Serienempfehlung: Kaleidoscope

Seit dem 1. Januar ist die Netflix-Serie "Kaleidoscope" streambar. Mit 8 Folgen ist der Actionthriller über einen Raub ein kurzes Vergnügen und reiht sich inhaltlich in eine lange Reihe an bekannten Serie wie "Haus des Geldes" oder "Lupin" ein. Das Besondere an der Serie ist allerdings, dass die einzelnen Folgen nicht durchnummeriert, sondern mit Farben codiert sind. Beim Schauen kann man deshalb die Reihenfolge der Episoden frei wählen, wodurch unterschiedliche Zugangsweisen und Blickwinkel auf die Handlung ermöglicht werden. 

Darum geht´s:

Während der Hurricane Sandy über New York hinwegfegt, will eine Gruppe von Räuber:innen den größten Heist aller Zeiten durchführen. Die Bande besteht aus dem gerissenen Mastermind Leo (Giancarlo Esposito), der Anwältin und Waffenexperint Ava (Paz Vega), dem Schmuggler Stan (Peter Mark Kendall), der Chemikerin Judy (Rosaline Elbay) und deren Ehemann Safeknacker Bob (Jai Courtney). Gemeinsam wollen die sieben in den Tresor von Sicherheitsexperte Roger Salas (Rufus Sewell) einbrechen und Wertpapiere im Wert von 7 Milliarden Dollar erbeuten. Das Vorhaben der Bande ist jedoch von Verrat, Rache und Intrigen gezeichnet und außerdem ist ihnen das FBI in Form von Agentin Nazan Abassi (Niousha Noor) dicht auf den Fersen...

Das denke ich über die Serie:

Das Auffälligste an der Kurzserie ist die nicht lineare-Erzählweise, deshalb möchte ich auch zuerst auf diesen Punkt eingehen. Die Handlung der acht farbcodierten Folgen erstreckt sich über einen Zeitraum von 25 Jahren und deckt damit verschiedene Zeitpunkte vor und nach dem Überfall ab. In chronologischer Reihenfolge wäre das: Lila (24 Jahre vor dem Überfall), Grün (7 Jahre vor dem Überfall), Gelb (6 Wochen vor dem Überfall), Orange (3 Wochen vor dem Überfall), Blau (5 Tage vor dem Überfall), Weiß (der Überfall), Rot (der Morgen nach dem Überfall), Pink (6 Monate nach dem Überfall). Würde man die Serie in genau dieser Reihenfolge schauen, wären man wohl optimal informiert, würde aber nur wenige Überraschungen erleben, weshalb sich Netflix dafür entschieden hat, die Reihenfolge der Episoden zufällig anzuzeigen. Dabei ist die Episode Weiß, also der Überfall, in jedem Fall die letzte Folge, da dort enthüllt wird, wer wen betrogen hat und wer der wahre Strippenzieher hinter den Abläufen war. 

Meine persönliche Reihenfolge war: Gelb, Grün, Blau, Lila, Orange, Rot, Pink, Weiß - und das hat für einige überraschende Wendungen, aber auch einige Verwirrung und Frustration gesorgt. Denn auch wenn durch die Einblicke in nach dem Überfall vieles vorweg genommen wird und man durch die nicht chronologische Erzählweise nicht immer alles versteht, erzeugt es eine immense Spannung zu sehen, wie die einzelnen Puzzleteile langsam an ihren Platz rücken. Nach dem Schauen würde ich den Schluss ziehen, dass es einige Reihenfolgen gibt, die besser passen als andere, insgesamt sind die Folgen aber so raffiniert konzipiert, dass man mit jeder gut einsteigen kann.

Lässt man die originelle Erzählweise außen vor, kann die Serie aber inhaltlich nur wenig neues bieten. Heist-Thriller gibt es mittlerweile ja wie Sand am Meer und auch im Verlauf von "Kaleidoscope" tauchen viele bekannte Ideen und sogar ganze Szenen auf, die an Klassiker wie "Prison Break", "Haus des Geldes" und Co erinnern. Auch die Figuren haben mich leider nicht alle überzeugen können. Durch die verschiedenen Zeitebenen hat die Serie zwar viel Zeit, tief in das Leben der Figuren einzusteigen und uns eine ganze Bandbreite interessanter Charaktere zu präsentieren, viele der Charakterisierungen erschienen mir aber trotzdem nicht lebendig und glaubhaft genug (z.B. Bob oder Judy). Das führt dazu, dass ich - besonders nachdem ich die Folge Pink gesehen hatte - keine starke Verbindung zu den Figuren aufbauen konnte und mehr an der Lösung des Rätsels um den Überfall als an ihren Schicksalen interessiert war. Die Auflösung am Ende war stimmig, rund und raffiniert, auch wenn sie für mich nicht gänzlich überraschend kam. So bleibt ein gemischter Eindruck zurück, bei dem die Bewunderung für die mutige Idee allerdings überwiegt.

Mein Urteil:

In "Kaleidoscope" wird ein spannender Heist-Thriller mit originellem Erzählkonzept aufgerollt, der was Handlung, Figuren und Atmosphäre angeht jedoch nicht mit Klassikern des Genres mithalten kann. Gerade aufgrund des geringen Umfangs mit 8 Folgen kann ich die Kurzserie aber dennoch an Fans von Actionfilmen, Krimirätsel und Thrillern weiterempfehlen!

Zum Trailer:

Bild-Quellen: Moviepilot.de