingungslos überzeugen konnte. Im Gegenteil war das Schauen dieser Serie für mich ein einziges Auf und Ab und könnte theoretisch für jede Folge einzeln eine Rezension schreiben, die in ihrer Bewertung stark unterschiedlich ausfallen würde. Denn hier wird sehr episodenhaft erzählt, sodass die einzelnen Folgen in sich recht abgeschlossen sind und auf den ersten Blick nur wenig miteinander zu tun haben. Damit ist ein klarer roter Faden nur schwer zu finden. Zwar sind bei genauerem Hinsehen alle Punkte der Handlung miteinander verbunden und gegen Ende wird auch eine grobe Rahmenhandlung deutlich, es gibt jedoch immer wieder Einschübe, die sehr willkürlich wirken. Egal ob eine blutige Eskalation in einem Diner, eine halbe Folge erzählt aus der Perspektive einer Katze, eine Serienkiller Convention oder eine spontane Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte - hier ist viel Platz für skurrile Ideen, die die Handlung zwar abwechslungsreich ergänzen, aber beim Schauen auch verwirren und für einen sehr ambivalenten Eindruck sorgen. 

Neben der Tatsache, dass mir einige Folgen deutlich besser gefallen haben (z.B. Folge 6 und 9) als andere (z.B. Folge 5) und man den roten Faden aktiv suchen muss, ist auch die langsame Erzählweise charakteristisch für die Serie. Es gibt generell nur wenig Action oder Spannung und stattdessen lässt die Geschichte die düstere Atmosphäre für sich arbeiten. Diese entsteht zum Teil durch die Themen Traum, Gefangenschaft, Schicksal, Verrat, Tod, Schuld und Macht. Zum anderen aber auch durch den dunklen Look der Serie. Schon nach wenigen Folgen ist mir aufgefallen, dass man der Geschichte stark anmerkt, dass sie auf einer Comic Reihe basiert, denn die Optik steht stark im Vordergrund. Das äußert sich zunächst positiv in einem detailreichen Setting, in einfallsreichen, prägnanten Kostümen sowie tendenziell überzeichneten Charakterdarstellungen mit leicht wieder erkennbaren Features. Leider fehlte mir dadurch aber auch ein wenig Tiefe bei den Figuren und dem Worldbuilding. Seien es Morpheus´ Geschwister, die anderen Ewigen, die Rolle der Hölle mit dem gefallenen Engel Lucifer oder die Weiten des Traumreiches - viele Aspekte des Worldbuildings werden hier nur angeschnitten und lassen viele Fragen und Anknüpfungspunkte für weitere Staffeln offen. 

Auch die Hauptfigur hätte für meinen Geschmack noch deutlich mehr Tiefe erhalten können. Zwar hatte Lord Morpheus mit seiner geheimnisvollen Verschlossenheit, seiner androgynen Schönheit und seiner interessanten Entwicklung am Ende durchaus seinen Charme, ich hätte mir aber noch mehr Informationen über ihn als Persönlichkeit gewünscht. Das können mögliche Fortsetzungen aber natürlich noch nachholen. Ansonsten möchte ich noch den diversen Cast loben, der viele Überraschungen bietet und dafür sorgt, dass auch Nebenrollen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Besonders der Korinther hat es mir angetan...

Bevor ich meine kurze Rezension zur ersten Staffel beende, möchte ich noch kurz darauf hinweisen, dass es sich bei der 11. Folge um eine Bonusfolge handelt, die verschiedene Geschichten erzählt, die in irgendeiner Weise mit Dream oder dem Traumreich zusammenhängen. Die Handlung der ersten Staffel endet mit der 10. Folge. Ob ich die 11. Folge als trotzdem sehenswert empfehlen würde, bin ich mir nicht sicher. Mich hat sie zu gleichen Teilen verwirrt und fasziniert - was meine generelle Erfahrung mit "Sandman" gut auf den Punkt bringt.

Mein Urteil:

"Sandman" überzeugt mit einem episodischen Erzählkonzept, einem abwechslungsreichen Genremix aus Fantasy, Horror und Mystery, einer düsteren Optik und interessanten Figuren. Ich hätte mir jedoch einen etwas stärkeren roten Faden gewünscht, da viele der Folgen sehr willkürlich wirken und meiner Faszination beim Schauen der Serie eine gute Portion Verwirrung beigemischt war.


Zum Trailer:



Bild-Quellen: Moviepilot.de

14 Kommentare:

  1. Hi Sophia,
    ich finde an der Serie sehr spannend, dass hier eine Graphic Novel Serie verfilmt wurde. Schon das Hörspiel fand ich sehr spannend und würde auch gern die Serie schauen, habe aber keinen Netflix Account und kenne auch keinen, der mit mir teilen mag. Jetzt, wo alle Folgen verfügbar sind, müsst ich mich vielleicht mal einen Monat lang anmelden, um dann einen kleinen Serienmarathon zu starten :)

    Viele Grüße
    Frank

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    1. Hey Frank,

      Wie ich ja in dem Beitrag schon beschrieben hatte, finde ich, dass man der Serie total anmerkt, dass hier Graphic Novels und keine reine Buchreihe verfilmt wurde. Die Optik steht hier einfach stark im Vordergrund und ist wirklich toll ausgearbeitet. Da ich das Originalmaterial nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, wie gut es hier umgesetzt wurde. Angesichts der Tatsache, dass die Reihe ja Langezeit als unverfilmbar galt, finde ich das Endergebnis schon beachtlich!
      Man hat die Folgen locker in ein, zwei Wochen durch, ein Probeabo lohnt sic in meinen Augen also sehr, um einen Blick auf die Serie zu werfen.

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Schönen guten Morgen!

    Also "kurz" finde ich deine Rezension zur Serie nicht :) Du hast alles gut auf den Punkt gebracht!
    Ich hab die Serie auch geschaut, und ich fand eigentlich schon dass sie einen roten Faden hat, auch wenn es schon ein bisschen episodenhaft gewirkt hat.
    Mir haben auch nicht alle Folgen gleich gut gefallen, aber insgesamt, eben auch durch die geniale Optik, hat sie mich sehr fasziniert :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Guten Morgen (oder ist schon mittag...) Aleshanee,

      ja gut, das hängt davon ab, wie man "kurz" definiert 😂. Meine sonstigen Beiträge schweifen ja oft noch weiter ab, von demher ist dieser hier für meine Verhältnisse schon etwas knapper...
      Also ein roter Faden in dem Sinne, dass man erkennen kann, wie alles miteinander zusammenhängt, ist schon vorhanden gewesen. Aber eben kein durchgängiger Handlungsrahmen (eher zwei, zuerst die Suche nach den Artefakten, dann die Handlung rund um den Wirbel und dazwischen viele davon losgelöste Episoden) und das hätte ich mir schon gewünscht.
      Aber es war eben auch viel Gutes dabei, also will ich mich nicht beschweren!

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Haha, ja ich weiß, sonst eskaliert es bei dir immer ein bisschen xD

      Ich weiß natürlich was du meinst, aber mich hat das tatsächlich nicht gestört sondern ich fand es eher mal toll, mal was neues, anderes, dass jede Folge auch so ein bisschen für sich stand. Vor allem hat sie mich jetzt auch sehr neugierig auf die Comics gemacht.

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    3. Haha wie gut, dass das schon so eine Art Markenzeichen von meinen Beiträgen ist ;-))) Ich versuche ja wirklich, schneller zum Punkt zu kommen, da ich selbst auch lieber prägnante Beiträge lese, aber meistens geht einfach meine Begeisterung mit mir durch...

      Mich hat die Serie auch sehr neugierig auf die Comics bzw. auch die Hörbücher gemacht. Ich hatte vor der Netflixserie wirklich noch nie etwas von der Geschichte gehört, bin aber ein bisschen angefixt...

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    4. Gehört hatte ich davon schon, einfach auch durch den Autor, weil ich schon einige Bücher von Neil Gaiman gelesen hab. Und geschaut hab, was es noch so von ihm gibt... aber ich bin einfach kein Comicleser oder auch Graphic Novels. Allerdings sind hier die Zeichnungen schon sehr sehr gelungen und auch die Geschichte reizt mich. Mal sehen ob ich mich doch mal dran wage :D

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    5. Mir hat auch der Autor davor gar nichts gesagt. Aber ja, ich bin auch nicht die typische Comicleserin. Ab und zu lese ich sehr gerne mal eine Graphic Novel, aber mir sind unterm Strich Bücher doch lieber.

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    6. Der Film "Der Sternwanderer" ist ja eigentlich recht bekannt - kennst du den vielleicht? Der basiert auf einem Buch von Neil Gaiman - das ich übrigens sehr empfehlen kann :)

      Oder Coraline - war sogar im Kino. Ein Kinderbuch von ihm - was ich aber sehr unheimlich finde xD

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    7. Den Film kenne ich tatsächlich nicht und habe ihn noch nie gesehen (auch wenn ich nach der Inhaltsbeschreibung und dem Cast nun durchaus neugierig bin - kannst du ihn denn empfehlen?). Ich habe aber tatsächlich gerade festgestellt, dass ich das dazugehörige Buch doch kenne, aber nicht gelesen habe. Das ist wahrscheinlich so ein Autor, der mir unbewusst schon etliche Male über den Weg gelaufen ist, dessen Namen ich mir aber nie gemerkt und dessen Werke ich nie aktiv angeschaut habe.
      Schade eigentlich!

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    8. Ich kann das Buch und den Film sehr empfehlen :)
      Er hat halt schon einen sehr eigenwilligen Schreibstil, das muss man mögen.
      Aber grad der Sternwanderer ist wirklich toll!
      Coraline ist auch recht bekannt, oder American Gods, was auch verfilmt wurde.

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    9. Super, dann schaue ich mir den Film bei Gelegenheit mal an. Ich habe gerade gesehen, dass es den sogar bei Amazon Prime Video gibt, da läuft mein Abo noch ein paar Wochen...
      "American Gods" kenne ich auch praktisch "vom sehen", da konnte ich aber vorher auch nicht zuordnen, dass Neil Gaiman das geschrieben hat. Wie gesagt, er war vor dieser Serie wirklich gar nicht auf meinem Radar.

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  3. Guten Morgen!

    Ich hab deinen Beitrag heute gerne in meiner Stöberrunde verlinkt :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Vielen Dank dir mal wieder! Ich muss später unbedingt mal wieder durch die neue Runde durchstöbern!

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