Ein bisschen verspätet (aber eigentlich ist es ja nie zu spät um auf gute Musik hinzuweisen) will ich euch nochmals auf das neue Album meiner Lieblingsband stoßen: "Trench" von Twenty one Pilots. Wenn ihr aufmerksame Verfolger unseres Blogs seid oder vielleicht sogar selbst die Band mögt, dann wisst ihr, wie schwer es in den letzten Jahren war, ein Fan von der Indie-Band "Twenty one Pilots" zu sein. Seit dem Sommer 2016 (Heathens) und 2015 dem letzten Album (Blurryface) gab es nichts Neues zum Bestaunen, ja nicht einmal ein Datum zum Hinfiebern auf ein neues Album!
Doch im Juli hatte das Warten endlich ein Ende! Ein Jahr nachdem sich Tyler Joseph und Josh Dun in einen verlängerten Erholungsschlaf begaben, kam die Band nicht mit einem, sondern gleich zwei neuen Songs zurück und kündigten ihr neues Studioalbum an, das unter dem Titel "Trench" am 5. Oktober erschienen ist. Wie die Letzen Alben auch ist das Album vom Plattenlabel Fueled by Ramen herausgebracht worden.
Dass ich dieses Album in den vergangenen Wochen hoch und runter gehört habe, muss man denke ich nicht dazu sagen. Während sich die ganze Indie-Welt noch fragt, was Tyler Joseph und Joshua Dun nun mit all ihren sprachlichen und musikalischen Umschreibungen sagen wollen, sind die beiden schon im Rahmen ihrer internationalen "The Bandito Tour" dabei, die ganze Welt zu bereisen und kommen dabei im Februar 2019 auch für Konzerte nach Deutschland.
Gedanken zum Album:
Vier Alben haben wir nun hinter uns, vier Alben voll mit Tracks, die mit den Genre-Grenzen spielen, ständig Neues ausprobieren, dabei unzählige Hits abliefern und trotzdem ihren typischen originellen "TOP-Stil" beibehalten. Mit dem fünften Album wagt das Musikerduo ein Konzeptalbum, in dem die kryptische Geschichte und die lyrischen Gedanken hinter der Musik genau so wichtig sind, wie die Beats im Vordergrund.
"Trench", was "graben" bedeutet, proträtiert ein lyrisches Ich, das aus der fiktiven Stadt Dema fliehen will. Durch die Texte der verschiedenen Lieder, die diesmal jedoch keine so krassen Gegensätze aufweisen, ziehen sich Anspielungen und krasse Metaphern, die durch Interviews, Spekulationen der Fans und durch die cineastischen Videos bestätigt werden. Auch wenn sich nicht alles entschlüsseln lässt und noch viel Geheimnisvolles in der Musik verborgen liegt, ist klar: es geht hier vor allem um zwischen-den-Stühlen-Stehen, mentale Gesundheit, Selbstzweifel und die dadurch verkomplizierten Beziehungen zu anderen Menschen. Mit Nico (Vgl: "Nico and the Niners") bekommt Tylers Alter Ego Blurryface (eine musikalische Verkörperung seiner seelischen Dämonen) Gesellschaft. Gerade dass man immer wieder neue Verbindungen und Anspielungen entdecken kann, macht dieses Album so besonders und komplex. Und damit haben die beiden Künstler wohl die größte Angst ihrer Fans widerlegt: obwohl sie mittlerweile die größten Stadien füllen können, passen sie sich nicht der Mainstream-Kultur an und behalten ihre nachdenkliche und unkonventionelle Spielart bei.
Das Album umfasst 14 Tracks. Als Opener beginnen die beiden mit "Jumpsuit", welches auch als erstes, schon vor dem eigentlichen Album erschien. Mit den unglaublichen Bassrhythmen und der Steigerung, die am Ende durch Screamen erzielt wird, wird der Hörer schon gleich auf den neuen, dunkleren Sound vorbereitet. Es folgt mit "Levitate" ein Spoken-Word Song, der jeglichen Refrain vermissen lässt, bevor wir mit "Morph" gänzlich in der düsteren Welt von Trench ankommen. Während ich noch ein wenig um die fröhlich-spielerischen Ukulele-Einsätze der letzten Alben getrauert habe, nimmt nun die Musik die Stimmung des Textes an: nachdenklich, dunkel, episch. Eingängige, hohe Refrains wie in “My Blood” wechseln sich mit philosophischen Strophen in Moll-Tonart und Sprechgesang ab. Allgemein pendelt das Album viel zwischen ruhig und wütend. In "Chlorine" und "Smithereens" besticht Tyler mit der Unvollkommenheit seiner Lead-Vocals, die durch ihre Imperfektion berühren. An siebter Stelle folgt dann mein persönlicher Höhepunkt des Albums: In "Neon Gravestones" preist Tyler die Achtung vor dem Althergebrachten an, während er musikalisch mit Piano-Passage, stolpernde Rhythmen, Tempo-Brüche, Spoken Word, Synthie-Orchester und Stakkato-Bass-Drum wohl alles anders macht, was vor ihm andere als Maßstab gesetzt haben. Hier kommen durch die emotionsgeladene Stimme von Tyler wieder unglaublich starke Gefühlen wie Verzweiflung, Angst, Trauer oder Panik zum Vorschein.
"The Hype" lebt außer von seinem Ohrwurmpotential auch vom Gegensatz von fröhlichem Beat und melancholischem Text, während "Nico And The Niners" sich von einem Modern-Roots-Reggae-Einstieg zu gelingenden Effekt-Experimenten vorarbeitet. Dieselben Reggae-Tendenzen kann man in “Cut My Lip” wiederfinden. Das musikalische Highlight des Albums ist der fünfeinhalb Minuten Track "Bandito", ein musikalisches, gesangliches und textliches Gesamtkunstwerk, welches das Niveau von früheren Songs mühelos halten kann. Darauf folgt "Pet Cheetah", welches mit äußerst verrückten, teilweise fast schon gewöhnungsbedürftige Effekten verwirrt und von "Legend", wo als einziges die sonst so oft verwendete Ukulele deutlich zum Vorschein kommt. Abgerundet wird das gelungene Album dann vom traurig-schönen "Leave the City", welches mit sanften Tönen das Themengebiet vorerst abschließt.
Fazit:
Auch wenn ich die heftigen Genre-Sprünge der vorherigen Alben in "Trench" ein bisschen vermisst habe, fühlt es sich so an, als würden die beiden mit diesem Album endlich bei ihrem Stil ankommen, der wohl in einer absurden Mischung aus Rock, Rap-Metal, Acid-Jazz, , Hip Hop, Modern Roots-Reggae und Electro-Funk besteht. Ich kann das Album ohne Einschränkungen an alle Fans der Band aber auch an alle anderen empfehlen, die in eine dunkle, mitreißende Soundwelt abtauchen und sich von philosophischen, anspielungsreichen Texten zum Nachdenken anregen lassen wollen.
Trackliste:
1. Jumpsuit
2. Levitate
3. Morph
4. My Blood
5. Chlorine
6. Smithereens
7. Neon Gravestones
8. The Hype
9. Nico And The Niners
10. Cut My Lip
11. Bandito
12. Pet Cheetah
13. Legend
14. Leave The City
1. Jumpsuit
2. Levitate
3. Morph
4. My Blood
5. Chlorine
6. Smithereens
7. Neon Gravestones
8. The Hype
9. Nico And The Niners
10. Cut My Lip
11. Bandito
12. Pet Cheetah
13. Legend
14. Leave The City
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